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Andrea Strahm: "Alles mit scharf"

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Die Dialektseuche – tschegsch, wasi mein?

"hey ma, i kum hüt nit heim zum zmidaag" – so oder ähnlich könnte eine SMS von einer meiner Töchter lauten, zu Deutsch: "Hallo Mami, ich komme heute nicht nach Hause zum Mittagessen." Wenn Sie nicht gerade aus Basel stammen, müssen den ersten Satz vielleicht zweimal lesen, denn etwa auf Berndeutsch würde man "hey muetti, i chumme hüt nid hei zom Zmittag" tippen. Den schriftdeutschen Satz verstehen Sie als Deutschschweizer oder Deutschweizerin hingegen problemlos.

Tatsache ist: Man schreibt seit einiger Zeit schweizweit, wie man spricht. Gut, Baseldeutsch haben wir Basler schon immer geschrieben, nämlich an der Fasnacht, nach strengen Regeln allerdings. Was sich heute tut, ist etwas ganz anderes: Es wird eine phonetische Schreibweise des Dialektes benutzt. Und wir tun es langsam aber sicher alle.

Anfangs habe ich mich dagegen gesträubt, denn ich schreibe ja dauernd irgendwas auf Schriftdeutsch und fand diese phonetischen Botschaften mühsam. Aber eine SMS mit dem Text "Ich habe Dich am Barfüsserplatz gesehen" etwa braucht sehr viel mehr Zeichen, als "Ha di am Barfi xe". Und das zählt, wenn ich, über den Brillenrand hinweg, mit schiefem Nacken und rutschender Handtasche, einhändig etwas ins Handy tippen will und nur schon dreimal auf Ziffer 4 drücken muss, um den Buchstaben "i" zu erhalten. Und dies mit meinen langen Fingernägeln, beim Einsteigen ins Tram. Deshalb: auch ich. Habe ich aber eine normale Tastatur zur Verfügung, ist mir Schriftdeutsch lieber. Was nicht auf alle Leute zutrifft: Ob auf "Facebook" oder an die Pinwand im Gratisanzeiger, Jung und vermehrt auch Alt schreibt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.
 
Verwunderlich ist das nicht, denn so kann man keine Fehler machen und man blamiert sich nie. Angesichts der dauernden Anpassungen der deutschen Grammatik besteht eine grosse Verunsicherung. Meine Unterscheidung hier zwischen "Schriftdeutsch" und "Hochdeutsch" ist ja auch längst überholt, das heisst, glaube ich, inzwischen "Standarddeutsch". Oder auch schon wieder nicht mehr. Adjektive und Adverben wurden abgeschafft, dafür gibt es heute eine einheitliche Bezeichnung, fragen Sie mich bloss nicht, welche. Jedenfalls muss der Französischlehrer einer Klasse mit der ganzen Grammatik von vorne anfangen, weil man auf Französisch (und Italienisch und Spanisch) das Adverb bildet, indem man ans Adjektiv "-ment" anhängt, oder "-mente" oder "-miente", und dazu müssen die Schüler erst einmal wissen, was Adverb und was Adjektiv ist. Was sie nicht tun.  

Gleichzeitig setzen sich gewisse Kreise dafür ein, dass nicht nur in der Schule, sondern bereits im Kindergarten Hochdeutsch gesprochen wird. Dies, damit die fremdsprachigen Kinder die Sprache können, die sie in der Primarschule dann schreiben lernen sollten. Das führt dazu, dass fremdsprachige und deutschsprachige Kinder nicht mehr Dialekt lernen und mit den Deutschschweizer Kindern Hochdeutsch sprechen. Auch jugendliche Zugewanderte bleiben heute beim Hochdeutschen, denn wo sollten sie auch Dialekt sprechen lernen?

Und so kommt es, dass im Alltag Deutschschweizer Jugendliche eine andere Sprache sprechen und privat auch schreiben, als alle andern. Interessanterweise schreiben sich die Jugendlichen über alle Dialektschranken hinweg in der ganzen deutschen Schweiz ausschliesslich phonetisch. Allen andern hingegen schreiben sie Schriftdeutsch.

Mir gibt das zu denken. Früher war das anders. Unsere Secondos konnten nach zwei Jahren Kindergarten dank "alli mini Äntli", "es kunnt e Bibabutzelmaa" und  "Schnäggli schnoogge" gleich gut Baseldeutsch wie alle andern, und gemeinsam lernte man in der ersten Klasse nebenher Hochdeutsch und damit schreiben. Heute haben wir zweierlei Sprachkreise: Einerseits Hochdeutsch sprechende und schreibende Nichtdeutschschweizer, und anderseits Deutschschweizer, die den Dialekt im Privaten auch zur Schriftsprache erhoben haben.

Das ist schlecht, denn so findet Integration nicht statt. Wir können den Dialekt und dessen schriftlichen Gebrauch nicht verbieten. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass Fremdsprachenkinder Dialekt lernen. Hochdeutsch ist nun einmal nicht die Sprache der deutschen Schweiz, war es nie, und nun ist auch noch eine neue Schriftkultur entstanden. Bringen wir den zugewanderten Kindern also möglichst früh unseren Dialekt bei – und ihren Eltern, wie wichtig das ist. Gäll, tschegsch, wasi mein.

20. September 2010
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
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Andrea Strahm, geboren 1955, arbeitete als Anwältin auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums und ist seit 2021 pensioniert. Die ehemalige Präsidentin der damaligen CVP Basel-Stadt (neu: "Die Mitte Basel-Stadt") ist Grossrätin und Fraktionspräsidentin ihrer Partei. Die Mutter zweier Töchter lebt in Basel. © Foto OnlineReports.ch

andreastrahm@bluewin.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
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"Bravo!"

Bravo, bravo, bravo! Aber leider, leider ist diese Entwicklung wohl kaum aufzuhalten. Aber dran bleiben oder: Luege, loose, regglamiere!


Jan Krieger, Basel



"Regionale Sprachen sind identitätsstiftend"

Liebe Andrea Strahm, Sie sind ein Schatz, dass sie das Thema endlich aufnehmen. Bis jetzt fanden die Medien unisono, der Dialekt sei ein Integrations- hindernis. Wer am Elsasstag das Symposium zum Dialekt im Basler Rathaus besucht hat, konnte hören, dass die Elsässer ihren Dialekt mit grossen Mitteln fördern. Sie haben erkannt, dass die Umstellung auf flächendeckendes Französisch vor 60 Jahren (zu Gunsten besserer Integration der Elsässer in Frankreich und zur Verbesserung ihrer Berufschancen) nicht zielführend war. Die EU unterstützt seit längerer Zeit regionale Sprachen in Europa, weil diese identitätsstiftend sind und nach neueren Forschungen die Intelligenz fördern, denn kleine Unterschiede regen das Denken an. (Dies betrifft auch die Schweizer Dialekte, die wir alle verstehen, wenn wir wollen.)


Gerade die verschiedenen Dialekte bringen Leben, Farbe und Fantasie in den Sprachenbereich, wie man an der Handykultur der Kinder sieht. Es gibt gar keinen Grund, ihnen diese Freude zu vermiesen.


In der Schweiz ist man nun daran, diesen vor 60 Jahren gemachten Fehler zu wiederholen, obwohl gerade der Schweizer Weg mit Dialekt als Integrationsmittel durchaus erfolgreich war.In Deutschland sind punkto Sprachen die Länder Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen in Pisa an der Spitze. (Immer noch schlechter als die Schweiz.) Hamburg, wo überall flächendeckend das reinste Hochdeutsch gesprochen wird, ist Schlusslicht.


Seit über acht Jahren werden im Basler Schulwesen Versuche mit Hochdeutsch gemacht. Es wird immer wieder behauptet, es gäbe gute Resultate. Diese sind aber nie überprüft worden, und es gibt keine Studie, die solche Erfolge beweisen würden. Aber es ist schwer zu Fehlern zu stehen, die so viel Geld gekostet haben.


Liselotte Reber, Riehen


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"Bais steht vor Gewissens-Entscheid"

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Im Titel des Newsletter-Textes vom 18. April 2024 über die SVP-Basis.
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Auch Nomen sind Glückssache.

RückSpiegel

 

Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über Roger Blums Buch über die Basellandschaftliche Zeitung auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).