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"Ich werde diskriminiert": Kontrahenten Cattin, Eymann, Cattin-Vorstoss

Erziehungsdepartement macht politischen Auftrag zum Ladenhüter

Seit über vier Jahren ruht ein parlamentarischer Auftrag - die Maximalfrist wären zwei Jahre


Von Peter Knechtli


Das Basler Erziehungsdepartement (ED) lässt den Grossen Rat warten: Seit vier Jahren schlummert ein Vorstoss des damaligen SD-Grossrats Patrik Cattin in seinen Schubladen. Dabei beträgt die Maximalfrist für die Beantwortung zwei Jahre. Kein Einzelfall. Aber das Departement ächzt unter der Vorstoss-Flut.


Patrik Cattin (32), früherer Grossrat der Schweizer Demokraten, ist sauer. Im Jahr 2003 reichte er einen Anzug - in andern Kantonen: Postulat - ein, der im Parlament positive Aufnahme fand: Am 10. September jenes Jahres wurde der Vorstoss an die Regierung überwiesen. Federführend für die Behandlung des Auftrags ist das Erziehungsdepartement - konkret dessen Ressort Kultur.

Verstoss gegen Geschäftsordnung

Cattin forderte damals im Rahmen des Streits um die Abgeltung der Basler Zentrumsleistungen die Einführung eines "Bebbi-Passes". Damit gemeint ist ein "Einheimischer-Ausweis", der den im Kanton wohnhaften und steuerzahlenden Personen verbilligte Eintrittspreise - beispielsweise in Hallen- und Freibäder, Kunsteisbahnen, Theater, Museen, Konzerte - ermöglichen soll. Ein solcher Begünstigungs-Ausweis werde bereits auch in Gemeinden wie Davos, Visp, Zermatt oder Grindelwald an die einheimische Bevölkerung abgegeben.

In der Zwischenzeit gehört Cattin dem Grossen Rat nicht mehr an. Auch um seinen Vorstoss ist es ruhig geworden: Bis auf den heutigen Tag hat das Erziehungsdepartement zum "Bebbi-Pass" nicht Stellung genommen. Mehr als vier Jahre liess es mittlerweile ins Land ziehen, dabei hätte es laut Geschäftsordnung des Grossen Rates spätestens nach zwei Jahren gegenüber dem Parlament erklären müssen, was die Prüfung des Antrags ergeben habe. Mehr noch: Bei einer telefonischen Anfrage auf dem Departementssekretariat war Cattin gar mitgeteilt worden, der Anzug sei "erledigt" erklärt worden.

Entschuldigung aus dem Departement

"Mir ist absolut bewusst, dass der eine Anzug nicht das wichtigste Geschäft des ED ist, ich habe aber ein Recht auf die Einhaltung der gesetzlichen Fristen. Wenn ich meine Steuererklärung zu spät einreiche, kommt mir dies sehr teuer zu stehen", schrieb Cattin nun diesen Oktober an Erziehungsdirektor Christoph Eymann und hielt fest: "Ich werde im Ressort Kultur als Schweizer Demokrat diskriminiert!"

Schon einen Tag darauf reagierte Michael Koechlin (Bild), Leiter des zuständigen Ressorts Kultur: "Es ist uns  bewusst, dass wir unsere Versprechungen bezüglich Einhalten der Fristen nicht eingehalten haben - dies bedauern wir ausserordentlich und möchten uns dafür bei Ihnen entschuldigen." Es sei "leider eine Tatsache, dass angesichts der laufenden Tagesgeschäfte diese Pendenzen nicht immer in der gewünschten Priorität behandelt werden können".

"Politische Couleur" ohne Einfluss

Dass der Anzug intern bereits "abgeschrieben" war, sei ein "Irrtum" gewesen, wie Koechlin einräumte. Allerdings verwahrte sich die Ressortleiter "in aller Form" gegen die Vermutung, der jahrelange Verzug habe mit der "politischen Couleur" des SD-Politikers zu tun: "Auch wenn es ein schwacher Trost für Ihr Anliegen sein mag, so kann ich dazu nur erwähnen, dass wir einzelne Pendenzen mit vergleichbaren Fristen haben, welche aus ganz anderen politischen Richtungen kommen."

Dies trifft zu, wie OnlineReports bei Thomas Dähler dem Leiter der grössrätlichen Parlamentsdienste erfuhr: Laut seinem Kenntnisstand vor rund drei Monaten leide "mehr als ein Dutzend" Anzüge unter Fristüberschreitungen. Parlaments-Insidern fällt auf, dass das Erziehungsdepartement diesbezüglich die Spitze hält.

Aargau dokumentiert Behandlungskosten

Gegenüber OnlineReports warb Michael Koechlin um Verständnis für mögliche Stau-Lagen. Mit Schulen, Sport und Kultur sei das Erziehungsdepartement das grösste Deparement, und auch eines, das wegen der "Themen, die alle angehen", von der breiteren Oeffentlichkeit und auch dem Parlament am intensivsten beobachtet werde. "Im Bereich Kultur weichen wir nicht vom Durchschnitt der Pendenzen ab", meinte Koechlin, der keine Besänftigung der Vorstoss-Flut erkennt - im Gegenteil: "Wir spüren bereits die Auswirkungen des Vorwahlkampfs. Die Anzahl der Vorstösse nimmt massiv zu.  Wir müssen eine steigende Anzahl Vorstösse mit den gleichen Kapazitäten bewältigen."

Das Departement bemühe sich, so Koechlin weiter, "die Fristen einzuhalten". Aber auch an die Parlamentarier ergehe der "Wunsch, sich bei Vorstössen auch die Frage zu stellen, ob dies das richtige Instrument ist". Denn häufig werde der Verwaltung "viel Arbeit" beschert mit Anliegen, "die in einem kurzen Informationsgespräch geklärt" werden können.

Die Aargauer Regierung macht den Abgeordneten systematisch die Rechnung auf: Jede Vorstoss-Beantwortung deklariert auf den Franken genau ihren Kostenaufwand (Ausriss). Diese Transparenz liesse sich noch um einen Punkt erweitern: Um die Dauer der Beantwortung.

19. Dezember 2007


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"Bau- und Umweltschutzdirektion hütet 60 Geschäfte"

Die Liste der Ladenhüter existiert auch im Kanton Basel-Landschaft. Die Menge der "hängigen Geschäfte", wie die schubladisierten Vorstösse offiziell genannt werden, ist beträchtlich. So befinden sich beispielweise alleine in der Bau- und Umweltschutzdirektion über sechzig Geschäfte in der Warteschlaufe, das älteste seit dem Jahr 1983 ...

 

Pikanterweise sind besonders viele ÖV-Anliegen daruner. Bei der Mehrzahl der Vorstösse handelt es sich um Postulate, die laut Landratsgesetz den Regierungsrat innert eines Jahres zur Prüfung und Berichterstattung verpflichten. Wunsch respektive Gesetz und Wirklichkeit klaffen auch im Kanton Baselland weit auseinander - auch hier ohne Folgen.


Martin Rüegg, Vizepräsident SP Baselland, Gelterkinden




"Kosten-Erfassung bringt zusätzlichen Aufwand"

Bevor nun jemand auf die Idee kommt einen Vorstoss einzureichen, um jeweils die Kosten jedes Vorstosses aufzeigen, möchte ich auf die Erfahrungen dazu im Kanton Aargau verweisen, die ich mir, ohne einen Vorstoss einzureichen, aus erster Hand selbst eingeholt habe: Am Anfang löste dies im Grossen Rat und in den Medien etwas Echo aus. Inzwischen läuft jedoch der normale Ratsbetrieb mit oder ohne Fussnote der Kostenerhebung einfach weiter. Das Einzige, was sich nachhaltig geändert hat, ist, dass neu die Kosten erfasst werden müssen. Und dies ist mit zusätzlichem Aufwand verbunden. Weil das Ganze keine Beachtung mehr findet, könnte es nach der mir gegenüber geäusserten Meinung wieder abgeschafft werden.


Siro Imber, Landrat FDP, Allschwil



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"Bais steht vor Gewissens-Entscheid"

OnlineReports.ch
Im Titel des Newsletter-Textes vom 18. April 2024.
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Auch Nomen sind Glückssache.

RückSpiegel

 

Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über das bz-Buch von Roger Blum auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).