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"Opfer oder Mittäter?": Kleinbasler Kneipe "Zem alte Schluuch"

Basler Wirte-Ehepaar in Tunesien verhaftet

Pächterin des "Alte Schluuch" und ihr Ehemann: Mittäter oder Opfer im Dunstkreis von Schlepper-und Betrugs-Aktivitäten?


Von Peter Knechtli


Die Wirtin des Basler Restaurants "Zem alte Schluuch" und ihr Ehemann befinden sich in Tunesien in Haft. Ob sie Opfer eines grossen Betrugs- und Schlepper-Deals wurden oder sie darin selbst aktiv waren, ist Gegenstand von Abklärungen. Es geht um gefälschte Arbeitsverträge, die zahlreichen Tunesiern eine Aussicht auf einen Job in der Schweiz vorgaukelten. Auch in Basel kam es deswegen zu einer Verhaftung.


Dass mit der gebürtigen Tunesierin Aisha Schreiner-Chebbi, Geschäftsführerin mit Einzelunterschrift der Firma ProGuide GmbH in Birsfelden und Pächterin des Restaurants "Zem alte Schluuch" in der Greifengasse 6, etwas nicht stimmen konnte, war Gästen wegen ihrer längeren Absenz schon seit einiger Zeit aufgefallen. Damit die Kleinbasler Kultbeiz, in der gemischtes Publikum, Künstler und Lebenskünstler verkehren, weitergeführt werden konnte, suchte Anfang Dezember die Schwester der Wirtin, Aziza Chebbi Berger, beim Amt für Bewilligungswesen um eine Übergangslösung nach. Laut einer amtlichen Verfügung darf sie ihre Schwester Aisha bis spätestens Ende kommenden Januar vertreten.

Ob Aisha Schreiner und ihr Schweizer Ehemann Martin Schreiner, Gesellschafter der ProGuide ohne Zeichnungsberechtigung, in Haft seien, wie OnlineReports erfuhr, stritt die Interims-Wirtin ab: "Das ist eine falsche Information. Die Leute sind dumm und depp."

Aus sicheren Quellen erfuhr OnlineReports hingegen, dass das Wirte-Ehepaar bei der Einreise in Tunesien im Zeitraum Ende Oktober/Anfang November verhaftet wurde seither im Gefängnis von Tunis sitzt. Die Vorwürfe gegen die Beiden sind offiziell nicht bekannt. Weitere zwei Personen sind in der tunesischen Hauptstadt inhaftiert.

Ermittlungen auch gegen Basler Drahtzieher

Zumindest kann aufgrund der Anzeige einer dritten Person angenommen werden, ist, dass die Verhaftungen in Tunis mit der Festnahme eines 40-jährigen Schweizers wegen Verdachts auf Urkundenfälschung und Betrug ebenfalls im Zeitraum Anfang November in Basel im Zusammenhang stehen könnte. Dieser Mann ("er ist den Strafverfolgungsbehörden nicht unbekannt") steht laut Peter Gill, dem Sprecher der Staatsanwaltschaft, unter dem Verdacht des Versuchs, mit gefälschten Unterlagen die Anwerbung von Arbeitern aus Tunesien für eine Grossbaustelle in der Schweiz - in Frage kommen könnte die Neat - organisiert zu haben. Gill: "Zu diesem Zweck soll er Mittelsmänner und Mittelsfrauen nach Tunesien geschickt haben." Gleichzeitig soll er mit gefälschten Briefköpfen des Eidgenössischen Departementes für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) aufgetreten sein, "um glaubwürdig zu wirken". Die staatlichen Ermittler werfen ihm vor, er habe "von der Eidgenossschaft nie einen Auftrag erhalten".

Die ausreisewilligen tunesischen Arbeiter mussten für die Arbeitsverträge nach Informationen von OnlineReports 700 bis 900 Franken - ein drei- bis vierfacher Monatslohn - auf ein Bankkonto überweisen. Doch auf der Schweizer Grossbaustelle kamen die Angeworbenen nie an: Als sie auf der Schweizer Botschaft mit Arbeitsverträgen einer Firma "Swissworks 2002", angeblich domiziliert an der Steinenvorstadt 79 in Basel, auftauchten und ein Visum begehrten, wurde diese hellhörig und stellte nach Rückfragen beim Bundesamt für Zuwanderung, Integration und Auswanderung (IMES) fest, dass die scheinbar als Subkontraktor auftretende Firma nicht nachgewiesen werden konnte. Laut vorliegenden Informationen gelangten aufgebrachte Tunesier an die Polizei, nachdem trotz Bezahlung das Visum nicht erteilt wurde.

"Swisswork" bei Behörden nicht bekannt

Dieter Grossen, der stellvertretende IMES-Direktor, zu OnlineReports: "Mit einer Firma Swisswork hatten wir nie einen Kontakt im Zusammenhang mit Ausländern und wir haben nie an eine solche Firma eine Bewilligung ausgestellt." Auch Michel Girard, Leiter der Abteilung "Massnahmen" im Basler Sicherheitsdepartements und auch zuständig für Schwarzarbeit-Fahndung, ist eine Firma namens "Swisswork" nicht bekannt. Zudem, so Girard weiter, müssten Visumsanträge aus Staaten ausserhalb von EU und Efta "gut begründet" werden.

Nicht gesichert werden konnte, ob und wie der verhaftete Basler mit "Swisswork" verbunden ist. Laut Gill befand er sich rund eineinhalb Monate in Untersuchungshaft. Jetzt ist er wieder auf freiem Fuss, da gegen ihn "kein weiterer Haftgrund" vorliegt.

Recherchen von OnlineReports lassen erahnen, dass hinter diesem Fall mehr steckt als nur eine Bagatelle. Scheinbar sollen mehrere hundert meist schlecht ausgebildete Tunesier angeworben worden sein. Eine Quelle sprach von "über 500". IMES-Vizedirektor Grossen erklärte, das Prinzip des Verkaufs fiktiver Arbeitsverträge sei "nicht neu". Ihm seien in den letzten Jahren Fälle in Polen und Österreich in Erinnerung.

Wurde das Wirte-Ehepaar über den Tisch gezogen?

Offen dagegen ist derzeit noch, ob das Basler Wirte-Ehepaar im Rekrutierungs-Handel eine zentrale Rolle spielte, ob es damit gar nichts zu tun hat oder ob es durch den Basler Drahtzieher allenfalls getäuscht und über den Tisch gezogen wurde. Jedenfalls hat die Staatsanwaltschaft auf diplomatischem Weg ein Rechtshilfegesuch gestellt, um diese Frage abzuklären.

So oder so ist die Situation für das Wirte-Ehepaar derzeit dramatisch: Aisha Schreiner-Chebbi gebar nach Angaben ihrer Schwester am 25. Dezember in Tunis ein Kind.

29. Dezember 2004

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