Werbung

Andrea Strahm: "Alles mit scharf"

<< [ 1 | (...) | 171 | 172 | 173 | 174 | 175 | 176 | 177 | 178 | 179 ] >>

Pink Panther und Rote Zora: Von Homos und Hetis

Kürzlich kam eine meiner Töchter irritiert nach Hause, sie müsse am Pfadi-Nachmittag einen "schwulen" Coiffeur spielen. Ein Coiffeur schneidet Haare, diese Rolle war ihr klar, aber "schwul"? Wir haben ein paar schwule Freunde, auch den einen oder andern vielleicht schwulen Coiffeur kennen wir. Aber die vermutlich schwulen Coiffeure sind sich in etwa so ähnlich, wie Carla del Ponte und Paris Hilton: beide bekanntlich keine Lesben. Wir einigten uns auf einen "modischen" Coiffeur, darunter konnte sie sich dann etwas vorstellen.

Ja, es mag unglaublich lustig sein, wenn im Volkstheater ein schriller Vogel mit überschnappender Stimme und knallengen Röhrenjeans "den Schwulen" mimt. Und eine gespielte "Lesbe" mit Bürstenschnitt in Döffmontur daherflucht. Wahnsinnig lustig - bis dann die eigene Tochter oder der Sohn oder sonst jemand aus der Familie, der einem wichtig ist und den man liebt, daher kommt und bleich gesteht, dass er oder sie offensichtlich von Mutter Natur nicht auf "hetero" programmiert wurden. Fertig lustig.

Eltern und Geschwister hätten ja eigentlich nichts mit dem Liebesleben ihrer Familienangehörigen am Hut. Es könnte ihnen also absolut egal sein, wen der geliebte Mensch da nun glücklich an seinem Arm herbeiführt.

Aber da kehrt dann plötzlich der Wind. Je konservativer das Umfeld, desto schlimmer. Die Begründung ist immer die gleiche: Die schönste Nebensache der Welt hat laut ein paar Doktrinen nur der Fortpflanzung zu dienen, und das funktioniere nur, wenn Männlein mit Weiblein. Alles andere sei "unnatürlich", "Sünde" oder was auch immer. Homos werden deswegen in manchen Kulturen verfolgt, gefoltert, ermordet.

Hierzulande ist der Vorwurf der Sünde subtiler geworden, die Ablehnung kaschierter. Vom Basler Messeplatz bis zum Barfüsserplatz und dann die Theaterstrasse hinunter bis zur Heuwaage – überall sehe ich sehr viel von dieser schönsten Nebensache der Welt. Von ziemlich nackten Damen, insbesondere, die den Hetero-Mann zu allem verführen wollen – nur nicht zum Kinderkriegen. Es dürfte also weltweit klar sein, dass gewisse Nebensachen auch Spass machen dürfen, ohne dass gleich Luzifer auffährt, wenn die Übung nicht der Aufzucht dient. Andernfalls wäre wohl bald halb Basel in der Hölle anzutreffen. 

Es wurde gemunkelt, Aids sei die gerechte Strafe für dieses sündige Tun, weil eine Zeitlang vor allem Schwule betroffen waren. Dumm nur, dass es Lesben praktisch gar nicht trifft, hingegen Heteros sehr wohl. Oder, so heisst es, Homosexualität sei eine Krankheit und heilbar. Das stimmt etwa so genau wie die Behauptung, die Erde sei eine Scheibe. Es ist wissenschaftlich längst erwiesen: Man kann sich seine Neigung nicht aussuchen, die ist so angeboren wie die Schuhgrösse.

Was ist also dran, an dieser Hysterie und der Angst, wenn Mann auf Mann trifft, oder Frau auf Frau? Es ist die Unkenntnis. Ob man sich mit Homos anfreundet, ist auch ein wenig Zufall, denn nur etwa zehn Prozent der Bevölkerung sind nicht hetero. Aber immerhin zehn Prozent, jeder wird also zumindest auf Homos treffen, und wenn er dies unvoreingenommen tut, kann es sein, dass er einen tollen Menschen kennen lernt. Oder auch nicht.

Denn Homosexuelle sind so unterschiedlich wie Heteros. Schwule sind nicht unmännlich. Lesben nicht unweiblich. Nicht alle männlichen Heteros "männlich" und nicht alle weiblichen "feminin". In manchen Ehen hat die Frau "die Hosen an", in manchen spielt er den Macho. Und manchmal hält sich die Dominanz die Waage. Exakt so ist es auch in den eingetragenen und nicht eingetragenen Partnerschaften – mit dem kleinen Unterschied, dass sich gleich zu gleich gesellt hat. Was ist daran eigentlich so interessant? Was zählt, ist die Persönlichkeit, der Mensch, und nicht sein Liebesleben.

Wir haben die Zürcher Stadtpräsidentin Corinne Mauch und den Basler Polizeikommandanten Gerhard Lips, von denen wir wissen, dass sie in einer glücklichen, gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben. Dass sie dazu stehen, ist angesichts der Beschränktheit mancher Leute (zu erinnern ist an einen gewissen Schnitzelbangg und seinen Streit mit dem Comité) eine mutige Tat. Es gab auch früher schon Schwule und Lesben in Führungspositionen, doch  versteckten die ihre Partner und kamen "solo" oder mit gegengeschlechtlichen "Begleitungen" an die obligaten Anlässe.

Einerseits ist es heute einfacher, sich zu outen. Aber gerade in der Szene der jungen Secondos und Secondas ist dies noch äusserst schwierig, sie stossen im Elternhaus oft auf gar kein Verständnis. Sie ringen jahrelang, versuchen ihre Neigungen angstvoll zu unterdrücken, lügen die Umgebung und sich selber an, schämen sich und leiden. Wir Schweizer Homos und Hetis sind gleichermassen gefordert, hier zu helfen: Die einen, indem sie als Vorbilder zu ihrer Veranlagung stehen, die andern, indem sie Homosexualität als selbstverständliche Tatsache bestehen lassen.

Es spricht im Übrigen gar nichts dagegen, dass Sie sich halbtot lachen über einen tuntigen Schwulen im Kino, die Kampf-Lesbe im Boxring oder den zerstreuten Professor und die desperate Housewives. All diese Charaktere sind überzeichnete Darstellungen dessen, was wir alle sind. Es gibt nichts Besseres als über sich selber zu lachen.

Aber reissen wir keine Witze über die schrille Blondine, die vor uns an der "Coop"-Kasse den String oberhalb der Hüfthose spienzlet, den Mann, der hinkt, eine Brillen-Schlange, wie ich sie bin, oder die Frau, die mit einer Frau zusammenlebt. Dazu besteht nicht der geringste Grund.

15. März 2010
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)
Andrea Strahm, geboren 1955, arbeitete als Anwältin auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums und ist seit 2021 pensioniert. Die ehemalige Präsidentin der damaligen CVP Basel-Stadt (neu: "Die Mitte Basel-Stadt") ist Grossrätin und Fraktionspräsidentin ihrer Partei. Sie ist Mutter zweier Töchter und lebt in Basel. © Foto Eduardo Elia

andreastrahm@bluewin.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/echo.gif

"Bravissima"

Wunderbar! Da hat mir eine Frau aus meiner schwulen Seele gesprochen. Vielen Dank. Und bravissima!


-minu, Basel


www.onlinereports.ch
© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigenen Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

 

Melanie Nussbaumer

Es geht um Macht
Reaktionen Reaktionen
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Mienenfeld"

bz
vom 4. Dezember 2024
in einer Grafik
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Gute Miene zum bösen Spiel?

RückSpiegel

 

Das SRF-Regionaljournal Basel und die bz greifen die OnlineReports-Recherche zum Helene-Bossert-Buch auf.

BaZ, bz und Baseljetzt nehmen den OnlineReports-Artikel über den Rückzug von Pick-e-Bike aus dem Laufental auf.

Die BaZ zitiert in einer grossen Hintergrund-Geschichte zur Basler GLP aus einem Artikel von OnlineReports.

bz, BaZ und Volksstimme beziehen sich in ihren Artikeln zum Jakobushaus in Thürnen auf die Recherche von OnlineReports.

Die BaZ nimmt in einem Artikel über die Wirtschaftskammer Bezug auf ein Porträt aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Volksstimme zitiert die OnlineReports-Recherche zum neuen Konzessionsvertrag der Elektra Baselland.

Bajour bezieht sich im Wochenkommentar auf die OnlineReports-Analyse zu den Basler Grünen.

Die bz zitiert die OnlineReports-Recherche zu den geplanten Beschwerden gegen die Salz-Sondierbohrungen im Röserental.

Die BaZ bezieht sich in einer Meldung über den neuen Geschäftsführer der Aids-Hilfe beider Basel auf eine Recherche von OnlineReports.

BaZ, bz, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die Recherche von OnlineReports über den Abgang des Finanzchefs Tim Kretschmer beim Kunstmuseum Basel auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel zur Abstimmung über das Baselbieter Gesundheitsgesetz auf eine Recherche von OnlineReports zum Mangel an Kinderärzten im Oberbaselbiet.

Die BaZ zitiert die OnlineReports-Meldung über die Nachfolgelösung beim BackwarenOutlet.

Telebasel bezieht sich in einem Beitrag über Ticket-Betrüger beim Källerstraich auf ein Bild von OnlineReports.

persoenlich.com nimmt die Meldung von OnlineReports über den Wechsel des BaZ-Journalisten Sebastian Briellmann zur NZZ auf.

persoenlich.com bezieht sich auf die OnlineReports-Meldung über den Stellenantritt von Martin Regenass bei Prime News.

Die bz zitiert OnlineReports bei einer Meldung zur Wahl des neuen SVP-Fraktionschefs im Baselbieter Landrat.

20 Minuten, Baseljetzt und Happy Radio nehmen Bezug auf die OnlineReports-Recherche zur tanzenden Wagenführerin der BVB.

Das SRF-Regionaljournal Basel, die BaZ, die bz, Happy Radio und Baseljetzt zitieren die Recherche von OnlineReports zum Interimschef der Kantonspolizei Basel-Stadt.

Das SRF-Regionaljournal Basel verweist auf die OnlineReports-Recherche zu den finanziellen Problemen bei der Aids-Hilfe beider Basel.

20 Minuten und zentralplus zitieren die OnlineReports-Recherche über die Baselbieter Obstbauern, die ihre Kirschen nicht verkaufen können.

Die BaZ und 20 Minuten beziehen sich in einem Artikel über den tödlichen Unfall im St. Johann auf einen Bericht aus dem OnlineReports-Archiv.

Die bz nimmt die OnlineReports-Recherche über den Kunst-Coup der Stiftung Im Obersteg auf.
 

Weitere RückSpiegel







In einem Satz


Die Baselbieter Regierung hat den Verein "Repair Café Binningen-Bottmingen" mit dem mit 8000 Franken dotierten Freiwilligenpreis 2024 ausgezeichnet.

Der Basler Stern 2024 geht
an den "Floss"-Kapitän
Tino Krattiger für seine Pionierarbeit im Bereich Kultur und Stadtleben sowie für sein Engagement für die Aufwertung der Rheingasse. 

Das Drum'n'Bass-Produzentenduo QZB gewinnt den Basler Pop-Preis 2024 und erhält die mit
20'000 Franken dotierte Förderung und Auszeichnung des Musikbüro Basel.

Basel-Stadt
braucht einen neuen IT-Chef: Der jetzige Dienststellen-Leiter Mario Magnanelli verlässt den Posten per Ende Mai 2025.

Die Jungen Grünliberalen beider Basel haben Timon Bischofberger neben Eileen Fischer ins Co-Präsidium gewählt.

Die Architektin und Stadtentwicklerin Barbara Buser erhält den Basler Kulturpreis 2024.

SRF-Literaturredaktor und Drummeli-Regisseur Michael Luisier ist neu Mitglied des Schnitzelbank-Comités.

Der frühere Diplomat Paul Seger übernimmt das Präsidium der Winterhilfe Basel-Stadt von Marianne Eggenberger.

Grünen-Politikerin Natalie Oberholzer aus Liestal rückt für Erika Eichenberger in den Landrat nach.

Beatrice Stirnimann, CEO der Baloise Session, wird zur "Ehrespalebärglemere 2024" ernannt.

Eventmanager Beat Läuchli wird Projektleiter des Eurovision Song Contest (ESC) 2025 in Basel.

Michael N. Hall vom Biozentrum der Universität Basel erhält den Balzan-Preis 2024 für seine Forschung zu den biologischen Mechanismen des Alterns.

Der 27-jährige Journalist Maximilian Fankhauser übernimmt im Oktober die Leitung von Baseljetzt, der Online-Newsplattform von Telebasel; die jetzige Stelleninhaberin Lea Meister wechselt zu Prime News.

Manuela Witzig, bisherige Leiterin der deutschsprachigen Unternehmenskommunikation, übernimmt per 9. September 2024 von Direktor Matthias Suhr die Leitung der Kommunikation und Public Affairs beim EuroAirport.

Evelyn Borer,
Synodenpräsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz, ist neue Präsidentin des Vorstands von Mission 21.

Markus Habegger übernimmt am 2. August die Leitung des Tageshauses für Obdachlose in Basel als Nachfolger von
Paul Rubin.

Der Basler Rechtsanwalt und Baurechtsexperte Daniel Gebhardt wird neuer Verwaltungsratspräsident der Rhystadt AG, der grössten Eigentümerin auf dem Klybeck-Areal. 

Die Baselbieter Grünen-Landrätin Erika Eichenberger tritt im September zurück, Natalie Oberholzer rückt nach.

Ass. Prof. Dr. Prisca Liberali wird für ihre Forschung auf dem Gebiet der Gewebebildung mit dem Wissenschaftspreis der Stadt Basel ausgezeichnet.

Sarah Mehler folgt am
1. Oktober als neue Geschäftsführerin der Kaserne Basel auf Eva Heller.

Markus Jordi,
langjähriges Mitglied der SBB-Konzernleitung, übernimmt am 1. Januar 2025 den Vorsitz des Fachhochschulrats der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Karoline Sutter und Urs Berger treten nach über zehn Jahren per 31. März 2025 aus dem Bankrat der Basler Kantonalbank zurück, die Vakanzen werden demnächst ausgeschrieben.

Jacqueline Herrmann und Alexander Bieger lösen Brigitte Jäggi ab, die als Rektorin des Gymnasiums Muttenz in Pension geht.

Bettina Zeugin folgt als Präsidentin von insieme Baselland auf Röbi Ziegler.

Der frühere Baselbieter SP-Regierungsrat Peter Schmid gibt das Präsidium des Freundevereins Zoo Basel an seine Parteikollegin und Landrätin Miriam Locher ab.

Eine Findungskommission sucht eine Nachfolge für Anna Schmid, Direktorin des Museums der Kulturen Basel, die 2025 in Pension geht.

Grünen-Politikerin Flavia Müller aus Allschwil rückt für Biljana Grasarevic in den Baselbieter Landrat nach.

Doppel-Pensionierung am Euro-Airport: Direktor Matthias Suhr geht Ende März 2025, sein Stellvertreter Marc Steuer Ende Dezember 2025 in den Ruhestand.