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Andrea Strahm: "Alles mit scharf"

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Entschuldigung – und dann Schwamm drüber

Und sie fordern Entschuldigungen und entschuldigen sich am Laufmeter, die Politiker und Funktionäre. Und produzieren weitere Beleidigungen, Fettnäpfchen und Ungeheuerlichkeiten verbaler Art ebenfalls am Laufmeter. Nationalrat Jonas Fricker bedauerte seinen Holocaust-Vergleich, der englische Fussballverband entschuldigte sich bei der ehemaligen Nationalspielerin Eniola Aluko, und immer wieder entschuldigt sich die Regierung.

So dreht es sich, das Rad der Entschuldigungs-Forderungen und Entschuldigungen, unabhängig von jeder politischen Couleur, der Vorsteher des Baudepartementes entschuldigt sich für Millionen oder Staus, derjenige des  Justiz- und Sicherheitsdepartements, weil zu viele oder zu wenig Chaoten verhaftet wurden. Alle entschuldigen sich für alles. Und fordern von andern, dass die sich entschuldigen sollen.

All diese Entschuldigungen als politisches Instrumentarium sind im Gegensatz zu dem aufrichtig gemeinten Bitten um Entschuldigung rein gar nichts wert. Ein erbärmliches Schaulaufen, wenn andere Argumente, andere Möglichkeiten nicht mehr gegeben oder gewünscht sind, das Geschirr zerschlagen ist, und das Gesicht irgendwie gewahrt und dem Gegner jeder Wind aus den Segeln genommen werden soll. Hat sich doch entschuldigt, was wollen Sie denn noch mehr. Soll sich entschuldigen, dann ist das gegessen.


"Gegen diese Lausbuben-Haltung
sollten wir uns verwahren."


Die wahre Reue wird mit diesem Reigen pervertiert, missbraucht. Nichts ist wertvoller als das Eingeständnis eines Fehlers, einer Schuld, und das Bitten um Verzeihung. Ein Zeichen von Demut, von Schmerz über eigenes Versagen, eine Auslieferung an den Verletzten.

Wer sich so entschuldigt, hat verstanden, hat die Verletzung, die er herbeigeführt hat, realisiert, würde sie, könnte er, rückgängig machen. Was voraussetzt, dass sich der Verletzte geäussert hat, dem andern die Chance gab, nachzudenken und sich zu entschuldigen. Manche ziehen sich zurück, und der andere weiss nicht, weshalb. Kann seinen Fehler nicht einsehen, weil er ihn nicht kennt. Da fehlen dann halt die Worte, die um Entschuldigung bittenden, und die Fronten verhärten sich. Bis keiner mehr weiss, weshalb.

Diese Einsicht in einen Fehler haben auch Politiker, zuweilen. Etwa  wenn, wie im Falle des obgenannten Jonas Fricker, den Worten Taten folgen und er zurücktritt.  Da kommt dann trotz der Ungeheuerlichkeit seiner Aussage doch noch ein Gefühl von Respekt auf. Er hat es begriffen, er ist über sich entsetzt, er bat um Entschuldigung. Das ist die Art von Entschuldigung, auf die es ankommt. Aber diese Lausbuben-Haltung da, gegen die sollten wir uns verwahren. Dumm gelaufen, ist jetzt halt aufgeflogen, also lassen wir rasch eine Entschuldigung raus und Schwamm drüber.

Nicht wahr, wir bitten um Entschuldigung. Entschuldigen tun die Opfer, die Verletzten. Es ist also schon von vorneherein unlogisch, wenn Verletzte eine Entschuldigung einfordern, denn sie wären es ja, die entschuldigten. Sie möchten, dass der Täter seinen Fehler einsieht und dies öffentlich kommuniziert. Kann das aber relevant sein für den Akt des Verzeihens? Oder geht es um etwas anderes, um Machtspiele?

Wie damals, als das "Grüne Bündnis Nordwest" vom Basler Stadtentwickler Thomas Kessler forderte, er solle sich wegen des von ihm verwendeten Begriffs "Abenteuer-Migranten" entschuldigen. Keiner der mit diesem Ausdruck Gemeinten wird das Kessler-Interview je gelesen haben, in welchem die Äusserung fiel, und keiner hätte von der Bitte um Entschuldigung erfahren und die Äusserung entschuldigen können. Auch die Grünen nicht, die waren ja nicht gemeint.   

Schluss also mit dem Entschuldigungs-Zirkus. Vor allem, wenn es nur um Schlagzeilen geht, um dekorative Schlussstriche, damit auch der und der noch zu dem und dem etwas gesagt hat. Wir fordern eine Entschuldigung. Punkt. Weil wir gerade nichts Gescheiteres zu sagen haben.

20. November 2017
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Andrea Strahm, geboren 1955, arbeitete als Anwältin auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums und ist seit 2021 pensioniert. Die ehemalige Präsidentin der damaligen CVP Basel-Stadt (neu: "Die Mitte Basel-Stadt") ist Grossrätin und Fraktionspräsidentin ihrer Partei. Die Mutter zweier Töchter lebt in Basel. © Foto OnlineReports.ch

andreastrahm@bluewin.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
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"Besonders Politiker frönen der Schuldvermeidung"

Auch wenn ich der Aussage nicht widersprechen will – sehr viel schlimmer als eine leere Entschuldigung finde ich den Satz: "Das ist aber nicht meine Schuld" (… oder so ähnlich). Egal was "passiert" – manisch wird zugleich ein "Schuldiger" gesucht. Ein Unglück ohne einen "Schuldigen" mag es gar nicht mehr geben. Selbst bei einem Schnupfen hört man "selber Schuld".

Dieses Affentheater führt sichtlich zur Scheu, (Geschäfts-)Risiken einzugehen und Entscheide zu fällen, ausser bestenfalls "gemeinsam". Bekanntlich hat ja niemand "Schuld", wenn man gemeinsam einen (nachträglich erkannt) falschen Entscheid gefällt hat.

"Ich hab’s schon immer gesagt" (der Lieblingsspruch aller Finanzchefs, wenn mal ein Geschäftsrisiko schief gelaufen ist). In der Wirtschaft scheut man deswegen zunehmend den Konkurrenzkampf und kauft  lieber den Konkurrenten, auch wenn er weit mehr kostet als er wert wäre; man kann’s ja aktivieren. Die Abschreibungen danach berühren den EBITA nicht, währendem sich ein (womöglich "unter dem Strich" letztlich rentablerer) Konkurrenzkampf sofort auf das laufende Resultat auswirkt.

"Nach mir die Sintflut" – die "Schuld" ist längst verjährt, wenn man ihre Folgen überhaupt noch selbst erlebt. Besonders die Politiker frönen dieser Schuldvermeidung. Da wäre mir eine leere Entschuldigung allemal lieber, wenn einer mal in gutem Glauben ein Risiko eingeht.


Peter Waldner, Basel



"Sehr gute Reflexion"

Sie haben eine sehr gute Reflexion geschrieben! Klar, unmissverständlich, und wirklich berührend. Sie haben mir geholfen, mir selbst Gedanken zu machen zum reflektierten Thema. Nebenbei geben Sie ein gutes (nachahmenswertes) Beispiel darüber, wie ernst das Thema Reflexion ist – nachdem in unserer Gesellschaft das Thema solch ernst gemeinter Reflexion sich ebenso jämmerlich vermissen lässt. Mich selbstredend inbegriffen!

Und nochmals nebenbei: Vielen Dank an die Redaktion von OnlineReports für den eingeräumten Platz, letztlich meine Motivation für meine regelmässige finanzielle Unterstützung der gern gelesenen Onlineplattform.


Bruno Rossi, Gelterkinden


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"Bais steht vor Gewissens-Entscheid"

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Im Titel des Newsletter-Textes vom 18. April 2024 über die SVP-Basis.
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Auch Nomen sind Glückssache.

RückSpiegel

 

Das Regionaljournal Basel veweistin einem Beitrag über die Probleme der Kitas im Baselbiet auf OnlineReports.

Der Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über Roger Blums Buch über die Basellandschaftliche Zeitung auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.
 

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).