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© Foto: 2012 Art Gallery of Ontario, Toronto


Visionen des alten Malers in der Einsamkeit seines Ateliers

Ein schillernder Name in der neuen Ausstellung in der Fondation Beyeler: Edgar Degas (1834-1917). Das ebenso luftige und raffinierte wie eigensinnige Werk des französischen Malers kann damit rechnen, ein grosses Publikum zu finden. Und es verdient es.
Riehen, 28. September 2012

Gewöhnlich wird Edgar Degas in einem Zug mit den Impressionisten genannt. Das trifft sicher auf seine Themen zu – das alltägliche Leben der Bourgeoisie, das so wichtig für die Maler der Zeit war –, auf keinen Fall aber auf seine Malweise mit der Anwendung der Spektralfarben.

Degas war ein Porträtmaler in der Nachfolge des klassizistischen Malers Jean Auguste Dominique Ingres. In seinem Frühwerk nehmen häusliche Szenen breiten Raum ein, Büglerinnen, das Theater, immer mit überraschenden Blickwinkeln und Bildausschnitten. Jockeys und Pferderennen sowie die Tänzerinnen bei der Probe im Ballettsaal und auf der Bühne gehören zu den weiteren Themen, denen er sich in späteren Jahren mit obsessioneller Repetition zuwandte.

Als die Sehkraft schwand

Genannt werden müssen auch Degas' letzte Experimente mit Monotypien (nasse Farbe, auf eine Unterlage aufgetragen, wird mit einer Druck- oder Reibepresse verteilt, von Degas oft zusätzlich mit Pastell überarbeitet). Damals hatte seine Sehkraft schon merklich nachgelassen, was mit ein Grund war, dass er sich als Ausweg neben den Monotypien – allerdings mit bemerkenswerten Ergebnissen – zuletzt auch der Plastik zuwandte. Landschaften, nach der Natur gemalt, erregten seinen Zorn.
 
Diese Übersicht wäre untauglich, würden die Akte, meistens als Pastell ausgeführt, in seinem Spätwerk ausser Acht gelassen. Noch einmal lässt sich Degas auf ein malerisches Abenteuer ein und malt und zeichnet Frauen, die sich in einem Bodenzuber waschen, in die Badewanne steigen oder aussteigen, sich abtrocknen, die nassen Haare kämmen, ihre Toilette verrichten, in allen möglichen, oft verrenkten Körperhaltungen, ein Werk um das andere (oben "Femme au bain", 1893-98).
 
Degas' Voyeurismus braucht nicht, soll nicht und kann auch gar nicht unterschlagen werden. Im vergangenen Frühling hat das Musée d'Orsay in Paris mit den Akten eine grosse thematische Ausstellung gezeigt. Der Künstler war mit den Jahren ein eigensinniger Sonderling geworden, auch in seinen politischen Ansichten. Das Alter hatte ihn verbittert. Aber seinen Visionen, die ihn manchmal geradezu bedrängt haben müssen, blieb er bis zuletzt treu.

"Klaustrophobische Aktdarstellungen"

Soviel zu Degas' Werk. Nun zur Ausstellung bei Beyeler. Martin Schwander, der sie kuratierte, hat den Blick bewusst auf das Spätwerk und konnte so eine thematische Konzentration erzielen und eine breite Auswahl von Tänzerinnen sowie von Frauenakten zeigen – gänzlich "unerotische" Werke übrigens, eigentlich "klaustrophobische Aktdarstellungen", wie er sagte, angesichts der Umstände, unter denen sie zurückgezogen im Atelier entstanden sind. Die Aussage kann auch auf die Begrenzung der Bildfläche bezogen werden.

Beim Betreten der ersten Säle sind die Besucher von den Tänzerinnen so umgeben, als stünden sie mitten unter ihnen. Auch die Figuren aus dem Spätwerk, die in den Räumen verteilt aufgestellt sind, tragen zum Eindruck bei. Soviele Werke aus dieser Schaffensphase sieht man selten an einem einzigen Ort versammelt. Was Degas interessierte, war die eingefrorene Bewegung, auch bei den Reiter- und Jockeybildern, auch bei den Akten. Bei den Tänzerinnen will Schwander in deren Haltungen "Chiffren der Mühe und Entbehrung" sehen, die sich ohne weiteres auf Degas' eigenes Streben nach Perfektion interpretieren lassen.

Von einer Pose zur anderen

Und noch etwas ist höchst bemerkenswert: wie die Posen der Tänzerinnen fast ohne Umweg in die Körperhaltungen der Frauen auf den Bade- und Toilettenszenen übergehen. Nur eben mit dem kleinen – oder grossen – Unterschied, dass hier der Blick eine obsessionelle Qualität bekommen hat.

Schliesslich sind ein knappes Dutzend der Monotypien zu sehen – Werke, deren wegbereitende Kühnheit kaum zu überbieten ist. Hier war der greise und fast blinde Degas seiner Zeit weit voraus, bis heute. Man kann diese Werke, deren zufälliges Ergebnis nebenbei immer neue überraschende Wirkungen erzeugt, gar nicht genug rühmen. Wenn man denkt, dass sie bei Degas' Tod beinahe weggeworfen worden wären. Nicht auszudenken, was für ein Verlust das gewesen wäre.

Fondation Beyeler Riehen: Edgar Degas. Das Spätwerk. Vom 30. September 2012 bis 27. Januar 2012. Katalog 68 Franken. Begleitprogramm siehe www.beyeler.com



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