Apéritif mit Tudousi und Huashengmi
War Chinas Hauptstadt noch vor zwanzig Jahren eine kulinarisches Niemandsland, eine Esswüste - abgesehen selbstredend von der chinesischen Weltklasseküche - könnte man heute allein im Stadtteil Chaoyang (knapp zwei Millionen Einwohner) eine Gourmet-Weltreise unternehmen.
Es gibt nichts, was es nicht gibt. Vom argentinischen Churrasco, amerikanischem Barbecue, von vietnamesischen Nudelgerichten, indischem Curry über zentralasiatisches Fladenbrot mit Schaffleisch-Spiesschen, japanischem Sushi, koscherer israelischer Küche, afrikanischen Spezialitäten, französischen, italienischen, deutschen, rumänischen, russischen Gerichten bis hin zur indonesischen Reistafel, thailändischer scharfer Suppe oder Fondue und Birchermüesli. Die Liste könnte endlos fortgesetzt werden. Das alles gibt es in Peking.
Dargereicht wird all das in unzähligen Restaurants, Bars, Hotels, Garküchen und in jeder nach oben unbegrenzten Preisklasse. Zum Apéritif treffen sich Ausländer wie Chinesen in Bars in verschiedenen Wolkenkratzern Downtown im Zentralen Geschäftsviertel CBD. Im China World Summit Wing zum Beispiel auf rund 300 Metern Höhe. Dort schlürfen die Schönen, Reichen und Businesspeople mit – wegen der Luftverschmutzung – getrübtem Blick auf die pulsierende chinesische Metropole das übliche vom Cüpli über einen Dry Martini oder Gin Tonic bis hin zum Campari Orange Soda. Dazu Nüssli, Chips und Salzstängeli. Alles natürlich sündhaft teuer.
Eine einfachere, aber bessere Variante des Aperitivo ebenfalls im CBD – finde ich – gibt es in einem währschaften aber exzellenten chinesischen Restaurant inmitten der weissen Wohn- und Bürotürme des Jian Wai Soho. Dort schwingen Chef Wu Hongguo (Bild) und eine Brigade von vier Mann und einer Frau die Kochlöffel. Zwar ist Aperitivo im chinesischen Essablauf nicht vorgesehen, doch man kann sich das ja selbst zusammenstellen. Das exzellente lokale Bier der Marke Yanjing wird zum Beispiel begleitet von Tudousi und Huashengmi. Bei Tudousi handelt es sich um ein leckeres Gericht aus feinsten Kartoffelstreifen, bei Haushengmi um frisch zubereitete Erdnüsse. Wie alles aus der Küche Wus hervorragend. Drei Sterne. Mindestens.
Hier das Rezept - e Guete!
Tudousi
Zutaten:
• Grosse Kartoffeln
• Zwiebeln feinstens geschnitten
• ein wenig Knoblauch kleinstens zerhackt
• Pfefferschoten rot und grün in kleine Streifen schneiden
• Pfeffer, Salz
• Sonnenblumenöl
• Zhenjiang Essig
Zubereitung:
Kartoffeln in feinste Streifen schneiden. Zwiebeln, Knoblauch darunter mischen. Je nach gewünschter Schärfe Pfefferschoten hinzufügen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Sonnenblumenöl in den Wok geben, erhitzen. Das Kartoffelgemisch in den Wok, wenige Male in grosser Hitze so wenden, dass die Flammen schiessen. Tudousi sollte nicht al dente sondern knackig bleiben.
Huashengmi
Zutaten:
• Erdnüsse
• Salz
• Sonnenblumenöl
• Soja-Sauce
• Zhejiang Essig
Zubereitung:
Erdnüsschen schälen. Sonnenblumenöl im Wok erhitzen. Erdnüsse bei grosser Hitze einige Male wenden. Etwas Sojasauce und Essig hinzugeben. Vom Feuer nehmen und salzen.
10. Oktober 2011