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"Ich tendiere auf sofortige Konfliktlösung": Fern-Führer Wagner, Büro-Schmuck

"Ich werde dreinreden. Ich greife ein"

Wie der Anwalt und Medien-Zampano Martin Wagner den Aufstieg zum Herrscher über die "Basler Zeitung" schaffte: Das Porträt


Von Peter Knechtli


Er begann seine Laufbahn als einfacher Anwalt und Verbandsfunktionär. Heute vermarktet er die "Uefa Champions League", zieht die Fäden im Filmgeschäft und führt die Mediengruppe der "Basler Zeitung": Martin Wagner, ein trickreicher Anwalt, der Grobes nicht scheut und Appetit hat auf mehr Macht.


"Ich frage mich, wann dieser Mann schläft", sorgt sich Matthias Hagemann, der frühere Präsident und Mitinhaber der "Basler Zeitung Medien" (BZM), über seinen langjährigen Konzernanwalt Martin Wagner, der seit Anfang Februar selbst ein massgebliches Aktienpaket und die oberste Führung der BaZ-Gruppe übernahm. Wagner, darauf angesprochen, lacht bestätigend: "Es stimmt. Derzeit sind es zwischen vier und fünf Stunden pro Nacht. Das zehrt natürlich. Aber ich bin ein Opfer meiner Struktur."

Der 50-jährige, im Oberbaselbieter Weinbaudorf Maisprach aufgewachsene Jurist ist ein so vielbeschäftiger Mann, dass ihm für den Erholungsaufenthalt in seinem Haus in Arizona kaum noch Zeit bleibt. Wagner ist nicht nur neuer Verwaltungsratspräsident der BaZ-Gruppe, sondern auch Verwaltungsrat der Axel Springer Schweiz AG und Präsident der "Weltwoche".

Ein Spezialist des Fern-Führens

Was in der Öffentlichkeit weniger bekannt ist: Innerhalb der in Pratteln domizilierten Highlight Communications, die mit der Constantin Film AG unter anderem " den erfolgreichsten unabhängigen Filmproduzenten und -verleiher in Deutschland" (Selbsteinschätzung) kontrolliert und mit der Team Marketing AG unter anderem die Rechte an der Uefa Champions League und den "Eurovision Song Contest" vermarktet, zählt Wagner als Vizepräsident der Holding und Verwaltungsrat mehrerer Tochtergesellschaften zu den Schlüsselfiguren. Da muss er auch mal zusätzlich zulangen, wenn, wie diesen Donnerstag bekannt wurde, zwei "Team"-Manager gefeuert werden.

Nur eine kleine Entlastung verschaffte sich Wagner, als er Ende Januar das von der Tamedia übernommene Basler Lokalradio "Basilisk" zum Preis von geschätzten neun Millionen Franken an die Familie Hagemann verkaufte.

Viele stellen sich die Frage, wie Wagner all seine Aufgaben bewältigt und es als Famlienmensch schafft, sich in seiner spärlichen Freizeit auch um seine Kinder (das jüngste ist 18 Monate alt) zu kümmern. Ganz einfach: "Ich stamme aus der Blackberry-Generation und bin ein geübter SMS-ler." Gibt er als Spezialist des Fern-Führens darauf eine Botschaft durch, hält er Anrede und Grussformel auch mal für entbehrlich. Sein Handy, in das er die Nummern seiner gesamten geschäftlichen Nomenklatura abspeichert, hat er "24 Stunden in Griffnähe". Dieses Gerät, sagt Wagner ("mit meinen Führungsleuten telefoniere ich"), sei "Info-Tool und Frühwarn-System" zugleich. "Da tut jedes Konzernleitungsmitglied gut daran, das auch zu tun. Sonst laufen die grossen Prozesse an ihnen vorbei, und ich entscheide."

Die Bereichs-Chefs in der Unternehmensleitung haben Wagners Devise rasch begriffen. Als OnlineReports im Newsletter neulich 24 Entlassungen in der Gruppe der "Basler Zeitung" ankündigte, hagelte es auf Wagners Handy von Konzernleitungsmitgliedern Hinweise auf die vorzeitige Publikation der Firmennachricht. Schon kurze Zeit später, früher als geplant, folgte das offizielle Firmen-Communiqué.

Das Stier-Gemälde als Symbol

Schnelle Information, kurze Entscheidungswege, rasche Umsetzung - darauf setzt Martin Wagner, seit er im fünften Stock der Hochbergerstrasse 15 den Sessel seines Vorgängers Matthias Hagemann übernommen hat. Im Büchergestell, in dem sich erst etwa ein Dutzend Bücher und zwei schicke Modellautos verlieren, herrscht noch gähnende Leere. Ist Martin Wagner ein Kultur-Mensch? "Nein", schiesst es aus ihm hervor, "aus reinem Zeitmangel". Doch die Enthüllungsfrage, wann er zum letzten Mal im Basler Theater gewesen sei, missglückt: "Vor zwei Wochen in der Premiere von La Calisto."

In seinem Office, das mangels herumliegender Aktenstapel wie ein gediegener Transitraum anmutet, dominiert die Farbe Schwarz. Obschon in dunkelblauen Tönen gemalt, wirkt das mächtige Aufmacherbild im Rücken des Chefpults dunkel und düster. Mit der Person des Künstlers – dem Basler Maler Peter Baer – ist Wagner noch nicht vertraut. Entscheidend ist die Message des Werkes, und die ist deutlich: "Der Stier" (Bildname), der schnaubend auf sein Ziel lostrabt, verströmt nur ein Signal – aggressiver Angriff.

Lange zaudern kann auch Wagner nicht, seit er Anfang Februar mit einer 25 Prozent-Beteiligung der Ära des mit rund 100 Millionen Franken verschuldeten Familienunternehmens der BZM ein Ende setzte: Seinem Mehrheitsaktionärs-Partner Tito Tettamanti (75 Prozent) hat er versprochen, das Medienunternehmen "noch dieses Jahr wieder in die schwarzen Zahlen und in den Jahren 2011 und 2012 in die Gewinnzone zu führen, damit die Fremdverschuldung abgebaut werden kann".

Unter den bestverdienenden Anwälten

Wie schon häufig in seiner Karriere sah sich Wagner bei seinem bisher spektakulärsten Deal dem Vorwurf konfrontiert, er sei "nur Strohmann" und gar nicht in der Lage, die knapp 19 Millionen Franken aus seiner Privatkasse auf den Tisch zu legen. Möglicher Geldgeber, so tönt es immer wieder, könnte "Highlight Communications"-Hauptaktionär Bernhard Burgener sein, wie Wagner ("wir sind seit zwanzig Jahren die engsten Freunde") ein bekennender Ferrari-Fan. Darauf angesprochen beteuert Wagner: "Ich bin Eigentümer meines 25 Prozent-Anteils" - und nicht nur, wie im Falle von Strohmann-Funktionen deklariert, nur "Besitzer".

Freilich: Ein armer Schlucker ist Martin Wagner, der auf dem geschäftlichen Parkett schwarzen Anzug mit Krawatte und oft Gilet trägt, nicht. Als Sohn eines Versicherungsagenten in mittelständischem Milieu aufgewachsen, gehöre er "zu den bestverdienenden Basler Anwälten" und setze jährlich "mehrere Millionen Franken" um, erfuhr OnlineReports bei einem Berufskollegen. Allein seine "Highlight"-Mandate brachten dem 35-fachen Verwaltungsrat 2007 über 1,7 Millionen Franken ein, weitere Beratungs- und Anwaltsmandate steuern das Ihre zum Wohlergehen bei.

Er sei mit seiner Beteiligung am Kaufpreis von vermuteten 70 Millionen Franken, exklusive Schulden, "persönlich ein grosses Risiko eingegangen", bekräftigt Wagner und fügt an: "Tito Tettamanti hat hundert Prozent Vertrauen zu mir." Nur schon im eigenen Interesse, und das steht bei ihm oft im Vordergrund, trimmt Wagner das Medienunternehmen jetzt mit Tempo und streng "ergebnisorientiert" (so ein Basler Anwaltskollege) aus der Verlustzone: "Ich kann bei Tito Tettamanti kein Geld holen, um Verluste zu decken."

Will er sein eigenes Investment nicht verbrennen, ist Wagner zu Erfolg verdammt. Davon zeugt die hohe Kadenz immer neuer Sparmassnahmen – vom Abstossen defizitärer Gemeindeblätter über Stellenabbau bis zum Verzicht auf Gratis-BaZ-Abonnements für Mitarbeitende und Pensionierte. Selbst Tettamanti und Wagner zahlen für ihr privates BaZ-Abo den vollen Preis. Auch vor weiteren chirurgischen Schnitten personeller Art wird sich der neue Chef nicht scheuen.

"Er hat etwas Darwinistisches"

Bei seinem Kraftakt, mit der "Basler Zeitung" innerhalb von drei Jahren den Turnaround zu schaffen, könnten Wagner Charaktermerkmale unterstützen, die schon seinen unaufhaltsamen Aufstieg auf der Erfolgsleiter begünstigen. "Er kann strategisch und schnell denken und handeln, und er ist skrupellos", sagte ein Duzfreund über den Durchsetzungsstrategen. Und ein anderer Vertrauter ergänzt: "Ein klassischer Haudegen, der kein schlechtes Gewissen kennt. Er hat gegenüber Leuten, von denen er etwas fordert, ein hemmungsloses, aggressives Auftreten. Er hat etwas Darwinistisches."

Als ein früherer Präsident des regionalen Autogewerbeverbandes auch nach seinem Rücktritt Mitglied der Paritätischen Kommission der Motorfahrzeug-Prüfstation Münchenstein bleiben wollte, wusste dies Funktionär Wagner zu verhindern: "Ein solches Amt darf nicht persönlichen Interessen dienen. Selbstbedienungs-Mentalität akzeptiere ich nicht."

Mit solcher Härte schuf er zufriedene Kunden, denen er "seine Zeit sehr effizient verkaufen konnte", wie ein Anwaltskollege meint. Mehr als ein Vertrauter schildert übereinstimmend Karriere-Mechanik Wagners: Wo er in Erscheinung trat, gewann er bald einmal Einfluss hinzu. In der Gemeinschaft des Basler Advokaten Markus Bürgin, der Rechtsvertreter der Wirtschaftskammer Baselland war, hatte lic. iur. Martin Wagner Mitte der achtziger Jahre seine erste Stelle als selbstständiger Anwalt. Erst bearbeitete Wagner gelegentliche Aufträge für die Wirtschaftskammer und deren Direktor Hans Rudolf Gysin, dann wurde er ihr offizieller Rechtskonsulent mit eigenem Büro im "Haus der Wirtschaft".

Bei allen Volksinitiativen, die die Wirtschaftskammer seither lancierte oder androhte – es waren nicht wenige – "half Wagner juristisch und mit seinem Netzwerk entscheidend mit", lobt Gewerbe-Repräsentant Gysin, ehemaliger Verwaltungsrat der BZM-Druckerei-Tochter Birkhäuser+GBC: "Bei allem, was wir auch nur mündlich vereinbarten, konnte ich mich auf Wagner verlassen." Der Prattler FDP-Nationalrat war es auch, der Wagners bemerkenswerte Karriere nicht unwesentlich mitprägte.

Die Wirtschaftskammer-Connection

Über Gysin erlangte Auto-Fan Wagner erst das Mandat als Sekretär des Autogewerbe-Verbandes beider Basel, dem er bis heute treu blieb und den er seit drei Jahren präsidiert. Als es um die Sanierung des Liestaler Lokalradios "Raurach" ging, arrangierte Gysin unter anderem via Wagner, dass dessen Freund Bernhard Burgener den Sender durch Übernahme vor dem Konkurs rettete und als "Radio Edelweiss" weiterführte.

Nachdem der damalige BaZ-Generaldirektor Peter Sigrist (74) während eines Telefongesprächs Zeuge vom Ableben seines Rechtskonsulenten geworden war, aber wegen der bevorstehenden Übernahme der defizitären Jean Frey-Gruppe ("Weltwoche", "Bilanz", "Sport") dringend juristischen Support benötigte, schlug Wagners Stunde: Der damalige BaZ-Finanzchef Peter Wyss, der kürzlich verstarb und seinerzeit an der "Radio Raurach"-Sanierung mithalf, brachte Wagner ins Spiel und diesem ein neues Mandat, das sich als eigentlicher Aufstiegs-Beschleuniger entpuppen sollte: Fortan war Wagner Konzernanwalt und die folgenschwere Expansion der BaZ nach Zürich sein erstes Gesellenstück des Familienunternehmens Hagemann.

Zweiter spektakulärer Höhepunkt dieser Zusammenarbeit war Wagners Coup, als er den Jean Frey-Verkauf nicht – wie erwartet – an Ringier, sondern kurzfristig an die Swissfirst-Bank von Thomas Matter einfädelte. Wagner, heute mit Matters früherer Freundin - der Tochter von SVP Baselland-Präsident Dieter Spiess' damaliger Partnerin - in zweiter Ehe verheiratet und Vater dreier gemeinsamer Kinder, offenbarte sich erstmals einer grösseren Öffentlichkeit als Deal-Maker.

Wagners entscheidendes Telefonat

Eine Insider-Quelle geht indes davon aus, dass Wagners entscheidende Leistung nicht die technische Transaktion unter Anwälten war, sondern sein erfolgreicher Telefonkontakt mit Matter: "Dieses Telefonat war für Wagners nationale Karriere entscheidend." Nach einigen Wochen hatte Swissfirst die Jean Frey-Aktien bei privaten Investoren platziert. Wagner wurde Verwaltungsratspräsident der Swissfirst Bank, der Jean Frey-Gruppe und der "Weltwoche" – und auch mit Investor Tettamanti bekannt. Nach dem Verkauf der Jean Frey-Gruppe blieb Wagner Verwaltungsrat der Axel Springer Schweiz AG.

Als die Swissfirst-Bank und Thomas Matter in ein von Drahtziehern angezetteltes Mediengewitter gerieten, hielt sich Wagner als einer der Ersten schadlos, indem die Oltener Pensionskasse "Fundamenta", in deren Stiftungsrat er sass, sämtliche Beziehungen zu Swissfirst abbrach. Ein enger Vertrauter: "Wagner versteht es hervorragend, das Recht und kritische Situationen zu seinen Gunsten anzuwenden."

Diese Begabung war auch Auftraggebern aufgefallen: Wagner, ein "harter Hund" von Rechtsberater und als "hervorragender Wirtschaftsanwalt" geschätzt, war ihnen das Honorar wert. Rund eine halbe Million Franken Jahresumsatz trug ihm sein Mandat als BaZ-Anwalt ein. Dafür erledigte er in dieser Funktion immer wieder mal das unvermeidbare Grobe, wie Beispiele zeigen. So führte er die abrupte Trennung Hagemanns von CEO Peter Sigrist aus, so besorgte er die Entlassung von Finanzchef Peter Wyss und schliesslich zu Jahresbeginn eines Morgens auch von CEO und Sigrist-Nachfolger Beat Meyer ("der mir jahrelang das Vertrauen schenkte").

Solche Schnitte, so Wagner über seinen Umgang mit emotional heiklen Trennungs-Botschaften, seien "menschlich nicht einfach, aber sachlich richtig". Sie auszuführen sei Teil der Arbeitsbeziehung: "Klientin ist die BaZ."

Ungewöhnliche Doppelrolle

Dieses Auftrags- und Abhängigkeitsverhältnis wandelte sich über Nacht, als Wagner mit Hilfe von Übervater Tettamanti die Kontrolle über die BaZ-Gruppe übernahm: Jetzt ist Wagner sein eigener Klient.

Der Besitzerwechsel markiert insofern eine grundlegende Verbindlichkeits-Änderung als Wagner nun als Präsident nicht nur die höchste publizistisch-strategische, sondern auch als Mitglied der Konzernleitung auch die oberste kommerzielle Verantwortung trägt. Die für schweizerische Medienhäuser völlig ungewöhnliche Doppelrolle ist pikant – vor allem auch auf Stufe der Unternehmensführung: Die vierköpfige Rest-Konzerleitung – CEO Jürgen Hunscheidt, COO Roland Steffen, "Birkhäuser"-Chef Daniel Merkel und Chefredaktor Matthias Geering – wird sich kaum gegen ihr fünftes Mitglied Martin Wagner stellen.

Die fast unbegrenzte Machtfülle, die der geübte Wirtschafts-Vertreter jetzt in der BaZ-Gruppe auf sich vereinigt, führte zur Vermutung, der neue starke Mann werde rasch auch den redaktionellen Kurs korrigieren, den die Rechte als "links" und die Linke als "liberal" empfindet.

"Ich dulde keine Fehler"

Wagner, dem "die journalistische Freiheit heilig" ist, ging gegenüber OnlineReports erstaunlicherweise noch einen Schritt weiter – in seiner schonungslosen Offenheit, die klassische Vertreter einer Trennung von Redaktion und Verlag erschaudern lässt: "Ich werde der Redaktion dreinreden. Ich greife ein." Diese Praxis, justiert der frühere Medienjurist, habe "auch mit rechtlicher Risiko-Minimierung zu tun".

Erste Spuren der Intervention sind bereits im Blatt sichtbar. So lässt Wagner, der nach eigener Angabe trotz hoher Belastung täglich "während eineinhalb Stunden" die BaZ liest, neuerdings Fehler in der Berichterstattung auf der betreffenden Seite prominent korrigieren (und nicht versteckt auf der Leserbrief-Seite). Auch interveniert der parteilose Verleger, wenn seine Wirtschafts-Redaktion durch ihre Gewichtung in den medialen Chor des "Banken-Bashing" einstimmen sollte. Dieses Ressort habe mit Axel Springer-Mann Volker Strohm ("Stocks") jetzt "einen Chef, der etwas von der Sache versteht. Und wehe ihm! Ich dulde keine Fehler".

Damit schlägt Wagner in der BaZ eine redaktionellen Richtung ein, dem ein am Übernahme-Deal Beteiligter als Tettamantis Investment-Motiv beschreibt: "Nichtzürcherisch und nicht links."

Nichts machte bisher das "System Wagner" deutlicher als der Paukenschlag, mit dem er sich zum uneingeschränkten Herrscher über das mit Abstand grösste regionale Medienunternehmen machte. Nach dem kürzlichen Austritt von Matthias Hagemann aus dem BZM-Verwaltungsrat besteht das Aufsichtsgremium derzeit noch aus einem ganz familiären Trio: Wagner, Burgener und Kanzleipartner Pascal Berger.

Medien-Macht und Anwalts-Business

Zügig baut Wagner seine Seilschaften aus und geschickt verbindet er seine Herrschaftsdomänen mit seiner Anwaltskanzlei an der Basler Gerbergasse, die er weiter betreibt und deren Partner vom stets erweiterten Beziehungs-Geflecht des Arrangeurs profitieren. Der Kanzlei-Kanzler schreibt längst keine Klagen mehr selbst. Vielmehr lässt er schreiben.

Pascal Berger, der als "hervorragender Jurist und Notar" gilt, erbt von Wagner das Mandat des BaZ-Konzernjuristen und die Funktion des Repräsentanten der Schweizer Mercedes-Händler. Gleichzeitig besetzt Berger auch die Funktion des "Sekretärs der Konzernleitung". Kanzleipartner Jascha Schneider, der als Medienjurist schon die Konzessionsgesuche von "Radio Basilisk" (damals noch in Wagners Besitz), "Radio Basel 1" (damals in BaZ-Besitz) und "TeleBasel" bearbeitete, rückte soeben als Rechtskonsulent der Wirtschaftskammer Baselland mit eigenem Büro in Liestal in Wagners Fussstapfen. Wagner beschränkt sich auf die persönliche Betreuung von Nationalrat Hans Rudolf Gysin. Partner Tobias Treyer rückte für Wagner an die Spitze der VW-Audi-Händlerorganisation nach und übernahm seine Prozessmandate von Axel Springer und "Weltwoche", während Partner Christian Eich fortan Wagners Mandate im Finanzbereich betreut. Einen einzigen Bankenauftrag, sagt der Seilschaftsführer, habe er behalten.

Freimütig schildert Wagner auch die zusätzliche Potenz, die seiner Kanzlei durch die Partnerschaft mit den Zürcher Wettbewerbsrechtler Patrick Krauskopf erwächst. Schon früh hatte Wagner laut einem Basler Anwalt "das Medienrecht als Hebel entdeckt, weil er es dadurch immer mit den Chefs zu tun hat". Mit seiner wachsenden Bekanntheit als sprachregionaler Medien-Mogul verleihe der Senior-Partner seiner Kanzlei "sofort mehr Gewicht", er werde gar zur eigentlichen "Fall-Akquisitions-Maschine".

Das "Büro Wagner"

Erstaunlich: Wagner bestätigt dies ohne Umschweife. Seine externen Funktionen "lösen in der Kanzlei einen Boom aus von Klienten, die sagen: in diese Umgebung wollen wir". Diese Waffen-Synergie von breitem Medienzugang und juristischem Knowhow könnte potenzielle Widersacher vor allem aus einer Einschätzung abschrecken: "Wer gegen das Büro Wagner antritt, hat eine ganze Medien-Armada gegen sich, falls er sie mit seinen Fällen alimentiert." Hier hingegen wehrt Wagner kategorisch ab: "Das Drohen mit der publizistischen Keule liegt mir völlig fern." Es wird vermutlich gar nicht erst nötig sein.

Noch nicht abschätzbar ist Wagners Bereitschaft, der BaZ-Redaktion Rückendeckung zu geben, wenn sie mit einem der zahlreichen Klienten seiner Kanzlei einmal kritisch umgehen sollte.

Hinter der Hand wird Wagner-Partner Jascha Schneider vorgehalten, dass er als Moderator der "TeleBasel"-Sonntags-Talkshow "Salon Bâle" auf- und gefälligerweise immer wieder "Weltwoche"-Redaktoren, insbesondere auch Chefredaktor Roger Köppel einlade. Der Basler TV-Sender weist Vorwürfe von Filz oder gar diskreter Mandats-Akquisition sich: Der Moderator sei für die Auswahl der Talk-Gäste "nicht im entferntesten zuständig", sondern die Redaktion. Ausserdem trete Schneider auf eigenen Wunsch in den Ausstand, wenn sich "auch nur der leistete Verdacht einer Befangenheit" ergebe.

Erfolgs-Story oder Vorspiel des Verkaufs?

Mit seinem unbeirrbaren Aufstieg hat Martin Wagner den Neid vieler Berufskollegen geweckt. "Ich bin in Anwaltskreisen überhaupt nicht beliebt", räumt er ungerührt ein, "weil ich immer auf sofortige Konfliktlösung tendiere" – möglichst in seinem Sinn. Ein Basler Doktor der Jurisprudenz sieht in Martin Wagners Psychogramm eine "Umriss-Vergrösserung als Täuschung", die sich aus der von ihm verwendeten Status-Symbolik ableiten lasse: Von seiner mit grossem finanziellen Aufwand ausgebauten Privatvilla im Grünen mit "riesiger Garage und Schwimmbad" (so ein Bekannter) über sein US-Domizil bis zur Beteiligung an einem Marmorwerk. Vom fünfplätzigen Porsche Cayenne Diesel ("der vernünftigste Porsche, den man kaufen kann") über seine mechanische Blancpain am Handgelenk ("ein gutes Beispiel für handwerkliche Qualität") bis zum zuweilen missmutig-ungeduldigen Blick, von dem unklar bleibt, ob er dem Innern entspricht oder inszeniert ist.

Wie nutzt er diese Symbolik zur Aufrechterhaltung der verbliebenen Medienvielfalt in der Region Basel, die Martin Wagner standhaft als sein Kredo verkündet? Steht hinter seinem Engagement doch ein durch Altersreife herangewachsenes verlegerisches Feux sacré? Oder wird er das fitgetrimmte Unternehmen in wenigen Jahren filettieren und mit Gewinn verkaufen? Beispielsweise an Axel Springer?

Sicher scheint eines: Tritt die Erfolgs-Story "Basler Zeitung" wider Erwarten nicht ein, so ein intimer Basler Medienkenner, "ist Martin Wagner viel zu gescheit, um sich ungeschickt zu exponieren".

14. Juni 2010

Weiterführende Links:


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"Ein Markenzeichen der Erfolgreichen"

Ein sehr spannend geschriebenes Psychogramm des neuen Herrschers über die Basler Monopolzeitung. Aufschlussreich und interessant! Diesem Mann darf vielleicht ein Mandat als Geschäftsanwalt übertragen werden. Aber als guten Freund sollte man ihn nicht auswählen, zieht er doch anscheinend jeden über den Tisch, wenn es seiner Klientel oder ihm nützt. Beim Lesen läuft es einem kalt über den Rücken. Aber dieses Verhalten scheint ein Markenzeichen der Erfolgreichen zu sein, Beispiele gäbe es einige. So ist bei aller Intelligenz, Tüchtigkeit und Glück solcher Aufsteiger auch ein gerüttelt Mass an Arglist dabei.

 

Wie sich die BaZ weiter entwickelt, werden wir sehen. Sollte sie sich zur Tagesausgabe der "Weltwoche" entwickeln, wäre wohl ihr Untergang besiegelt. Alternativen gibt es: Die "Basellandschaftliche Zeitung", der "Tages-Anzeiger" (würde sicher gerne die Berichterstattung aus Basel verstärken). Auch die NZZ wäre einer ver-Köppel-ten BaZ vorzuziehen. OnlineReports würde in einer solchen Medienlandschaft an Bedeutung gewinnen und könnte ausbauen.


Otto Kunz-Torres, Basel




"Wie wird sich Herr Wagner dann verhalten?"

Besten Dank für dieses Porträt eines Zeitgenossen, der die "Basler Zeitung" mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch endgültig an die Wand fahren wird. Ich bin gespannt darauf, wie sich Herr Wagner dann verhalten wird, vermute aber, dass sein Verhalten nicht durch ausserordentliche Intelligenz, sondern vielmehr durch ausserordentliche Skrupellosigkeit geprägt sein wird.


Matthias Scheurer, Basel



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"Der Eigentümer hat das Regional-Journal nicht erreicht."

Regional-Journal Basel
am 15. März 2024
über die umstrittene
Basler Villa "La Torre"
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Hatte das "Regi" gerade Pause? 

RückSpiegel


Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

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Landrat Thomas Noack zitiert in einem Carte-blanche-Beitrag in der Volksstimme aus dem OnlineReports-Artikel über die Finanzkrise in Baselbieter Gemeinden.

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