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"Arena"-Dompteur Sandro Brotz: Er macht's deutlich besser
Zürich, 2. Juni 2019
Nicht dass ich inzwischen zur Auffassung gekommen wäre, die "Arena" als wichtigste monothematische Politik-Sendung des Schweizer Fernsehens sei als Format den heutigen Ansprüchen noch gewachsen.
Aber unter der Bedingung, es beim Bisherigen bewenden zu lassen – häufig Politiker und häufig dieselben, Absenz von Entscheid-Betroffenen in der Linie der Primär-Debattierer, rücksichtsloser Insider-Slang und für ein Mehrheitspublikum nicht verständliche Abkürzungen und so weiter –, ist die Wahl des früheren "Rundschau"-Chef Sandro Brotz als Nachfolger von Jonas Projer eine gute Wahl, wie sich nach den ersten Sendungen zeigt.
Nicht weniger hart, aber weniger theatralisch
Brotz tritt als zurückhaltender Dienstleister und nicht als narzisstisch ambitionierter Liebling der Nation wie Projer auf. Dessen peinliches "Danke für den herzlichen Empfang", als sei er der Hauptakteur der Sendung und nicht bloss der im Interesse des Publikums vor den Bildschirmen handelnde Moderator, ist verschwunden zugunsten einer leichten kurzen Verneigung als Referenz gegenüber der Studio-Zuhörerkulisse.
Dompteur Brotz interviewt nicht weniger hart, aber weniger theatralisch als Projer. Er verbeugt sich verbal nicht vor Politikern mit erhöhtem Status ("Herr alt-Bundesrat"), bringt Ruhe in den Diskurs, wenn die Darsteller ihre obligaten PR-Sprüche zünden ("unsere Partei hat als Erste ...") oder vor dringendem Konter-Bedürfnis ihr Mundwerk nicht mehr im Schach zu halten imstande sind und die Äusserungen ihrer Kontrahenten mit Dreinreden zerstören.
Mehr Ruhe, Tiefe und Erkenntniswert
Der neue "Arena"-Chef lässt seine Protagonisten mal einige Sätze entwickeln, ohne dass er gleich aufdringlich zum Gegenangriff animiert wie Projer. Er vermittelt dadurch der Sendung mehr Ruhe, Tiefe und Erkenntniswert, was der eigentliche Anspruch an ein öffentlich-rechtliches Fernsehen sein muss.
"Ich wünsche mir mehr politische Diskussion"
Gestern mal kurz im österreichischen Fernsehen reingeschaut. Bei unseren Nachbarn werden regelmässig anregende Diskussionen oder Einzelgespräche zu politischen und gesellschaftlichen Themen geführt. Es ist da richtig etwas los – nicht nur in der jetzigen Situation. Ich wünsch mir grundsätzlich mehr politische Diskussionskultur im Schweizer Fernsehen, nicht nur spät nachts, während der "ZDF heute-show".
Jost Müller, Basel
"Selbstbeweihräucherung und Schlaumeierei"
Herr Ullrich, als Insider, hat natürlich vollkommen recht. Ich habe schon vor Jahren aufgehört , diese "Selbstbeweihräucherungs-Sendung" anzuschauen. Substanzlose "Schlaumeierei" mit den fast immer gleichen Politikern, die scheinbar Nachholbedarf haben und denen die Bundespräsdenz in Bern nicht genügt.
Albert Augustin, Gelterkinden
"Erniedrigende Prädikate und Aussagen"
Wozu vergleichen? Dieser Bericht ist mit etwas viel erniedrigenden Prädikaten und Aussagen, die die beiden Sendeleiter vergleichen, bestückt. Brauchts das? Es wäre doch angebracht, die veränderte Art der neuen Sendung zu beschreiben. Das genügt.
Viktor Krummenacher, Bottmingen
"Nicht jede Woche ein wichtiges Thema"
Es ist doch nicht jede Woche ein wirklich wichtiges Thema verfügbar, welches einer solchen Diskussion würdig wäre. Einmal pro Monat wäre sinnvoller – statt das ewige Blabla. Vielleicht könnte ich dann auch versucht sein, "Arena" zu sehen. So jedenfalls nicht, auch nicht mit Brotz.
Rino Solari, Binningen
"Eine über Jahre permanente Aufwärmerei"
Ich sag’s als "Insider" und ewiger servicepubliquler frank und frei. Das Dilemma mit der Sendung "Arena" wird durch die Tatsache, dass sie nun besser moderiert resp redigiert wird, nicht kleiner. Es gibt Dinge, die sollte man in Würde beenden und damit Platz machen, damit Neues entsteht. Die über Jahre permanente Aufwärmerei des immer gleichen Formats bekommt der Sendung zu wenig gut. Nich nur auf Dauer sondern schon lange. Wie heisst das Prinzip: Mut zur Lücke?
Niggi Ullrich, Präsident SRG Region Basel, Arlesheim