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Andrea Strahm: "Alles mit scharf"

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Still Life

"Still Life" war ein Album der Rolling Stones, es kam im Juni 1982 heraus, am 15. Juli jenes Jahres spielten sie im St. Jakob-Stadion. Hammer, Hammer, Hammer.

Und ich durfte nicht hingehen, mein Vater dachte nicht im Traum daran, mir das zu erlauben. Höchstens im Albtraum. Ich war am Boden zerstört, das Trauma wirkt noch immer nach.

Damals dachte ich, der Album-Titel "Still Life" heisse so viel wie "wir leben noch", denn natürlich waren die Stones bereits anno 1982 in die Jahre gekommen, es gab sie schliesslich schon seit 20 Jahren. Wer hätte auch ahnen können, dass sie 42 Jahre später noch immer quicklebendig und auf Tour sind.

In meiner Drama-Stimmung damals waren sie also trotz fortgeschrittenen Alters noch immer am Leben, so wie auch ich mich als Überlebende des gestrengen Regimes meiner Eltern sah. Nichts war mir ferner als ein Stillleben, ein "still life", Früchtekorb und Strohblumen von Renoir. Das wäre mir wie ein Nahtoderlebnis vorgekommen.

Wahlkampf ist brutal.

Etwas überlebt, hinter sich gebracht zu haben, ist ein grossartiges Gefühl, befreiend, erleichternd. Gerade eben bin ich "still alive", habe den Wahlkampf überstanden, die Wahlen. Auch da war von Äpfeln in Körben und Trockenblumen nichts zu spüren. Nichts von "still life".

Wahlkampf ist brutal. Der Chef und die Chefin, die über die Anstellung entscheiden, sind da draussen auf der Strasse, haben kein Gesicht und gleichzeitig viele Gesichter, sie bleiben anonym. Sehr im Gegensatz zu dir, du musst raus in die Öffentlichkeit, lächelst von Plakaten, aus Inseraten, ständig siehst du dich irgendwo, stehst herum, lächelst wildfremde Leute an. Das muss sein, denn wie sonst sollen Chef und Chefin dich kennenlernen? Diese ständige Balance; nicht aufdringlich sein, aber sich dennoch bemerkbar machen.

Gleichzeitig ist da die Konkurrenz. Jede Politikerin, die wiedergewählt werden will, steht in direktem Wettbewerb zu vielen, mit denen sie jahrelang zusammengearbeitet hat, Kompromisse finden musste, die ihr alle auch irgendwie ans Herz gewachsen sind.

Gewisse politische Ansichten sind mir sehr verhasst, aber nicht der Mensch, der sie vertritt.

Ich könnte tatsächlich von niemandem sagen, dass er oder sie mir als Person verhasst ist. Gewisse politische Ansichten sind mir sehr verhasst, aber nicht der Mensch, der sie vertritt. Als Politikerin muss man die Menschen mögen, anders geht es nicht, und diese Eigenschaft macht auch im Wahlkampf nicht Pause. Es ist ein Spagat, am Stand daneben der politische Feind, die gleichzeitig die Kollegin aus der Kommission ist, mit der man soeben einen konstruktiven Kompromiss gefunden hat.

Man begrüsst sich zunächst freudig, erschrickt dann, wir sind hier ja Gegner. Denn die Anstellungsbehörde von der Strasse versteht nicht, dass sich zwei Konkurrentinnen nicht persönlich hassen, wenn sie doch im Parlament so vehement und erbittert gegeneinander kämpfen. So wie sich zwei Anwälte, die verkrachte Parteien vertreten, im Anwaltszimmer entspannt über das neue Album der Stones unterhalten können. Was die Parteien nicht merken sollten, aber lassen wir das.

In der eigenen Partei ist es nicht anders, eher noch schlimmer. Jeder hat am Stand seinen Flyer aufliegen, seine persönlichen Give-Aways. Die Wählenden sollen zwar die gemeinsame Liste einwerfen, dabei aber unbedingt zwei Parteifreunde auf der Liste streichen, damit man selbst dreimal draufsteht, so wie dies in Basel möglich ist.

In endlosen Sitzungen werden Strategien diskutiert und Aktionen entschieden. Wochenende für Wochenende schleppen die Kolleginnen und Kollegen Gasflaschen, Partyzelte, Flyer, Unterschriftenbögen und anderes an irgendeinen Ort, jeder hilft mit, springt ein, in der Freizeit. Und dann sollen zwei der andern auf der Liste durchgestrichen werden, damit man selbst die Nase vorne hat.

Der Wahlkampf vereint und trennt gleichermassen.

Aber es ist nun vorbei, wir haben es überstanden, sind "still alive". Alle, die diesen Kraftakt in unzähligen unbezahlten Arbeitsstunden gestemmt haben, sind Siegerinnen und Sieger, ob es am Ende zum Einzug ins Parlament gereicht hat oder nicht. Der Wahlkampf vereint und trennt gleichermassen, die Würfel sind gefallen, wir können wieder zum Alltag übergehen.

Was heisst, dass ich diese Woche an zwei Super-Konzerte in der St. Jakobshalle gehe. Cigarettes After Sex und Bryan Adams. Die Stones sind übrigens gerade auf USA-Tour. Das waren sie schon 1981, im Jahr, bevor sie nach Basel kamen. Mal sehen, was uns 2025 bringt. Vielleicht "Still Alive".

4. November 2024
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Andrea Strahm, geboren 1955, arbeitete als Anwältin auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums und ist seit 2021 pensioniert. Die ehemalige Präsidentin der damaligen CVP Basel-Stadt (neu: "Die Mitte Basel-Stadt") ist Grossrätin und Fraktionspräsidentin ihrer Partei. Sie ist Mutter zweier Töchter und lebt in Basel. © Foto Eduardo Elia

andreastrahm@bluewin.ch

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Melanie Nussbaumer

Es geht um Macht
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"Mienenfeld"

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vom 4. Dezember 2024
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Gute Miene zum bösen Spiel?

RückSpiegel

 

Die BaZ zitiert in einer grossen Hintergrund-Geschichte zur Basler GLP aus einem Artikel von OnlineReports.

bz, BaZ und Volksstimme beziehen sich in ihren Artikeln zum Jakobushaus in Thürnen auf die Recherche von OnlineReports.

Die BaZ nimmt in einem Artikel über die Wirtschaftskammer Bezug auf ein Porträt aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Volksstimme zitiert die OnlineReports-Recherche zum neuen Konzessionsvertrag der Elektra Baselland.

Bajour bezieht sich im Wochenkommentar auf die OnlineReports-Analyse zu den Basler Grünen.

Die bz zitiert die OnlineReports-Recherche zu den geplanten Beschwerden gegen die Salz-Sondierbohrungen im Röserental.

Die BaZ bezieht sich in einer Meldung über den neuen Geschäftsführer der Aids-Hilfe beider Basel auf eine Recherche von OnlineReports.

BaZ, bz, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die Recherche von OnlineReports über den Abgang des Finanzchefs Tim Kretschmer beim Kunstmuseum Basel auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel zur Abstimmung über das Baselbieter Gesundheitsgesetz auf eine Recherche von OnlineReports zum Mangel an Kinderärzten im Oberbaselbiet.

Die BaZ zitiert die OnlineReports-Meldung über die Nachfolgelösung beim BackwarenOutlet.

Telebasel bezieht sich in einem Beitrag über Ticket-Betrüger beim Källerstraich auf ein Bild von OnlineReports.

persoenlich.com nimmt die Meldung von OnlineReports über den Wechsel des BaZ-Journalisten Sebastian Briellmann zur NZZ auf.

persoenlich.com bezieht sich auf die OnlineReports-Meldung über den Stellenantritt von Martin Regenass bei Prime News.

Die bz zitiert OnlineReports bei einer Meldung zur Wahl des neuen SVP-Fraktionschefs im Baselbieter Landrat.

20 Minuten, Baseljetzt und Happy Radio nehmen Bezug auf die OnlineReports-Recherche zur tanzenden Wagenführerin der BVB.

Das SRF-Regionaljournal Basel, die BaZ, die bz, Happy Radio und Baseljetzt zitieren die Recherche von OnlineReports zum Interimschef der Kantonspolizei Basel-Stadt.

Das SRF-Regionaljournal Basel verweist auf die OnlineReports-Recherche zu den finanziellen Problemen bei der Aids-Hilfe beider Basel.

20 Minuten und zentralplus zitieren die OnlineReports-Recherche über die Baselbieter Obstbauern, die ihre Kirschen nicht verkaufen können.

Die BaZ und 20 Minuten beziehen sich in einem Artikel über den tödlichen Unfall im St. Johann auf einen Bericht aus dem OnlineReports-Archiv.

Die bz nimmt die OnlineReports-Recherche über den Kunst-Coup der Stiftung Im Obersteg auf.
 

Weitere RückSpiegel







In einem Satz


Die Baselbieter Regierung hat den Verein "Repair Café Binningen-Bottmingen" mit dem mit 8000 Franken dotierten Freiwilligenpreis 2024 ausgezeichnet.

Der Basler Stern 2024 geht
an den "Floss"-Kapitän
Tino Krattiger für seine Pionierarbeit im Bereich Kultur und Stadtleben sowie für sein Engagement für die Aufwertung der Rheingasse. 

Das Drum'n'Bass-Produzentenduo QZB gewinnt den Basler Pop-Preis 2024 und erhält die mit
20'000 Franken dotierte Förderung und Auszeichnung des Musikbüro Basel.

Basel-Stadt
braucht einen neuen IT-Chef: Der jetzige Dienststellen-Leiter Mario Magnanelli verlässt den Posten per Ende Mai 2025.

Die Jungen Grünliberalen beider Basel haben Timon Bischofberger neben Eileen Fischer ins Co-Präsidium gewählt.

Die Architektin und Stadtentwicklerin Barbara Buser erhält den Basler Kulturpreis 2024.

SRF-Literaturredaktor und Drummeli-Regisseur Michael Luisier ist neu Mitglied des Schnitzelbank-Comités.

Der frühere Diplomat Paul Seger übernimmt das Präsidium der Winterhilfe Basel-Stadt von Marianne Eggenberger.

Grünen-Politikerin Natalie Oberholzer aus Liestal rückt für Erika Eichenberger in den Landrat nach.

Beatrice Stirnimann, CEO der Baloise Session, wird zur "Ehrespalebärglemere 2024" ernannt.

Eventmanager Beat Läuchli wird Projektleiter des Eurovision Song Contest (ESC) 2025 in Basel.

Michael N. Hall vom Biozentrum der Universität Basel erhält den Balzan-Preis 2024 für seine Forschung zu den biologischen Mechanismen des Alterns.

Der 27-jährige Journalist Maximilian Fankhauser übernimmt im Oktober die Leitung von Baseljetzt, der Online-Newsplattform von Telebasel; die jetzige Stelleninhaberin Lea Meister wechselt zu Prime News.

Manuela Witzig, bisherige Leiterin der deutschsprachigen Unternehmenskommunikation, übernimmt per 9. September 2024 von Direktor Matthias Suhr die Leitung der Kommunikation und Public Affairs beim EuroAirport.

Evelyn Borer,
Synodenpräsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz, ist neue Präsidentin des Vorstands von Mission 21.

Markus Habegger übernimmt am 2. August die Leitung des Tageshauses für Obdachlose in Basel als Nachfolger von
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Der Basler Rechtsanwalt und Baurechtsexperte Daniel Gebhardt wird neuer Verwaltungsratspräsident der Rhystadt AG, der grössten Eigentümerin auf dem Klybeck-Areal. 

Die Baselbieter Grünen-Landrätin Erika Eichenberger tritt im September zurück, Natalie Oberholzer rückt nach.

Ass. Prof. Dr. Prisca Liberali wird für ihre Forschung auf dem Gebiet der Gewebebildung mit dem Wissenschaftspreis der Stadt Basel ausgezeichnet.

Sarah Mehler folgt am
1. Oktober als neue Geschäftsführerin der Kaserne Basel auf Eva Heller.

Markus Jordi,
langjähriges Mitglied der SBB-Konzernleitung, übernimmt am 1. Januar 2025 den Vorsitz des Fachhochschulrats der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Karoline Sutter und Urs Berger treten nach über zehn Jahren per 31. März 2025 aus dem Bankrat der Basler Kantonalbank zurück, die Vakanzen werden demnächst ausgeschrieben.

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Eine Findungskommission sucht eine Nachfolge für Anna Schmid, Direktorin des Museums der Kulturen Basel, die 2025 in Pension geht.

Grünen-Politikerin Flavia Müller aus Allschwil rückt für Biljana Grasarevic in den Baselbieter Landrat nach.

Doppel-Pensionierung am Euro-Airport: Direktor Matthias Suhr geht Ende März 2025, sein Stellvertreter Marc Steuer Ende Dezember 2025 in den Ruhestand.