Basler und Zeitung ungleich "Basler Zeitung"
Jetzt haben sie es uns Baslern aber gesagt, verdelli. Peter Burri hat uns Baslervolk in der "Basler Zeitung", der BaZ von vor einer Woche, in epischer Breite in die Pfanne gehauen. Wir sind undankbar. Insbesondere und vor allem Blocher, dem Zeitungsretter, gegenüber.
Der BaZ laufen die Leser davon. Bloss: Die verbliebenen Leser derart in den Senkel zu stellen, macht auch nicht Lust auf BaZ. Anstatt zu fragen, wo der Schuh drückt. Die Macher der BaZ und ihre Chorknaben sind nämlich auf Dauersendung statt auf Empfang, und so werden sie die Basler nie erreichen. Was den Baslern so lang wie breit ist. Wär nid will het gha.
Ja, Christoph Blocher ist hierzulande relativ unbeliebt. Das liegt an einer gewissen Tonalität, die wir hier nicht zu pflegen pflegen. Er teilt aus, trickst und macht sich über andere lustig. Hat einst als Bundesrat an der "Baselworld" die Asiaten beleidigt. Versteckt sich hinter Moritz Suter und behauptet, nichts mit der BaZ zu tun zu haben. Und noch so manches in dieser Art. Da rümpfen die Basler die Nase und wenden sich ab. Das macht me nid. Punkt. Aus genau diesem Grund sind auch ein paar Reiche nicht beliebt. Angeber, Blöffsegg, mag hier keiner, ob reich oder arm. Hingegen Leute mit Stil schon. Geld ist nie das Thema, beeindruckt nicht. Es geht um den comment.
"Die BaZ läuft im Hamsterrad
zur Hochform auf."
Aber nun zur BaZ, politisch ein SVP-Blatt mit ein paar Alibi-Autoren anderer Couleur. Basel ist eine Grenzstadt und somit sehen wir hier manches anders, als die restliche Schweiz. Ein Purzelbaum macht uns Basler ruckzuck zum Ausländer, im Elsass, im Badischen. Zwar mögen auch wir Basler so manches nicht, was von ännet der Grenze kommt. Mit "Grenze" meinen wir allerdings die Grenze jenseits der Grenzen unserer Nachbarn, nicht unsere Nachbarn. Denn die Landesgrenzen der Umgebung sind für uns Basler inexistent. Deutschland fängt irgendwo nach Freiburg an, Frankreich frühestens bei Mulhouse. Wir sehen manches nicht so eng.
Und so kommt es, dass die Bürgerlichen dieser Stadt ein wenig links sind. Keinen Ausländerhass kultivieren, traditionsgemäss für Bedürftige und die Stadt sorgen. Und die Linken sind ein wenig bürgerlich, schlachten nicht die Gänse, die goldene Eier legen. Wir diskutieren, hauen aber keinen in die Pfanne, gehen eher zusammen ein Glas Wein trinken. Ein links-bürgerliches Wohlgefühl soll das sein, meinen die Poltergeister der BaZ. Vielleicht ist es einfach nur vernünftig. Auf jeden Fall aber ist es baslerisch.
Die BaZ läuft im Hamsterrad zu Hochform auf. Wetzt ihre Messer gegen "Masseneinwanderungen", obwohl die Basler die Initiative ablehnen werden. Hetzt gegen Bundesrätin Widmer-Schlumpf und die CVP, unermüdlich. Ja, die Frau Bundesrätin hat den Herrn Blocher vom Sockel gestossen, und ja, die CVP ist schuld daran. Und Blocher, der Retter, wird von der BaZ hofiert, indem gegen alles und jedes, was sich je getraut hat, gegen Blocher zu sein, ausgeteilt wird. Auch und vor allem gegen Basler. Die Basler haben die Kantonsfusion mit Baselland einst bejaht und das Streben nach Wiedervereinigung in die Kantonsverfassung geschrieben, die BaZ wettert dagegen. Die Basler haben zweimal eine strenge Raucherregelung in den Beizen befürwortet, die BaZ heult sich darob die rauchgeschwängerten Augen aus. Und trickst und manipuliert in bester Blocher-Manier.
Was dazu führt, dass die Lesenden das Vertrauen in die Inhalte der BaZ verloren haben. Und sich mit dem Kauf einer zweiten Tageszeitung schlau machen. Und einsehen, dass ein Medium, dem vertraut werden kann, völlig genügt. Adie BaZ. Die Basler sind sparsam.
Wir Basler mögen guten Journalismus, Witz und Selbstironie, und eine sachliche, wahre Berichterstattung, jenseits von Polemik und Demagogie. Wir denken gerne selber. Der Kulturteil der BaZ ist gut, der Rest nicht. Zu viele Kolumnen, zu wenige Fakten, zu viele Tricks und undurchsichtige Seilschaften. Die Basler und die BaZ, dazwischen liegen Welten.
Will die "Basler Zeitung" wieder die Zeitung der Basler werden, muss sie sich den Baslern anpassen, nicht umgekehrt. Blocher muss das Retter-Gwändli ablegen und liefern, was verlangt wird. Von mir aus ein links-bürgerliches Wohlfühlblatt. Allerdings, und das ist das Problem, ein ehrliches.
24. November 2013
"Lieber die BaZ als gar nichts"
Hätten die hoch gelobten Bebbeli die Baslerzeitung nicht fallen lassen und hätten sich die Familien Hagemann aus Basel und Lüdin aus Liestal zusammengefunden, hätten wir heute eine tolle Regionalzeitung für den kommenden Kanton Basel in der zweitstärksten Wirtschaftsregion der Schweiz. Ohne Hilfe aus Herrliberg hätten wir heute aber eine Kopfblatt-Ausgabe der NZZ aus Zürich oder der Aargauer Zeitung aus Aarau. Mir ist eine BaZ vom Aeschenplatz, wenn leider auch in Zürich gedruckt, lieber, als gar nichts.
Peter P. Bauer, Basel
"Ziel ist der Aufbau einer Parteipresse für die SVP"
Ob das Engagement von Christoph Blocher wirklich ein Glücksfall war? Da habe ich grosse Zweifel. Vielleicht wäre ich heute glücklicher, nicht nur inhaltlich sondern auch QULITATIV, ohne Basler Tageszeitung, dafür mit einem Tages-Anzeiger oder einer NZZ mit ausführlichem Basler Teil. Ob nun mehr oder weniger "baslerisch" und ob nur mit "meiner Meinung" oder mit einem breiten Meinungsspektrum.
In einem hatte Peter Burri in seinem BaZ-Artikel allerdings Recht. Es ist auch für mich unverständlich, wieso in Basel niemand mit den entsprechenden finanziellen Mitteln bereit war, sich für diese Zeitung zu engagieren. Natürlich will keiner jahrelang Defizite von Medien tragen. Das sieht auch Blocher so und redet bereits von einer schwarzen Null bei der BaZ. Sein Engagement entstand aber weder aus Renditegründen noch aus Mäzenatentum verbunden mit besonderer Liebe zu den Baslern. Ziel war immer, wie schon bei der "Weltwoche", der Aufbau einer Parteipresse für die SVP und einer rechtsbürgerlichen, neoliberalen Mediengruppe. Als Beispiele dienen Blocher dazu Silvio Berlusconi und Rupert Murdoch. Nun hat er auch, wiederum zusammen mit Tito Tettamanti, die Westschweizer Tageszeitung "Le Temps" im Visier.
Wie sehr sich allerdings diese Investitionen in Medien in politischen Erfolg (der SVP) ummünzen lassen, bleibt offen. Bei den kantonalen Wahlen in Basel im Oktober 2012 war der entsprechende Ertrag sehr bescheiden. Aber solange es die BaZ als Tageszeitung noch gibt, kann sie leider, im Gegensatz zu einer "Weltwoche", nicht vollständig ignoriert werden.
Deshalb bin ich auch über die erwähnten "‚paar Alibi-Autoren anderer Couleur" sehr froh. Mit der geplanten "BaZ Kompakt", welche dreimal pro Woche erscheinen soll, werden vermutlich die Karten im Basler Zeitungsmarkt noch einmal neu gemischt. Würde damit auch noch "DAS MAGAZIN" als samstägliche Beilage und das vergünstige "SonntagsZeitung"-Abo wegfallen, wäre eine weitere grosse Anzahl BaZ-Abonnenten weg.
Otto Kunz-Torres, Basel
"Ungute Vermischung von Bericht und Kommentar"
Ich kann Andrea Strahm nur zustimmen. Was mich besonders stört, ist die sich immer mehr verflüchtigende Unterscheidung zwischen Bericht und Kommentar, zwischen Information und Wertung. Ich erinnere mich an einen "Bericht" über die Basler Beizenrauch-Kämpfer Juillard & Co., wo der Journalist praktisch keine Informationen, dafür höchst tendenziöse Wertungen verbreitete (inklusive Häme über diejenigen, die seine Wertungen nicht teilen) - das Ganze lief aber klar unter "Bericht" über eine Medienkonferenz der Fümoaristen. Ich wünsche gut recherchierte Berichte (nicht nur SDA-Kurzfutter), um mir meine Meinung unabhängig bilden zu können, und keine (oft nicht sehr) subtile Vermengung des zu Berichtenden und der allzu klar durchscheinenden Haltung des Schreibenden. Die kann er/sie gerne in einer Kommentarspalte kund tun. - Sollte doch möglich sein?!
Andrea Bollinger, Basel
"Zum Glück hat sich Herr Blocher finanziell engagiert"
Ich teile grundsätzlich die Kritik von Frau Strahm an der Basler Zeitung, wenn auch nicht vollständig. Aus dem Baselland-Ressort wird immer wieder, z.B. auf die Staatsanwaltschaft "geschossen" in einer Form, die tendenziös ist und an Rufmord grenzt. Das ist natürlich unseriös und kein Qualitätsjournalismus! Auf der anderen Seite gefallen mir die Kommentare von Markus Somm, und die gespielte Empörung über alt Bundesrat Christoph Blocher ist einfach nur dumm. Zum Glück hat sich Herr Blocher finanziell engagiert, wer weiss ob es sonst die BaZ noch gäbe ?
Albert Augustin, Gelterkinden
"Alternative: OnlineReports"
Alternative: OnlineReports. Weiter so. "Witume empfählenswärt".
Monika Stucki, Seltisberg
"An Markus Somms Redaktion kann ich wenig Falsches finden"
Die undurchsichtigen, aufs täuschen ausgelegten Aussagen von Blocher zu den Besitzverhältnissen bei der Basler Zeitung waren ein Grund, der Zeitung den Rücken zu kehren.
An der Art wie die BaZ unter der Redaktion von Markus Somm schreibt kann ich dagegen wenig Falsches finden. Allzu oft liest man in den Zeitungen das gleiche Einerlei. Journalisten bleiben unter sich und lesen am liebsten was andere Journalisten geschrieben haben. Häufig vertritt die Presse dann eine Meinung die von der Mehrheit der Bevölkerung nicht geteilt wird. Ja sie vertritt diese Meinung sogar nach den Abstimmungen, die "falsch" gelaufen sind.
Mir gefallen die Kommentare, die unsere Politik auch mal aus der "rechten" Perspektive hinterfragen. In meinen Augen muss dies in einer Zeitung Platz haben, ohne dass es einen Sturm der Empörung auslöst. Zumal ich der Meinung bin, dass in der BaZ die Meinungen in Kommentaren und die Sachverhalte in den Berichten ausreichend getrennt sind und auch der Blick durch die "linke" Brille nicht fehlt. Die Meinung, die BaZ sei nicht ehrlich kann ich daher nicht teilen.
Tycho Leifels, Therwil
"Völlig unglaubwürdig"
Es gibt respektable Gründe, die Basler Zeitung nicht zu abonnieren und nicht zu lesen (auch nicht beim Coiffeur, Arzt oder im Restaurant). Völlig unglaubwürdig sind aber diejenigen Kritiker und Kritikerinnen, die behaupten, nur die Todesanzeigen zu studieren, trotzdem aber regelmässig auf der Meinungsseite der BaZ Leserbriefe zu redaktionellen Beiträgen publizieren.
Roland Stark, BaZ-Kolumnist, Basel
"Kein Basler Esprit mehr"
Dieser brillant formulierte Kommentar spricht mir aus dem Herzen. Die BaZ ist nun wirklich zu einem Blatt verkommen, das dem Basler Esprit in keiner Weise mehr entspricht. Bei Berichten und Kommentaren weiss man schon vor der Lektüre, was geschrieben wird. Die Vielfalt baslerischen Lebens wir auf die Einfalt einer Partei reduziert, deren Höhepunkt vorbei ist und deren grosse Meister, der ein gutes Auge für populäre Nöte hatte, es nicht schafft sich ins Private zurückzuziehen. Er bleibt der Strippenzieher im Hintergrund. Was nicht nach Blocher schmeckt, hat keine Chancen. Was nach dem Tod von Tito im Balkan geschieht, wird wohl auch das Schicksal seiner Partei sein: die Auflösung in kleine Einheiten, die sich gegenseitig bekämpfen. Leider ist es der "TagesWoche" nicht gelungen, in die Lücke zu springen und die "Basellandschaftliche Zeitung" hat nicht genügend Raum geschaffen für die beiden Ressorts Baselland und Basel-Stadt.
Es muss eine Alternative geben, die ausführlich über diese beiden Halbkantone berichtet und ihre Berichte kompetent kommentiert. Die Jornalistinnen und Journalisten, die das leisten können, sind angestellt. Es fehlt ihnen nur genügend Papier, um diese Aufgabe angemessen wahrzunehmen. Das "Regionaljournal" ist seit eh und jeh eine wichtige Alternative. OnlineReports bringt wichtige Ereignisse und Kommentare, die man lesen muss.
Xaver Pfister, Basel
"Einstieg in diese Stadt gründlich verscherzt"
Autokratisches Gehabe wurde in Basel noch nie goutiert, schon manches Alphatier ist daran gescheitert. Rein finanziell gesehen mag Herr Blocher die BaZ saniert haben, ansonsten ist sie nicht zu retten. Nicht als Sympathieträger. Nicht als Blatt, mit dem sich die hiesige Bevölkerung identifizieren mag. Wer die Basler schilt, weil keinen Kotau machen vor einem Sanierer, von dem sie sich vera… fühlen, erreicht das Gegenteil. Mit seiner anfänglichen Strohmännerstrategie hat sich Herr Blocher den Einstieg in diese Stadt gründlich verscherzt. Wer respektiert werden will, soll sich respektabel verhalten. Mit Schlitzohrigkeit lassen sich am Rheinknie keine Lorbeeren ernten.
Wenn ich Noch-BaZ-Leser frage, was sie weiterhin an diese Zeitung fesselt, sagen die meisten: "Wegen der Todesanzeigen." Kommentar überflüssig…
Esther Murbach, Basel
"Aus dem Herzen"
Frau Strahm spricht mir ganz pointiert aus dem Herzen.
Rosemarie Mächler, Aesch
"CVP machte bei Blocher-Abwahl keine gute Figur"
Also – ich würde mal sagen, früher war das Beste an der BaZ der Minu. Das Zweitbeste die Leserbriefe, danach die Agenturmeldungen, wenn sie einfach übernommen worden sind. Die "Eigene Meinung" der BaZ konnte man teilen oder nicht – sie war unerschütterlich eingleisig. Heute kann man die Meinung einzelner Schreiberlinge teilen oder nicht; man findet eben jetzt allerlei Ansichten und Stellungnahmen aus verschiedenen Richtungen. Die BaZ traut sich auch dann und wann, auf populistische Weise gegen den populistischen Strom zu schwimmen – das ist doch eine besondere Kunst. Und dass die CVP bei der Abwahl von Blocher keine gute Figur machte, damit der Schweiz und den guten Traditionen bei der Regierungsbildung nachhaltig schadete, kann man auch nicht vernebeln, indem man auf Blocher rumhackt; man bedient damit letztlich auch nur eine bestimmte Clientele.
Peter Waldner, Basel