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© Fotos by "Fakten, Ereignisse, Erinnerungen", BUD BL
"Zufall oder nicht": Bau- und Umweltpolitikerin Elsbeth Schneider

Ein schöngeschriebenes Magistratinnen-Oeuvre

Elsbeth Schneider lässt sich in einem Buch durch ihre Kaderleute als dynamische Erfolgs-Politikerin feiern


Von Peter Knechtli


Bitte nicht weitersagen: Die Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektion veröffentlichte in aller Diskretion ein Buch über das Wirken der zurückgetretenen CVP-Regierungsrätin Elsbeth Schneider - geschrieben von eigenen Kaderleuten und Beratern. Nach der Lektüre bleibt ein prägender Eindruck: Diese Frau war Spitze.


Es ist knapp einen Zentimeter dick, quadratisch im Format, vierfarbig gestaltet und in überzeugend grünem Cover gehalten: "Fakten, Ereignnisse, Erinnerungen. Die Bau und Umweltschutzdirektion 1994-2007", heisst das Druckwerk, Redaktion Klaus Kocher, Aesch, Herausgeberin ist die Bau- und Umweltschutzdirektion. Nicht weniger als 53 Namen - zumeist bekannte Kaderleute aus der damaligen Direktion Schneider - als Autorinnen und Autoren für insgeamt gerade mal 12 Kapitel (Vorwort inklusive) sind im Vorspann aufgeführt, also mehr als vier pro Kapitel.

Was bezweckt die Publikation?

Als Leser, der eher klandestin an eines der höchstwahrscheinlich zur Veröffentlichung bestimmten Exemplare herankam, stellte sich mir sofort die Frage nach dem Zweck einer solchen Publikation, von der sich niemand mehr erinnern kann, wer konkret sie veranlasst hat. Weder die elf Beiträge sämtlicher Dienststellen noch das Vorwort gaben eine präzise Antwort, sie liessen sie umso dringlicher erahnen.

"Zufall oder nicht" heisst es andeutungsreich im Vorwort: Diese Staats-Publikation beschränkt sich unzufälligerweise genau auf die 13-jährige Amtszeit der zur Jahresmitte zurückgetretenen Bau- und Umweltschutzdirektorin Elsbeth Schneider. In der öffentlichen Wahrnehmung war Frau Schneider eine Politikerin, die hart und mit eisernem Willen arbeitete, die nach aussen hin auf kaum vorstellbare Art mit psychischen Belastungen und Projekt-Pech fertig wurde, und der die Kosten von Grossaufträgen aus dem Ruder liefen. Mammutpläne wie der Um- und Neubau des Kantonsspitals, der Umfahrungstunnel von Sissach oder die H2 führten zu massiven Kostenüberschreitungen und teilweise erbitterten juristischen Auseinandersetzungen, die jedenfalls abends nach der Heimkehr beim Ausatmen im weichen Sessel nicht das Wohlgefühl auslösten: Das war ein guter Tag.

"Mit dem Nebelhorn durch die Gewässer"

Es gab im politischen Leben der ersten Baselbieter Regierungsrätin Elsbeth Schneider - und es ist nötig, das zu sehen, um ihr auch nur annähernd gerecht zu werden - auch die Sonnenseiten und, vor allem nach den Wahlen, jeweils auch das Gefühl, von der Oeffentlichkeit getragen und gebraucht zu werden. "Wer sich nur mit dem Nebelhorn durch die Gewässer schleicht, vermag wenig zu bewegen", heisst es im Vorwort, dessen Duktus Berater Klaus Kocher als Autor vermuten lässt.

Beim Blättern durch die folgenden Seiten erscheint uns nun auf rund zwei Dutzend Fotos eine häufig lachende und leitende, jedenfalls keine leidende Chefin von 600 Staatsangestellten, die mit dem Nebelhorn durch die Gewässer schleicht. Wir sehen Baupläne, Bauwerke, Baumaschinen, Baustellen, Bauleiter, renaturierte Fliessgewässer und Minergie-P-Siedlungen, die alle auch in irgendeiner engeren oder lockeren Art mit Elsbeth Schneider und den über sie schreibenden Chefbeamten zu tun und einen Teil zur wirtschaftlichen und ökologischen Entwicklung des Baselbiets beigetragen haben.

Zielpublikum unklar

Das 96-Seiten-Oeuvre zeigt uns ausschnittweise eben diese Sonnenseiten aus der Tätigkeit Elsbeth Schneiders, die nicht die ganze Wahrheit sind, aber als solche nun in einigen Bücherregalen stehen. Pannenbilder wie der eingestürzte Sissacher Umfahrungs-Tunnel sind aus der Pro-domo-Dokumentation verbannt wie alles, was mit Grenz- und Verzweiflungssituationen an den Schalthebeln der Bagger und der Macht zu tun hatte, von denen es in Elsbeth Schneiders Ära auf dem berühmten "sechsten Stock" an der Rheinstrasse einige gegeben hat.

Soll Elsbeth Schneider als Erfolgs-Politikerin in die Geschichte eingehen? "Es war nicht der Auftrag, sie in ein positives Licht zu rücken", entgegnet Projektleiter Klaus Kocher, der zum Zielpublikum ausserhalb der Verwaltung keine Angaben machen konnte. Die Beiträge seien "nur von mir redigiert" (Kocher) worden, aber "unverfälscht" ins Buch eingeflossen. Die Auflage betrage "wahrscheinlich 1'000 Exemplare", 500 davon seien an die Direktionsmitarbeitenden verschenkt worden, weitere 500 seien für Freunde und Bekannte vorgesehen.

Die Frage nach dem öffentlichen Nutzwert der Publikation erübrigt sich angesichts der Tatsache, dass hier Staatsangestellte über Staatsangestellte - und implizit vor allem: über ihre Chefin - schreiben, wobei offensichtlich keinerlei Spiegelung durch externe Rezipienten erwünscht war. Die Frage aber muss erlaubt sein, ob es Aufgabe einer staatlichen Verwaltung ist, eine abtretende Regierungsrätin kritiklos in einem Jubel-Buch zu verewigen. Klaus Kocher sagt, die 30'000 Franken Kosten, den Budgets der Dienststellen anteilmässig belastet, seien "das Ungerade hinter dem Komma" im Vergleich zu dem, was an nicht funktionierender EDV "verlocht" werde.

Nun warten wir gespannt auf die Erich-Straumann-Story.

6. November 2007

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"Für die staatliche Fenster-Reinigung fehlte das Geld"

Ich habe mir lange überlegt, ob es Elsbeth Schneider verdient, dass man auf ihren unpassenden Lobgesang reagiert. Aber Peter Knechtlis Artikel ist derart pointiert geschrieben und die Angelegenheit als solche derart peinlich, dass ich es einfach nicht lassen konnte.

 

Eigentlich ist zu bedauern, wer sich mangels eines effektiven Leistungsausweises im Nachhinein derart ausdrücklich rühmen lassen muss. Aber irgendwie passt diese Lobhudelei zur unrealistischen Selbsteinschätzung von Elsbeth Schneider. Sie hat ja bekanntlich während ihrer ganzen Amtszeit nie etwas falsch gemacht, auch wenn das ausser ihr niemand so richtig erkennen konnte. Wenn immer etwas schief ging - was leider nur zu oft vorkam -, hatten Andere die Fehler gemacht, Elsbeth Schneider verweigerte konstant jegliche Übernahme von Verantwortung, notabene auch die politische, die sie ex officio hätte wahrnehmen müssen. Immerhin kann sie mittlerweile keinen weiteren Schaden mehr anrichten, sei es finanzieller oder anderer Art.

 

Bedenklich stimmt mich in diesem Zusammenhang allerdings Herrn Kochers etwas gar lockerer Umgang mit Steuergeldern, besonders wenn man bedenkt, dass in diesem Jahr aus Spargründen die Fenster der öffentlichen Gebäude nicht gereinigt werden durften; wer Sinn und Zweck der beiden Ausgaben gegeneinander abwägt, kann nur zum Schluss kommen, dass der aktuelle Durchblick gegenüber dem verschleierten Rückblick ganz klar hätte vorgehen müssen.

 

Aber man muss ehrlicherweise zugestehen: Wer über eine derart lange Zeit Elsbeth Schneider durchgefüttert hat und sich nach wie vor Sabine Pegoraro hält, bei dem fallen die 30'000 Franken wohl in der Tat nicht ins Gewicht.


Niggi Bannier, Basel



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Veranstaltungs-Hinweis

 

Ein zärtlicher Irrsinn

Nach achtjähriger Abwesenheit kehrt Avery Sutton mit seiner Verlobten Gillian zu seiner Familie zurück. Was von da an passiert, muss man gesehen haben.

Mit "37 Ansichtskarten" von Michael McKeever winkt den Zuschauerinnen und Zuschauern eine zauberhaft schwarze Komödie mit berührenden Momenten und angenehmer Unterhaltung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Vorverkauf hier:
www.theater-rampenlicht.ch

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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).