Werbung

Peter Achten: Brief aus ...

<< [ 1 | (...) | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | (...) | 59 ] >>

... Banda Aceh: Nachbeben

Landung auf dem Polonia International Airport in Medan, der Hauptstadt der indonesischen Provinz Sumatra Utara (Nordsumatra). Mit über drei Millionen Einwohnern ist die Stadt nach Jakarta und Subaraya die drittgrösste Indonesiens. Im Grossraum der Provinz-Hauptstadt mit dem Hafen Belawan an der Malakka-Strasse, einer der wichtigsten Arterien des Welthandels, leben über sechs Millionen Menschen. Durch die enge Meeresstrasse wird aus dem Nahen Osten Erdöl nach Ostasien transportiert. Nach Japan, nach China, nach Vietnam. Die Malakka-Strasse ist deshalb strategisch wichtig, und ein amerikanischer Flugzeugträger ist nie weit davon entfernt. Dieser Situation eingedenk versuchen sowohl Japan mit Pipelines aus Russland und China mit Öl-Überlandleitungen von Pakistan nach Xinjiang und von Burma nach Yunnan das strategische Nadelöhr zu umgehen.

All das geht mir beim Betrachten der Container-Schiffe aus aller Welt im quirligen Hafen Belawan durch den Kopf. Zurück im Stadtzentrum von Medan. Autos und motorisierte Rickshaws. Chaos, Lärm, die Luft mit Benzin-Diesel-Abgasen geschwängert. Die Medaner nehmen es gelassen. Sie sind freundliche Leute, leben zusammen mit zugezogenen Javanern, Indern, mehreren Minoritäten der Sumatra-Insel und natürlich Chinesen.

Die meisten sprechen die Lingua Franca Indonesiens, Bahasa Indonesie, eine relativ leicht erlernbare Sprache. Die Chinesen wiederum sprechen Hokkien, ein weit verbreiteter chinesischer Dialekt in Südostasien. Im Kaffee im älteren Teil der Stadt spricht ein Chinese mich auf English an. Doch bald stellt sich heraus, dass er auch fliessend des Mandarin, der chinesischen Standard-Sprache mächtig ist. In wenigen Quartieren der Stadt sind aus der holländischen Kolonialzeit Gebäude erhalten geblieben.

Bei Indonesiern in andern Teilen des Insel-Archipels ist Medan bekannt als Schlemmer-Paradies. Die Küche, beziehungsweise die Küchen sind exzellent und reichen von vielerlei indonesischen Varianten über indische Spezialitäten, Chinesisches von Peking bis nach Kanton und Sichuan, bis hin - jawoll - zu Holländischem und Old Europe's Pizza.

Doch nicht wegen der freundlichen Medanesen und dem guten Essen bin ich in Medan, noch um im nahe gelegenen Nationalpark Bohorok im Rehabilitationszentrum meine alten Freunde, die Orang Utans zu besuchen. Vielmehr zieht es mich in die Sumatra-Nordprovinz Aceh, dort, wo vor viereinhalb Jahren ein Tsunami über Hunderttausend Todesopfer gefordert und traumatische Wunden hinterlassen hat. Im Jahre 2005 habe ich mehrmals verfolgt, wie Indonesien zunächst mit der Katastrophe, dann mit den Aufräumarbeiten, schliesslich mit dem Wiederaufbau fertig wurde. Auch die Schweiz war mit drei Puma-Helikoptern der Armee im Einsatz.

Im Mittelpunkt stand damals nach einem langen, blutigen Bürgerkrieg die Versöhnung zwischen Aceh-Unabhängigkeitskämpfern und der Regierung. Bis Ende 2004 war Aceh für Journalisten gesperrt. Dann aber reagierten die Behörden schnell. Mit dem Auto fuhr ich kurz nach Erdbeben und Tsunami mit Chauffeur und einem landeskundigen Führer dank einem eilends ausgefertigten Laisser-passer der Regierung fast 700 Kilometer an der Ostküste Sumatras entlang nach Bandah Aceh. Kurz zuvor etwas ausserhalb der Kleinstadt Bireuen ein erstes Interview mit bewaffneten Rebellen. Keine zwei Kilometer entfernt drei gepanzerte Fahrzeuge der Armee. Doch der Tsunami hat wenig später unter der Führung des neu gewählten indonesischen Präsidenten, Ex-General Susilo Bambang Yudhoyono zuerst einen Waffenstillstand, dann Frieden geschlossen.

Diese Leistung ist umso höher einzuschätzen, wenn man weiss, dass selbst die holländischen Kolonialisten das einst mächtige Sultanat Aceh erst am Anfang des letzten Jahrhunderts endgültig unterwerfen konnten. Die Acehnesen habe aber nie aufgegeben und haben nach der Unabhängigkeit in der erdgas- und erdölreichen Provinz Widerstand geleistet. Der Krieg forderte mehrere Zehntausend Tote. Die Jahrhundert-Katastrophe des Tsunami hat ein Umdenken bewirkt, das man in Sri Lanka, einer andern vom Tsunami schwer betroffenen Region, in den letzten Jahren so schmerzlich vermisst hat.

Ankunft in Banda Aceh, viereinhalb Jahre danach. Fazit: Noch gibt es Probleme beim Wiederaufbau, noch gibt es Misstrauen zwischen den ehemals Verfeindeten. Doch ein hoher Beamter der Provinzregierung, einst ein Rebellenführer, zieht alles in allem eine positive Bilanz. Äusserlich ist Banda Aceh nicht wieder zu erkennen. Zaghaft wird auch der Tourismus gefördert. Die Erde freilich bebt noch immer hin und wieder, wie am Tag vor der Abreise. Epizentrum ist die Insel Simeulue vor der Westküste Sumatras. Trotzdem: Banda Aceh ist allemal eine Reise wert.

5. Oktober 2009
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)
Peter Achten, geboren 1939 in Basel, lebt und arbeitet in Peking (Beijing). Er ist seit 1967 journalistisch tätig. Seine Karriere begann er bei "National-Zeitung" und "Basler Nachrichten" als Lokalredaktor, arbeitete später als Radio-Korrespondent aus Madrid. 1974 wechselte er zum Schweizer Fernsehen, wo er Produzent / Moderator der "Tagesschau" und Mitglied der Chefredaktion wurde. Mit Sitz in Beijing, Hanoi und Hongkong arbeitete Achten ab 1986 als Fernost-Korrespondent für Schweizer Radio DRS sowie verschiedene Schweizer Tageszeitungen. Zwischen 1990 und 1994 war er in Washington USA-Korrespondent für SF DRS. Von 1997 bis 1999 war er Chief Representative für Ringier in Vietnam. Von 1999 bis 2008 war Peter Achten Asienkorrespondent für Schweizer Radio DRS sowie für Ringier-Titel und Chefredaktor des Wirtschaftsmagazins "China International Business". Spektakulär waren seine Radio-Reportagen über den blutig niedergeschlagenen Volksaufstand im Frühjahr 1989 auf dem Tiananmen-Platz in Beijing, den Tsunami in Banda Acah 2004 und den Zyklon in Burma 2008. Heute arbeitet PA als freier Asien-Korrespondent mit Sitz in Peking. © Foto by OnlineReports.ch

mailto:peter.achten@usa.net

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)

www.onlinereports.ch
© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigenen Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

 

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

Werbung






In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).