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Sarah Bühler: "Und übrigens ..."

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Trump und Johnson: Ein böses Erwachen

Donald Trump küsst Boris Johnson. Nicht in Wirklichkeit, natürlich, aber auf einem riesigen Graffiti in der südenglischen Stadt Bristol. Johnson, der ehemalige Bürgermeister Londons, gilt als Galionsfigur der "leave"-Kampagne, die sich für den Austritt Englands aus der EU, den "Brexit" einsetzt. Trump unterstützt dieses Ansinnen, er ist der Meinung, England sei "better off without the EU", die er unter anderem für die Flüchtlingskrise verantwortlich gemacht hat.

Das Bild soll an den legendären Bruderkuss von 1979 von Leonid Breschnew und Erich Honecker erinnern, der seinerseits auf der Berliner Mauer verewigt wurde. In grossen schwarzen Buchstaben steht darüber: Not #IN for this? – eine Frage, die sich vor allem an die Jugend Englands richtet. Ist das die Zukunft, die ihr wollt? Soll Trumps krudes Weltbild, das von Abschottung und Mauern geprägt ist, eure Realität werden?

Ein Foto des Graffitis wurde als Wahlplakat weiter verwendet und prägt zurzeit die Strassen Londons. Es gibt kein Vorbeikommen an der innigen Umarmung der beiden Blondschöpfe. Ein kluger Schachzug der EU-Befürworter – die Vorstellung ist für viele der blanke Horror – der symptomatisch ist für die Entwicklung der Brexit-Debatte in den letzten Wochen und Monaten.


"Dieses Bild war zentraler Bestandteil
der Nazi-Propaganda."


Die Diskussion wurde zunehmend emotional aufgeladen, beide Lager kämpften mit immer härteren Bandagen. Politiker, Kampagnen und Medien vermittelten den Eindruck, es gehe um alles oder nichts und jedes Mittel schien recht, den eigenen Standpunkt zu stärken. Schreckensszenarien aller Art wurden verbreitet – von "Überschwemmung" durch Flüchtlinge war die Rede, oder vom totalen wirtschaftlichen Kollaps.

Am vergangenen Donnerstagmorgen erreichten die Hetzkampagnen einen neuen traurigen Höhepunkt. Nigel Farage, Chef der UK Independence Party, enthüllte ein Poster, das eine grosse Gruppe syrischer Flüchtlinge zeigt und verlangt, dass England "die Kontrolle zurück gewinnen" müsse.

Die Twitter-Gemeinschaft hat sehr schnell gemerkt, dass dieses Bild eines scheinbar bedrohlichen, langen Flüchtlingsstromes zentraler Bestandteil der Nazi-Propaganda war. Nigel Farage wurde zwar inzwischen angeklagt. Entscheidend ist hingegen, dass am Donnerstagmorgen – rund eine Woche vor der Brexit-Abstimmung – zwar viele empört über diese Flüchtlings-Hetze waren, aber niemand wirklich überrascht.

Für den Schock brauchte es eine Form der Eskalation, die England nachhaltig schaden wird. Jo Cox, eine junge Parlamentarierin und Mutter zweier Kinder, wurde an eben diesem Donnerstag nach einer Fragestunde in einem Bücherladen ermordet – höchstwahrscheinlich aus politischen Gründen. Cox war ein prominentes Gesicht der "remain"-Kampagne, sie hatte sich seit ihrem Amtsantritt vehement für den Verbleib in der EU eingesetzt.

Ihre Ermordung hat England endlich innehalten lassen. Ich war per Zufall dort – für eine Brexit-Diskussion. Viele der angemeldeten englischen Diskussionsteilnehmer sind nicht erschienen, im ganzen Land wurden die Kampagnen sofort eingestellt. Als würden alle aus einem bösen Traum erwachen, hat sich der Ton plötzlich radikal geändert, von Übertreibungen, Fehlern und Reue ist die Rede.

Einsicht im letzten Moment? Ob Cox' Tod einen Einfluss auf das Ergebnis der Abstimmung hat, ist noch ungewiss. Er sollte aber eine dringende Ermahnung für kommende politische Debatten – auch in der Schweiz – sein.

Aufgeheizte, populistische und vor allem auf einzelne Personen zielende Abstimmungskämpfe mögen zwar witzig und originell sein – wie der Johnson-Trumpsche Bruderkuss. Sie tragen aber fast nie zu einer klugen Diskussion bei und die Gefahr, dass dabei Grenzen überschritten werden, ist viel zu gross. Das scheint mir – nach den Ereignissen der vergangenen Woche – eine der wichtigsten Erkenntnisse zu sein, die wir aus diesem jüngsten Ringen um die Zukunft Europas gewinnen können.

20. Juni 2016
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Sarah Bühler, geboren 1988, studierte Geschichte an der Universität Basel, an der sie bis August 2016 einen Lehrauftrag innehatte. Sie schreibt derzeit ihre Dissertation zum Ende des Römischen Reiches an der Universität Tübingen. Aufgewachsen in Gelterkinden präsidierte sie bis 2015 die lokale Sektion der Grünen Baselland. Sarah Bühler lebt inzwischen in Tübingen und Strassburg. Seither beschränkt sich ihre politische Aktivität auf die Beobachtung der gesellschaftlichen Entwicklung der Schweiz.

sarah.buehler@unibas.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
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vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

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Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

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Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).