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"Gutbaslerischer Kompromiss": Basler Gastro-Führer*

"Eine Lösung für Party-People wie für die Wohnbevölkerung"

Basler Wirte und Hoteliers sind die Speerspitze im Kampf für ein neues Gastwirtschaftsgesetz


Von Peter Knechtli


Seit Jahren sind in Basel-Stadt Polizeistunde und das Ruhebedürfnis der Bevölkerung ein umstrittenes Thema. Jetzt sind es Wirte und Hoteliers, die vehement für ein Ja zum Gastgewerbegesetz kämpfen, über das am 27. Februar abgestimmt wird.


Dafür, wie sich eine Kulturstadt und eine Tourismusstadt in die Quere kommen können, ist Basel ein schönes Beispiel. Die Gastro-Branche stöhnt - obschon nach geltendem Recht keine Polizeistunde mehr existiert - über zu viel staatlichen Interventionismus und wuchernde Para-Konkurrenz. Kulturveranstalter und Party-People, aber auch Vereins- und Clubwirtschaften sehen sich in ihrer urbanen Entfaltung eingeschränkt durch Anrainer, die vor allem in Sommermonaten Lärmemissionen und eine Einschränkung der Wohnqualität beklagen.

Basel mit Polizeistunde light

Wenn es um Gesetze und staatliche Regulierung geht, sind Wirte und Hoteliers ebenso wie der Gewerbeverband häufig auf der gegnerischen Seite anzutreffen. Nicht so beim neuen Gastgewerbegesetz ("Beizen-Gesetz"), das den Grossen Rat mit einer Ja-Mehrheit von über 70 Prozent elegant passierte und kommenden 27. Februar zur Abstimmung steht. Als einen "gutbaslerischen Kompromiss zwischen Party-People und der Wohnbevölkerung" bezeichnete Gewerbeverbands-Direktor und FDP-Grossrat Peter Malama die Gesetzesvorlage, der die meisten grossen Parteien zustimmen, während ihr das Komitee "Kulturstadt Jetzt" und mehrere Jung-Parteien den Kampf angesagt haben.

Hauptmerkmal des 48 Artikel starken Paragrafenwerks ist die Wiedereinführung der Polizeistunde - oder besser: der Polizeistunde light. Während in Zürich und Genf die Polizeistunde bereits um Mitternacht gilt, lässt Basel künftig eine Beizen-Öffnung bis 1 Uhr zu, am Wochenende gar bis 2 Uhr. Wer längere Öffnungszeiten beantragen will - was möglich ist -, muss bestimmte behördliche (Lärm-)Auflagen erfüllen.

"Lärm-Plan hat nichts mit Beizen-Gesetz zu tun"

Ein besonderes Anliegen der Gastrovertreter war der Hinweis darauf, dass generelle behördliche Auflagen an Gewerbebetriebe ganz allgemein nichts mit dem Gastgewerbegesetz zu tun haben, sondern mit dem aufgrund eidgenössischer Umweltschutzgesetzgebung vom Grossen Rat längst beschlossenen "Lärmempfindlichkeits-Stufenplan". Dieser habe beispielsweise dazu geführt, dass ein seit 70 Jahren dort bestehender Schreinereibetrieb an der Bärenfelserstrasse ins Baselbiet habe umziehen müssen, weil er nicht in der Lage war, die behördlichen Sanierungsmassnahmen zu erfüllen, führte Wirteverbands-Präsident Josef Schüpfer aus. Es sei unfair, das Beizen-Gesetz nun mit Argumenten zu bekämpfen, die mit dem eigentlichen Abstimmungsgegenstand gar nichts zu tun hätten.

Aus der Sicht des Gastro-Gewerbes enhält das neue Gesetz aber verschiedene weitere Bestimmungen, die ihm sehr entgegen kommen. So werden die bisherigen Gastwirtschaftsabgaben - laut Schüpfer betragen sie 2,6 Millionen Franken jährlich - ersatzlos gestrichen. Auch kann der Fähigkeitsausweis neu in vier statt acht Wochen Wirtekurs erlangt werden, wobei nur noch "polizeirelevante Fächer" wie Hygiene, Arbeitsrecht oder das Gastgewerbegesetz geprüft werden. Überdies werde der Markteintritt erleichtert, eine Bedürnfisklausel ist nicht mehr enthalten.

"Nachtleben bleibt attraktiv"

Gewerbeverbandsdirektor Peter Malama widersprach auch der Behauptung, das Nachtleben werde durch das neue Gesetz unattraktiver. Von 1996 bis heute sei die Zahl der Betriebe mit verlängerter Öffnung in Basel-Stadt von 26 auf 150 gestiegen. Auch künftig gebe es "genügend Nachtbetriebe". Wirte-Chef Schüpfer betonte, dass selbst der Verband der Dancing- und Nachtclubbesitzer die Vorlage unterstütze - "eine Zielgruppe, die vom Gesetz direkt betroffen ist". Ebenso würden auch Vereins- und Cliquenlokale nicht eingeschränkt, "wenn sie ihrem ursprünglichen Zweck dienen".

 

* von links: Gewerbeverbandsdirektor Peter Malama, Wirteverbands-Delegierter Maurus Ebneter, Hoteliervereins-Präsident Raeto Steiger, "Hilton"-Direktor Urs Hitz und Wirteverbands-Präsident Josef Schüpfer.

19. Januar 2005


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"Alle Jung-Parteien ausser der Jungen SVP"

Warum unterstützt der Verband der Dancing- und Nachtclubbesitzer die Vorlage? Die Sektion Basel und das Sekretariat wird vom Präsident des Wirteverbandes Josef Schüpfer geleitet. Warum ist in Zürich bereits um Mitternacht Polizeistunde? In Zürich besteht ein Rechtsanspruch auf eine dauernde Ausnahmebewilligung für Gastrobetriebe. Damit sind die Betriebe keinster Willkür ausgesetzt. Es sind nicht "mehrere Jungparteien", die gegen die Vorlage kämpfen, sondern alle (ausser der JSVP).


Dominik Banny, Präsident Junge CVP, Basel




"Polizeistunde war noch vor kurzem ein Wermutstropfen"

Tatsächlich werden bisher bei Beschwerden der Anwohner die Lärmemissionen auf der Grundlage des Umweltgesetzes mittels eines Lärmempfindlichkeits-Stufenplans beurteilt. Das Gastgewerbegesetz ist in dieser Frage nicht massgebend. Umso unverständlicher, warum nun die Polizeistunde wieder eingeführt werden soll, welche von Gewerbe- und Wirteverband bis vor kurzem noch als "Wermutstropfen" bezeichnet wurde, heute aber als "gutbaslerischer Kompromiss" gefeiert wird.

 

Nach dem neuen Gesetz müssen alle Betriebe, die länger als vorgeschrieben offen halten wollen, eine Bewilligung beantragen. Dies verursacht unnötige Kosten, einen grösseren administrativen Aufwand und gefährdet im Zweifelsfalle Arbeitsplätze. Schliesslich geht es um handfeste finanzielle Interessen, was den vehementen Einsatz der fünf "Gastro-Führer" erklärt. Ich bin als Jungliberaler auch für die Abschaffung der Gastwirtschaftsabgabe. Das vom Grossen Rat geschnürte Paket lässt mir als Bürger aber nur die Wahl einer wirtschaftspolitischen Liberalisierung auf Kosten einer gesellschaftspolitischen Regulierung. Daher muss ich ein Nein in die Urne legen!


Michael Rossi, Jungliberale Basel, Basel




"Willkür wird Tür un Tor geöffnet"

Man kann es bei den Bewilligungen für Stände beobachten, man musste es vor Abschaffung der Polizeistunde konstatieren: Derartige Bewilligungsverfahren - für längere Öffnungszeiten - öffnen der Willkür Tür und Tor. Basel scheint mir recht anfällig zu sein, für "diesen Gefallen hier, und jenen dort". Zudem ist das Reklamieren, wie wir wissen, Hobby Nummer eins. Deshalb: Grösstmögliche Freiheit muss Ziel sein. Grösstmögliche Freiheit wird erreicht, indem man die Selbstverantwortung erhöht und die Behördenrelevanz vermindert. Selbstverantwortung erhöht man, indem man die Bürger durch Behördenabsenz zwingt, einen Konsens zu finden. Auf die Gnade von Behörden angewiesen zu sein, kann kein erstrebenswerter Zustand sein.


Patric C. Friedlin, Basel



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"Wegen tiefer Pünktlichkeit der Eurocity-Züge von Mailand nach Bern und Basel werden ihre Fahrzeiten verlängert."

bz und CH-Media-Zeitungen
am 9. April 2024
in einem Untertitel
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Wegen hoher Augenbrauen kommt dieser Satz jetzt im "Gelesen & gedacht".

RückSpiegel


Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).