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© Fotos by OnlineReports.ch / Bruno Manser Fonds
"Walze gegen Nomadengruppen": Autor und Journalist Ruedi Suter

"Irgendwann werden wir erfahren, wo Bruno Manser ist"

Interview mit Ruedi Suter, Autor der soeben erschienenen Biografie "Bruno Manser - Die Stimme des Waldes"


Von Peter Knechtli


Nach den erfolgreichen Tagebüchern erscheint in diesen Tagen die mit Spannung erwartete Biografie des seit fünf Jahren verschollenen Regenwaldschützers und Menschenrechtlers Bruno Manser. Autor von "Bruno Manser - Die Stimme des Waldes" ist der Basler Journalist Ruedi Suter. Kein Medienschaffender hat Manser, der zum Symbol des Kampfes zum Schutz des Penan-Volkes auf Borneo geworden ist, so regelmässig und intensiv begleitet wie er.


OnlineReports: Herr Suter, wie dramatisch schreitet die Abholzung der Regenwälder weltweit voran?

Ruedi Suter: So dramatisch, dass wir wahrscheinlich bald nur noch in Filmen nachempfinden können, was dem "Fortschritt" für eine reiche, lebensnotwendige und zauberhafte Welt geopfert wurde - nämlich eine Welt mit einmaligen Völkern, Tieren und Pflanzen. Vor vielen Jahren wurde einmal von Umweltschützern diese Schreck-Formel formuliert: "Jede Minute verschwindet Regenwald in der Grösse eines Fussballfeldes." Ein Vergleich, der heute eher untertrieben wirkt und leider nichts verhindert hat. Wer in die abgelegenen Gebiete des Nordens oder Südens reist, wo Holz- und Agrokonzerne, Farmer und Siedler fernab der Öffentlichkeit die Urwälder fällen, trifft auf schockierende Vernichtungsszenarien: Bilder, die man nie mehr aus dem Kopf bekommt und jene Schätzungen plausibel machen, wonach bereits 95 Prozent aller Urwälder angetastet, bewirtschaftet oder zerstört sind.

OnlineReports: Wie kamen Sie darauf, eine Biografie über Bruno Manser - oder BM, wie Sie ihn in Ihrem Buch nennen - zu schreiben?

Suter: Bekannte meinten, ich sei dafür die richtige Person, was ich zunächst bezweifelte. Einen so vielseitigen Querdenker wie Manser richtig zu erfassen und gerecht zu beschreiben, schien mir zu riskant. Überdies muss man als Autor das "Hungertuchnagen" beherrschen, weil ja für lange Zeit der Verdienst ausfällt. Doch dann tauchten zwei Mutmacher auf: Dieter Hagenbach, der Basler Literaturagent, und Hugo Ramseyer, Leiter des Verlags Zytglogge. Er hatte bereits Mansers Buch "Stimmen des Regenwalds" verlegt, und als engagierter Mensch erklärte er sich bereit, auch die Biografie zu verlegen. Zudem gab mir der Basler WWF-Mitbegründer Luc Hoffmann einen Start-Batzen, so dass ich loslegen konnte.

OnlineReports: Welches war Ihre Beziehung zu Bruno Manser (Bild) zu Zeiten, als er noch nicht verschollen war?

Suter: Keine einfache. Einmal musste ich meine Unabhängigkeit als Freier Journalist bewahren und mich davor hüten, Teil seines Kampfes zu werden. Er schaffte es ja leicht, Menschen für seine Sache einzubinden, vom Blasrohrjäger über die Millionärin bis zu Al Gore. Anderseits entwickelte sich zwischen Bruno – ich lernte ihn erst 1991 nach seiner Rückkehr aus Sarawak kennen – und mir eine lockere Freundschaft. Wir verstanden uns vor allem bei den Themen Umweltschutz, Menschenrechte und bei der Einschätzung der Lage der letzten jagenden und sammelnden Urvölker.

OnlineReports: Und wie schätzen sie diese Lage ein?

Suter: Zumeist verzweifelt. Weil sie kolonisiert sind und keine Rechte haben. Weil sie die Staaten, in denen sie als Naturvölker leben, im Verbund mit den internationalen Grosskonzernen als Nobodys behandeln und ihre Territorien beschlagnahmen, um für die Weltwirtschaft und unsere Konsumgesellschaften die Rohstoffe herauszuholen. Die Folgen für die betroffenen Völker sind die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen, Entwurzelung, Untergang. Dieses Schicksal musste ich bei meinen Reisen in Afrika, Asien, Nord- und Südamerika zur Kenntnis nehmen. Bruno Manser hat es bei seinen Penan-Freunden am eigenen Leib erfahren und auf einmalige Weise auch dokumentiert.

OnlineReports: Und das macht Bruno Manser zu einer Figur, die es rechtfertigt, 350 Seiten über ihn zu schreiben?

Suter: Ja. Dass unsere technische Zivilisation mit allen ihren wunderbaren Seiten – und das meine ich keineswegs ironisch – zu einem sehr wesentlichen Teil auf der Ausbeutung anderer Völker und der irreparablen Zerstörung der Umwelt aufgebaut ist, hat Manser mit seinen Erfahrungen und seiner Lebensweise auf eine erfrischend undogmatische Art besonders gut deutlich gemacht. Kommt hinzu, dass der Mann sehr glaubwürdig ist ...

OnlineReports: ... ist? Sie sprechen über Manser in der Gegenwartsform.

Suter: Ja, denn Verschollene sollen leben dürfen, bis ihr Tod bewiesen ist. Glaubwürdig ist Manser deshalb, weil er auch in der Schweiz unglaublich einfach lebte und sich bei allem, was er tat, um kompromisslose Ehrlichkeit bemühte. Wie wird man so? Was hat diesen immer schon eigenartigen Menschen geprägt und angetrieben? Um diese Fragen zu beantworten, musste ich sein ganzes Leben erforschen: Familie, Kinderstube, Schülerdasein, Studiumsverweigerung, Dienstverweigerung, Alpleben, Urwaldleben und schliesslich seinen Kampf und sein Verschwinden. Dabei gaben mir zahlreiche Frauen und Männer Auskunft. Da wir auch immer von den grossen Ereignissen unserer Zeit geprägt werden, habe ich die einschneidenden gesellschaftlichen und ökologischen Geschehnisse der letzten 50 Jahre miteinbezogen. So ist auch eine Art "Generationenbuch" entstanden. Und schliesslich versuchte ich die Geschichte der Schweiz und ihre Beziehungen zu den indigenen Völkern nachzuzeichnen. Da sind dann 350 Seiten bald mal voll.

 

"Ich wollte ein in jeder Beziehung
rücksichtslos ehrliches Buch schreiben."


OnlineReports: Sie selbst sind in Katanga, im damaligen Belgisch-Kongo, aufgewachsen. Kann dies der Grund sein, dass Sie gegen dem Problem der Abholzung von Regenwäldern und der Vertreibung indigener Völker besonders sensibilisiert sind?

Suter: Was mich betrifft, könnte mein Interesse an diesen Themen schon etwas mit meiner Kindheit im afrikanischen Outback zu tun haben. Nur: Warum hat Bruno Manser aus Kleinbasel mit seinen Abenteuern in den städtischen Langen Erlen die gleichen Interessen?

OnlineReports: Im Buch gehen Sie auch selbstkritisch mit Ihrer eigenen Biografie um – weshalb?

Suter: Wer einen Menschen zu porträtieren versucht, dem Wahrhaftigkeit das höchste Gut ist, sollte dem auch persönlich Rechnung tragen. Ursprünglich wollte ich keine "Ich-Form" benutzen. Der Verleger war da anderer Meinung. Also musste ich mich – wo notwendig – selbst "outen". Ich gab mir Mühe, ein in jeder Beziehung rücksichtslos ehrliches Buch zu schreiben.

OnlineReports: Ein Beispiel bitte.

Suter: Wer wie ich als Europäer im Belgisch-Kongo aufwuchs, war Teil der kolonialen Ausbeutung, auch wenn ihm seine Eltern eine ethische und antirassistische Erziehung angedeihen liessen. Bei einer Biografie stellt sich ja auch die Frage, was man besser nicht schreiben soll. Ich habe alles, was ich in Erfahrung bringen konnte, festgehalten. Dies vor allem auch Dank der Freunde und Freundinnen Brunos, die sich bei den Interviews nicht zierten und zu dem standen, was geschehen ist. Zudem lebt ja das Buch auch von vielen Zitaten des Verschollenen. Und auch dieser wird natürlich nicht geschont: Seine problematischen Seiten kommen ausgiebig zur Sprache.

 

"Manser fühlte sich von Basel
und seiner Bevölkerung getragen."


OnlineReports: Wo lag nach Ihrer Einschätzung die Bruchstelle in Bruno Mansers Biografie, an der er sich entschied, sein Leben dem Kampf zur Unterstützung der Penan, einem Nomadenvolk in den Urwäldern auf Borneo, zu verschreiben?

Suter: Bei den Penan, im Urwald, als die Holzindustrie ihre lärmende Maschinerie in Stellung brachte und sich an die Zerstörung des "Paradieses" machte, das Manser gefunden zu haben glaubte. Er ahnte, welche Walze auf den Wald und dessen letzte Nomadengruppen zurollte. Das war der Moment, wo der bislang eher selbstbezogene Bruno Manser zum Widerstandskämpfer wider Willen wurde – zum Menschenrechtler und Regenwaldschützer, der sich später in Asien, Europa, Amerika und Afrika für das Überleben aller Regenwaldvölker einsetzen sollte.

OnlineReports: Welche Rolle spielten Basel, seine Politiker und seine Bewohner im Kampf Bruno Mansers?

Suter: In Basel ist Manser aufgewachsen, er hat als Kind und Jugendlicher die Luft des Rheins und der Chemie- und Humanistenstadt geatmet. Hier hat er später auch das Büro des Bruno Manser Fonds geleitet. Obwohl er sich als alles andere als ein Städter fühlt, liegt ihm seine Heimatstadt am Herzen. Ich räume darum Basel etlichen Raum ein, natürlich auch deshalb, weil die Region als Speerspitze der städtischen Ökologiebewegung in der Schweiz galt. Ab 1993 erhielt Manser während seines 60-tägigen Fastenstreiks in Bern für eine Holzdeklaration Schützenhilfe vom Kanton und von Basler und Baselbietern Bundespolitikern wie Christoph Eymann, Remo Gysin, Hugo Wick, Susanne Leutenegger-Oberholzer, Ruth Gonseth, Margrith von Felten, Hansjörg Weder, Theo Meyer, Gian-Reto Plattner und Maya Graf. Unterstützt wurde er zudem von alt Regierungsrat Ueli Vischer sowie den amtierenden Regierungsräten Barbara Schneider und Guy Morin. In Basel lernte Manser seinen zuletzt engsten Freund und Mitkämpfer Martin Vosseler kennen. Kurzum, Bruno Manser fühlte sich vor seinem Verschwinden von Basel und seiner Bevölkerung getragen.

OnlineReports: Sie haben eine Unmenge an Fakten zusammen getragen. Welche Erkenntnis hat Sie am meisten überrascht?

Suter: Allgemein gesehen: Dass der Einsatz für die Bewahrung der Lebensgrundlagen und die Einhaltung der Menschenrechte dringender denn je ist. Und im Zusammenhang mit Bruno Manser: Dass er ein ungeheuer vielbegabter Mensch ist. Dass er ein abgrundtiefes Vertrauen in das Gute im Menschen besitzt und mit seiner einfachen Art Menschen jeder Couleur und jeden Ranges in den Bann ziehen kann. Und dass er internationale Aktionen durchführte, von denen wir in der Schweiz kaum etwas hörten. Manser war verschiedentlich ein Thema in der Weltpresse, weil er beispielsweise in London die Sicherheitskräfte der G7 narrte oder am Rio-Gipfel die Welt auf das Abholzen in Sarawak aufmerksam machte.

 

"Ich wusste nicht, dass Manser heiraten und Kinder haben wollte."

 

OnlineReports: Was ist im Verlaufe Ihrer Recherche an grundlegend Neuem aufgetaucht?

 

Suter: Nachforschungen über einen Menschen, der heute 51 Jahre alt ist, bringen natürlich viel Neues. Mich persönlich überrascht hat Brunos Beziehungen zu Frauen. Da war er immer – abgesehen bei seinen engsten Freunden – äusserst diskret. Ich wusste beispielsweise nicht, dass er heiraten und Kinder haben wollte. Ich weiss es jetzt, weil seine Freundinnen die Grösse und den Mut hatten, mir dies zu erzählen. Sie haben mich Bruno damit näher gebracht und ihn wohl auch etwas "menschlicher" gemacht.

 

OnlineReports: Sie waren selbst an einer Expedition zur Suche nach Bruno Mansers beteiligt (Bild). Für wie hoch schätzen sie die Chance ein, dass noch Spuren zur Vorschein kommen?Suter: Eine schwierige Frage.

 

Man hat ja Bruno Manser auf die verschiedensten Arten gesucht: Physisch mit Expeditionen nach Borneo, aber auch mit Geisterbeschwörungen, Kartenlegen, Hellsehen, Astrologie und Graphologie. Gefunden wurde viel – und doch nichts. Es ist also nach wie vor alles offen.

 

OnlineReports: Bruno Manser hat mit spektakulären, manchmal waghalsigen oder gar gefährlichen Aktionen auf sich und seinen Kampf aufmerksam gemacht. Was ist Bruno Mansers Verdienst und was hat er erreicht?

 

Suter: Sein Verdienst ist es wohl, dass er die Bevölkerung für die problematische, wenn nicht mörderische Verwendung von Holz aus Ur- und Regenwäldern sensibilisiert hat. Und dass er mit den Penan aufzeigte, dass es in den "menschenleeren" Wäldern Völker gibt, die von den Früchten dieser Wälder leben können – bis ihnen Fremde diese Möglichkeit raubten.

 

"Wir Menschen vergessen rasch."


OnlineReports: Bruno Manser gilt per Gerichtsbeschluss als offiziell verschollen. Wie gross ist die Gefahr, dass mit dem Verschwinden der Symbolfigur nun auch der Kampf gegen die Abholzung und die kommerziellen Interessen der Holzhandelskonzerne einschläft?

Suter: Die Gefahr ist gross. Wir Menschen vergessen rasch, wenden uns nach einer Katastrophe schnell wieder unseren persönlichen Problemen zu. Der Tsnuami vom letzten Dezember und das überschwemmte New Orleans sind schon Vergangenheit. Jetzt bedauern wir die Erdbebenopfer in Kaschmir. Wir müssen davon ausgehen, dass uns Naturereignisse dieser Art immer mehr in Atem halten. Hinzu kommen die vom Menschen gemachten Katastrophen wie die tägliche Vernichtung grosser Waldflächen. Doch diese geschieht im Stillen: Wir können sie verdrängen. Dass dies nicht gänzlich passiert, dafür sorgen auch der Bruno Manser Fonds, Greenpeace, die "Gesellschaft für bedrohte Völker" und viele andere Organisationen. Und Bruno Manser, der uns und unseren Kindern mit seinem Engagement hoffentlich in Erinnerung bleiben wird.

OnlineReports: Welche Rolle spielten Frauen, die Sie in Ihrem Buch ja auch beschreiben, im Leben Bruno Mansers?

Suter: Eine überaus tiefe Beziehung hatte er zu seiner Mutter Ida Manser. Zu seinen Schwestern war er lieb und kameradschaftlich. Auf Freundinnen liess er sich aber lange nur halbherzig ein. Er wollte zuerst die Welt entdecken, und da spielten Frauen eher eine Nebenrolle. Erst nach seiner Rückkehr verliebte er sich über alle Ohren in eine verheiratete Frau. Diese Liebe wurde von ihr aus Vernunftgründen aufgelöst, was ihn an den Rand des Suizids trieb. Mit seiner letzten Liebe wollte er Kinder haben und sich vom Kampf zurückziehen. Ob dies gelungen wäre, weiss ich nicht. Jedenfalls ist er darauf hin nicht mehr heimgekehrt.

OnlineReports: Gelegentlich hiess es, Bruno Manser lebe in Sarawak mit einer Penan-Frau zusammen und habe mit ihr ein Kind.

Suter: Wir können davon ausgehen, dass Manser in Sarawak keine eigenen Kinder zurücklässt. Sein Charakter hätte es ihm verboten, ein eigenes Kind zu verleugnen.

OnlineReports: Wäre BM, wie Sie Bruno Manser in Ihrem Buch nennen, überhaupt fähig gewesen, sich zu binden und in der Schweiz ein normales bürgerliches Leben zu führen?

Suter: Das weiss ich nicht. Ich weiss nur, dass er eine feste Bindung wollte. Er versprach seiner letzten grossen Liebe, sie zu heiraten und mit ihr Kinder zu haben. Sicher wäre er ein guter Vater gewesen, denn Kinder liebte er und er konnte es gut mit ihnen. Aber ob dieser Papa plötzlich ein normales bürgerliches Leben hätte führen können – das ist mir eher etwas schleierhaft.

 

"Er konnte mit Mächtigen so reden,
dass sie ihm wenigstens zuhörten."


OnlineReports: Nach aussen hin schien Manser ein Einzelgänger zu sein. Wie wir in Ihrem Buch lesen, konnte er aber immer wieder Unterstützung von unerwarteter Seite gewinnen.

Suter: Ja, Manser war ein Einzelgänger. Aber gleichzeitig war er auch teamfähig, hilfsbereit und stets für andere da. Seine grosse Fähigkeit war es, mit mächtigen Leuten aus Wirtschaft und Politik so zu reden, dass sie ihn wenigstens anhörten und ihn, wo es ging, auch unterstützten. Ein schönes Beispiel ist alt Bundesrätin Ruth Dreifuss, die ihm zur wohlwollenden und kritischen Freundin wurde.

OnlineReports: Immer wieder machte Bruno Manser mit spektakulären Aktionen auf seinen Kampf aufmerksam. So stürzte er sich am Seil der Klein Matterhorn-Bahn in die Tiefe. Waren dies auch so etwas wie Verzweiflungstaten?

Suter: Diese vielfach kritisierte Aktion wurde tatsächlich aus einer Art Verzweiflung heraus geplant. Manser tat dies auf seine ihm liebste Art, nämlich mit kalkuliertem Risiko und Körpereinsatz. Er wollte einmal mehr auf die Vernichtung der Urwälder und die Klimaerwärmung aufmerksam machen – zu einem Zeitpunkt, in dem diese Art von Umweltaktionen den Medien nicht mehr passten. Aber auch für den Sturz vom Kleinen Matterhorn wusste er sich die Bewilligung der Behörden und Seilbahnbetreiber einzuholen.

 

"Manser wurde zur Gallionsfigur
einer weltweiten Regenwald-Kampagne."


OnlineReports: Unter den malaysischen Behörden galt Manser als Staatsfeind Nummer eins. Hiess dies, dass es ihm zumindest gelungen ist, die Behörden zu verunsichern und als Profiteure der Urwaldrodung zu entlarven?

Suter: Bruno Manser hat die Behörden Malaysias nicht nur verunsichert, er hat bereits während seiner Urwaldzeit dem Ruf des Landes und seiner Holzkonzerne massiv geschadet. Er wurde damals zur Gallionsfigur einer weltweiten Regenwaldkampagne, die Malaysia und seine mit der Holzindustrie verbandelten Politiker schwer kritisierten. Genützt hat dies wenig – noch ein paar Jahre so weiter und Penan-Land ist weitgehend entwaldet. Hingegen sind die Penan heute weltweit ein Begriff, und der Bruno Manser Fonds kann sie unterstützen und verteidigen. Das ist Brunos grösstes Verdienst in Sarawak.

OnlineReports: Belege von Bruno Mansers Tod liegen nicht vor. Könnte es sein, dass Bruno Manser eines Tages wieder auftaucht?

Suter: Ich bin kein Hellseher. Ich habe nur ein Gefühl, und dieses sagt mir: Irgendwann werden wir erfahren, wo Bruno ist.


Ruedi Suter: "Bruno Manser - Die Stimme des Waldes", Zytglogge Verlag, 344 Seiten, 39 Franken.

11. Oktober 2005

Weiterführende Links:


TEXTPROBE

"Dunkler, triefender Wald. Nichts zu hören ausser dem eigenen Keuchen und dem Prasseln des Regens auf dem Blätterdach. Alles ist nass, Hemd, Hose, Gepäck. In den Schuhen schmatzt eine rotbraune Brühe aus Wasser, Blut und Dreck. Bei jeden Halt müssen die Schuhe ausgeleert werden. Keine halbe Stunde später sind sie wieder voll.

Mit der dauernden Nässe, den Blutsaugern, den Wunden, dem Hunger und vielen weiteren Schwierigkeiten eines wochenlangen Marsches durch den Dschungel Borneos musste ich rechnen. Auch mit Myriaden stechender Moskitos und jener dumpfen Hitze, die mir schon in afrikanischen und südamerikanischen Tropenwäldern begegnet sind. Doch Stechmücken und Schwüle liessen uns bis dahin unbehelligt. Die Heimat der letzten Penan-Waldnomaden ist ein Bergland; je höher wir steigen, desto angenehmer sind die Temperaturen.

(...)

Im Penanland hat BM seine Sandalen rasch weggeworfen. Er zwang sich zum Barfussgehen. Zuerst litt er zwar, hatte dauernd offene Füsse, musste sich regelmässig mit dem Messer die Dornen herausoperieren. Auch dann noch, als seine Sohlen von einer dicken Hornhaut geschützt wurden. Aber die Dornen, Stecken und Steine bohrten sich bald nicht mehr so tief ins Fleisch. Und mit dem Schmerz lernte er umgehen.

(...)

Das Barfussgehen wurde für BM im Laufe seiner Urwaldjahre zur Gewohnheit. Und zum Befreiungsakt: Er, der Mensch der Moderne, war nicht mehr auf Schuhe angewiesen! Ein Sieg über sich selbst.

(...)

Die Gandhi-Brille war sein einziges 'Kleidungsstück' aus unserer Zivilisation, das er bei seiner Verwandlung zum Jäger und Sammler behielt. Äusserlich unterschied ihn damals nichts mehr von seiner weit gehend nackten Penan-Familie ausser dieser Brille, ohne die sich Entfernteres in Schemen und Lichtspiele auflöst."


Ruedi Suters Einstieg in die Manser-Biografie.

DER GESPRÄCHSPARTNER

Ruedi Suter (54) ist einer der besten Kenner Bruno Mansers. Er begleitete ihn als Freier Journalist in Basel seit seiner Rückkehr aus Sarawak im Jahr 1991 bis zu seinem Verschwinden im Frühling 2000 intensiv. Der Autor wurde, als Sohn schweizerischer Eltern, im Katanga (ehemals Belgischer Kongo) geboren und wuchs dort auf bis ins Alter von neun Jahren. Nach der Rückkehr seiner Familie in die Schweiz verbrachte er seine Schulzeit in Basel. Suter arbeitet seit 1974 als Freier Medienschaffender, so für das "Aargauer Tagblatt" und für die "National-Zeitung". In der "Basler Zeitung" profilierte er sich vor allem mit ausführlichen internationalen Text- und Bildreportagen zu den Themen Ökologie, indigene Völker und Dritte Welt. Ferner arbeitete er für Publikationen wie "Weltwoche", "NZZ am Sonntag" und "Facts" sowie für verschiedene NGO-Publikationen. Ruedi Suter ist Redaktor von "Habari", der Zeitschrift der "Freunde der Serengeti Schweiz" und auch langjähriger Mitarbeiter von OnlineReports. Er ist verheiratet und lebt in Basel.


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