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Andrea Strahm: "Alles mit scharf"

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Skandal: Jeder zweite Schweizer zu dick!

Es ist ein Gezeter und ein Gemordio, denn trotz Ernährungspyramiden, Sport- und Bewegungsprogrammen, Lagern für übergewichtige Kinder, Weight Watchers, Anreizpunkten und Abschreckprogrammen, Magenbändern und -bypässen ist jede und jeder Zweite zu dick. Und so schrillen die Alarme, denn dick ist ungesund, es steigen Blutdruck, Cholesterin und Risiken aller Art, und somit die Gesundheitskosten und mit denen die Krankenkassenprämien. Und damit auch der Blutdruck der Dünnen.

Schuld sind die Eltern, die Migranten, das Fernsehen, die neuen Medien, und alles, was Kinder und Jugendliche von der Bewegung abhält, sowie, natürlich, das Feierabendbier und überhaupt unsere Masslosigkeit im Allgemeinen und im Besonderen. Dabei haben wir so viele Sportangebote wie noch nie, Schlankheits- und Fettabsauge-Institute spriessen aus dem Boden wie Pilze, und doch: zu dick, jeder zweite Schweizer, jede Zweite in der Schweiz.

Leute, das nützt alles nichts, denn daran liegt es nicht. Ja, vor dreissig Jahren waren die Leute schlanker. Aber nicht besser. Es gab auch damals schon Bewegungsmuffel und Leseratten, die sich stundenlang auf dem Sofa fläzten, anstatt an die gesunde Luft zu gehen. Heute heissen die einfach "Nerds" und sitzen am Computer. Unterschiedlich ist bloss, dass die Stubenhocker von früher bleiche Sprenzel waren, die Nerds hingegen sind häufig bleiche Michelin-Männchen.

 

"Hören wir auf, auf den Dicken herum zu
hacken. Das überwürzte Zeug muss weg."

 

Als Babies waren wir kugelrund und unsere Eltern stopfen uns und hatten Panik, wir könnten verhungern, was nicht geschah. Wir wuchsen, und Essen interessierte uns nicht, wir hatten soviel anderes im Kopf. Sandwiches, die Klassiker allen Fastfoods, gab es schon ewig, und auch Wein und Bier tranken wir einst, Chianti zu Spaghetti Bolognese am Liebsten, darüber ein Berg Parmesan, weder kalorienarm noch eine Vitaminbombe. Dünn waren die meisten trotzdem.

Aber die Lebensmittelindustrie schlief einen Dornröschenschlaf. Und wurde leider wach geküsst und heiratete Mister Fastfood. Die beiden Brotscheiben des Sandwiches, Mehl, Wasser und Hefe, wurden zu einer Pampe mit Ascorbinsäure, Mehlbehandlungsmittel, Zucker, Salz und weiterem Unaussprechlichem. Die Mayonnaise enthielt neu alles Mögliche ausser Öl, Ei, Senf und Salz, Pfeffer und Paprika. Weiss ja keiner mehr, wie einfach so eine Mayonnaise zu rühren wäre, sondern drückt sich ein Präparat ins Sandwich, welches komplexer ist als jede Anti-Falten-Crème.

Natürlich steht da überall schön die Kalorienzahl drauf, und man könnte, sollte, müsste, rechnen, und abhaken und bliebe dann dünn. Aber wer tut das schon gerne, und der Genuss und die Freude am Essen bleibt einem dabei sowieso im Hals stecken. Wir wollen nicht Kalorien zählen, wir wollen auf unseren Appetit hören können, und genau der ist dank raffinierter Chemie völlig durcheinander geraten.

Die käuflichen Lebensmittel sind zu salzig, das macht Durst, vor allem die Jugendlichen trinken in der Folge Süssgetränke. Womöglich "light", was zu einer Insulinausschüttung führt, und dies wiederum macht Kohldampf. Unser Appetit wird klammheimlich angekurbelt mit Geschmacksverstärkern und Gewürzen, denn je mehr Gewürze, desto grösser der Appetit. Wer meint, er sei schlau und vermeide Glutamat, den Geschmacksverstärker schlechthin, sollte wissen, dass das Ding heute "Hefeextrakt" heisst, denn "Hefe" tönt harmloser. Und so würzt die Lebensmittelherstellung ihre Ware auf Teufel komm raus. Und hat noch ein paar andere Trickchen drauf, die uns futtern lassen. Und somit haben wir zu viel Kohldampf, essen zu viel, und es wabbelt die Wampe.

Hören wir also auf, auf den Dicken herum zu hacken. Das überwürzte Zeug muss weg aus den Regalen. Es schmeckt zu gut und der Konsument greift nach dem, was ihm schmeckt, und so will keiner der Lebensmittelfabrikanten der erste sein, der Salz- und Zuckergehalt zurückschraubt. Verkauft sich nicht. Es wird also nicht ohne Zwang gehen.

Und was wir dann sparen an Geldern für Aktionsprogramme und Fit-statt-fett-Events und schliesslich Krankenkassenprämien beruhigt dann auch den Blutdruck der Dünnen wieder. Eine klassische Win-Win-Situation also. Und die Dicken haben ihre Ruhe. Ausser sie seien Lebensmittelfabrikanten.

9. Juni 2014
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)
Andrea Strahm, geboren 1955, arbeitete als Anwältin auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums und ist seit 2021 pensioniert. Die ehemalige Präsidentin der damaligen CVP Basel-Stadt (neu: "Die Mitte Basel-Stadt") ist Grossrätin und Fraktionspräsidentin ihrer Partei. Die Mutter zweier Töchter lebt in Basel. © Foto OnlineReports.ch

andreastrahm@bluewin.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
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"Ich bereite die Nahrung selbst zu"

Liebe Andrea Strahm, vielen Dank für die Dicken-Kolumne, "voll fett", wie mein junger Freund (12) Jelle sagen würde! Beide gehören wir eher zu den bewegungsfreudigen "Dünnerles" mit Freude am Essen, doch das Zu-Viel an Salz oder Zucker fällt uns beiden auf! Und das Perfide ist: Zur Vermeidung dessen hilft einzig, selbst die Nahrung zuzubereiten, nur dann weiss ich, was ich zu mir nehme! (Dasselbe gilt übrigens auch für das Hundefutter.) Ich nehme das als wertvollen politischen Impuls wahr. Mal schauen, wo ich diesem wieder begegne! Schönen Pfingstmontag noch, und hoffentlich können Sie wieder mit beiden Armen in der Küche wirken!


Anne Schöfer, Basel



"Kolumne umbenennen"

Zur langen Liste der Sündenböcke gehören nun also auch noch die Gewürze ("alles mit scharf"). Ich schlage vor, die Kolumne in "Extrascharf" umzubenennen.


Franz August Vettiger, Basel


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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).