Werbung

© Fotomontage by OnlineReports.ch
"Chemie stimmt nicht": Lonza-Präsident Sergio Marchionne, Grossaktionär Christoph Blocher

Machtkampf der Alphatiere um Lonza

Aktionär Christoph Blocher will in den Verwaltungsrat zurück, Präsident Sergio Marchionne sträubt sich dagegen


Von Peter Knechtli


Durch den Zwangsverkauf der Ebner-Aktien kommt es um die Führung des Basler Feinchemie-Konzerns Lonza zu einem Machtkampf: Grossaktionär Christoph Blocher will sein Aktienpaket massgeblich vergrössern und in den Verwaltungsrat - der neue Präsident Sergio Marchionne blockt ab. Sollte der Versuch nach verstärkter Einflussnahme scheitern, erwägt Blocher einen Verkauf seiner Lonza-Beteiligung.


"Es herrscht Krieg", beschreibt ein Mitkämpfer den Grabenkampf, der sich derzeit hinter den Kulissen um die künftigen Kommando- und Besitzverhältnisse der Spezialchemiefirma Lonza abspielt.

Auslöser ist der abrupte Machtzerfall des Hauptaktionärs Martin Ebner, der sein 30-Prozent-Paket Knall auf Fall abstossen muss: Durch die Übernahme von Ebners "Visionen" ist die Zürcher Kantonalbank (ZKB), repräsentiert durch die Stillhalter Vision, bereits im Besitz von 10 Prozent der Lonza-Aktien. Weitere 20 Prozent - das Paket der BZ-Gruppe - kommen unter den Hammer. Roadshows vor allem in den USA, aber auch in der Schweiz hatten vergangene Woche das Ziel, Lonza als lohnendes Investment schmackhaft zu machen.

Lonza spricht von "grossem Interesse" der Anleger

Wie erfolgreich das von Merrill Lynch und der Deutschen Bank inszenierte Promotionsvorhaben war, wird sich kommende Woche zeigen, wenn das Paket dem oder den Meistbietenden verkauft wird. Dem Vernehmen nach erwartet Ebner einen Preis zwischen 90 und 100 Franken pro Aktie. Der aktuelle Kurs liegt bei 87 Franken.

"Die Roadshow hatte aussergewöhnlichen Erfolg, das Interesse bei Anlegern ist sehr gross", erklärte Lonza-Sprecher Michel Gerber gegenüber OnlineReports. Am Freitag ging das Gerücht um, der deutsche Bankier und frühere Alusuisse-Lonza-Grossaktionär August von Finck, einer der grössten privaten Investoren der

"Chemiefirmen zeigten beim verlangten Preis kein Interesse am Ebner-Paket."

Schweiz ("Mövenpick", "Von Roll", "SGS Société Générale de Surveillance"), zeige lebhaftes Interesse.

Ob sich tatsächlich scharenweise Interessenten auf die Schweizer Industrie-Perle stürzen, ist indes fraglich. Denn die Tour in die Finanzwelt war nötig geworden, nachdem Chemie- und Pharmaunternehmen einen Kauf zum vorgegebenen Preis reihenweise ausgeschlagen hatten.

An einer Veranstaltung vor Finanzleuten in Zürich erklärte der frühere CEO und neue Lonza-Präsident Sergio Marchionne am Freitag, er wünsche sich die Aufteilung des Pakets auf mehrere institutionelle Anleger. Dies sei - so Lonza-Sprecher Gerber - "unter anderem auch eine sehr gute Strategie, um am ehesten sicher zu stellen, dass die Unabhängigkeit von Lonza gewahrt bleibt".

Marchionne gegen Blocher-Comeback

Aussenstehende sehen hinter Marchionnes Vorliebe für Institutionelle jedoch eine ganz andere Absicht: Seine möglichst optimale Machterhaltung und eine Strategie, um Grossaktionär Blocher die Rückkehr an die Schalthebel der Lonza-Macht zu verwehren.

Diese Ambition hat Christoph Blocher Anfang Oktober klar geäussert: Die Ems-Chemie habe ihre Lonza-Beteiligung in Form von Aktien (12 Prozent) und Put-Optionen (9 Prozent, fällig bei einem Kurs zwischen 70 und 75 Franken) auf 21 Prozent Stimmrechtsanteil erhöht. Zudem werde er, so Blocher, bei "industriell vertretbaren Preisen"

"Blocher droht mit einem Verkauf seiner
Lonza-Beteiligung."

eine Aufstockung bis 33 Prozent ins Auge fassen und dafür weitere 700 Millionen Franken investieren. Im Gegenzug aber wolle er "Führungsverantwortung" übernehmen.

Diese Botschaft ist der Anfang eines neuen Machtkampfes. "Nach dem Verkauf des Ebner-Pakets an viele Investoren wird Ems zum grössten Aktionär. Dann müssten wir wieder im Verwaltungsrat vertreten sein, sonst müssten wir unsere Beteiligung abbauen", sagte Blocher zur OnlineReports. Er wolle den 6'300 Mitarbeitende zählenden Konzern "schweizerisch" erhalten. Denn die Gefahr sei gross, dass das Unternehmen bei einer Übernahme beispielsweise durch amerikanische Finanzgruppen "als Ganzes nicht mehr Bestand hat".

Fusions-Absicht Lonza-Ems dementiert

Auf der Hand liegt auch die Annahme, dass Blocher seine Nachfolgeregelung mit einem grossen Streich einleiten will und möglicherweise gar auf das Lonza-Präsidium spekuliert und die Leitung der Ems-Gruppe an seine tochter Magdalena abgibt. Auch eine spätere Fusion von Ems und Lonza, bei der die Kontrolle in der Familie Blocher bliebe, gehört in dieses Szenario. Blocher winkt ab: "Dies wurde früher bereits geprüft und abgelehnt. Eine Fusion ist nicht unsere Absicht."

Blocher verliess Lonza-Verwaltungsrat nicht freiwillig

Den Plan eines Blocher-Comebacks muss der neue Lonza-Präsident Marchionne aus mehreren Gründen fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Im Zentrum steht der mögliche Macht-Zerfall des gross verdienenden Italo-Kanadiers. Denn ganz anders, als der Schein nach aussen trug, ist die damalige Alusuisse-Troika Blocher, Ebner und Marchionne längst am auseinander brechen. Zum Freundschafts-Dämpfer kam es spätestens im Frühjahr

"Marchionne ist kein Mann der Knochenarbeit. Er liebt grosse Schachzüge."

2001, als Ebner und Marchionne dem SVP-Industriellen die Demission als Lonza-Verwaltungsrat nahe legten.

Obschon Ebners Ehefrau die Patin von Blochers Sohn Markus ist, hat sich das Verhältnis zwischen dem Financier ohne Geld aus Freienbach und dem Ems-Chemie-Besitzer merklich abgekühlt. Ein Insider: "Ebner war Finanicer und Befürworter sogenannter wertsteigernder Massnahmen, aber kein Industrieller."

Marchionne könnte Gemünd "am Händchen führen"

Marchionne anderseits, der Lonza diesen Frühling als äusserst erfolgreicher Turnaround-Manager verliess, sei "ein guter Mann für Sanierungen" und "grosse strategische Schachzüge", aber "kein Mann der Knochenarbeit", wie sie Blocher für nötig hält.

Selbst Lonza-Quellen sprechen von der Gefahr, dass Marchionne seinen neuen CEO Markus Gemünd "immer am Händchen führt" und das Management nicht an Selbstständigkeit gewöhne. Während Ebner und Marchionne nach Differenzen wieder zusammen spannten, blieben Blocher und Marchionne laute einem Szenenkenner inkompatibel: "Hier stiessen zwei Alphatiere aufeinander, die Chemie stimmte nicht mehr."

Zürcher Kantonalbank will Lonza-Beteiligung abbauen

Einfach wird Blochers Weg an die Lonza-Spitze nicht sein. So will die Zürcher Kantonalbank zwar ihre Lonza-Beteiligung als Klumpenrisiko stark abbauen, doch haben laut der Wirtschaftszeitung "Cash" Verhandlungen über den Kauf der Stillhalter Vision zwischen dem Ems-Chef und ZKB-Chef Hans Vögeli "nichts gefruchtet". Absprachen mit Blochers Gegenpart verneint Kantonalbank-Sprecher Urs Ackermann: "Ein Päckli mit Marchionne gibt es nicht."

27. Oktober 2002


 Ihre Meinung zu diesem Artikel
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)

Was Sie auch noch interessieren könnte

Kitas in Baselland: Personal und Eltern wandern in die Stadt ab

26. März 2024

Eine Kita-Allianz will verhindern, dass die Situation noch prekärer wird.


Reaktionen

Permatrend muss nach
über 46 Jahren schliessen

22. März 2024

Mit dem Textildruck-Betrieb geht auch ein Stück Baselbieter Unternehmensgeschichte.
 


Regierung kontert den
Herr-im-Haus-Standpunkt

22. März 2024

Peter Knechtli zur Unterschutz-Stellung
der verwüsteten Sissacher Tschudy-Villa.


SP wirft Lauber missbräuchliche Budgetierung vor

20. März 2024

Minus von 94 Millionen: Baselbieter Regierung plant "Entlastungsmassnahmen".


Reaktionen

Roger Blum wirft bz
Besprechungs-Boykott vor

8. März 2024

Relevante Ereignisse bleiben in Basler
Leitmedien immer häufiger unbeachtet.


Reaktionen

Heikle Wahl-Werbung
auf dem Handy

28. Februar 2024

Problematisch: SP und Bider & Tanner versenden SMS von derselben Nummer.


Räppli-Krise treibt Fasnächtler
in beiden Basel um

7. Februar 2024

Das Wurfmaterial ist knapp – und seit Corona deutlich teurer.


Haltestelle Feldbergstrasse: Kante zu hoch gebaut

1. Februar 2024

Das Trottoir wird nochmals aufgerissen und die Tramstation temporär versetzt.


Reaktionen

Rechter Verbandsmitarbeiter unter linken Unternehmern

30. Januar 2024

Luca Urgese im Wahlkampf: "Lieber das Original statt die Kopie wählen."


BL-Hauseigentümer stossen
"Transparenz-Initiative" an

26. Januar 2024

Kantonsgericht statt Bundesgericht
soll künftig Verfassungs-Konformität prüfen.


Reaktionen

www.onlinereports.ch - Das unabhängige News-Portal der Nordwestschweiz

© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigene Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

Auf dieser Website gibt es Links zu Websites Dritter. Sobald Sie diese anklicken, verlassen Sie unseren Einflussbereich. Für fremde Websites, zu welchen von dieser Website aus ein Link besteht, übernimmt OnlineReports keine inhaltliche oder rechtliche Verantwortung. Dasselbe gilt für Websites Dritter, die auf OnlineReports verlinken.

Veranstaltungs-Hinweis

 

Ein zärtlicher Irrsinn

Nach achtjähriger Abwesenheit kehrt Avery Sutton mit seiner Verlobten Gillian zu seiner Familie zurück. Was von da an passiert, muss man gesehen haben.

Mit "37 Ansichtskarten" von Michael McKeever winkt den Zuschauerinnen und Zuschauern eine zauberhaft schwarze Komödie mit berührenden Momenten und angenehmer Unterhaltung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Vorverkauf hier:
www.theater-rampenlicht.ch

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

Werbung






In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).