Andrea Strahm: "Alles mit scharf"

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Gar nichts, schon gar nicht Fasnacht

Auf einmal waren die Tiere da, als Franz Hohler einst an seinem Schreibtisch sass. Adler, Hirsche, Wölfe, mitten in der Stadt. Es wurden immer mehr, unaufhaltsam. Die Natur, die verdrängte, schlug zurück, unerbittlich.

 

Wie die Fasnacht in Basel, die menschgemachte Naturgewalt. Liess sich nicht ausrotten, lag bloss im Dämmerschlaft, ist wieder da. Kein Cortège, aber Fasnacht.

 

Voll war Frau Fasnacht nicht zurück, noch rieb sie sich den Schlaf aus den Augen. Ein bisschen taumelnd, suchend. Der grauenhafte Krieg in der Ukraine und die wieder stark steigenden Ansteckungszahlen von Corona haben sichtlich Spuren hinterlassen. Die grosse Party blieb aus, der überwältigte Freudentaumel über die wiedererreichte Normalität war es nicht.

Da ist noch keine Normalität, da sind noch Wunden, da ist viel Nachdenklichkeit. Was hat die Pandemie mit uns gemacht, was macht dieser schreckliche Krieg noch mit uns?

"Es geht um Fakten versus Fake News,
es geht um Ukraine versus Putin."

Einige der Aktiven haben die schwierigen Themen zum Teil und in letzter Minute noch versucht umzusetzen, und einigen gelang dies grossartig. Andere haben sie ignoriert. So hat sich ein mancher Schnitzelbank mutlos mit Sprüchen gegen Zürcher oder Deutsche auf ausgelatschten Trampelpfaden bewegt.

Das kam sichtlich schlechter an als auch schon. Denn eines haben die vergangenen Jahre und hat die gegenwärtige Krise bewirkt: Man ist ein stückweit zusammengewachsen. Es geht nicht um Basel gegen Zürich. Es geht um Fakten versus Fake News, es geht um Ukraine versus Putin.

Fasnacht ist in Basel zynisch, sarkastisch, böse, Fasnacht muss zustechen, auf den Punkt bringen, anprangern. Fasnacht war in Basel noch nie nett, und soll es, um Himmels Willen, auch nie werden. Die Larve erlaubt es, Klartext zu reden, in aller Schärfe, kreativ und originell. Mit Pauken und Trompeten, in aller Ehrlichkeit und ohne Konsequenzen. «Gäll de kennsch mi nid».

 

In wunderschöner Verpackung zudem, in früheren Jahren, Tambouren und Pfeifer, Guggen und Wäägeler. Das kam in diesem Jahr zu kurz. Zwar fand eine Art Cortège statt, die Passiven säumten die Freie Strasse, einige wunderschöne Formationen zogen durch. Aber es bot sich nicht das gewohnte, witzige, ästhetisch abgerundete Bild der Aktiven mit einer Formation nach der andern, einem Feuerwerk von Kompositionen aus Laternen, Requisiten und Kostümen.

Es war, mit Verlaub, ein Hühnerhaufen, der da herumirrte. Das Comité hat sichtbar gefehlt. Viele Aktive liefen ohne Larve und Perücke durch die Gegend. Riesenweiber mit Riesenbusen und oben ragte ein glatzköpfiges Männerköpfchen heraus. Ein Waggis, aber vom Hals an aufwärts Tussi mit geishamässigem Make-Up. Nicht schön. Nicht witzig. Gar nichts, schon gar nicht Fasnacht.

 

Aber verständlich. Es war ein Sehen und Gesehenwerden, und nicht ein «Gäll de kennsch mi nid». Ich bin noch da, und du? Wie ist es dir gegangen? Es war ein Suchen, ein Finden, ein Wiederfinden und Wiedersehen. Dazu mussten sich auch die Aktiven sichtbar machen.

 

Das Alltägliche, so schrieb es einst die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" zur Erzählung von Franz Hohler, hat jene Sprünge erhalten, die nachdenklich stimmen. Das trifft es auch hier. Aber die Fasnacht stand immer wieder auf, Phoenix aus der Asche. Der Anfang ist gemacht.

14. März 2022
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Andrea Strahm, geboren 1955, arbeitete als Anwältin auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums und ist seit 2021 pensioniert. Die ehemalige Präsidentin der damaligen CVP Basel-Stadt (neu: "Die Mitte Basel-Stadt") ist Grossrätin und Fraktionspräsidentin ihrer Partei. Die Mutter zweier Töchter lebt in Basel. © Foto OnlineReports.ch

andreastrahm@bluewin.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
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"Wir reden später nochmals darüber"

Lieber Herr Handschin, Sie beschreiben die Sache völlig richtig, aber eben völlig richtig dramatisch: Uns Wohlstandsverwahrlosten ist offenbar alles egal, solange es uns nicht trifft und bevorzugen stattdessen Diskussionen über unsere "Werteordnung", offenbar ein "Exportschlager" erster Güte! Aber warten Sie ab, wie sich eine Gesellschaft mit mangelhafter Empathie entwickeln wird; wir reden dann später nochmals darüber. Haben Sie im übrigen mitbekommen, dass Schätzungen davon ausgehen, das 90 Prozent der Ukrainer künftig in Armut leben werden? Geht das ebenso an Ihnen und uns vorbei?


Dieter Troxler, Rünenberg



"Ist das alles weniger schlimm?"

Werter Herr Troxler, ich kann Ihre Befindlichkeit verstehen. Ihr Blick aber ist sehr eng. Es herrscht schon überall auf der Welt Krieg und Elend. Alle fünf Sekunden stirbt ein Kind an Hunger. Wir haben uns daran gewöhnt, dass flüchtende Menschen im Mittelmeer ertrinken. Ist das alles weniger schlimm als der grausame Krieg in der Ukraine? Dieser Krieg beherrscht jetzt alle Schlagzeilen, als würde all das andere Elend nicht existieren. Jede Stunde müsste es in den Nachrichten heissen: wieder sind 720 Kinder verhungert. Jeden Morgen: Gestern sind wieder 17'000 Kinder verhungert. Das heisst, auf jede Fasnacht und jegliche Feierlichkeiten sollte verzichtet werden. Und den Leidenden geht es dann besser?


Lars Handschinn, Basel



"Diese Fasnacht zu feiern, war obszön"

Nach meinem Gusto hätte Andrea Strahm deutlicher formulieren müssen und können. Dass mitten in einer humanitären Katastrophe zufolge der putinschen (nicht russischen) Invasion in die Ukraine die Basler Fasnacht feiern, halte ich für obszön.

Ich erinnere mich noch gut, wie lange die Gedenkzeit an den Zweiten Weltkrieg dauerte und diese geschichtlichen Katastrophe auch im Volk mit Respekt begegnet wurde.

Irgendwie scheinen heute aber Kriegsbilder – auch wenn sie sich vor der eigenen Haustüre ereignen – quasi als Konsumgut, ohne weiterreichende Konsequenzen. Dass die Basler Regierung nicht zur Besinnung statt Fasnacht aufgerufen hat, ist ja leicht nachvollziehbar, hocken doch die meisten selbst in massgeblichen Zünften oder dachten wohl eher an kommende Wahlen: wer wählt schon einen Kandidaten, der zur Besinnung statt Basler Fasnacht aufruft?


Dieter Troxler, Rünenberg


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"Mario Irmiger wird neuer Migros-Chef"

Migros-Magazin
Titel in der Ausgabe
6. Februar 2023
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Euer neuer Chef heisst eigentlich Irminger, aber Irmiger klingt urchiger.

RückSpiegel


In ihrem Bericht über die bevorstehenden National- und Ständerats-Nominationen im Baselbiet bezog sich die Basler Zeitung auf eine OnlineReports-Recherche.

Die Basler Zeitung nahm den OnlineReports-Primeur über die Bundesgerichts-Beschwerde der Stadt Liestal gegen das Cheddite-Kantonsgerichts-Urteil auf.

Die BZ Basel zog eine OnlineReports-Erstnachricht über eine Anzeige gegen den Laufener Stadtpräsidenten nach.

Die Basler Zeitung bezog sich in ihrem Bericht über einen diebischen BVB-Kadermann auf einen OnlineReports-Primeur.

Im Porträt von Regierungsrat Isaac Reber nahm die Basler Zeitung auf eine "fast schon legendäre Wortschöpfung" von OnlineReports Bezug.

Telebasel nahm im "Wahltalk" auf ein Zitat in einem OnlineReports-Artikel Bezug.

Die BZ Basel zog die OnlineReports-Erstmeldung über die Verhaftung eines Gewerbetreibenden nach.

Zum aktuellen Thema "Krise des Kulturjournalismus" bezeichnet die Basler Zeitung die Theater- und Opernkritiken in OnlineReports als "löbliche Ausnahme".

In ihrem Text über die Bundesratswahlen zitierte die Luzerner Zeitung aus dem OnlineReports-Leitartikel über die Basler Kandidatin Eva Herzog.

In seiner Bestandesaufnahme über Basler Online-Medien startet das Wirtschafts-Magazin Trend von Radio SRF1 mit OnlineReports.

Die Basler Zeitung ging in ihrem Bericht über den Telebasel-Weggang von Claude Bühler auf dessen Rolle als Theaterkritiker bei OnlineReports ein.

Telebasel zog den OnlineReports-Bericht über Fassaden-Probleme am Markthalle-Hochhaus nach. Die BZ Basel zog auch nach, unterschlug aber eine Quellennennung.

In ihren Presseschauen zu den Bundesratswahlen zitierten bajour.ch und primenews.ch aus dem OnlineReports-Leitartikel über Eva Herzog.

matthiaszehnder.ch nimmt die beiden News-Artikel aus OnlineReports zum Anlass, sich über die schrumpfende Kulturberichterstattung in den Schweizer Medien Gedanken zu machen.

Bajour zitierte OnlineReports in seinem Bericht über die Verwicklung von Bundesratskandidatin Eva Herzog in umstrittene Basler Geschäfte.

In ihrer Recherche über die sterbende Kulturberichterstattung in Basler Medien bezieht sich Bajour auf OnlineReports.

20 Minuten nahm die OnlineReports-Recherche über den Angriff auf den Stiefvater vor dem Muttenzer Gerichtsgebäude auf.

Die Basler Zeitung und die BZ Basel nahmen die OnlineReports-News über die Rückkehr von Christine Keller in den Basler Grossen Rat auf.

In ihrer Analyse über die unklare Gesundheitsversorgung des Laufentals ging die Basler Zeitung auf eine OnlineReports-Recherche ein.

Telebasel konfrontierte die SVP-Regierungsrats-Kandidatin Sandra Sollberger mit einem Kommentar aus OnlineReports (worauf sie die Stellungnahme verweigerte).

Die BZ Basel und die Basler Zeitung nahmen den OnlineReports-Bericht über Pläne zum Abbruch des Spitals Laufen auf.

Die OnlineReports-News über den Wechsel des Telefon-Anbieters durch die Basler Verwaltung wurde von der BZ Basel und Happy Radio aufgenommen.

In seiner Aufstellung über "Politiker, die Wasser predigen und Wein trinken", nahm der Nebelspalter auch auf einen Artikel in OnlineReports Bezug.

20 Minuten griff die OnlineReports-Meldung über einen Autolenker, der bei der verbotenen Fahrt durch eine Einbahnstrasse in Birsfelden eine Radfahrerin schwer verletzte, auf.

Die OnlineReports-Nachricht vom Tod des früheren Baselbieter Regierungsrats Urs Wüthrich nahmen Telebasel, die BZ Basel, die Basler Zeitung, das SRF-Regionaljournal, Prime News, die Nachrichtenagentur SDA, 20 Minuten und Happy Radio auf.

Weitere RückSpiegel

 

In einem Satz


Basel Area Business & Innovation, die Agentur für Standortpromotion und Innovationsförderung, hat im vergangenen Jahr 96 Startups bei ihrer Gründung begleitet und beraten – so viele wie noch nie.

Die Basler Jungliberalen nominierten Felix Guntrum, Joshua Marckwordt, Josephine Eberhardt und Benjamin von Falkenstein als Nationalrats-Kandidierende und wählten von Falkenstein zum neuen Präsidenten.

Der Basler Jungfreisinnige Jonas Lüthy (20) wurde durch die Jahresversammlung zum Vizepräsidenten der Jungfreisinnigen Schweiz gewählt.

Der 52-jährige Ökonom Chris Kauffmann, seit Herbst 2022 Chief Growth Officer beim FCB, wird neuer CEO der FC Basel 1893 AG.

Der Stiftungsrat des Sinfonieorchesters Basel Markus Poschner als neuen Chefdirigenten und Nachfolger von Ivor Bolton.

Jonas Lüthy wird neuer Präsident der Jungfreisinnigen Basel-Stadt und damit Nachfolger von Dominik Scherrer.

Die Junge SVP Baselland hat ihre Präsidentin, neue Landrätin und Sissacher Intensivpflege-Expertin Nicole Roth als Nationalrats-Kandidatin nominiert.

Die Juso Basel-Stadt haben Ella Haefeli, David Portmann, Nino Russano und Maria Schäfer als Kandidaturen für die Nationalratswahlen nominiert.

Nach acht Jahren "erfolgreicher Zusammenarbeit" wollen im Baselbiet die Grünen und die EVP ihre Fraktions-Gemeinschaft im Landrat fortsetzen.

Benedikt von Peter, seit der Spielzeit 20/21 Intendant am Theater Basel, wird das Theater Basel weitere fünf Jahre bis Sommer 2027 leiten, indem er sich frühzeitig für weitere zwei Jahre als Intendant und Künstlerischer Leiter der Oper verpflichtet.

Auf der Basler St. Jakobs-Strasse, eine offizielle und beliebte Pendlerroute für Velofahrende, soll künftig zur Erhöhung der Verkehrssicherheit auf Höhe des Christoph-Merian-Parks künftig in beiden Fahrtrichtungen ein Velostreifen zur Verfügung stehen.

Melanie Thönen übernimmt am 1. Mai die Leitung des Pädagogischen Zentrums PZ.BS. Sie folgt auf Susanne Rüegg, die Ende August 2022 pensioniert worden ist.

Sarah Baschung leitet ab 1. April den Swisslosfonds Basel-Landschaft in der Sicherheitsdirektion und folgt auf Heidi Scholer, die in Pension geht.

Basel-Stadt und Baselland wollen zusammen die psychiatrische Versorgung in der Gemeinsamen Gesundheitsregion weiterentwickeln.

Nicola Goepfert, seit Juni Mitglied des Basler Grossen Ratse, wurde als neuer Co-Präsident der Links-Partei "Basta" gewählt.

Heiko Vogel (47), der frühere Cheftrainer, kehrt am 1. Januar 2023 als Sportdirektor zum FC Basel zurück, um den "gesamten operativen Fussball-Alltag des FCB" zu verantworten.

Die Baselbieter Regierung hat die Mietung von Räumlichkeiten für das Amt für Migration und Bürgerrecht im Helvetia Tower in Pratteln beschlossen.

Auf die im Februar zurücktretende "Basta"-Grossrätin Beatrice Messerli (70) wird die Präsidentin des Jungen Grünen Bündnisses Nordwest, die Klimaaktivistin Fina Girard (Jahrgang 2001) folgen.

Lorenz Amiet, bisher Vizepräsident, wird neuer Präsident der SVP-Grossratsfraktion als Nachfolger von Pascal Messerli, der neu Parteipräsident wurde.

In Lörrach bewarf dieser Tage ein Unbekannter die Fassade der Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde mit Eiern.

Am Riehenring entsiegelt das Basler Bau- und Verkehrsdepartement als Versuch ab 31. Oktober insgesamt 14 Parkfelder, so dass dort zukünftig Regenwasser in den Untergrund geleitet wird.