Werbung

© Foto by OnlineReports.ch
"Entscheidend ist die Führbarkeit": Kleinbasler Theodors-Schulhaus

Keine Spur von Mauschelei-Belegen gegen Christoph Eymann

Kontroverse um "Ausländer-Klasse" bei der Einschulung der Tochter des Basler Erziehungsdirektors


Von Peter Knechtli


Die Geschäftsprüfungskommission des Basler Grossen Rats untersuchte, ob bei der Klasseneinteilung im Theodors-Schulhaus eine privilegierte "Schweizer Klasse" gebildet wurde, der die jüngste Tochter von Regierungsrat Christoph Eymann angehört. Fazit: Für eine Einflussnahme des Erziehungsdirektors gibt es keinerlei Belege.


Was OnlineReports aus Lehrerkreisen zugetragen wurde, betrifft die Einschulung von Eymanns Tochter vergangenes Jahr im Theodors-Schulhaus am Wettsteinplatz. Dabei sei "gemauschelt" worden: "Speziell" für die siebenjährige Schülerin sei eine zweite erste Klasse geschaffen worden. Dabei sei "gefiltert" und ihre Klasse "mit keinen bis minimalen Ausländern bestückt" worden. Die übrigen Erstklässler seien in eine zweite Klasse eingeteilt worden, die einen deutlich höheren Ausländeranteil enthalte.

"Keine Untersuchung gegen Herrn Eymann"

SP-Grossrat Jan Goepfert, bis letzten Dienstag Präsident der grossrätlichen Geschäftsprüfungskommission (GPK), bestätigte gegenüber OnlineReports.ch, dass die Kommission im Spätherbst tatsächlich Abklärungen in diese Richtung getätigt habe. Eine OnlineReports.ch nicht bekannte Quelle – möglicherweise die Mutter eines Kindes aus einer der beiden ersten Klassen – hatte die Parlamentarier über angegebliche Unregelmässigkeiten informiert. Goepfert betonte aber, dass es bei den Abklärungen der Kommission ausdrücklich "nicht um Untersuchungen gegen den Herrn Eymann" gegangen sei, sondern um die anhängig gemachte Kritik an der Bildung der beiden Schulklassen.

Doch unterschwellig ist darin auch der Vorwurf enthalten - so jedenfalls kursiert er –, der liberale Erziehungsdirektor habe seine Tochter durch Einteilung in eine "Schweizer Klasse" privilegieren wollen. OnlineReports-Recherchen ergaben: Für diesen Vorwurf gibt es nicht die Spur eines Belegs. Christoph Eymann: "Ich habe keinerlei Einfluss genommen – weder direkt noch subkutan." Seine Tochter habe einzig von der allen künftigen Schülerinnen und Schülern zustehende Möglichkeit Gebrauch gemacht, ihre Wünsche nach Einteilung mit früheren Gschpönli auf einem offiziellen Formular anzumelden.

Krass unterschiedlicher Ausländer-Anteil

Im Gespräch mit OnlineReports.ch drückt Eymann, der die Quelle der Vorwürfe nicht kennt und im Internet schon von anonymen Blogs feige attackiert wurde, seine Betroffenheit aus: "Es käme mir schon rein aus Gründen der Integration nie in den Sinn, für meine eigenen Kinder Vorteile herauszuholen."

Renato von Rohr, für die Kleinbasler Primarschulen zuständiger Rektor, bestätigt: "Nie fand jegliche Art von Einflussnahme statt." Richtig sei, dass der Anteil an Kindern mit nicht-schweizerischen Pässen in den beiden Klassen stark voneinander abweiche: Die Klasse von Eymanns Tochter zählt 24 Schülerinnen und Schüler, davon haben zwei keinen Schweizer Pass. In der andern Klasse sind 11 von 19 Schülerinnen und Schülern ohne Schweizer Pass.

Grössere Klasse schwieriger zu führen

Rektor von Rohr hat Verständnis dafür, dass dieses Verhältnis auf den ersten Blick irritieren könne. Ausschlaggebend aber sei, dass es darum gegangen sei, zwei "führbare" Klassen zu bilden. Dabei spielten andere Argumente wie Geschlecht, soziale Herkunft, familiärer Hintergrund oder die Integrationsbereitschaft eine wichtigere Rolle als der Pass. Im Falle der letztjährigen Einschulung – Sache der Schulleitung und der Schulhausleitung – hätten einige Eintretende "mit happigen Auffälligkeiten" zugewiesen werden müssen. Die Zuteilung in die grössere Klasse, so von Rohr weiter, sei überdies keineswegs ein Vorteil – im Gegenteil, sie sei "schwieriger und aufwändiger" zu führen als die kleinere Klasse: "Von Vorteilnahme kann keine Rede sein." Schliesslich sei es auch falsch, "ausländisch" mit "schlecht integriert" gleichzusetzen: "Es gibt viele Schülerinnen und Schüler mit ausländischem Pass, die Baseldeutsch reden wie die einheimischen Kinder."

Dass eine deutlich kleinere Klasse entstand, sei auf die übliche "Lebendigkeit in Fluktuation und Mobilität" zurückzuführen. So sei anfänglich geplant gewesen, zwei gleich grosse Klassen zu bilden, doch dann sei in der Klasse mit höherem Ausländeranteil ein Kind weggezogen, eines sei gar nicht erschienen und ein weiteres sei am ersten Schultag begründet in die grössere Klasse umgeteilt worden. Gemessen mit den Schulen in Kleinhüningen oder im Bläsi-Schulhaus verfüge das Theodors-Schulhaus über eine "gute bis sehr gute Sprachkompetenz".

Eymann im Ausstand

Auch Hans Georg Signer, Leiter Bildung im Erziehungsdepartement, ist "zu 150 Prozent davon überzeugt, dass es keine Einflussnahme von Herrn Eymann gab". Sein Vorgesetzter sei nach der Anfrage durch die GPK "sofort in den Ausstand getreten" und habe das Dossier zur Behandlung seinem inzwischen zurückgetretenen Stellvertreter, SP-Regierungsrat Ralph Lewin, übergeben. Der damalige Wirtschaftsdirektor habe den Geschäftsprüfern eine "absolut korrekte Antwort" gegeben, in der er "detailliert die Grundsätze der Klasseneinteilung erläutert" habe. Signer, so erklärt er seinen Beitrag, habe "Abklärungen zu Handen von Herrn Lewin" getroffen.

SP-Grossrätin Dominique König, seit Mittwoch neue GPK-Präsidentin, ist wie ihr Vorgänger Jan Goepfert der Meinung, dass die von Lewin gelieferten Antworten "glaubwürdig" seien. "Einzelne Fragezeichen" bestünden in der Kommission noch generell wegen der Grundsätze der Klassenbildung, nicht aber mehr spezifisch wegen jener im Theodors-Schulhaus. Darauf werde vermutlich im Jahresbericht der GPK eingegangen.

6. Februar 2009

Weiterführende Links:


 Ihre Meinung zu diesem Artikel
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)

Was Sie auch noch interessieren könnte

Baselbieter SVP-Basis steht
vor Gewissens-Entscheid

18. April 2024

Der Kommentar von Peter Knechtli zur
Präsidiums-Kandidatur von Peter Riebli.


Reaktionen

Erneuter Knall bei der SVP:
Riebli will Präsident werden

17. April 2024

Caroline Mall zieht Kandidatur zugunsten des
68-jährigen Politikers aus Buckten zurück.


Reaktionen

Ein Schweizer Vorzeige-Projekt:
20 Jahre "Obstgarten Farnsberg"

16. April 2024

Mit Birdlife-Projektleiter Jonas Schälle
unterwegs in einem Bijou der Biodiversität.


SVP BL vor Scherbenhaufen:
Wie konnte es so weit kommen?

12. April 2024

Alessandra Paone über die Gründe, die zu
den Zerwürfnissen in der Partei geführt haben.


Reaktionen

Eskalation bei der SVP: Fraktionschef Riebli abgesetzt

11. April 2024

Ab sofort leitet Reto Tschudin
die SVP-Fraktion im Baselbieter Landrat.


Reaktionen

Kantonsgericht Baselland:
Mitte droht leer auszugehen

9. April 2024

Freisinn kann sich bei der Ersatzwahl dank
Taktik und Zufall einen Vorteil erhoffen.


Reaktionen

Regierungsrat Mustafa Atici muss die Kritik ernst nehmen

7. April 2024

Kommentar von Jan Amsler und Alessandra Paone zur Regierungswahl in Basel-Stadt.


Mustafa Atici in die
Basler Regierung gewählt

7. April 2024

Der SP-Kandidat ist der erste Kurde in einer Kantonsregierung – Cramer wird Präsident.


Reizfigur Sarah Regez:
Gefahr eines Absturzes

6. April 2024

Peter Knechtli über die Kontakte
der SVP-Politikerin zu Rechtsextremen.


Reaktionen

Dominik Straumann tritt als SVP-Präsident zurück

2. April 2024

Vize Johannes Sutter soll übernehmen
und den Richtungsstreit beenden.


www.onlinereports.ch - Das unabhängige News-Portal der Nordwestschweiz

© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigene Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

Auf dieser Website gibt es Links zu Websites Dritter. Sobald Sie diese anklicken, verlassen Sie unseren Einflussbereich. Für fremde Websites, zu welchen von dieser Website aus ein Link besteht, übernimmt OnlineReports keine inhaltliche oder rechtliche Verantwortung. Dasselbe gilt für Websites Dritter, die auf OnlineReports verlinken.

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Bais steht vor Gewissens-Entscheid"

OnlineReports.ch
Im Titel des Newsletter-Textes vom 18. April 2024.
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Auch Nomen sind Glückssache.

RückSpiegel

 

Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über das bz-Buch von Roger Blum auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

Werbung







In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).