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© Foto by Aurel Schmidt, OnlineReports.ch
"Wie es angefangen hat": Replika einer alten Uhrmacherwerkstatt

Industrie, Identität und Innovation

Eine Ausstellung in Waldenburg zeigt, wie die Uhr in das Tal kam und sich daraus eine High-Tech-Industrie entwickelte


Von Aurel Schmidt


Das Waldenburgertal verfügt über eine bemerkenswerte Industriegeschichte. Aber wie umgehen damit? Die Stiftung "Industriemuseum Waldenburgertal", 1994 ins Leben gerufen, und die Betriebskommission wollten sich ihrer annehmen. Es gab bedauerliche Gründe, dass sie ihre Tätigkeit schon bald einstellten. Daraufhin beschloss der im November 2007 gegründete Verein "Industriemuseum Waldenburgertal Forum", die Ziele der Stiftung zu seinen eigenen zu machen, die Arbeit fortzuführen und die im Lauf der Zeit gewachsene Sammlung von Objekten über die industrielle Vergangenheit des Tals im Rahmen des Möglichen zugänglich zu machen.

Die Ausstellung "Aus der Not geboren" in den Räumen der Revue Thommen in Waldenburg liegt im Rahmen dieser Bestrebungen. Der Titel ist in einem doppelten Sinn zu verstehen und meint die Not der Menschen im Waldenburgertal vor 150 Jahren, die mit der wirtschaftlichen Krise von heute eine nicht unähnliche Neuauflage wie damals erfahren hat.

Seit der Römerzeit hatte das Tal vom Passverkehr gelebt, der Gasthäusern, Wagnereien, Fuhrunternehmen Wohlstand brachte. Aber als zuerst 1854 die Eisenbahnlinie von Basel nach Liestal angelegt und danach 1858 durch das Homburgertal nach Olten verlängert wurde, stürzte das mit einem Mal vom Durchgangsverkehr abgeschnittene Waldenburgertal in Armut. Mit Heimarbeit in der Posamenterei war kein Staat zu machen. Die Not nach der Trennung von Basel war schon zuvor schon so gross, dass der Gemeinderat von Waldenburg 1852 jedem ein Einfach-Tickett in Aussicht stellte, der zum Wegzug bereit war. 
 
Einen Ausweg sah der Gemeinderat von Waldenburg auch darin, Uhrenindustrie ins Tal zu holen und anzusiedeln. Die Société d'Horlogerie de Waldenbourg nahm ihre Tätigkeit auf, als Gemeindebetrieb mit schon bald 100 Beschäftigten, aber leider mit vorerst wenig Erfolg.

Das führte dazu, dass das Unternehmen 1859 auf Druck der Baselbieter Regierung für 60'000 Franken an den Techniker Louis Tschopp und den Kaufmann Gedeon Thommen, der auch Mitinitiant der Waldenburgerbahn war, verkauft wurde. Ein Jahr später stand der erste Fabrikbau im Städtchen. Aus dem Unternehmen ging später die heutige Firma Revue Thommen hervor. Viele der Beschäftigten arbeiteten tagsüber in der Fabrik und abends auf dem Feld und im Stall.

 

"Die Ausstellung zeigt den Weg von
der Uhrenmontage zur Medizinaltechnologie."


Zuerst wurden nur von auswärts bezogene Rohwerke zu fertigen Uhren zusammengesetzt, später aber auch Zulieferteile hergestellt. Deren Fabrikation durch Gedeon Thommens Söhne legte den Grundstein für die Firma Tschudin & Heid.

Reinhard Straumann, bis 1954 technischer Leiter in der Revue Thommen (und nebenbei ein begeisterter Skispringer), gründete im gleichen Jahr ein eigenes Forschungsinstitut, aus dem einerseits die heutigen Grossunternehmen Straumann mit Sitz in Basel und andererseits durch Übernahme von Geschäftsteilen die Firma Synthes in Oberdorf hervorging. Längst ist bei allen diesen Unternehmen an die Stelle der Uhrenfabrikation von einst die moderne Präzisionsmechanik und Medizinaltechnik getreten. Auch die Revue Thommen von heute hat die Uhrenproduktion in Lizenz vergeben und dafür auf dem Gebiet von Aviatik-Instrumenten ein neues Betätigungsfeld gefunden.

M
it zu diesem Umschwung beigetragen hat die rasch vorangeschrittene Entwicklung in den Bereichen Automationstechnik und Präzisionstechnologie sowie Materialentwicklung (zum Beispiel erzielt der Einsatz von Titan für Implantate, weil nicht körperabstossend, bessere Ergebnisse als wie bisher die Verwendung von Chromstahl).

Dieser geraffte historische Überblick zeigt, in welchem Mass die Entwicklung unter den wirtschaftlichen Umständen im oberen Waldenburgertal von der alten Uhrenindustrie zur modernen Spitzentechnologie im medizinischen High Tech-Bereich geführt hat. Innovation heisst Stichwort.

 

"Das Ziel ist und bleibt
ein Industriemuseum Waldenburgertal."


Und heute? Die wirtschaftliche Situation ist erneut prekär wie von 150 Jahren. Ein grosser Teil der Beschäftigten muss mit Kurzarbeit zufrieden sein, Firmen wandern ab. Der Verein Pro Waldenburgertal ist auf der Suche nach neuen Horizonten.

Auch der Verein Industriemuseum Waldenburgertal macht sich Gedanken über seine Zukunft. Seine Mitglieder – Präsident Fritz Degen, Fritz Sutter, Remo Frey und andere, Markus Weber als in der Zeit zurückversetzter Waldenburger Uhrmacher – sind an den Öffnungstagen der Ausstellung anwesend und begierig, den Besuchern und Besucherinnen etwas von ihrem reichen Wissen weiterzugeben. An jedes Objekt knüpft sich eine Geschichte. Übrigens macht das offenbar überwiegend einheimische Publikum den Eindruck, mit der Materie bestens vertraut zu sein. Was kein Wunder ist. Thema ist die Geschichte der Menschen selbst, die die Ausstellung besuchen. Sie sind mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Industriegeschichte ist Kulturgeschichte und die Industrie in diesem Fall die Grundlage für die Identität des Grossteils der Besucher der Ausstellung.

Was wiederum für ein Industriemuseum Waldenburgertal spricht – das ultime Ziel des Forum-Vereins. Er ist im Besitz von 700 industriehistorischen Objekten, 300 davon Uhrenwerke. Sie werden im Schaulager in Niederdorf aufbewahrt und auf Wunsch dort gezeigt. Ideen sind mehr als genug da, was man damit tun könnte, auch geeignete Räumlichkeiten sollten sich finden lassen. Aber das Geld ... Ohne das geht nichts.

In der gegenwärtigen Ausstellung ist also nur ein kleiner Teil des Sammlungs-bestands zu sehen. Es gibt noch viel zu zeigen. Zu besichtigen sind in Waldenburg Uhrmacherwerkzeuge, auf Bildtafeln wird die Vergangenheit des Städtchens heraufbeschwort und in einem nachgebauten Uhrmacheratelier kann man eine Vorstellung bekommen, wie alles angefangen hat. Sogar die Schachtel "Saridon" ist dabei, von denen die Uhrmacherinnen und Uhrmacher reichlich konsumierten. Es soll sich um ein regelrechtes Aufputsch- und Dopingmittel gehandelt haben, um die harte und lange tägliche Arbeit zu ertragen.

 

Sonderausstellung Hauptstrasse 87, Waldenburg, in den Räumen der Revue Thommen. Öffnungszeiten an Wochenenden in unregelmässiger Folge.
Genau Daten siehe www.imw-forum.ch

31. März 2009


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"Ein sehr schönes Erlebnis"

Die Ausstellung ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Am Sonntag waren Jung und Alt da, Frauen und Männer, viele Ehemalige, die eifrig vor ihrer früheren Arbeit und den entsprechenden Maschinen erzählten. Nebst der offiziellen Ausstellung, die gute Inputs liefert, gibt es auch einen Gäste-Corner, wo verschiedene Leute ihre privaten Schätze zum Thema präsentierten. Geschichte so lebendig diskutiert und dargestellt zu sehen - ein sehr schönes Erlebnis!


Brigitta Gerber, Historikerin und Grossrätin, Basel



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Veranstaltungs-Hinweis

 

Ein zärtlicher Irrsinn

Nach achtjähriger Abwesenheit kehrt Avery Sutton mit seiner Verlobten Gillian zu seiner Familie zurück. Was von da an passiert, muss man gesehen haben.

Mit "37 Ansichtskarten" von Michael McKeever winkt den Zuschauerinnen und Zuschauern eine zauberhaft schwarze Komödie mit berührenden Momenten und angenehmer Unterhaltung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Vorverkauf hier:
www.theater-rampenlicht.ch

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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

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Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).