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Peter Achten - De Gustibus

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Yonganli: Z'Morge-Brötchen mit Füllung

Zehntausende strömen jeden Morgen in die Innenstadt Pekings. Im überfüllten Bus, in der prallvollen, aber schnellen Untergrundbahn, im eigenen Auto im Verkehrsstau, bequem auf dem Fahrrad oder ebenfalls bequem, schnell, aber gefährlich und Umwelt zerstörend auf dem E-Bike beziehungsweise altdeutsch auf dem Elektro-Velo.

Wie immer im Menschengewühl der chinesischen Metropole gependelt wird, alle haben Hunger und müssen frühstücken. Das Pekinger Angebot ist wahrlich das Paradies auf Erden, insbesonderte dort im Zentralen Geschäftsviertel, das auf neuchinesisch Central Business District (CBD) heisst. Die Chinesinnen und Chinesen sind im Unterschied zu den Eidgenossinnen und Eidgenossen beim Essen sehr heikel und kritisch. Auf Auslandreisen vergehen keine zwei Tage, und schon wird das nagende Heimweh nach chinesischer Kost überwältigend: Reis, Nudeln, Gemüse, Schweinefleisch und Stäbchen. Bei Schweizer Ferienreisenden geht es nach meiner Beobachtung mindestens zehn Tage, bis die Lust nach Bratwurst, Wurstsalat, Rösti, Saucisson, Raclette oder Fondue sich meldet.

Die meisten Pekinger Berufstätigen frühstücken nicht zu Hause, weil sie der langen Pendlerzeiten wegen sehr, sehr früh aus den Federn müssen. Das Angebot ist dann bei der Ankunft downtown riesengros. Es gibt mittlerweile Bäckereien, die westlich backen. Auch Kaffees wie die weltbekannte Kette von der Ostküste Amerikas, die über hundert Filialen allein in Peking betreibt und wo die jungen, studierten, modernen Chinesinnen und Chinesen das schwarze Gebräu schlürfen und dazu teigig-fettige, aber sehr teure Croissants essen. Zudem herrscht Stille, denn fast alle sind dank WiFi mit dem Computer oder dem Handy beschäftigt.

Ihr Kolumnist und die grosse Mehrzahl der Pekinger freilich verpflegt sich traditionell, delikat und billig am Strassenrand. Von frittierten Teigstangen über mit Gemüse, Ei oder Schweinefleisch gefüllten Jiaozi (Ravioli) oder runden gefüllten Dampf-Krapfen Baozi bis hin zu Crêpes jeder Grösse und Machart, süss, sauer oder salzig. Grüner Tee wird dazu getrunken und meist ist auch leckere Soya-Milch erhältlich. Es gibt Tausende und Abertausende solcher Strassen-Imbissstände in der 20 Millionen Einwohner-Metropole. Die Konkurrenz in der "sozialistischen Marktwirtschaft chinesischer Prägung" ist deshalb auf der Strasse gross. Nur eben, der Frühstückshunger ist noch weit grösser, und so kommen schliesslich alle auf ihre Rechnung.

Acht Uhr früh, am Ausgang der Metro-Station Yonganli im CBD. Dort hat sich das Ehepaar Chen aus der Provinz Shaanxi mit einem auf einem Dreirad installierten Stand eingerichtet. Auf einer heissen Platte prutzeln Hühnchen- und Schweinefleisch-Spiesschen, auch fein geschnittene Wursträdchen. Die vorbereiteten runden Fladen-Brötchen liegen zur Warmhaltung auch auf der Platte. Rechts daneben ein Plastiksack mit frisch gewaschenen Salatblättern. Gleich daneben ein Gefäss mit der Pflaumensauce und eines mit scharfen, zerriebenen Sichuan-Pfefferschoten. Die Warteschlange ist lange, gut fünf Minuten braucht es, bis man zum Frühstück kommt. Das spricht für die Qualität der scharfen Brötchen. Kostenpunkt, je nach Füllung, zwei bis vier Yuan (umgerechnet 25 bis 50 Rappen).

Mit Ausnahme der Frühlingsfestes Ende Januar, anfangs Februar arbeitet das Ehepaar Chen das ganze Jahr über. Sieben Tage die Woche. In der drückenden Hitze im Sommer, in der klirrende Kälte im Winter. Bei Regen, Schnee und Sonnenschein. "Unser Sohn", meint Frau Chen (Bild) so typisch für China "muss mal eine gute Ausbildung haben, und das ist teuer geworden". Herr Chen hat zwar eine gute Ausbildung als Koch in einer gewerblichen Berufsschule absolviert, aber vermutlich ist auf der Strasse mehr zu verdienen. Wieviel – ich habe es aufgrund des Andrangs über Wochen hochgerechnet – das bleibt natürlich Geheimnis, denn vielleicht liest der Steuerbeamte des Pekinger Bezirkes Chaoyang OnlineReports. Man weiss ja nie.

Abends im bescheidenen Zuhause am Rande der Stadt bereiten die Chens den nächsten Tag vor. Teig für die Brötchen zubereiten, Fleisch und Wurst portionieren, Salat waschen, Soyamilch einkaufen. Vor Jahren, beim ersten Mal, sagte mir Frau Chen angesichts einer der raren westlichen Kunden unaufgefordert, die Hygiene sei hundertprozentig gewährleistet. Die Pekinger Gesundheitspolizei sei streng und gnadenlos. Nach jahrelangem Genuss jener leckeren Brötchen von Herr und Frauch Chen jedenfalls hatte ich noch nie auch nur im geringsten über ein Magen-Malaise zu klagen.

Und hier ist  das Rezept – e  Guete!!

Morgen-Brötchen mit Füllung

Zutaten:
• Mehl, dunkel wenn möglich
• Trockenhefe
• Wasser
• Eier
• Fein geschnittenes Hühnerfleisch
• Fein geschnittenes Schweinefleisch
• Wurst (in der Schweiz z.B. Cervelat oder Klöpfer)
• Grüne Salatblätter
• Sonnenblumenöl für die Pfanne und die Pfefferschoten-Paste
• Pflaumen und Soja-Sauce
• Salz
• Scharfe rote und grüne Sichuan-Pfefferschoten.

Zubereitung:
• Aus Wasser, Mehl und Trockenhefe einen Teig kneten. In der Pfanne vorbacken.
• Sauce: Pflaumen pürieren, mit Sojasauce vermengen.
• Pfefferschoten klein zerhacken, mit etwas Oel und ein paar Tropfen Essig vermengen.
• Hühner- und Schweinefleisch in dünne Scheibchen schneiden und an einem Holzstäbchen aufspiessen.
• Wurst in Scheibchen schneiden.
• Salat waschen und entblättern.
• Auf die heisse Kochscheibe oder in die Pfanne Fleisch, Wurst und die vorgebackenen Brötchen legen.
• Aus den Eiern ein Vorrat an Spiegeleiern anlegen. Neben der Kochscheibe warmhalten.
• Dann "von Frau Chen lernen": alles geht blitzschnell. In der rechten Hand hält sie, hygienisch eben, mit einem Plastiksäckchen das Brötchen, teilt es in der Mitte, bestreich es mit einem Pinsel mit Pflaumensauce und wers scharf will mit der Pfefferschoten-Paste. Danach das Spiegelei, Wurst oder Fleisch mit der Holzzange ins Brötchen, zuletzt ein Salatblatt, und fertig isch dr Z’morge.

19. September 2011
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Peter Achten, geboren 1939 in Basel, lebt und arbeitet in Peking. Er ist seit 1967 journalistisch tätig. Seine Karriere begann er bei "National-Zeitung" und "Basler Nachrichten" als Lokalredaktor, arbeitete später als Radio-Korrespondent aus Madrid. 1974 wechselte er zum Schweizer Fernsehen, wo er Produzent / Moderator der "Tagesschau" und Mitglied der Chefredaktion wurde. Mit Sitz in Beijing, Hanoi und Hongkong arbeitete Achten ab 1986 als Fernost-Korrespondent für Schweizer Radio DRS sowie verschiedene Schweizer Tageszeitungen. Zwischen 1990 und 1994 war er in Washington USA-Korrespondent für SF DRS. Von 1997 bis 1999 war er Chief Representative für Ringier in Vietnam. Von 1999 bis 2008 war Peter Achten Asienkorrespondent für Schweizer Radio DRS sowie für Ringier-Titel und Chefredaktor des Wirtschaftsmagazins "China International Business". Spektakulär waren seine Radio-Reportagen über den blutig niedergeschlagenen Volksaufstand im Frühjahr 1989 auf dem Tiananmen-Platz in Beijing, den Tsunami in Banda Acah 2004 und den Zyklon in Burma 2008. Heute arbeitet PA als freier Asien-Korrespondent mit Sitz in Peking. © Foto by OnlineReports.ch

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Veranstaltungs-Hinweis

 

Ein zärtlicher Irrsinn

Nach achtjähriger Abwesenheit kehrt Avery Sutton mit seiner Verlobten Gillian zu seiner Familie zurück. Was von da an passiert, muss man gesehen haben.

Mit "37 Ansichtskarten" von Michael McKeever winkt den Zuschauerinnen und Zuschauern eine zauberhaft schwarze Komödie mit berührenden Momenten und angenehmer Unterhaltung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

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www.theater-rampenlicht.ch

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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).