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"Nur noch Erinnerungen": Restbestand der Basler Druck+Verlag AG

Das grosse Basler Druckereien-Sterben

Die "Druck+Verlag AG" ist nur das letzte Beispiel des Niedergangs einer einst blühenden Branche


Sie wurde zwar vor dem Konkurs gerettet, aber die Basler "Druck+Verlag AG" gibt es in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr. Die einst stolze Offizin konzentriert sich jetzt auf Kundenberatung, Auftragsbewirtschaftung und Prepress. Der massive Strukturwandel ist nur weiteres Kapital in der Geschichte des regionalen Druckerei-Sterbens in der Stadt der Drucker-Tradition.


VON MANFRED RÜTSCHLIN*

Im Jahre 1993 musste die Druckerei Kirschgarten AG in Basel den Konkurs anmelden. Im gleichen Jahr noch übernahm der Jungunternehmer Alexander Schwabe das Unternehmen – mit etwa der Hälfte der Belegschaft. Und er änderte den Namen in Neue Kirschgarten AG. Gleichzeitig wurden andere Druckereien dazugekauft und an der Kirschgartenstrasse in Basel integriert, so die Alexander Schwabe AG und die Bauer Druck AG, beide in Basel. Das 1876 in Basel gegründete traditionsreiche Druckunternehmen Basler Druck+Verlag AG (BDV), das während einiger Jahre in Liestal domiziliert war, wurde ebenfalls in die Gruppe Kirschgarten eingegliedert.

Anfang des Jahres 2000 geriet die Neue Kirschgarten AG mitsamt ihren anderen Firmen in Schwierigkeiten und man musste das Schlimmste, nämlich den Konkurs, befürchten. Als Retter in der Not erwiesen sich der frühere BaZ-Generaldirektor Peter Sigrist und Harry Waltenspühl, die das gesamte Konglomerat per März 2000 in einem einzigen Unternehmen mit dem Namen Basler Druck + Verlag AG zusammenfassten und reorganisierten.

Hoffnungen zerschlugen sich

Sechs Jahre später, Ende 2006, musste wegen akuter Liquiditätsschwierigkeiten, operativer Verluste, einer nicht erfolgreichen Nachfolgeregelung in der Geschäftsführung und kostenintensiver Renovationsarbeiten in der Liegenschaft die Nachlassstundung angemeldet werden. Der Nachlassvertrag wurde bewilligt; dies sei wohl die einzige Alternative, so die Verantwortlichen, um einen Konkurs zu verhindern.

Als Sachwalter wurde der Unternehmensberater und frühere CVP-Landrat Urs Baumann vorgeschlagen, der bereits über einige Erfahrungen in der Durchführung von Nachlassstundungen verfügte. Gleichzeitig interessierte sich ein in der Branche nicht Unbekannter für die BDV, Stefan Wenkebach.

Mit Wenkebach am Hebel bachab

Dieser figuriert nun als Mitglied des Verwaltungsrates und hat im letzten Jahr die Geschicke der BDV in die Hände genommen. Dabei wurde die Belegschaft von ehemals 70 auf rund 20 Personen reduziert und die Liegenschaft im Herzen Basels verkauft. Die meisten Beschäftigten konnten inzwischen durch die Vermittlung der Firma, durch die Gewerkschaft Comedia oder durch eigene Bemühungen eine neue Stelle antreten. In der jüngsten Verlautbarung der BDV vom 8. Juli dieses Jahres unter dem vielsagenden Titel "Jeder, der sagte, wir gehen baden, hatte recht" wird erwähnt, dass die schwere Technik aus der Stadt in Partnerbetriebe verlegt wurde. Die Fischer AG in Münsingen sei nun Druckpartner der BDV. Letztere konzentriere sich auf die hochprofessionelle Kundenberatung, Auftragsbewirtschaftung und Prepress. Seit dem 4. August ist das neue Domizil der BDV nun die Uferstrasse 90 in Basel, direkt am Rhein.

Namen, die heute fehlen

Mit diesem neuen Akt im Drama "Druckereiensterben in Basel" und dem damit einhergehenden Verlust von Arbeitsplätzen sind die Druckereien Kirschgarten, Alexander Schwabe AG und Bauer Druck AG auf der Strecke geblieben. Doch vom Aderlass der Basler Druckereienwelt betroffen sind noch weitere klangvolle Namen: 1998 verschwand die Boehm-Hutter AG in Reinach, 1999 gab die Druckerei Gasser wegen Nachfolgeproblemen auf. Diese Liste liesse sich noch ellenlang weiterführen.

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien hier noch einige Unternehmen aufgezählt, die zum Teil in andere Firmen integriert wurden, zum Teil einfach verschwunden sind: Grafische Betriebe Coop (GBC, vormals VSK, integriert in Birkhäuser + GBC AG, Reinach), die im 16. Jahrhundert gegründete Druckerei Cratander (wurde 1999 von der Friedrich Reinhardt AG in Basel übernommen und wird unter dem gleichen Namen am Domizil der Übernehmerfirma weitergeführt), Gissler-Druck (per 1. Januar 2007 von der Firma Linsenmann übernommen und als Linsenmann Gissler AG weitergeführt), Barfüsser-Druckerei, Druckerei Hochuli in Allschwil, EGB-Print in Gelterkinden, Elco-Papier AG, Volksdruckerei Basel, Frobenius, Wassermann, Druckerei Ganzmann, Akzidenz-Druck AG.

Dies sind Druckereien, in denen viele meiner Kolleginnen und Kollegen gelernt und gearbeitet haben – Druckereien, deren Existenz nur noch flüchtige Erinnerung ist.

 

Mit freundlicher Genehmingung von "m", dem Magazin der Mediengewerkschaft Comedia. Der Autor, gelernter Schriftsetzer, ist Basler Comedia-Regionalsekretär.

19. September 2008

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