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Peter Achten - De Gustibus

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Bauer Li: Kartoffel süss zum Naschen

Er ist freundlich, lässt sich auch gerne fotografieren, doch einen Namen will er nicht nennen. Der Grund ist einfach, er hat kein Hukou – keine Aufenthaltsbewilligung – in der chinesischen Hauptstadt. Nennen wir ihn der Einfachheit halber Bauer Li. Er ist einer von geschätzten drei bis vier Millionen "Illegalen" in Peking, das heisst Chinesinnen und Chinesen, die auf Arbeitssuche in die  Grossstädte des reichen Küstengürtels strömen. Der Traum von einem besseren Leben also. Unterdessen sind nach offiziellen Angaben 200 Millionen Chinesinnen und Chinesen als Wanderarbeiter im Riesenreich unterwegs. Einige legal mit Arbeitsverträgen, viele jedoch illegal auf eigene Faust.

Kurz vor Ende des Tiger-Jahres bin ich Bauer Li begegnet. Im Westen Pekings betreibt er seit seiner Ankunft vor sieben Monaten seinen mobilen Süsskartoffel-Stand. In Fahrrad und Heiztonnen-Seitenwagen hat er 1'050 Yuan oder umgerechnet 180 Franken investiert, eine ziemlich happige Summe für einen Migranten. "Aber", sagt Li, "es hat sich gelohnt". Seiner erweiterten Familie konnte er das vorgestreckte Geld bereits zurückzahlen. Zudem kann er jetzt als pietätvoller Sohn nach alter konfuzianischer Tradition seinen betagten Eltern monatlich 200 Yuan aufs weit entfernte Dorf überweisen. Li besuchte seine Eltern, so wie es der Brauch will am Frühlingsfest, dem chinesischen Neujahr. Es fiel diesmal nach dem Mondkalender auf den 4. Februar und markiert den Übergang vom Jahr des Tigers zum Jahr des Hasen.

Warum hat Li aber ausgerechnet Süsskartoffeln gewählt? Er hat den Tipp von einem "Landsmann" erhalten, das heisst die Wanderarbeiter leben in den Grossstädten fein säuberlich nach Provinzen getrennt eng beieinander, tauschen Informationen aus, kennen sich zum Teil bereits aus der Heimat, kurz: Es ist ein gut funktionierendes Netzwerk. Heisse Süsskartoffeln - das ist wie in der Schweiz heissi Marronni. Seit es im Oktober kühler geworden ist, und jetzt natürlich in der kältesten Jahreszeit bei Temperaturen weit unter Null, läuft das Geschäft besonders gut. An Wochenenden pedalt Bauer Li an den Hohai See nördlich der Verbotenen Stadt, wo Jung und Alt auf den zugefrorenen Seen Schlittschuh laufen. Hier verkaufen sich die heissen Süsskartoffeln – um im europäischen Sprachbild zu bleiben – wie frische Weggli, zum Preis von zwei bis dreieinhalb Yuan (30 bis 50 Rappen) pro Knolle.

Die Süsskartoffel ist eben – botanisch gesehen – keine Kartoffel, sondern verwandt mit der amerikanischen Knollenwinde, also eine Wurzelknolle oder im lateinischen Fachjargon auch als Ipomoea Batatas bekannt. Der Weg der im tropischen und subtropischen Amerika ursprünglich beheimateten Knolle nach China ist lang und verschlungen. Christophorus Kolumbus entdeckte am Ende des 15. Jahrhunderts nicht nur Amerika sondern auch die Süsskartoffel – und die Kartoffel – für Europa.

Bald schon wurde die Knolle in Spanien, Portugal und Italien heimisch. Sie hatte den Vorteil, überall prächtig zu gedeihen, zudem hat sie einen hohen Nährwert mit Kohlenhydraten, Stärke, Zucker, Vitamin A und C. Je nach Anbau-Region ist die süsse Knolle mehr oder weniger süss, mal gelblich, weiss, lachsfarben oder purpurrot. Die Schale ist dick und gut zum essen. Columbus hörte, dass die Arawak-Indianer die Süsskartoffel "Batatas" nannten. Daraus soll dann das englische Wort "potato" entstanden sein. Nach China fand die Knolle erst später und zwar über den Pazifik. Von der spanischen Kolonie Philippinen kam die Süsskartoffel im 17. Jahrhundert nach China und von dort schliesslich auch nach Japan.

Von alledem weiss Bauer Li natürlich nichts. Aber er weiss, wie man die in China recht süsse Knolle zubereitet. Bei minus zehn Grad bedient er – weil durch die mit Kohle gefeuerte Seitenwagen-Tonne immer schön warm gehalten – lächelnd die frierenden Kunden mit der günstigen Zwischenverpflegung. Hier das Rezept – e Guete!!

Süsskartoffel

•    Süsskartoffeln etwa fünf Minuten in heissem Wasser garen.

•    Gänzlich kalt werden lassen.

•    Die Knolle auf das heisse Sieb der Tonne legen.

•    In Schweizer Breitengraden vielleicht am besten die Süsskartoffeln grillen.

•    Achtung: NICHT schälen, da Knollenhaut gesund und  köstlich.

•    Natürlich kann man aus der etwas mehligen Knolle auch eine subtropische Form der Röschti herstellen. Ich habe es versucht. Das Urteil meiner Versuchskaninchen-Gäste: gewöhnungsbedürftig ...

31. Januar 2011
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Peter Achten, geboren 1939 in Basel, lebt und arbeitet in Peking. Er ist seit 1967 journalistisch tätig. Seine Karriere begann er bei "National-Zeitung" und "Basler Nachrichten" als Lokalredaktor, arbeitete später als Radio-Korrespondent aus Madrid. 1974 wechselte er zum Schweizer Fernsehen, wo er Produzent / Moderator der "Tagesschau" und Mitglied der Chefredaktion wurde. Mit Sitz in Beijing, Hanoi und Hongkong arbeitete Achten ab 1986 als Fernost-Korrespondent für Schweizer Radio DRS sowie verschiedene Schweizer Tageszeitungen. Zwischen 1990 und 1994 war er in Washington USA-Korrespondent für SF DRS. Von 1997 bis 1999 war er Chief Representative für Ringier in Vietnam. Von 1999 bis 2008 war Peter Achten Asienkorrespondent für Schweizer Radio DRS sowie für Ringier-Titel und Chefredaktor des Wirtschaftsmagazins "China International Business". Spektakulär waren seine Radio-Reportagen über den blutig niedergeschlagenen Volksaufstand im Frühjahr 1989 auf dem Tiananmen-Platz in Beijing, den Tsunami in Banda Acah 2004 und den Zyklon in Burma 2008. Heute arbeitet PA als freier Asien-Korrespondent mit Sitz in Peking. © Foto by OnlineReports.ch

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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).