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"Ethische Standards zum Gesetz machen": Handwerksobjekt Fuss

40 Füsse von US-Leichen erhitzen die politischen Gemüter

Ärzte-Kurs im Waldenburgertal laborierte an Leichenteilen aus den USA / Baselbieter Kantonsarzt wusste nichts


Von Peter Knechtli


Im Oberbaselbiet laborierten im Januar Ärzte zu Weiterbildungszwecken an Füssen von Toten. Die Leichenteile waren aus den USA eingeführt worden, ohne dass der Präsident der Ethikkommission beider Basel und der Baselbieter Kantonsarzt davon etwas wussten. Der Kantonsarzt hat bei der Firmenleitung interveniert und CVP-Landrat Ivo Corvini verlangt offiziell Auskunft über den Sachverhalt.


Dass sich die 70 Ärzte Mitte Januar im ländlichen Oberdorf, mitten im Waldenburgertal trafen, ist kein Zufall. In diesem Dorf befindet sich nicht nur der Hauptsitz des Hightech-Unternehmens Synthes, sondern auch einer von mehreren Produktionsbetrieben sowie ein Logistikzentrum, das die Produkte - medizinische Implantate wie Nägel, Platten oder Schrauben - in die ganze Welt liefert. Das Medizinaltechnik- Unternehmen Synthes war den auch, zusammen mit Beat Hintermann, Chefarzt am "Behandlungszentrum des Bewegungsapparates" des Universitätsspitals Basel, Organisatorin des Kurses, der vor allem hinterher einigen Staub aufwirbelte.

40 Menschen-Füsse, tiefgefroren

Die "NZZ am Sonntag" berichtete nämlich kürzlich, dass zum handwerklichen Weiterbildungsmaterial auch 40 tiefgefrorene Füsse gehörten, die Leichen abgetrennt worden waren und eigens aus den USA in die Schweiz geliefert wurden. Nötig wurde dieser medizinisch-praktisch unumgänglich Import, weil es in der Schweiz an entsprechendem Menschen-Material zur handwerklichen Fortbildung fehlt. Die Extremitäten seien über die Academy of Orthopaedic Surgeons mit Sitz im Gliedstaat Illinois bezogen worden und stammten allesamt von Verstorbenen, die einer Verwendung ihres Körpers zur Forschungszwecken zugestimmt hätten.

Was indes in der medizinischen Aus- und Weiterbildung absolut unabdingbar ist - welcher Lebend-Patient liesse schon gern an den eigenen Füssen pröbeln? -, geriet mittlerweile zum Politikum. Denn umstritten ist, ob die Kurs-Veranstalter der Informationspflicht Genüge getan hatten oder nicht. Chefarzt Hintermann erklärte der Zeitung, die Ethikkommission beider Basel habe den Kurs "vor einigen Jahren" bewilligt. Ethikkommissionspräsident Hans Kummer dagegen beteuert, er habe vom Oberdörfer Kurs keine Kenntnis.

Offenbar waren die Leichen-Füsse auch am Baselbieter Kantonsarzt Dominik Schorr ("ich bin erschrocken") vorbei nach Oberdorf geliefert worden. "Wer garantiert denn, dass die Füsse wirklich aus den USA stammen und nicht aus einem chinesischen Gefängnis?", zitierte die NZZ am Sonntag den Amtsarzt.

Kantonsarzt will gesetzliche Regelung

Gegenüber OnlineReports erklärte Schorr, er werde am kommenden Donnerstag mit der Synthes-Firmenleitung ein Gespräch führen. Nach seiner Meinung "braucht es eine eidgenössische Regelung", denn die Öffentlichkeit habe "ein Recht darauf, dass als ethisch betrachteten Standards auch gesetzliche Regelung werden". Schorr setzt "grosse Hoffnungen in das neue eidgenössische Humanforschungsgesetz", das derzeit in der Vernehmlassung ist. Der Oberdörfer Fall gebe dem Kanton aktuelle Gelegenheit, die Forderung nach einer gesetzlichen Regelung in die Vernehmlassung einzubringen. Nach heutigem Stand ist weder der Import noch die Ausfuhr von Körperteilen gesetzlich geregelt.

Falls sich die Firma bereit erkläre, die künftige Verwendung von Leichenteilen offiziell und freiwillig zu melden, bis eine gesetzliche Regelung vorhanden sei, sei dies zwar "gut", es könne aber "keine Dauerlösung" sein. Denn, so Schorr: "Es ist möglich, dass auch die Universitäten Leichenteile aus dem Ausland beschaffen und wir nichts wissen." Der Trend gehe in Richtung Beglaubigung oder Zertifizierung des Imports von Körperteilen. Insbesondere müssten Herkunft und das Einverständnis des Verstorbenen glaubhaft belegt werden können.

Interpellation zu Leichenteilen

Wie sich die Baselbieter Regierung zu den 40 tiefgekühlten Füssen ehemaliger US-Amerikaner und den Umständen ihrer Einfuhr und Bearbeitung stellt, kann sie nächstens darlegen. Denn der Allschwiler CVP-Landrat und Anwalt Ivo Corvini reichte dazu ein Interpellation ein. Darin will er unter anderem wissen, ob bezüglich Verwendung von Leichenteilen die medizinische Aus- und Weiterbildung der Forschung gleichgesetzt werde. Corvini geht es nicht darum, die Fort- und Weiterbildung von Ärzten zu behindern. Aber er möchte, dass dieser nicht geregelte Bereich der Forschung punkto Bewilligungspflicht gleichgestellt wird. Corvini zu OnlineReports: "Irgend eine staatliche Stelle muss die Kontrolle haben."

28. Februar 2006


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"Tote Füsse sind nur noch reine Materie"

Was soll dieses Theater? Den ehemaligen "Eigentümern" dieser Füsse tut es nicht mehr weh, auch wenn damit nun jenseits des Ozeans experimentiert wird. Wenn diese Versuche tatsächlich der medizinischen Forschung und Weiterbildung dienen, dann gibt es keine mit Vernunft zu begründenden Einwände dagegen. Tote Füsse sind nur noch reine Materie, ganz egal, wem sie einmal gehört haben. Viel wichtiger und ehrlicher wäre der Schutz von lebenden Menschen, indem man zum Beispiel gegen den Missbrauch von Frauen aus dem Fernen Osten, Osteuropa oder Afrika etwas unternähme.


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Veranstaltungs-Hinweis

 

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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

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Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).