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Andrea Strahm: "Alles mit scharf"

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Wir sind grossartig im Wegschauen

Auf Schritt und Tritt verfolgen sie uns, omnipräsent, mit jammervollem Gesichtsausdruck, die Stirne auf dem Boden, mit fehlenden Gliedmassen, an Krücken, krumm gewachsen in schmutzige Lumpen gehüllt. Ein Bild des Jammers, und sie liegen, sitzen, stehen an jeder Ecke, einen Pappbecher hingestellt oder hinhaltend, bettelnd, unterwürfig auch, alles da, aggressiv-vorwurfsvoll, Hundeblick, Leidensmine, Hass. Sie schlafen in den Pärken, sie richten sich ein, in eisiger Kälte.

 

Wir reagieren. Die einen sammeln Schlafsäcke und Kleider, bringen Kaffee. Die andern empören sich, werden aggressiv, die sollen wieder dahin, wo sie herkamen, weg mit denen. Kalt lassen sie keinen. Wir wollen dieses Elend nicht sehen, weder die, die helfen, noch die, die Abscheu verspüren, keiner will das sehen müssen. Ob sinnloser Aktivismus oder unverhohlene Ablehnung:  Beides hat mit uns zu tun, nicht mit den Bettlern. Sie halten uns einen Spiegel vor, und was wir darin sehen, ist hässlich.

 

Eine schwere Krankheit, ein tragischer Unfall, ein Angehöriger ist gestorben, was auch immer. Und schon wechseln die Nachbarn das Trottoir, übersehen dich irgendwie, peinlich berührt, du könntest ja anfangen zu heulen, was soll man dir denn sagen, übers Wetter reden geht ja nicht, unter diesen Umständen. Also rasch wegschauen. Wir sind grossartig darin, wegzuschauen. Weltmeister.

"Die Bettler sind ein Lehrstück,
sie führen uns vor, ohne es zu wollen."

Auch aufgedrängte Hilfe ist nicht immer das, was nötig wäre, denn wenn du gerade diese Hilfe jetzt nicht willst, nicht annimmst, genug damit zu tun hast, dein Leben wieder aufzugleisen, dann verletzt sie das. Und auch sie ziehen sich zurück.  

 

Es darf kein Leiden geben auf dieser Welt, und wenn, dann wollen wir es nicht sehen. Wir leben in einem der reichsten Länder der Welt, wir haben eines der weltweit besten Gesundheitswesen, es geht uns wirklich gut, wenn uns nicht andere Probleme plagen. Aber das Elend dieser Welt können wir dennoch nicht verhindern, mit allen Mitteln nicht, vor allem nicht in Staaten mit innenpolitischen Problemen.

 

Länder, in denen die Leute in massiver Armut leben, können unsere Werte nicht nachvollziehen. Wer täglich stundenlang damit beschäftigt ist, Nahrung für die Familie aufzutreiben, damit diese nicht verhungert, wer Kinder verkaufen muss, wer zusehen muss, wie ihm die Liebsten wegsterben, den interessiert die Rettung der Welt nicht.

Den interessiert die Klimadebatte nicht, der wirft seinen Müll ins Meer, und der durchwühlt Müllhalden nach Essbarem und ist froh, dass manche Leute Brauchbares wegwerfen und nicht recyclen. Es ist ihm völlig egal, wenn Wale im Pazifik draussen an Plastik versticken oder sich Delfine in Fischernetzen verstricken. Und der wird wütend, wenn die Hunde von den Strassen seines Heimatlandes geholt, medizinisch versorgt und von aufopfernden Menschen zum Beispiel in die Schweiz gebracht werden. Wieder ein Hund gerettet. Und ihm starb das Jüngste weg.

 

Wir sollten hinschauen. Es wird nicht gelingen, die Klimakatastrophe zu verhindern, wenn wir nicht gleichzeitig die Armut bekämpfen. Die Solardächer in Basel, das Verbot von fossilen Heizungen, all die Wärmepumpen und Fernheizungen und ein Amt für Energie und Umwelt in einem energetischen Luxusbau mitten in der Stadt, das ist nichts als Selbstbefriedigung. Das Geld könnte man gescheiter ausgeben, nachhaltiger, würde man über den grünen Tellerrand schauen.

 

Die Bettler sind ein Lehrstück, sie führen uns vor, ohne es zu wollen. Wir haben das Bettelverbot abgeschafft und falsche Anreize geschaffen. Das müssen wir also wieder einführen, denn wir helfen ihnen nicht, wenn wir sie hier betteln lassen. Aber selbstverständlich versorgen wir sie, jetzt wo sie da sind.

 

Auch das Christkind schlief, dem Vernehmen nach, in einem kalten Stall und auf Lumpen gebettet.

14. Dezember 2020
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)
Andrea Strahm, geboren 1955, arbeitete als Anwältin auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums und ist seit 2021 pensioniert. Die ehemalige Präsidentin der damaligen CVP Basel-Stadt (neu: "Die Mitte Basel-Stadt") ist Grossrätin und Fraktionspräsidentin ihrer Partei. Die Mutter zweier Töchter lebt in Basel. © Foto OnlineReports.ch

andreastrahm@bluewin.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
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"Dieses Verhalten geht zu weit"

"Auch das Christkind schlief, dem Vernehmen nach, in einem kalten Stall und auf Lumpen gebettet." – Ich nehme jetzt nicht an, dass dieser Vergleich ernst gemeint war. Wenn man hört, dass Menschen beschimpft werden, wenn sie diesen Bettlern ihrer Meinung nach zu wenig geben, oder wenn sie mit Lebensmittel versorgt werden, diese einfach liegen lassen.

Dieses Verhalten geht zu weit und es zeigt, dass sie wirklich nur organisiert Geld sammeln "müssen", das sie am Abend wieder dem Chef abliefern.


Peter Isler, Basel



"Die Besen sind ungleich verteilt"

Ihre Kolumne ist gut, sehr gut geschrieben, Frau Strahm. Das Dilemma, in dem wir alle stecken, ist gross, sehr gross! Jeder soll vor seiner eigenen Türe wischen, könnte man in diesem Zusammenhang hören. Das haben uns bereits die Gegner der Konzernverantwortungs-Initiative vorgegaukelt! Die Kriegsgeschäfts-Initiativgegner gehören ebenfalls in diesen Kreis.

Die Besen sind aber ungleich verteilt. Warum bloss? Wir wohlhabende Gesellschaften ziehen diesen Ländern skrupellos ihre Ressourcen billig ab. Total legal. "Aber es geht den Menschen dort, wo die Konzerne ihre Geschäfte machen, viel besser als dort, wo diese nicht aktiv sind", ist ein Einwurf, der das Dilemma scheinbar vergrössert. Sie leben dort vergleichsweise besser. Sie haben Schulen, bessere Infrastruktur, mehr Geld.

Das stimmt wohl manchenorts. Doch ist das ein Freipass für ihre Gewinnmaximierung? Wenn jemand im Leben nach der Maxime lebt, den Mitmenschen möglichst auszunutzen, dabei noch die Gewinne abführt und auch noch allzu vieles davon in seinen privaten Wohlstand abzweigt, so gibt das keine Weihnachtsgeschichte!


Viktor Krummenacher, Bottmingen


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Veranstaltungs-Hinweis

 

Ein zärtlicher Irrsinn

Nach achtjähriger Abwesenheit kehrt Avery Sutton mit seiner Verlobten Gillian zu seiner Familie zurück. Was von da an passiert, muss man gesehen haben.

Mit "37 Ansichtskarten" von Michael McKeever winkt den Zuschauerinnen und Zuschauern eine zauberhaft schwarze Komödie mit berührenden Momenten und angenehmer Unterhaltung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Vorverkauf hier:
www.theater-rampenlicht.ch

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"Der Eigentümer hat das Regional-Journal nicht erreicht."

Regional-Journal Basel
am 15. März 2024
über die umstrittene
Basler Villa "La Torre"
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Hatte das "Regi" gerade Pause? 

RückSpiegel


Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Landrat Thomas Noack zitiert in einem Carte-blanche-Beitrag in der Volksstimme aus dem OnlineReports-Artikel über die Finanzkrise in Baselbieter Gemeinden.

Die Nachrichtenagentur SDA nimmt Bezug auf OnlineReports und schreibt, dass SP-Nationalrätin Sarah Wyss für eine Regierungs-Kandidatur nicht zur Verfügung steht.

Baseljetzt und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports, dass Swisscom die Führungen durch den Fernsehturm auf St. Chrischona einstellt.

20 Minuten und ein Podcast der Zeit nehmen den Artikel von OnlineReports über das Hupe-Verbot für das Kinderkarussell auf dem Münsterplatz auf.

Die bz zieht den OnlineReports-Artikel über die frühere Grellinger Kirchen-Kassiererin nach, die ihre Verurteilung vor Bundesgericht anficht.

Die Basler Zeitung und Happy Radio greifen die OnlineReports-Recherche zur Girema Bau AG auf.  

 

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).