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Peter Achten: Brief aus ...

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... Chaoyang: Lädelistärbe

Dank jahrelangem Velofahren kenne ich Chaoyang wie meine Hosentasche. Chaoyang ist ein Stadtkreis in der chinesischen Hauptstadt mit einem Mehrfachen an Einwohnern der Weltstadt Zürich. In Chaoyang hat auch die Crème de la Crème der globalisierten Wirtschaft im "Zentralen Business Distrikt" ein Standbein. Als Sitz von Regierung und der allmächtigen Partei sind auch die Medien in der Hauptstadt domiziliert und wo besser als eben im Chaoyang-Quartier.

Das Zentrale Fernsehen CCTV mit 14 Kanälen hat sein Zentrum in einer vom holländischen Architekten Rem Koolhaas entworfenen pittoresken, 250-Meter hohen Architektur-Skulptur. Nicht weit davon entfernt das Pekinger Fernsehen und die lokale Radio-Station. Beide lokale Institutionen haben je mehr Mitarbeiter als die SRG insgesamt. Kein Wunder, denn der Markt ist mit über 18 Millionen Einwohnern enorm gross.

Auch CCTV, Peking TV und Peking Radio bemühen sich um einen Service public. Das ist natürlich grundlegend anders als in der Schweiz definiert. Denn dort, wo die Kommunistische Partei allmächtig ist, hat die Partei das Informationsmonopol. In China also gibt es ein Staatsfernsehen und ein Staatsradio. In der Schweiz gibt es das – es muss wieder einmal notiert werden – nicht, obwohl Politiker noch immer so schwafeln, und, noch viel schlimmer, Journalistinnen und Journalisten selbst in Qualitätsblättern wider besseres Wissen und immer wieder vom Schweizer Staatsfernsehen schreiben.

In der chinesischen Kulturhauptstadt ist der Chaoyang-Distrikt aber auch Zentrum der bildenden Künste, und Wohnort vieler Schriftsteller, Maler, Bildhauer, Cineasten. Ai Weiwei beispielsweise gehört dazu oder Zhu Wei. Chaoyang hat sich wie Peking und China  in den letzten zehn Jahren in einem atemberaubenden Tempo verändert. Vieles wurde und wird abgerissen und macht Neuem Platz. Das hat gute Seiten, denn Pekingerinnen und Pekingern geht es so gut wie noch nie in der langen Geschichte der Stadt.

Vieles geht aber auch verloren. Supermarkts verdrängen langsam die Lädeli. Noch gibt es sie, aber mit jedem Monat verschwindet wieder eines da und ein anderes dort. Weil meist mit dem Velo unterwegs, registriert man jede Veränderung. Mein Velomechaniker, der mein Radl seit über zehn Jahren flickt, ist plötzlich verschwunden. Eine Strassenkorrektion hat seinen Standort unmöglich gemacht. Wo er jetzt repariert, weiss ich nicht. Ein Verlust, denn hin und wieder haben wir auch ein Bier zusammen getrunken, über Peking, Gott, die Welt und die Partei diskutiert und gelacht.

Auch meine Schuhmacherin musste ihren Arbeitsplatz am Strassenrand eines Hutongs, einer alten Pekinger Gasse, räumen. Wo einst alte Hofhäuser standen, ragen nun Wolkenkratzer in den verschmutzten Himmel. Nur meine Coiffeuse, Shen Moli aus der Provinz Shanxi, habe ich wieder gefunden. Seit zehn Jahren arbeitet sie in Peking. Auf dem Fahrrad hat sie alle Utensilien für ihren Beruf verstaut: Sessel, Spiegel, Thermosflaschen mit heissem und kaltem Wasser und eine Auto-Batterie für die Tondeuse. An einem Stassenrand bedient sie eine treue Stammkundschaft, darunter mich. Vor zwei Jahren hat sie endlich ein Hukou (eine Aufenthaltsbewilligung) erkämpft, und darauf ist sie mächtig stolz. Ihr Sohn studiert mittlerweile an der Uni. Und plötzlich war sie weg. Dank der vielen Stammkunden fand ich sie wieder. Vier Strassen östlich und drei Staaten nördlich.

Das Lädelistärbe ist, wie anderswo, nicht aufzuhalten. Dennoch, zur Lebens-Qualität gehört Frau Shen, der Velomechaniker, die Schuhmacherin und das Lädeli um die Ecke.

16. August 2010
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Peter Achten, geboren 1939 in Basel, lebt und arbeitet in Peking (Beijing). Er ist seit 1967 journalistisch tätig. Seine Karriere begann er bei "National-Zeitung" und "Basler Nachrichten" als Lokalredaktor, arbeitete später als Radio-Korrespondent aus Madrid. 1974 wechselte er zum Schweizer Fernsehen, wo er Produzent / Moderator der "Tagesschau" und Mitglied der Chefredaktion wurde. Mit Sitz in Beijing, Hanoi und Hongkong arbeitete Achten ab 1986 als Fernost-Korrespondent für Schweizer Radio DRS sowie verschiedene Schweizer Tageszeitungen. Zwischen 1990 und 1994 war er in Washington USA-Korrespondent für SF DRS. Von 1997 bis 1999 war er Chief Representative für Ringier in Vietnam. Von 1999 bis 2008 war Peter Achten Asienkorrespondent für Schweizer Radio DRS sowie für Ringier-Titel und Chefredaktor des Wirtschaftsmagazins "China International Business". Spektakulär waren seine Radio-Reportagen über den blutig niedergeschlagenen Volksaufstand im Frühjahr 1989 auf dem Tiananmen-Platz in Beijing, den Tsunami in Banda Acah 2004 und den Zyklon in Burma 2008. Heute arbeitet PA als freier Asien-Korrespondent mit Sitz in Peking. © Foto by OnlineReports.ch

mailto:peter.achten@usa.net

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Veranstaltungs-Hinweis

 

Ein zärtlicher Irrsinn

Nach achtjähriger Abwesenheit kehrt Avery Sutton mit seiner Verlobten Gillian zu seiner Familie zurück. Was von da an passiert, muss man gesehen haben.

Mit "37 Ansichtskarten" von Michael McKeever winkt den Zuschauerinnen und Zuschauern eine zauberhaft schwarze Komödie mit berührenden Momenten und angenehmer Unterhaltung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).