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"Drängende Probleme negiert": BZM-Präsident Matthias Hagemann, abtretender Chef Hans-Peter Platz

Schicht-Wechsel auf Ozeandampfer: Der Steuermann heisst Hagemann

Redaktionsabbau, Sparprogramme, Restrukturierung: Die "Basler Zeitung Medien" vollendet den Rückbau und beginnt sich in der Region Basel noch fester zu verzahnen


Von Peter Knechtli


Mit dem Wechsel an der Chefredaktion der "Basler Zeitung" (BaZ) bahnt sich auch ein Kulturwandel ab: Verleger Matthias Hagemann, Präsident der "Basler Zeitung Medien" (BZM), will den Personalabbau mit einer konzeptionellen Umschichtung der grössten Tageszeitung der Nordwestschweiz verbinden. Eine kreativere, stärker auf den Regionalbereich fixierte Redaktion soll den Niedergang des einstigen Flaggschiffs abwenden. Gleichzeitig will Hagemann sein angeschlagenes Medienhaus aus der Krise führen und gegen Übernahmegelüste verteidigen.


Herbstlaub bedeckte den regennassen Boden letzten Montag - der Nebel-Tag, an dem Ivo Bachmann seine Stelle als neuer Chefredaktor der "Basler Zeitung" antrat. Herbsttrüb ist auch das Klima in der Redaktion am Aeschenplatz, seit Mitte Oktober wie aus heiterem Himmel die ersten grossen Abbaupläne bekannt wurden: 17 von 96 Stellen werden abgebaut, die Samstagsbeilage ("Magazin") wird eingestellt, eine Börsenseite gestrichen. Zusätzlich fallen in vielen Ressorts bisher nicht deklarierte Korrespondenten und feste Mitarbeiter weg. Auch die nicht mehr benötigten Freien "Magazin"-Mitarbeitenden verlieren schmerzlich Stellenprozente, die nicht kommuniziert wurden.

Hagemann und Meyer erstellten die Abbau-Listen

Die Streichlisten mit den Namen potenziell abzubauender Medienschaffender war der Redaktion aber nicht durch ihren seit über zwanzig Jahren amtierenden Chefredaktor Hans-Peter Platz zur Kenntnis gebracht worden, sondern durch Konzernchef Beat Meyer, abgesichert durch seinen Verwaltungsratspräsidenten Matthias Hagemann. Hiess es intern, Platz habe mit der Abbau-Selektion nichts zu tun und er sei nach deren Eröffnung "kreideweiss" aus der Sitzung gekommen, sagte Hagemann der SonntagsZeitung, Platz habe Meyer und ihm selbst versichert, "er trage den Schritt solidarisch mit".

Gegenüber OnlineReports sagte Hagemann, er habe die Liste zusammen mit CEO Meyer und "mit Feedback aus der Redaktion" erstellt. Er wies Vermutungen aus der Redaktion von sich, wonach der seit einigen Monaten im Auftragsverhältnis tätige Zürcher Relaunch-Berater Gerd Klinner vertrauliche Gespräche in der Redaktion dazu ausgenützt habe, die Schwach-Stellen ausfindig zu machen. Klinners Aufgabe sei es, "Informationen über Strukturen und Abläufe" zu liefern. Die Vorgesetzten hatten Platz vor der bitteren Aufgabe offensichtlich verschont. Denn weder sein relativ abruptes Karriere-Ende noch der Stellenabbau entsprach Platzens Wunsch-Fahrplan. Er wäre gern noch etwas länger Chef gewesen. Doch vergangenen Juli eröffnete Hagemann Platz, dass es "mein Ziel ist, die Nachfolge noch dieses Jahr zu regeln". Hagemann erkannte gleichzeitig, dass er Platz die Exekution des Sparbefehls als letzte grosse Tat vor seinem Abtritt zu Jahresende nicht zumuten konnte: "Wir offerierten ihm, er brauche das nicht mehr zu übernehmen."

"In guten Zeiten über die Verhältnisse gelebt"

Damit zog Hagemann mit einer Intensität die Notbremse, mit der die Redaktion nicht gerechnet hatte. "Wir haben in guten Zeiten über unsere Verhältnisse gelebt. Wir wussten seit Längerem, dass wir zu hohe Redaktionskosten haben. Dass wir aber so schnell sparen mussten, hängt mit den miserablen Zahlen im Juli und August zusammen, die wir im

"Platz war ein
virtuoser Leitartikler, aber kein Inspirator."

September erfahren haben." Innerhalb von drei Jahren waren die Anzeigenerträge um die Hälfte eingebrochen, was den Radikalentscheid auslöste: "So, jetzt müssen wir."

Damit vollstreckten Hagemann und Meyer aber auch im Blitzestempo, was Platz jahrelang vor sich her geschoben hatte. Der gelernte Speditionskaufmann, der es 1983 zum Chefredaktor der "Basler Zeitung" gebracht hatte und in dieser Funktion die Asche seiner Cigarren bedenkenlos auf den Flur tippte, qualmend in Büros mit Rauchverbot trat, Gäste mit hochgelagerten Beinen empfing und sich selbst einen Kaffee besorgte, ohne auch Gesprächspartnern einen anzubieten, ist nicht nur ein wortgewandter Analytiker, sondern auch ein kulturell engagierter Intellektueller, der seine Position auf dem lokalen Presse-Olymp mit einem filigranen Gewebe von Seilschaften absicherte. Als Ausfluss seines "ausgeprägten sozialen Denkens", so attestiert ihm ein Vertrauter, habe Platz seiner zu einem Fünftel aus Chef bestehenden Redaktions-Kompanie personelle Stabilität und Arbeitsplatz-Sicherheit geboten. Dieser protektionistische Führungansatz offenbarte aber auch den längst in der Öffentlichkeit diskutierten Reform-Stau: Mit der personellen Erneuerung, dem handwerklichen Fortschritt und der Fähigkeit, journalistisches Feuer zu entfachen, lag es ebenso im Argen wie mit der inhaltlichen und formalen Reform. Ein Insider: "Das Durchschnittsalter der Redaktoren liegt deutlich näher beim Pensionsalter als bei der Midlife-Crisis."

Stagnierende Auflage

Die Aera Platz endet nicht als Erfolgsgeschichte: Ihre Blüte hat die "Regionalzeitung von Weltformat" (BaZ-Eigenwerbung) längst hinter sich. Die Auflage, in besten Zeiten um 117'000, dümpelt bei knapp über 100'000. Das Experiment einer trinationalen Zeitung ("3") musste eingestellt werden. Auch die Einstellung des Samstags-"Magazins", das schon zwei Schrumpf-Schübe hinter sich hat, steht unmittelbar bevor. Der Chef-Redaktor, der privat mit Vergnügen die hohe Basler Gesellschaft pflegte, galt als eloquenter Causeur, der bei Bedarf "eine Diskussion mit zwei messerscharfen Sätzen beenden konnte", aber auch als unnahbar, wenig inspirierend und dem Kontakt mit seinem Publikum nicht besonders zugeneigt. Er hat nur möglicherweise mehr Briefe geschrieben als nicht beantwortet. Aber er hat laut Redaktionskennern auch "versucht, die Redaktion vor Eingriffen zu schützen" - seien es Sparpläne oder inhaltliche Interventionen.

Wie der Chef-Journalist anderseits die Basler Film-Grösse Arthur Cohn über den Klee hätscheln liess, oder wie er den einheimischen Star-Architekten Herzog & de Meuron distanzlose Bewunderung entgegenbrachte, ohne deren allmähliche Omnipräsenz journalistisch problematisierend zu würdigen, gehört zu den im Publikum durchaus mit gemischten Gefühlen wahrgenommenen Kuriositäten. Platz war eher den schönen Dingen zugewandt als der Dynamik. Er brachte es aber gelegentlich fertig, mit ebenso messerscharfen wie meisterhaft formulierten Analysen ohne Rücksicht das lokale Establishment aufzurütteln. Allerdings erfolgten die Ausbrüche unerwartet wie eine machtvolle Entladung gestauter Betroffenheit. Die klimatische Mitteltourigkeit seiner Reaktionsstuben vermochte er damit nicht aufzubrechen. Entwickelte sich die BaZ-Vorgängerin "National-Zeitung" Mitte der siebziger Jahre zu einem Sprachrohr der Atomkraftgegner, schuf Platz seit seiner Machtübernahme eine Art Valium-Kultur, die bis in die gesellschaftlichen Wurzeln vordrang und auch den politischen Diskurs am Rheinknie lähmte.

In letzter Zeit trat Platz, in einem denkmalgeschützten Bureau residierend, in seinem Blatt nur noch selten in Erscheinung. Umso regelmässiger rief er sich beim TV-Talk mit Promis in Erinnerung.

Monothematisches Konzept nicht überzeugend

Aus der Zeitung, die in ihren besten Jahren unter Platz schöne zweistellige Millionengewinne abwarf, ist ein Risiko-Produkt geworden, das nur noch mit knapper Not schwarze Zahlen schreibt (Hagemann: "Nahe Null"). Daran ist - andere Titel leiden genauso darunter - vor allem die Konjunkturkrise Schuld. Gleichzeitig aber kann Platz nicht das Verdienst zugesprochen werden, er habe rechtzeitig auf den konjunkturellen und technologischen Wandel reagiert. Zwar baute er vor einiger Zeit die Frontseite und die lokale Bundspitze zu monothematischen Plattformen um. Doch dieses Konzept (Hagemann: "Es hat gewisse Pferdefüsse") entwickelte sich nie zur Reife. Zum einen muss es aus Aktualitätsgründen immer wieder durchbrochen werden, zum andern scheint die Themenwahl oft willkürlich, manchmal auch wenig packend und überraschend. "Nur knapp 20 Prozent der Seite-1-Aufmacher sind Lokal-Stories", ortet Verleger Hagemann Defizite. Darüber hinaus aber fehlen der BaZ die journalistisch-handwerklichen Ressourcen, die ein anspruchsvolles Format wie die Front-Story Tag für Tag -

"Es gibt talentierte und profilierte Autoren, aber sie versanden irgendwie."

und in News-Flauten erst recht - zwingend erfordern: Das Ein-Themen-Konzept legte ungewollt das starke handwerkliche Gefälle innerhalb der Redaktion bloss.

Dabei verfügt die BaZ durchaus auch über auffällig talentierten Schreib- und Recherchiernachwuchs wie Tobias Bossard, die freie Mitarbeiterin Michèle Binswanger, Patrizia Derungs, Martina Rutschmann, Claudia Kocher, Marc Krebs, Timm Eugster oder Mathieu von Rohr. Auch unter den Redaktoren gesetzteren Alters sind Schlüsselfiguren anzutreffen, die sachkundig, engagiert, pfiffig und dennoch fair schreiben. Aber die Spitzenleistungen versanden irgendwie. Eine besondere Talentförderungs-Kultur, die zu kohärenten Höchstleistungen anspornt, hat Platz nicht geschaffen. Das Ziel jedenfalls, mit dem monothematischen Konzept die regionale Polit-Agenda zu bestimmen und für Tagesgespräche zu sorgen, ist nur punktuell erreicht worden. Bei verschiedenen Namen fragen sich Beobachter zudem, ob sich ihre redaktionelle Präsenz allein auf die Aufführung im Impressum beschränke.

Hagemann hat sich "wahnsinnig verändert"

Seit längerer Zeit macht Verleger Hagemann auch öffentlich keinen Hehl daraus, dass er sich einen etwas angriffigeren Stil wünscht. Offenbar blieb dieser Wunsch weitgehend ungehört. Zwar ist der 41-jährige promovierte Jurist gegenüber Kritik in eigener Sache noch sehr empfindlich und intern auch nicht unumstritten. Er sei ein "knüppelharter Manager" geworden, meint ein Redaktionsmitglied. Ein anderes Mitglied sieht, der Verleger habe sich in den sechs Jahren seines Präsidiums "wahnsinnig verändert": Bei der

"Die Rotation kostete 80 Millionen. Die Hälfte davon sind Bankkredite."

Ablösung seines Vaters sei er noch "jovial, freundlich und einfach" gewesen. "Inwischen wurde er brummig, finster und dunkel."

Doch inzwischen haben sich die Verhältnisse im Gesamtunternehmen allerdings auch radikal verändert: Aus der Goldgrube wurde ein wankender Konzern, der den jungen und unerfahrenen Verleger jählings vor eine harte Bewährungsprobe stellte. Schon macht das Wort die Runde, die "Basler Zeitung Medien" sei ein Übernahmekandidat, ihr stehe das Wasser am Hals, das Management habe sich mit dem Kauf der topmodernen Zeitungsdruck-Rotation für 80 Millionen Franken - davon die Hälfte mit Bankkrediten finanziert - überschuldet, der offiziell ausgewiesene Betriebsertrag von mickrigen 94'000 Franken bei einem Umsatz von 302 Millionen sei nur dank buchhalterischer Flexibilität nicht zu einem Verlust geraten. Hagemann gelte im Gegensatz zu Platz als "schwache Figur" und falle vor allem durch "Zögerlichkeit" auf, kommentierte die "NZZ am Sonntag".

In drei Jahren mehr reformiert als in einer ganzen Generation zuvor

Das Gegenteil ist richtig. Hagemann erkannte rasch, dass der bis zur Bahnhofbeiz stark diversifizierte Medienkonzern vom damaligen Generaldirektor Peter Sigrist, so ein Insider, "gegen die Wand gefahren" wird. In seinen ersten sechs Jahren an der Spitze des Familienunternehmens reformierte er mehr als sein Vorgänger in dreissig Jahren Hochkonjunktur. Liess sein Vater, ein umgänglicher kunstliebender Rechtsprofessor, seinen operativen Chef Sigrist während der goldenen Wirtschaftsjahre an der langen Leine, kam Sohn Matthias in dritter Generation genau zu jenem Zeitpunkt an die Macht, als die Konjunktur kippte. Und dann griff der Jung-Verleger zur grossen Schere. In einem spektakulären internen Showdown trennte er sich Ende 1999 fristlos von Sigrist und liess den internen Druckereifachmann Beat Meyer (52) nachrücken: Zwei in ihrem neuen Multimedia-Metier unerfahrene Manager waren auf die Probe gestellt. Doch Hagemann zauderte keineswegs. Mit der Schliessung des "Sport" und der Entlassung von fast vierzig Redaktoren sowie dem späteren Verkauf des Zürcher Jean-Frey-Verlags ("Weltwoche",

"Jean-Frey kostete die Familie Hagemann über 100 Millionen Franken."

"Bilanz", "Beobachter") beendete er das gigantische, von Sigrist ausgeheckte Zürcher Expansions-Experiment, das die Familie insgesamt über hundert Millionen Franken kostete.

Hagemann entpuppte sich als rasch lernfähiger Medien-Manager, der seinen Konzernchef eng an sich band. Die Konvention: Hagemann die Strategie, Meyer die Umsetzung. Das Duo scheint perfekt zu harmonieren. Mit der Entlassung von Finanzchef Peter Wyss dieses Frühjahr erneuerten die beiden von einer Ausnahme abgesehen das ganze, von Sigrist aufgebaute Topmanagement. Sie restrukturierten und verschlankten den Akzidenzdruckbereich, der sich teilweise gegenseitig konkurrenzierte, sie kauften die neue Zeitungsrotation, bauten den Onlinebereich auf und rasch wieder ab und begannen, sich wie in guten alten Zeiten auf die regionalen Stärken zu fokussieren. Sie stiegen zu 50 Prozent beim "Fricktaler Boten" ein, kauften das Liestaler Lokalradio "Edelweisss" (früher "Raurach") und firmierten es in "Radio Basel 1"um, definierten eine medienübergreifende Synergie-Strategie ("Crossmedia") mit allerdings zumindest offenen Aussichten.

Unternehmensintern wurde der Sparstift angesetzt, wo es ging: Vom generellen Anstellungsstopp und von "cleveren Optimierungen" (Hagemann) über den Personalabbau beim Radiosender bis zur massiven Verteuerung der BaZ-Ferienumleitung. Besonders leiden müssen die Freien Mitarbeitenden. Ihre bis anhin aufwandgerechten Honorare insbesondere im Lokalbereich wurden massive reduziert. Das bleibt in der Kundschaft nicht unbemerkt: Angebotsabbau - "Magazin", "Journal" - und Korrespondenten-Ausdünnung gehen einher mit einer Vertreuerung des Abonnements. Montagsausgaben geraten zum Blättchen, dem nur noch eine Reklamebeilage minimale Stabilität beschert.

Das "Südostschweiz"-Modell am Rheinknie

Am Baselbieter "Tag der Wirtschaft" liess Hagemann dann die Katze aus dem Sack und enthüllte, wie er den Medienplatz Nordwestschweiz noch stärker verminen will. Analog zum Partnerschaftsmodell der "Südostschweiz" in Chur, das 12 Zeitungstitel aus sechs Verlagen umfasst, will Hagemann auch am Juranordfuss einen Printmedienverbund unter der Führung der "Basler Zeitung" gründen. Primäres Ziel: Die regionale Medienlandschaft als Bastion gegen hungrige Zürcher Verlagshäuser zu organisieren, die sich wie Tamedia, mit dem Kauf von "Radio Basilisk" bereits mitten ins Rheinknie gepflanzt haben. Hagemann über sein Motiv zu OnlineReports: "Ich wollte unsere Kooperationswilligkeit und -fähigkeit heraus streichen. Wir sind nicht mehr solitär wie bisher, sondern möchten partnerschaftlich zu denken beginnen."

Bereits lässt sich die "Basellandschaftliche Zeitung" mit per BaZ-Distribution "Prevag" verteilen. Hagemann plant "langfristig, gewisse Sachen gemeinsam zu machen, wobei aber alle Partner selbstständig bleiben". Zu einem solchen Verbund, der das Layout vereinheitlichen und aus der BaZ-Mantelredaktion gewünschte Inhalte beziehen

"Hagemann ist mit seinem Partnermodell absolut auf dem richtigen Weg."

würde, könnten gehören: "Basler Zeitung", "Basellandschaftliche Zeitung", "Volksstimme" (Sissach), der "Fricktaler Bote" und die "Fricktaler Zeitung".

Hanspeter Lebrument, Verleger und Besitzer der "Südostschweiz" und geistiger Vater dieses Modells, bestätigte, dass er mit Matthias Hagemann darüber gesprochen habe. Die beiden kennen sich aus ihrem Berufsverband "Schweizer Presse": Lebrument ist Präsident, Hagemann Präsidiums-Mitglied. Dass sein "erfolgreiches Kooperationskonzept" (Selbsteinschätzung) auch in der Nordwestschweiz Schule macht, hält Lebrument nicht ohne Stolz für "ohne weiteres möglich". Lebrument zu OnlineReports: "Hagemann ist absolut auf dem richtigen Weg. Er baut sehr solide und klar auf ein regionales Medien- und Druckzentrum."

Ivo Bachmann ist eine gute Wahl

Der Mann, den der BZM-Präsident diesen Sommer für den Neubau der Zeitung ausgewählt hat, ist Ivo Bachmann. Mit dem ihm traf Hagemann eine schnelle und überraschende - und vor allem eine gute Wahl. Der frühere "Beobachter"-Chefredaktor wird "die erste moderne regionale Tageszeitung des 21. Jahrhunderts" (Selbstdeklaration) auf der Basis einer eben beschlossenen Leserschaftsforschung konzipieren. Soviel steht heute schon fest: Der Verleger will mehr Regional-Stoffe: "Hier können wir etwas bewirken, nicht im Uno-Sicherheitsrat." Der neue Chef wird also die internen Gewichte entsprechend verschieben und dort sparen müssen, wo "Überangebote" identifiziert werden. Obschon die Neugestaltung weitere personelle Veränderungen in der Redaktion zur Folge haben dürfte, sind Stimmen zu hören, die sich "auf diese Herausforderung freuen". Denn bereits herrsche ein "unerträgliches Machtvakuum", heisst es aus der Redaktion. Platz wolle seine Macht bis zum letzten Chef-Tag wahrnehmen. Ivo Bachmann habe sich in einem kleinen Büro installiert, sich aber noch nicht häufig blicken lassen.

Bachmann ist professioneller Handwerker und um Ausgleich bemühter, aber fordernder Chef, mit dem Basler Institutionen nicht verfilzt. Die Aufgabe, die ihn erwartet, ist jedoch bei weitem nicht frei von Stolpersteinen. Insbesondere braucht er ein solides, von Solidarität und Kritikfähigkeit geprägtes Vertrauensverhältnis zu Matthias Hagemann und klare Kompetenzregelungen. Bachmann und Hagemann brauchen beide Nähe und zugleich Distanzfähigkeit. Denn der Verleger gedenkt, künftig gelegentlich auch in der "Basler Zeitung" mit eigenen Standpunkten öffentlich in Erscheinung zu treten, was bisher kaum erfolgte.

"Jämmerliche Figur der bürgerlichen Parteien"

So reagiert Hagemann äusserst gereizt auf die Leerlauf-Rolle der politischen Parteien - insbesondere der FDP, CVP und der Liberalen - und spricht den Klartext, den er im eigenen Blatt zuweilen vermisst: "Die traditionellen bürgerlichen Parteien machen eine jämmerliche Figur. Die Probleme werden negiert statt angepackt. Das nervt." Hier könnte laut Hagemann die BaZ einhaken: "Einer Zeitung fällt hier eine wichtige Aufgabe zu. Aber eine Zeitung zu reformieren ist vergleichbar mit der Kurskorrektur eines Ozeandampfers."

Solche Grund-Sätze aus Verlegermund sind nicht alltäglich. Sie drücken aus, dass der "bewegungssüchtige" (Hagemann über Hagemann) Kletterer, Jogger und Eishockeyaner auch politischen Bewegungsdruck verspürt. In

"Die SVP ist die einzige Partei, die die Probleme nicht negiert."

bemerkenswerter Offenheit räumt er ein, dass er seit seiner Phase als AJZ-Mitläufer in den achziger Jahren zwar parteipolitisch ungebunden blieb, aber vor allem seit der Übernahme der Verantwortung über das Medienunternehmen "einiges nach rechts gerutscht" sei. Seine unternehmerischen Positionen sieht er durch die meisten bürgerlichen Parteien nicht mehr vertreten: "Die einzige Partei, die dies erkannt hat, ist die SVP." Hagemann gefällt an ihr beispielsweise, dass sie die Ausländerproblematik konsequent thematisiert, kann aber mit ihren Vorschlägen zu deren Lösung "überhaupt nichts anfangen". Schon viel besser gefällt ihm dagegen, wie die SVP für die Eigentumsfreiheit, eine tiefe Staatsquote und eine tiefe Regelungsdichte kämpft.

Ein Rechts-Blatt soll die "Basler Zeitung" nicht werden, wie sich aus der Berufung Bachmanns zum neuen Chefredaktor interpretieren lässt. Hagemann will am Anspruch der Forumszeitung festhalten. Aber der Lokalteil soll mehr Gewicht erhalten. So könnte der Abbau von 17 Stellen nur der Beginn einer längerfristig angelegten personellen Erneuerung sein. Denn die Gewichteverschiebung innerhalb der Ressorts steht erst noch bevor. Entgegen anders lautenden Unkenrufen ist Matthias Hagemann, Vater von zwei Kindern im Alter von 10 und 12 Jahren, weiterhin fest entschlossen, das Familienunternehmen langfristig abzusichern. "Felsenfest" stehe auch seine Cousine und BZM-Verwaltungsrätin Ruth Ludwig-Hagemann hinter dieser Politik: "Wir werden an niemanden verkaufen. Das ist für die nächsten 25 Jahre kein Thema."

7. November 2003


REDAKTIONS-ABBAU

3,5 Millionen Franken muss die BaZ-Redaktion sparen. Der Löwenanteil fällt in den Abbau von offiziell 17 von 96 Redaktions-Stellen. Der Abbau ist aber deutlich grösser als offiziell bekannt gegeben, denn mit dem Verzicht auf das Samstags-"Magazin" verlieren auch zahlreiche freie Mitarbeitende ihre Stelle. Derzeit sind Verhandlungen mit den Gewerkschaften "Impressum" und "Comedia" über einen Sozialplan im Gange, nachdem die Geschäftsleitung den Abbau erst ohne externe Arbeitnehmervertreter umsetzen wollte. "Wir machen das Mögliche", sagt Matthias Hagemann über den Stand der Verhandlungen. Die BZM könne jedoch "kein Sozialplan-Niveau wie etwa die Tamedia oder die NZZ bieten". Wenn der ausgehandelte Sozialplan vor der Redaktion "keine Gnade findet, könnte das ganze Paket gefährdet sein". Die Zahl der Kündigungen soll "möglichst gering" gehalten werden. Hagemann: "Wenn es mit den Gewerkschaften gut herauskommt, rechne ich mit sechs bis sieben Entlassungen."

Zum Sozialpaket zählen auch Frühpensionierungen und die Weiterbeschäftigung von potenziellen Abbauopfern, indem andere Redaktoren freiwillig ihre Pensen reduzieren. OnlineReports und andere Medien publizierten Namen von potenziellen Abbauopfern, worauf die BaZ-Redaktion Protest einlegte und den Schweizer Presserat anrief.

ARTHUR COHN

Dem Basler Filmproduzenten und fünffachen "Oscar"-Preisträger Arthur Cohn gefiel es nicht, wie die "NZZ am Sonntag" seine Darstellung durch die "Basler Zeitung" ("Gefälligkeitsartikel") kritisch beleuchtete. "Nein, ... ich bin in der 'Basler Zeitung' keine Person, die hochgejubelt wird", schrieb er in einem Brief an den Autoren. Wenn aber bei der Basler Openair-Film-Gala, die seit zehn Jahren durch die "Basler Zeitung" veranstaltet werde, nicht nur ein Bundesrat und namhafte Persönlichkeiten aus der Schweiz, aber auch "23 top VIPs aus dem Ausland" nach Basel kommen, "ist dies keineswegs nur von der 'Basler Zeitung' positiv bewertet worden". Cohn weiter: "Es interessiert Sie vielleicht, dass zwei bekannte Zürcher Verleger mich immer und immer wieder kontaktiert haben mit dem Wunsch, eine solche Film-Gala oder eine europäische Premiere eines neuen Films durchführen zu können. Das aber kommt wegen meiner langjährigen Freundschaft mit der Verlegerfamilie Hagemann für mich nicht in Frage."


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"Qualitätsverlust war schon vor Sparübung zu erkennen"

Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem informativen Artikel über den baslerischen Ozeandampfer. Es ist bedauerlich, aber wohl angesichts des Inserateschwunds unumgänglich, dass der Steuermann Hagemann die Bremse zieht. Sparübungen innerhalb der Redaktion führen zwangsläufig auch zu einem Qualitätsverlust, der bei der "Basler Zeitung" leider schon vor der angekündigten Sparübung zu erkennen war. Als positiv zu werten ist der Entscheid, den Regionalbereich auszubauen. Die Chancen stehen damit gut, dass wenigstens nächstes Jahr ein Vertreter der "Basler Zeitung" der Einladung der Stiftung Radio Basel zur Verleihung des Deutschschweizer Hörspielpreises Folge leistet und über diesen Anlass berichtet.


Guglielmo Bruni, Basel



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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).