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"Eine Win-win-Situation": Sicherheitspartner Heusler, Gass, Pegoraro

Sicherheitskosten: Statt mehr muss der FC Basel künftig weniger zahlen

Vereinbarung zwischen beiden Basel und dem FCB: Nur noch Leicht-Bier im St. Jakob-Park


Von Peter Knechtli


Im Kampf gegen Gewalt und Randalismus im und um das Sportstadion haben die beiden Basel mit dem FC Basel eine Vereinbarung abgeschlossen. Demnach wird im St. Jakob-Park künftig nur noch Leichtbier ausgeschenkt. Der FCB zahlt dem Kanton eine fixe Sicherheits-Abgabe pro Besucher – weniger als bisher. Dafür sollen die staatlichen Sicherheitskosten sinken.


Der Basler Sicherheitsdirektor war es, der vor gut einem Jahr Alarm schlug und öffentlich eine höhere Beteiligung des FC Basel am Millionenaufwand verlangte, den der gesamte Polizeieinsatz anlässlich von Fussballspielen im Basler St. Jakob-Park jährlich kostet. Heute Mittwochmorgen nun legten der Basler Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass und seine Baselbieter Amtskollegin Sabine Pegoraro zusammen mit FCB-Vizepräsident Bernhard Heusler eine gestern Dienstag unterzeichnete Sicherheits-Vereinbarung vor, die unter anderem auch die Kostenfrage regelt und schon mit dem ersten Heimspiel des FCB am 20. Juli in Kraft tritt.

Generell gültige Pauschal-Abgabe für FCB

FCB-Vize Heusler, das juristische Gewissen des bedeutendsten Sportclubs mindestens der Nordwestschweiz, blickte in die Runde der Journalisten, ohne einen optischen Eindruck eines Sieges verraten zu lassen. Doch faktisch ist der FC Basel eher Gewinner des Seilziehens zwischen ihm und der öffentlichen Hand. Hanspeter Gass und Sabine Pegoraro sahen das anders: "Es ist eine Win-win-Situation", sagte Gass. Und Pegoraro bestätigte das Baselbieter Interesse an einer Vereinbarung, weil "mehr als 50 Prozent der Besucher des St. Jakob-Parks aus dem Baselbiet stammen".

Konkret wurde vereinbart, dass der FCB dem Kanton Basel-Stadt pro Besucher pauschal 1.80 Franken Sicherheitskosten-Beteiligung abliefert. Das ergibt bei jährlich rund 600'000 Besuchenden knapp 1,1 Million Franken. Bislang waren es nach Angaben Heuslers 1,2 Millionen Franken. Der FCB bezahlte bis anhin 1.20 Franken pro Besucher sowie zusätzliche Pauschalbeiträge für Hochrisikospiele.

Baselland verzichtet auf 450'000 Franken

Dass der FC Basel nun weniger statt mehr an die von der öffentlichen Hand finanzierten Polizeieinsätze zahlen muss, hat zu einem schönen Teil mit der vereinsfreundlichen Haltung der Baselbieter Regierung zu tun: Der Kanton Baselland verzichtet "ab sofort" darauf, dem FC Basel jährlich 130'000 Franken und dem Kanton Basel-Stadt 320'000 Franken für den Sondereinsatz der Baselbieter Polizeikräfte in Rechnung zu stellen. Sicherheitsdirektorin Pegoraro begründete diese Haltung damit, dass das Baselbiet grosses Interesse daran habe, rund um das auf baselstädtischem Boden liegende, aber an den Landkanton angrenzende Stadion vor, während und nach den Spielen Ruhe und Ordnung zu gewährleisten.

Hanspeter Gass als politisch verantwortlicher höchster Basler Polizist ("wir wollen die FCB ja nicht ruinieren") ist aber nicht nur über das Baselbieter Entgegenkommen glücklich: Die Basler Regierung gestand ihm eine Budgeterhöhung von 500'000 Franken für Einsätze rund um den potenziellen Risiko-Standort St. Jakob-Park zu.

Mit der jetzt gefundenen Lösung einer Pauschalabgabe pro Ticket zahlt der FCB insgesamt also etwas weniger an den Staat, prozentual aber etwas mehr, wenn der Gesamtaufwand sinkt, was der Sinn der Vereinbarung ist.

Nur noch "Light Bier" im Stadion

Der finanziellen Regelung – obschon zentrales Motiv der Vereinbarung – sind aber nur zwei von 13 Vertragspunkten gewidmet. Kern der Konvention ist das gemeinsame Bemühen, die FCB-Spiele "in einer friedlichen, von Respekt und Anstand geprägten Atmosphäre" abwickeln zu können, "Störer und Gewalttäter vom Besuch des Fussballspiels fernzuhalten" und den Besuchenden auf der Anreise und im Stadion wieder eine Sicherheitsgefühl zu bieten.

Die Vereinbarung zielt denn auch mit einem ganzen Bündel von Massnahmen und – teils deklamatorischen – Absichtserklärungen darauf hin, Randale wenn immer möglich gar nicht mehr erst entstehen zu lassen. Ein Effekt soll sein, dass  der Polizeiaufwand und damit auch die Kosten für die öffentliche Hand gegenüber heute deutlich reduziert werden können. So soll in sämtlichen Sektoren des Stadions der Ausschank von Getränken mit mehr als drei Alkoholprozenten verboten werden. Bei Hochrisikospielen kann ein generelles Alkoholverbot verfügt werden. Gass dazu: "Wir werden davon zurückhaltend Gebrauch machen."

Straftäter verstärkt im Visier

"Höchste Priorität" wollen die Vertragspartner der "Identifizierung und Sanktionierung von Straftätern" einräumen. So muss der FC Basel den Strafverfolgungsbehörden bei Straftaten bei Heim- oder bei Auswärtsspielen hochauflösende Bilder und Videos, dokumentierte Aussagen des Sicherheitspersonals oder Beschreibungen von Tätern abliefern. Auch muss der FC Basel "Anstrengungen unternehmen", dass Pyro-Aktionen im und ausserhalb des Stadions unterbleiben. Vereins-Vize Heusler schränkte aber auf eine OnlineReports-Frage ein, dass "kein Club der Welt verhindern kann, dass Pyros ins Stadion gelangen".

Bernhard Heusler zeigte sich "froh" darüber, dass von einer ursprünglichen Erwägung Abstand genommen wurde, die Stehplätze – gemeint ist die "Muttenzerkurve" – aufzuheben und den St. Jakob-Park in ein reines Sitzplatz-Stadion zu verwandeln. Dass der FC Basel in die Vereinbarung eingewilligt habe, sei ein Bekenntnis des Vereins dazu, "dass wir auch Verantwortung haben".

Unangemeldete Sicherheits-Kontrollen

Weitere Punkte der Vereinbarung regeln beispielsweise, dass die oberste Sicherheits-Kompetenz bei den Behörden liegt, jene für die Fan-Arbeit beim Club. Der FC Basel verfügt bereits über ein Konzept zur Prävention von Gewalt und Rassismus. Noch dieses Jahr soll eine "FCB-Charta" in Kraft treten, in der die "Grundsätze der Werteordnung" der Clubs verankert sind. Damit die Vereinbarung nicht ein Papiertiger bleibt, sollen gemischte Teams unangemeldet überprüfen, ob die Grundsätze eingehalten und vorgesehenen Massnahmen auch umgesetzt werden.

Mit der Basler Fussball-Konvention, die sich von einer gesamtschweizerischen Mustervorlage ableitet, dürften die beiden Basel und der FCB eine landesweite Vorreiterrolle übernehmen. Gewiss muss sich die entschlossene Einhaltung des Papiers noch im Hooligan-Alltag bewähren. Aber der nicht selbstverständliche Konsens unter allen beteiligten Partnern ist in der Tat der weit tauglichere Schritt als peinliche Beispiele, wie sie andere Fussball-Kantone liefern: Sie stellen Rechnungen, die von den Clubs nicht bezahlt werden, verheddern sich in Rechtsstreigikeiten oder lassen es bei Kostenbeteiligungen der Club bewenden, die eher Alibifunktion haben.

30. Juni 2010

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"Chaoten lassen sich von Leicht-Bier nicht abhalten"

Dass die staatlichen Sicherheitskosten sinken werden, dürfte unwahrscheinlich sein. Da haben sich die beiden Kantone aber recht über den Tisch ziehen lassen. Der FCB hat sein gutes Gewissen und die Kantone einiges an Mehrkosten, da anzunehmen ist, dass sich gewaltbereite Chaoten trotz "Leichtbier" bestimmt nicht vor weiteren Ausschreitungen abhalten lassen.


Bruno Heuberger, Oberwil



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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

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In einem Satz


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Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

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Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

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