Werbung

© Foto by OnlineReports.ch
"Genügend grosse Räume": Freizeitgewebler La Rocca, Projektgebiet "Wolf"

Der kuriose Ort an einer Basler Friedhofsmauer

Eine Kontakt- und Anlaufstelle für Drogensüchtige im städtebaulichen Entwicklungsgebiet zwischen Friedhof "Wolf" und M-Parc


Von Christof Wamister


Denkmalfreunde und Grabbesitzer haben Einwände gegen den Standort des neuen Gassenzimmers zwischen Friedhof "Wolf" und M-Parc. Verdrängt wird damit aber auch ein Biotop von Kleingewerbetreibenden, die hier billig zur Miete sind.


Enzo La Rocca (43), Vater dreier Kinder, findet es schade. Der Velomechaniker mit Hauptsitz in Birsfelden hat sich in den Garagegebäuden neben dem Eingang zum Wolf-Gottesacker vor drei Jahren eine Werkstatt eingerichtet, in der er nebenberuflich auch Motorfahrzeuge repariert. Zusammen mit einem halben Dutzend andern Mietern muss er jetzt die günstigen Räumlichkeiten räumen. Der Kanton plant hier die neue Kontakt-und Anlaufstelle (KuA, früher: "Gassenzimmer"), welche die bisherigen geschützten Orte für Suchtkranke an der Spitalstrasse gegenüber dem Kantonsspital und an der Heuwaage ersetzen soll.

Der genaue Standort ist erst bekannt, seitdem vor einem Monat das Baugesuch für einen 2,5 Millionen Franken teuren Neubau veröffentlicht wurde. Die Garagen grenzen unmittelbar an den denkmalgeschützten Wolf-Gottesacker, den schönsten Friedhof Basels, und liegen an einer kaum wahrgenommenen Zufahrtsstrasse zum ehemaligen Areal der Frigosuisse (ehemals Bahnhofkühlhaus, heute mit Sitz in Möhlin).

Ein günstiges Depot

Der Ort ist kurios: Ein trotz lebhaften Verkehrs der Linien 10/11 ungesicherter Trambahnübergang. Jenseits der Münchensteinerstrasse die weihnachtlich strahlende Konsumglitzerwelt des Einkaufszentrums M-Parc und anderer Geschäfte, auf der andern Seite der Friedhof, ein BVB-Depot, eine Fussgängerachse, Schrebergartenrelikte, die "Hinterhof-Bar", die sich in stillgelegten Lager- und Gewerbegebäuden eingerichtet hat – und eben diese unahnsehnlichen Garagen, in denen die bisherigen Mieter allerlei Möbel, Fahrzeuge und Waren gelagert haben.

Das auffälligste Stück ist ein Fasnachtswagen, der so lang ist, dass er im Moment nicht mehr aus der Garage manövriert werden kann, weil vis–à-vis, bei der "Hinterhof-Bar" ein Gerüst montiert wurde, welches das Wenden verunmöglicht. Aber das ist vermutlich noch das kleinste Problem bei Realisierung der Kontakt- und Anlaufstelle.

Reaktionen grundsätzlich positiv

Als Gesundheitsdirektor Carlo Conti (CVP) Ende Juni den Beschluss der Regierung bekanntgab, das neue Gassenzimmer auf dem Areal "Wolf" / Frigosuisse anzusiedeln, waren die Reaktionen grundsätzlich positiv, obwohl der genaue Standort nicht nicht klar war. SP-Grossrätin Tanja Soland bemängelte in einer Interpellation die Distanz zum Zentrum und den Umstand, dass zwei Zentren durch eines ersetzt würden. Sie erwähnte auch, dass es sich beim benachbarten Dreispitz-Gebiet um ein städtebauliches Entwicklungsgebiet handle. Wie sie gegenüber OnlineReports erklärte, liess sie sich durch die mündliche Antwort in der Ratssitzung halbwegs überzeugen. Eine gewisse Skepsis bleibe aber.

Städtebauliche Investitionen sind nicht nur auf dem Dreispitz geplant, sondern auch auf dem unmittelbaren Umfeld der geplanten Drogen-Kontaktstelle. An Stelle des alten BVB-Depots zwischen "Wolf" und Walkeweg soll eine Neuüberbauung entstehen, welche die Umgebung der Eisenbahn-Haltestelle "Dreispitz" aufwertet. Dagegen ist noch offen, was mit dem Frigosuisse-Areal beim Güterbahnhof "Wolf" geschieht. Laut Baudepartement handelt es vor diesen Perspektiven auch beim neuen Gassenzimmer nur um ein Provisorium.

Die Grossen halten still

Bedenken, dass die KuA die Aufwertung des Quartiers negativ beeinflussen könnte, haben sich nun aber nicht in Einsprachen gegen das Baugesuch niedergeschlagen. Weder die Christoph Merian Stiftung (CMS) noch die Migros oder der Neutrale Quartierverein Gundeldingen haben Vorbehalte angemeldet. Die Migros als unmittelbarer Nachbar werde die Entwicklung aber beobachten, sagte Mediensprecher Dieter Wullschleger am Mittwoch gegenüber OnlineReports.

Die bis gestern 22. Dezember vorliegenden Einsprachen konzentrieren sich ganz auf die Lage des projektierten Gebäudes auf der Grenzlinie zum "Wolf"-Gottesacker. Die erwähnten Garagen stehen in Verlängerung der Friedhofsmauer und sind gegen den Eingang des Friedhofs (Bild) durch eine Hecke abgedeckt, die beim Abbruch verschwinden wird.

Während der Heimatschutz auf eine Einsprache verzichtet hat, bemängelt die Freiwillige Denkmalpflege – nicht zu verwechseln mit der staatlichen Denkmalpflege – dass das Portal des Friedhofs durch eine 2,6 Meter hohe Mauer des Neubaus beeinträchtigt würde. Hier könnte eine bessere Lösung gefunden werden, meinen die Denkmalfreunde.

Eine "total andere Nutzung"

Zu beachten sei auch, sagte Thomas Bachmann, Vizepräsident der freiwilligen Denkmalpflege gegenüber OnlineReports, dass es  sich bei der Drogen-Anlaufstelle um eine "total andere Nutzung" handle. Der vorgesehene Standort liegt in der Industriezone, aber haarscharf nicht in der angrenzenden Zone für Nutzungen im öffentlichen Interesse (Friedhof).

Wie die BaZ berichtete, hat Christine Sieber, ehemalige Präsidentin der Freiwilligen Denkmalpflege zusammen mit weiteren Grabbesitzern ebenfalls Einsprache erhoben. Zu klären wäre, ob Grabbesitzer in diesem Fall überhaupt einsprachberechtigt sind und ob die Anwesenheit von Drogensüchtigen den Friedhofsbetrieb oder die Ruhe in der Friedhofs-Parkanlage stören könnte.

Grosser Rat entscheidet über Geld

Mit der Behandlung des Baugesuchs und der Einsprachen ist die neue Kontakt und Anlaufstelle noch nicht baubereit, denn für den Kredit ist ein Grossratsbeschluss erforderlich. Die entsprechende Vorlage wird im Januar an den Grossen Rat gehen, wie von Philipp Weibel, Bereichsleiter Gesundheitsdienste zu erfahren war.

Die Kontakt- und Anlaufstelle wird von der "Suchthilfe Region Basel" betrieben, einer privaten, aber staatlich subventionierten Stiftung. Bei einem Betrieb von noch zwei Anlaufstellen werde abwechslungsweise die eine am Morgen von 11 bis 16.30 und die andere von 16 bis 22 Uhr abends geöffnet sein. Gemäss bisheriger Erfahrung erscheinen pro täglicher Öffnungszeit etwas über zweihundert Süchtige in den Stationen. Wenn die Anlaufstelle "Wolf" / Frigosuisse realisiert werde, würden laut Weibel erstmals genügend grosse Räume zur Verfügung stehen, so dass die Suchtkranken nicht mehr draussen warten müssten.

Aber vorerst wird nun der Grosse Rat den neuen Standort unter die Lupe nehmen. Enzo La Rocca bleibt noch etwas Zeit, bis er seine geliebte Garage räumen muss.

23. Dezember 2011

Weiterführende Links:


 Ihre Meinung zu diesem Artikel
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)

Was Sie auch noch interessieren könnte

Was bedeutet der SVP-Streit
für die Büza?

12. März 2024

FDP und Mitte schätzen die Zusammenarbeit mit SVP-Chef Dominik Straumann.
 


Tschudy-Villa steht jetzt
unter Denkmalschutz

12. März 2024

Der Eigentümer muss das teils abgerissene Gebäude in Sissach wieder aufbauen.


Roger Blum wirft bz
Besprechungs-Boykott vor

8. März 2024

Relevante Ereignisse bleiben in Basler
Leitmedien immer häufiger unbeachtet.


Reaktionen

Zerwürfnis in
der Baselbieter SVP

7. März 2024

Präsident Dominik Straumann soll im April abgesetzt werden.


Bruderholz-Quartier blockiert Neubau der Tramstrecke

6. März 2024

Trotz Plangenehmigung kann das Projekt
nicht realisiert werden.


Reaktionen

Gemeindewahlen Baselland:
Niederlagen für den Freisinn

3. März 2024

In Waldenburg verpasst Gemeindepräsidentin Andrea Kaufmann die Wiederwahl. 


Pascal Messerli: "Es beginnt
wieder bei null"

3. März 2024

Der Basler SVP-Präsident hat Luca Urgese noch nicht abgeschrieben.


Es zählt nicht nur
die Rhetorik

3. März 2024

Kommentar: Atici hat die Zweifel an seinen Sprachkenntnissen ausgeräumt.


Mustafa Atici deutlich
vor Luca Urgese

3. März 2024

Schlussresultat in Basel-Stadt: Es gibt einen zweiten Wahlgang am 7. April.


Regierungs-Wahlkampf in Basel:
die spannendsten Momente

29. Februar 2024

So haben sich Atici, Urgese, Thiriet und Cramer geschlagen – die Übersicht.


Reaktionen

www.onlinereports.ch - Das unabhängige News-Portal der Nordwestschweiz

© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigene Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

Auf dieser Website gibt es Links zu Websites Dritter. Sobald Sie diese anklicken, verlassen Sie unseren Einflussbereich. Für fremde Websites, zu welchen von dieser Website aus ein Link besteht, übernimmt OnlineReports keine inhaltliche oder rechtliche Verantwortung. Dasselbe gilt für Websites Dritter, die auf OnlineReports verlinken.

Veranstaltungs-Hinweis

 

Ein zärtlicher Irrsinn

Nach achtjähriger Abwesenheit kehrt Avery Sutton mit seiner Verlobten Gillian zu seiner Familie zurück. Was von da an passiert, muss man gesehen haben.

Mit "37 Ansichtskarten" von Michael McKeever winkt den Zuschauerinnen und Zuschauern eine zauberhaft schwarze Komödie mit berührenden Momenten und angenehmer Unterhaltung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Vorverkauf hier:
www.theater-rampenlicht.ch

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gehort.gif
"Der Eigentümer hat das Regional-Journal nicht erreicht."

Regional-Journal Basel
am 15. März 2024
über die umstrittene
Basler Villa "La Torre"
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gehort.gif

Hatte das "Regi" gerade Pause? 

RückSpiegel


Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Landrat Thomas Noack zitiert in einem Carte-blanche-Beitrag in der Volksstimme aus dem OnlineReports-Artikel über die Finanzkrise in Baselbieter Gemeinden.

Die Nachrichtenagentur SDA nimmt Bezug auf OnlineReports und schreibt, dass SP-Nationalrätin Sarah Wyss für eine Regierungs-Kandidatur nicht zur Verfügung steht.

Baseljetzt und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports, dass Swisscom die Führungen durch den Fernsehturm auf St. Chrischona einstellt.

20 Minuten und ein Podcast der Zeit nehmen den Artikel von OnlineReports über das Hupe-Verbot für das Kinderkarussell auf dem Münsterplatz auf.

Die bz zieht den OnlineReports-Artikel über die frühere Grellinger Kirchen-Kassiererin nach, die ihre Verurteilung vor Bundesgericht anficht.

Die Basler Zeitung und Happy Radio greifen die OnlineReports-Recherche zur Girema Bau AG auf.  

 

Weitere RückSpiegel

Werbung







In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).