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"Das ist ein Tag der Freude":Baudirektorin Sabine Pegoraro, Astra-Chef Dieterle

Ein Stau weniger und 35'000 Kubikmeter Beton mehr in Ergolztal

Nach über vierzig jährigem Seilziehen wurde heute die H2 zwischen Liestal und Augst offiziell dem Verkehr übergeben


Von Peter Knechtli


Heute Mittwochmittag wurde die Schnellstrasse H2 (neu: A22) zwischen Liestal und Pratteln nach siebenjähriger Bauzeit offiziell eröffnet und dem Bau übergeben. Die dauernd verstopfte Rheinstrasse soll dadurch dauernd entlastet werden. Versprachen die Befürworter. Doch schon zeichnet sich eine neue Kontroverse um den Rückbau der Rheinstrasse ab.


Dieser Bericht kann nicht geschrieben werden ohne ein transparentes Vorwort. Der Schreibende war während 14 Jahren von 1984 bis 1998 – der politisch heissen Phase in der über vierzigjährigen Geschichte der H2 – als Mitglied des Vereins "Pro Ergolz" aktiv im Kampf gegen diese "Talbelastungsstrasse" (wie wir sie nannten).

Wir von der Bürgerinitiative mit dem Erpel-Logo klebten ohne Computer Flublätter, sammelten Unterschriften für Petitionen, Referendum (gegen Kredit für Umweltverträglichkeitsprüfung) und Initiativen (Ausbau der Rheinstrasse und des öffentlichen Verkehrs), pflanzten im Hülftenwäldchen (das dem H2-Tunnel komplett weichen musste) einen Nussbaum (von Unbekanntem nach kürzester Zeit umgehauen) und standen morgens um sechs schwarz verkleidet den Autopendler-Strömen an der Hülftenschanz Spalier.

Der Kampf gegen Hans Rudolf Gysin

Es ist lange her. Aber die Motive des Kampfes habe ich nicht vergessen: Die landschaftliche Beeinträchtigung entlang des unteren Ergolzlaufs, die Erdbeeren- und Kornfelder, die dem Projekt weichen mussten, und die verkehrspolitischen Bedenken, dass nach dem Bau der H2, die ab sofort "A22" heisst, auf der Rheinstrasse eine starke Belastung bleiben werde. An die von den Befürwortern versprochene nachhaltige Entlastung der mit 40'000 Fahrzeugen täglich am stärksten befahrenen Kantonsstrasse der Schweiz glaubten wir nicht. Wir lieferten uns mit Hans Rudolf Gysin (Bild links, heute bei der Eröffnung), der als Gewerbedirektor damals schon der führende Kopf der H2-Befürworter war, erbitterte Kämpfe und Debatten. Es flogen teilweise die Fetzen, aber der gegenseitige persönliche Respekt vor den Engagements litt darunter nicht. Wir blieben zu jedem Zeitpunkt dialogfähig.

Wir verloren jedoch alle Volksabstimmungen – die erste mit 47 Prozent Nein-Stimmen allerdings knapp – und lösten später den Verein "Pro Ergolz" auf. Es blieb die kleine Genugtuung, dass die von Promotoren gegeisselte "Verschleppung" doch noch zur einen oder anderen Projektverbesserung beigetragen hat. So habe ich denn auch keine Mühe damit, wenn Baudirektorin Sabine Pegoraro im H2-Tunnel den heutigen Tag als "Tag der Freude" und Hans Rudolf Gysin zum "Vater der H2" ausrief.

Neues Projekt für Rheinstrasse-Rückbau

Die von 350 Gästen aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft besuchte Eröffnungsfeier wurde als kleines Spektakel inszeniert. Sabine Pegoraro kam in einem exklusiven (elektrisch betriebenen) Mercedes-Sportwagen der Extraklasse angefahren, gesteuert von Rudolf Dieterle, dem Direktor des Bundesamtes für Strassen (Asta). Die Regierungsrätin liess die lange Geschichte der 4,5 Kilometer langen H2 (davon 2,2 Kilomeer im Tunnel) Revue passieren und versprach: "Ab dem heutigen Tag gehört der Stau auf der Rheinstrasse der Vergangenheit an." Ohnehin sei Strassen-Stau "Gift" für die wirtschaftliche Entwicklung.

Ohne sehr konkret zu werden, deutete die Baudirektorin an, dass der – rechtskräftig beschlossene – Rückbau der Rheinstrasse "nicht mehr den heutigen Ansprüchen entspricht". Für kommenden Sommer kündigte sie die Auflage eines neuen Projekts an. Dies ist auch die Meinung der Wirtschaftskammer und der Autoverbände, nicht aber jener der Linken und Grünen, so dass in dieser Frage wohl eine weitere Etappe der Auseinandersetzung folgen wird.

Astra-Chef Dieterle würdigte die H2 als ein "langersehntes Bauwerk, von dessen "Verkehrsentlastung alle profitieren werden". Zur Freude zahlreicher Gäste donnerten anschliessend über hundert kurzfristig mobilisierte Oldtimer-Fahrzeuge durch die Nord/Süd-Tunnelröhre.

"Spannungen, Kritik, Auseinandersetzung"

Während in den offiziellen Dokumenten der langjährige Widerstand gegen das Projekt – der zeitweise auch von einer Regierungsmehrheit getragen wurde – kaum thematisiert wurde, bot der grüne Liestaler Stadtpräsident Lukas Ott in seiner Rede ein gewisses Kontrastprogramm. Er anerkannte, dass Liestal mit Staus auf den Strassen bei Unternehmen auf Standortsuche "schlechte Karten" habe. Aber auch für die Qualität eines Wohnstandorts sei "die Erreichbarkeit ein zentraler Standortfaktor".

Ott erinnerte aber summarisch an die "Spannungen" und "Auseinandersetzungen" um dieses Bauwerk, das gegen eine halbe Milliarde Franken kostet. Ott: "Streit ist normal, gemessen daran, was auf dem Spiel gestanden ist, was die H2 gekostet hat und wie sie die Landschaft verändert hat." Anerkennend wies der Liestaler Stadtvater auf den Lärmschutz und den sparsamen Landverbrauch hin. Wie OnlineReports in Erfahrung brachte, wurden für die H2 rund 35'000 Kubikmeter Beton verbaut.

Gysin sprach von "eindrücklichem Lehrstück"

Für den mittlerweile über 72-jährigen Hans Rudolf Gysin ist der heutige Mittwoch ohne Frage ein Ehrentag. Er habe "alle Höhen und Tiefen des Projekts mehr oder weniger hautnah miterlebt", sagte er vor den Gästen. Dieses "Jahrhundertwerk des Baselbiets" mit seinen vier "aufwändigen Abstimmungen und Referenden" sei ein "eindrückliches Lehrstück der demokratischen Auseinandersetzung". Gysin erinnerte aber auch daran, dass die Automobilisten durch die befristete Aufhebung des Verkehrssteuer-Rabatts 200 Millionen Franken an die Kosten der Strasse beigetragen hätten.

2006 hatte Gysin mit einer erfolgreichen Volksabstimmung zum unverzüglichen Bau der H2 noch einmal mächtig Dampf gemacht. Wenige Wochen später fuhren die Baumaschinen auf.

Krähenbühl und Schneider fehlten

Der heutigen Feier fernbleiben musste krankheitshalber der ehemalige Baudirektor Jörg Krähenbühl. Auch seine Vorgängerin Elsbeth Schneider wurde durch uns nicht gesichtet. Hingegen gaben sich der frühere Baudirektor (1975 bis 1983) Paul Nyffeler und der langjährige Kantonsingenieur Manfred Beck die Ehre.

Eine OnlineReports-Testfahrt durch den Tunnel am frühen Nachmittag ergab ein subjektiv befriedigendes Ergebnis – noch nie so schnell durchs Ergolztal.

Morgen Donnerstag, so teilt die Direktion Pegoraro noch mit, werde auf der Rheinstrasse mit Signalisierung und Markierung "provisorisch der Zustand mit je einer Fahrspur pro Richtung eingerichtet". Das Linksabbiegen in verschiedene Querstrassen und Grundstücke werde zugelassen. Die Arbeiten seien allerdings stark witterungsabhängig. Die Ausführung müsse je nach Wetterentwicklung unterbrochen werden und könne sich über mehrere Wochen ins neue Jahr hinein erstrecken.

11. Dezember 2013

Weiterführende Links:


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"Wo bleibt der Fahrradweg?"

Aber wo bleibt der Fahrradweg entlang der Ergolz von Füllinsdorf nach Augst? Ach, vor lauter teuren Festivitäten hat es halt dafür nicht auch noch gereicht, so ist weiterhin Schlamm- und Geröllfahren angesagt auf der rechten Talseite. Erkenne daraus, was Fahrradfahrer für einen Wert haben in unserer Gesellschaft trotz allen gegenteiligen Beteuerungen!


Ruedi Eggimann, Ramlinsburg



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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


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Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

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Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

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ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

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Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

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