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Und sie tanzten einen TangoWeshalb es zwischen BVB und BLT zwangsläufig zum Krach um die gemeinsame Tram-Beschaffung kommen musste Von Peter Knechtli In der Region Basel flammt der Kulturkampf wieder auf: Diesmal ist es ein Kampf auf stählernen Schienen. Was sich im Februar abzeichnete, ist nun definitiv missglückt: Die gemeinsame Beschaffung von Rollmaterial durch die öffentlichen Verkehrsunternehmen der beiden Basel, Baselland Transport (BLT) und Basler Verkehrsbetriebe (BVB).
"Die masslose Enttäuschung der BLT Die masslose Enttäuschung, ja der hinter vorgehaltener Hand unmissverständlich hervorbrechende Zorn der Baselbieter ÖV-Anbieter an der politischen wie der unternehmerischen Spitze ist verständlich: Hier macht sich der Eindruck breit, von "den Städtern" wieder einmal schamlos über den Tisch gezogen worden zu sein. Die schroffe Art, wie der BVB-Verwaltungsrat in seiner Februar-Sitzung den Ausstieg aus dem einem gemeinsamen Gross-Projekt eröffnete, brüskierte die BLT auf eine wohl noch nie dagewesene Weise. Eine, aber nur eine der Folgen war, dass die Direktoren beider Unternehmen jetzt nicht mehr den Verwaltungsräten der Partnerfirma angehören. Weitere, weniger nach aussen sichtbare Indizien der Verstimmung werden wohl noch folgen.
"Die BVB verschaffen sich Zeit-Vorsprung Es ist überhaupt keine Frage, dass sich Gudenrath ("wir machen einen Reset") durch die späte Abkehr vom gemeinsamen Projekt einen Zeit-Vorsprung und einen Technologie-Vorteil verschafft: Er wird im sich rasch entwickelnden Fahrzeug-Markt ein Tram-Modell allerneuster Machart beschaffen, das, zentrales Bonus-Argument aus Kunden-Optik, um die 100 Prozent Niederflur-Technik bietet.
"Gudenrath und Blumenthal markieren Gudenrath und Blumenthal markieren eine historische Zäsur in der BVB-Führungskultur: Die traditionell vorwiegend politisch austarierte Zusammensetzung des Verwaltungs-Rates weicht jetzt einer markant verstärkten unternehmerischen Akzentuierung des Strategieorgans. Anders als frühere Strategie-Chefs, die kaum öffentlich in Erscheinung traten, sucht Gudenrath die Kommunikation förmlich. 13. Mai 2010
"Nicht über den Tellerrand" Herr Gudenrath schaut nicht über den Tellerrand, die Kantonsgrenze, die Landesgrenze; sein Röhrenblick fixiert die BVB. Dass Genosse Wessels da mitmacht, ist sehr bedauerlich, wenn auch Basel-typisch. Was sich jenseits der Kantons- und Landesgrenzen ereignet und von Bedeutung ist, interessiert entgegen den Regio-Lippenbekenntnissen nicht im geringsten. Klaus Burri, SP-QV Spalen, Basel "Hat schon jemand die Kunden gefragt, ob ..." Was soll denn eigentlich diese Zwängerei von beiden Seiten? Da fahren zwei staatliche Privatbetriebe auf dem teilweise gleichen Schienennetz mit Passagieren aus Basel-Stadt und Baselland und kommen doch auf unterschiedliche "optimale" Trams. Ob das wohl an der Art der Fragestellung bei den Umfragen liegt?
Die BVB-Kunden vergleichen den "Tango" mit dem "Combino", obwohl Siemens dieses Tram gar nicht mehr anbieten wollte. Anderseits weint die BLT den 47 Meter-Tramzügen nach, obwohl schon die 45 Meter "Tangos" in der Innerstadt vielerorts zu lang sind. Wie zum Beispiel an der Haltestelle "Dreispitz", wo sie hinten in die Brüglingerstrasse hinausragen.
Hat sich schon mal jemand gefragt, ob die Kunden beider Betriebe nicht lieber alle 3 bis 4 Minuten ein halb so grosses Tram hätten, statt alle 7 bis 15 Minuten ein überlanges in Doppel- und Dreifachtraktion? Dies würde auch die Rennerei an den Doppelhaltestellen verkürzen, wo bekanntlich "mein" Tram immer vorne hält, wenn ich hinten warte oder umgekehrt.
Ich zöge auch ein leicht erhöhtes Tram mit durchgehendem Mittel-Niederflurboden vor, wenn es dafür, dank etwas grösseren Rädern viel weniger Getöse machen würde (schont auch die Gleise).
Beide Betriebe pochen auch darauf, dass sie als privatwirtschaftlich geführte Unternehmen viel effizienter agieren können wie früher als von der Politik abhängige Staatsbetriebe. Könnte man dies nicht noch verbessern, indem wir die beiden Betriebe fusionieren? Peter Ensner, Basel "Exemplarische Situation" Diese Trambeschaffungs-Situation zeigt exemplarisch, was das Verschieben öffentlicher Aufgaben von der politischen Bühne auf die wirtschaftliche Etage an Problemen auslösen kann. Beatrice Alder, Basel "Was soll denn diese Heissmacherei? Für mich ist dieser vor allem von den Medien gepushte und von der BLT samt Regierungsrat Krähenbühl gekochte Knatsch absolut unverständlich. Weshalb wird denn praktisch immer nur am Rande erwähnt, dass im BLT/BVB-Vertrag für die BVB-Seite beziehungsweise die Beschaffung immer von einer Option geschrieben wurde. Sogar für den Fall, dass diese Option nicht eingehalten würde ist eine Ersatzzahlung von 1,2 Millionen Franken festgeschrieben worden. Also, was soll denn die ganze Heissmacherei.
Enttäuschung wegen des späten Gesinnungswandels kann ich noch nachvollziehen. Immerhin muss aber auch gesagt werden, dass die im Vertrag festgehaltene Frist zur Evaluierung erst zur Hälfte abgelaufen ist. Also auch hier, was soll das? Wer stosst denn hier eigentlich wer vor den Kopf? Markus Benz, Basel "Es gibt nur eine Erklärung" Für das, was hier passiert ist, gibt es nur eine einzige Erklärung: Der neue BVB-Präsident Martin Gudenrath hat deutlich gemacht, dass die vorherige Führung der BVB (und die heutige der BLT?) versagt hat. Dass der "alte“ Verwaltungsrat" keine Ahnung von der – nicht überraschend plötzlich eingetretenen – demographischen Entwicklung hatte oder nicht das "beste Tram für die Kunden" wollte. Man kann also nicht hingehen und Verständnis für den Entscheid haben, ohne die Vorgänger im Amt (und die BLT?) energisch zu kritisieren. Peter Waldner, Basel "Viel Geschirr zerschlagen" Für mich als ehemaligen Befürworter eines Kantons Basel ist dies der letzte Anstoss, ins gegnerische Lager zu wechseln. Der Entscheid und das Verhalten Herrn Gudenraths ist ein Affront gegenüber jeglicher Zusammenarbeit beider Halbkantone. Dies ist umso schlimmer, als er noch die Unterstützung des Regierungsrats geniesst.
Viele Politiker reden vom Sparen. Gemeinsame Anschaffungen in grösserem Rahmen werden billiger. Der BVB und dem Regierungsrat von Basel-Stadt scheint dies egal zu sein. Auf der andern Seite wird Baselland aufgefordert, vermehrt Geld für kulturelle Einrichtungen in der Stadt aufzuwenden. Glauben denn die Baselstädter, auf diese Weise ein gutes Klima zwischen beiden Kantonen zu schaffen?
Ich befürchte, dass mit diesem Entscheid viel Geschirr zerschlagen worden ist. Eines kann man dem BVB-Verwaltungsrat nicht absprechen: Er weiss, wie man die Baselbieter Bevölkerung vor den Kopf stossen kann. Theo Klee, Frenkendorf |
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