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© Foto by Peter Knechtli, OnlineReports.ch
Mit "Doris-Effekt" weg vom Wischiwaschi-ImageAls "geschlossene Partei" will die Basler CVP den dritten bürgerlichen Nationalratssitz erringen Von Peter Knechtli Die Basler CVP fühlt sich nach einigen Jahren wieder fit für den Zug nach Bern. Dabei zählt sie auf sich selbst - aber auch auf die Zugkraft ihrer Bundesrätin Doris Leuthard, wie sie heute Mittwoch an einer Medienkonferenz selbstbewusst betonte. Mit Wehmut denken die Basler Christdemokraten ein Jahrzehnt zurück, als sie mit dem Arzt Hugo Wick stolz einen Nationalrat stellten. Bei seiner Abwahl durchlief die Partei - landesweit eine Talsohle: Ihr Profil war weg - weder Fisch noch Vogel war, was sich dann "Partei der Mitte" nannte. Nach ihrem heutigen Selbstverständnis ist diese Zeit nun vorbei, wie die fünf Nationalrats-Kandidierenden und Wahlkampfleiter Paul Rüst heute an einer Medien-Präsentation verdeutlichten.
Die CVP - eine "Lösungs-Partei"
Nicht zufällig hatten sie das SBB-Restaurant Elsässertor beim Bahnhof als Schauplatz ausgewählt: Nun sei die CVP "am Zug", in den Zug (nach Bern) zu steigen. Die CVP sei die Partei, die bei Volksabstimmungen "am meisten bei den Siegern" sei, meinte Rüst pointiert und fügte an: "Wo die CVP steht, kommt die Lösung zustande." Keine Frage: Die Basler Christdemokraten wittern Morgenluft und sehen die Chance gekommen, der SP einen Nationalrats-Sitz abzuluchsen.
"Wir sind die erfolgreichste Partei der Schweiz" und diese Partei brauche nun "dringend einen Vertreter aus Basel in Bern", hob Kantonalpräsident und Kandidat Markus Lehmann an. Zwar habe bisher der Baselbieter Walter Jermann die Region in Bern vertreten, doch sei er "in Basel nicht wahnsinnig wahrgenommen" worden. Auch habe er in seiner Amtszeit mit der Baselbieter Regierung kaum einen Kontakt gehabt. Würde er gewählt, so Lehmann, würde er die Basler Regierung in sein Aktionsprogramm einbinden - anders als die bisheriger vier Basler Stände- und Nationalräte: "Sie haben für Basel kaum etwas erreicht."
Doris-Effekt für Doris-Partei
Morgenluft wittern die Parteichristen nicht nur aufgrund der Selbsteinschätzung ihrer eigenen Arbeit. Sie hoffen ebenso auf den so genannten "Doris-Effekt", den ihre Bundesrätin Doris Leuthard mit ihrer Ausstrahlung im ganzen Land verbreitet, und auf ihre "Geschlossenheit". Lehmann: "Wir sind weg vom Wischiwaschi-Image."
In wesentlichen Fragen grenzt sich die Basler CVP denoch nicht grundlegend von den bürgerlichen Allianz-Partnern ab. So will Markus Lehmann - wir haben es bei den Liberalen und den Freisinnigen auch schon gehört - "die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft dringend verbessern" und auch "steuerliche Verbesserungen für die Unternehmen, vor allem für die Grossindustrie". Die KUM sollen vor allem "von Bürokratie entlastet" werden. Lehmann sprach sind indessen auch für eine "Schweiz der Regionen" und somit für eine Gebietsreform aus, was in konservativen Kreisen auf Skepsis oder Ablehnung stösst.
Klare Reform-Signale
Der 32-jährige Jurist Lukas Engelberger, mit Abstand jüngster Kandidat auf der Fünfer-Liste, setzte die stärksten Reform-Akzente. Er möchte auf Bundesebene "die Landwirtschaftspolitik und den Kantönligeist in den Bereichen der Gesundheits- und Lehrberufe hinterfragen". Ihn stören auch die "abgeschotteten Märkte", die zu "zu teuren Autos und Kosmetika" führen, weil der Wettbewerb fehlt. Im Tourismus, kritisierte er, werde "Strukturerhaltung" betrieben. Wenig Freude dürte die SVP an seiner Stossrichtung haben, die Schweiz mit "mehr internationaler Öffnung zu dynamisieren" und die "europäische Integration in Richtung EU-Beitritt vertiefen".
Sozialpolitische Akzente setzte Stephan Gassmann, Präsident der CVP-Grossratsfraktion und nach seinem Bekunden Repräsentant einer "mittelständischen Familienpolitik". Er sieht mit Sorgen der neuen AHV-Revision entgegen. Ihr drohe ein "Super-Gau" durch eine "unheilige Allianz": Die Linke will ein generelles Rentenalter von 62 Jahren, die SVP eine Ausweitung des Pensionsaltes auf 67 Jahre. Gassmann tritt für ein flexibles Rentenalter auf der Basis von 65 Jahren ein. Als SBB Cargo-Bereichsleiter will er zudem den Güterverkehr auf der Schiene zwingen, aber auch den Wisenbergtunnel und den EuroAirport-Anschluss ans Schienennetz vorantreiben.
Migrantenkinder im Frauenspital "packen"
Als Familienpolitikerin ist es ein Hauptanliegen der Grossrätin Helen Schai-Zigerlig, die Frauenquote in Bern zu erhöhen, aber auch insbesondere junge Familie finanziell zu entlasten. Ein Ziel ist ihr zudem die "Frühförderung von Kindern auf breiter Ebene" - sowohl in Bezug auf körperliche wie kreative Tätigkeiten. Ein besonderes Auge will sie dabei Migrantenkindern widmen und sie möglichst schon nach der Geburt im Frauenspital zusammen mit ihren Familien "packen" in der Absicht, sie schulisch, sprachlich und integrativ zu fördern.
Grossrat Osi Inglin, hauptberuflich Konrektor und Gymnasiallehrer, befürwortet - im Gegensatz zu gewerkschaftlich organisierten Lehrern - den einheitlichen Bildungsraum Nordwestschweiz - aber nur, wenn er als Ferment für einen "Bildungsraum Schweiz" verstanden wird. Vehement tritt der Englischlehrer "aus staatspolitischen Gründen" für Frühfranzösisch als erste Fremdsprache ein. Wie seine Listenkollegin Schai will auch Inglin vermehrte Sprachförderungs-Programme als wichtiges Integrations-Werkzeug anbieten. Dies, so Inglin, sei eine "nationale Aufgabe".
Fährt ein Zug nach Bern?
Durch die Glasfronten waren während der Medienkonferenz zahlreiche Züge auf den Schienen zu erkennen. Doch blieb unklar, ob einer von ihnen nach Bern losfuhr.
v.l.n.r.: Markus Lehmann, Lukas Engelberger, Stephan Gassmann, Helen Schai, Osi Inglin 29. August 2007
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