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"Das ist journalistisch einfacher": Titelseite des "Kirchenboten"

Blauer Brief für den "Kirchenboten"

Evangelisch-reformierte Kirchen Basel-Stadt und Baselland treten aus der Trägerschaft der Kirchenzeitung aus


Von Peter Knechtli


Zoff im christlichen Lager: Die evangelisch-reformierten Kirchen Basel-Stadt und Baselland verlassen die Trägerschaft des "Kirchenboten", weil sie mit der redaktionellen Ausrichtung nicht einverstanden sind. Die Kündigung erfolgt auf Ende 2007. Damit ist nicht nur die Existenz der überkantonalen Zeitung in Gefahr, sondern auch die von drei Redaktionsstellen.


Der "Kirchenbote" ist die Zeitung, die in einer Auflage von 160'000 Exemplaren in den Briefkästen der reformierten Bevölkerung von acht Kantonen der deutschsprachigen Schweiz steckt. Getragen wird sie vom "Verein zu Herausgabe eines gemeinsamen Kirchenboten", die Produktion besorgen kantonale Redaktionen. Auffällig an diesem modernen journalistischen Organ sind die lesenswerten Hintergründe und Interviews zu aktuellen religiösen und gesellschaftspolitischen Fragen. So macht die soeben erschienene Ausgabe die Frontseite mit einem Primeur über das neue Jesus-Mundart-Drama des Basler Schriftstellers Hansjörg Schneider auf.

Mehr redaktionelle Mitsprache verlangt

Doch jetzt herrscht Streit unter den christlichen Kommunikatoren. Grund: Mit eingeschriebenen Briefen haben die reformierten Kirchen von Basel-Stadt und Baselland die Mitgliedschaft im Trägerschaftsverein per Ende 2007 gekündigt. Laut Burkhard Eggenberger, dem Präsidenten der Trägervereins, habe die Kündigung "keine Begründung" enthalten. Diese allerdings lieferte der Basler Kirchenrats-Präsident Lukas Kundert (Bild) an der Generalversammlung des Vereins letzten Montag mündlich nach.

Gegenüber OnlineReports nannte Theologe Kundert vier Punkte, die zum Austritt aus dem "Kirchenbote"-Verbund geführt hätten. So seien Baselland und Basel-Stadt mit der Vereinsstruktur nicht einverstanden gewesen: Obschon sie fast die Hälfte an Kosten und Auflage beisteuern, hätten sie nicht mehr Mitspracherecht als alle andern Kantone. Zudem forderten sie eine Anpassung des Redaktionsstatuts in einer Weise, dass "die Wünsche der Kirchenleitungen berücksichtigt" werden. Kundert: "Nach heutigem Modell ist die Zeitung nicht das offizielle Kirchenorgan. Wir aber möchten sie zu einer Mitgliederzeitung machen." Kundert kritisiert auch die "Loyalität der Redaktion" zu den Kirchenleitungen: Anregungen seien "nur zögerlich übernommen" worden, obschon Signale der Unzufriedenheit "genügend ausgesendet" worden seien. Aber der Herausgeber-Vorstand habe darauf "nicht reagiert".

Kritik an Asylgesetz-Berichterstattung

Paul Dalcher, Medienbeauftragter der evangelisch-reformierten Kirche Baselland, räumte offen ein, dass "mehr Einfluss auf den redaktionellen Inhalt" gewünscht werde. So soll der Inhalt "etwas stärker an die Kantonalkirchen und näher ans Publikum angebunden" werden und verstärkt Berichte über Aktivitäten der Kirche umfassen, statt einfach "prospektiv" zu berichten (Dalcher: "Das ist journalistisch einfacher"). Lukas Kundert bestätigte auf Nachfrage von OnlineReports, dass er die Berichterstattung über die Asylgesetz-Revision als unausgewogen empfunden habe: "Nach meiner Wahrnehmung von drei Ausgaben hatten vor allem die Gegner das Wort."

Die Kirchen beider Basel stützen sich bei ihren inhaltlichen Forderungen auf eine Leserschaftsbefragung, die ergaben habe, dass "Leute unter 35 Jahren den 'Kirchenboten' nicht lesen" (Dalcher). Der finanzielle Aufwand von über 700'000 Franken pro Jahr, was 45 Prozent der Gesamtkosten des "Kirchenboten" entspricht, sei für die Kirchen beider Basel "zu gross, wenn wir nicht in allen Bereichen zufrieden sind" (Kundert). Mit diesem Budget, glauben die beiden Kirchen, könnte auch der "Alleingang" gewagt werden. Jedenfalls haben sie sich auch aus dem Projekt einer gesamtdeutschschweizerischen Kirchenzeitung verabschiedet.

"Befehlston, fast Erpressung"

Der Blaue Brief der beiden Basler Kirchen traf die Herausgeber nach eigenem Bekunden wie ein Blitz aus heiterem Himmel. "Im Befehlston, fast einer Erpressung gleich" hätten Kundert und Dalcher ihre Kritik deponiert, klagte Trägerschafts-Präsident Eggenberger gegenüber OnlineReports. "Für einen Partner ist das ein unsauberes Vorgehen." So hätten die Kirchen von Basel-Stadt und Baselland "nie einen Antrag auf Veränderung der Trägerschaftsstruktur gestellt". Kundert habe mit seinem Auftritt an der Generalversammlung "allgemeines Befremden" ausgelöst. Andere sprachen von einer "verlogenen Show".

Auch Chefredaktor Tilmann Zuber zeigte sich vom Powerplay der Basler "völlig überrascht". Er bedauere, dass eine achtzigjährige Tradition zu Ende gehen drohe. Es stelle sich jetzt die Frage, ob die verbliebenen Kantonalkirchen bereit seien, die entstandene Lücke mit zusätzlichen Mitteln zumindest teilweise zu füllen. Zuber: "Es käme sicher zu einem Stellenabbau." Bedroht sind insbesondere die beiden Redaktionsstellen für Basel-Stadt und Baselland.

Ein letztes Gespräch

Die Kündigungen der Mitgliedschaft im Trägerverein darf als Druckmittel gewertet werden. Denn "die Würfel sind noch nicht gefallen", wie Paul Dalcher einräumt. Auf Anfang Januar ist nochmals ein Gespräch zwischen beiden Basel und der Trägerschafts-Spitze vereinbart. Dalcher: "Wenn uns die Antworten nicht überzeugen, werden wir die Kündigungen nicht zurückziehen."


10. November 2006

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