Werbung


Im Gericht: Ungetreuer Beistand attackiert OnlineReports

Der wegen Veruntreuung in erster Instanz verurteilte ehemalige Prattler Beistand und seine Anwältin griffen heute Dienstag vor Kantonsgericht OnlineReports heftig an. Der bekannte Dorfbewohner hatte das Konto seines schwer behinderten Mündels und Schwagers geplündert.
Liestal/Pratteln, 26. September 2017

Der demnächst 60-jährige Prattler Versicherungsfachmann war letzten Dezember vom Strafgericht wegen Veruntreuung zu zweieinhalb Jahren Freiheitsentzug, davon sechs Monate unbedingt verurteilt worden. Als ernannter Beistand der Vormundschaftsbehörde Pratteln war ihm sein nach einem Unfall durch ein Schädel/Hirn-Trauma schwer behinderter Schwager anvertraut worden.

Zwischen 2005 und 2013 tätigte der Beistand vom Konto seines vermögenden Mündels 136 Überweisungen für eigene Rechnungen in Höhe von über 352'000 Franken – darunter beispielsweise 9'700 Franken für einen Massanzug aus einem exklusiven Zürcher Modehaus oder 8'000 Franken für einen "Loewe"-Fernseher als Geschenk an seine Schwiegermutter, also die Mutter des Bevormundeten. Weitere beträchtliche derart finanzierte Ausgaben entstanden an Jagdhunde-Treffen im Elsass, wo der Angeklagte als Hunderichter amtiert.

Druck auf OnlineReports

Sowohl der Angeklagte wie seine Anwältin Patricia Jenny-Elmer griffen OnlineReports, damals wie heute Dienstag vor Kantonsgericht als einziges Medium im Gerichtssaal, am Ende des Verhandlungstages scharf an. Der Bericht über die erstinstanzliche Verhandlung habe sich in Pratteln "wie ein Lauffeuer" verbreitet. Seine Stelle, so der Angeklagte, hänge deshalb jetzt an einem "dünnen Faden", die Arbeitgeberin habe ihm "eine letzte Chance" gegeben. Die OnlineReports-Berichte (siehe Links unten) seien "schon fast rufschädigend" gewesen.

Nach Abschluss der heutigen Berufungsverhandlung versuchten sowohl der Angeklagte wie seine Anwältin, OnlineReports mit drohendem Unterton zu einer "zurückhaltenden Berichterstattung" zu drängen. Das tönte so: "Wollen Sie, dass ich meine Stelle verliere?" (so der Beschuldigte) oder "Sie wissen, dass Sie nicht so schreiben dürfen, dass mein Klient identifizierbar ist?" (so die Anwältin). Der Schreibende hielt diesem Druck entgegen, dass er sich seine Inhalte nicht vorschreiben lasse, dass in Gerichtsberichterstattungen das hoch gelobte Prinzip der Öffentlichkeit herrsche, und dass OnlineReports den Namen des Beschuldigten nie genannt habe.

Widersprüchliche Aussagen

In der heutigen von Präsident Dieter Eglin geführten Verhandlung vor Kantonsgericht zeigten sich nicht grundlegend neue Fakten. Der Angeklagte gestand die Vorwürfe und attestierte, "einen Riesenseich" gemacht zu haben. Seiner im Schlusswort betonten Reue und der Bekräftigung des "Bestrebens, alles zurückzuzahlen", standen Widersprüche entgegen, die der Vorsitzende durch harte Fragen offenlegte.

So erklärte der ehemalige hochverschuldete Beistand, der zwischen 140'000 und 190'000 Franken verdient, zum Tatmotiv, das Geld habe "nicht gereicht, die Rechnungen, die einfach da waren, zu bezahlen". Er habe sich finanziell "in einem Notstand" befunden. Richter Eglin verwies aber auf die Aussage in einer Einvernahme im Jahr 2014: Darin beanspruchte der Beistand das fremde Geld, weil er und seine Frau "viel gemacht haben" für seinen bevormundeten Schwager. Er habe verhindern wollen, dass die Kinder des Mündels, die "nichts für ihn gemacht haben", noch Millionen erben.

Ein Beistand mit 38 Betreibungen

"Das beisst sich", sagte der Richter auch in einem andern Fall. Die Beteuerungen, seinem Mündel den angerichteten Schaden zurückzahlen zu wollen, stimmten nicht mit dem aktuellen Stand überein: Seit dem erstinstanzlichen Urteil habe er ihm gerade mal eine Tranche von 100 Franken zurückerstattet.

Von den 38 Betreibungen in Höhe von fast 360'000 Franken, die 2014 offen waren, habe er "sehr viel zurückzahlen können". Dies auch dank seiner vor einem Jahr erfolgten Lohnpfändung, die ihn ans Existenzminimum von frei verfügbaren 3'100 Franken monatlich getrieben habe. Seine stattliche Wohnliegenschaft mit Swimmingpool in Pratteln wurde am 20. September zum Preis von 1,06 Millionen Franken versteigert. Wieviel davon nach Abzug der Hypotheken und weiterer Verpflichtungen noch zur Schuldentilgung übrig bleiben, ist nicht bekannt. Er sei derzeit daran, für sich und seine Ehefrau eine Mietwohnung zu suchen, so der damalige Beistand.

Verteidigerin gibt Prattler Behörde die Schuld

In ihrem Plädoyer wies Pflichtverteidigerin Patricia Jenny-Elmer darauf hin, dass ihr Mandant durch die Scheinselbstständigkeit "in die Schuldenfalle" geraten sei. Er habe im Mai 2005, als sich seine Schulden auf eine halbe Million Franken erhöht hatten, nach Übernahme des Beistands-Mandats eine erste Betriebsrechnung für die Jahre 2003/2004 eingereicht. Dass danach keine Rechenschaftsberichte mehr erfolgt seien, sei vor allem die Schuld der Gemeinde Pratteln, die auf telefonische Nachfragen über die Rechtmässigkeit von bestimmten privaten Rechnungszahlungen "keine Antwort" gegeben habe.

Daraus habe ihr Klient geschlossen, die Sache sei in Ordnung. Die damalige Vormundschaftsbehörde habe es "an Kontrolle und Überwachung vermissen lassen". Für die weit über den gerechtfertigten  Honoraransprüchen liegenden Bezüge ihres Mandanten "schien sich die Gemeinde Pratteln nicht zu interessieren". Die Verteidigerin forderte einen reduzierten Deliktsbetrag und eine auf zwei Jahre bedingte Freiheitsstrafe von 20 Monaten.

Zweifel am Rückzahlungswillen

Die Leitende Staatsanwältin Sylvia Gloor Hohner forderte hingegen wegen Veruntreuung eine Freiheitsstrafe von drei Jahren, davon ein Jahr unbedingt. Sie sprach von "Habgier" des Beschuldigten und bestand darauf, dass er sich "um das Vermögen des Mündels hätte kümmern müssen", statt es für eigene Zwecke abzuzweigen. Ein allfälliges Verschulden der Vormundschaftsbehörde trete neben jenes des Beschuldigten. Die Anklägerin zweifelte auch an dessen Rückzahlungswillen: "Er hat während zehn Jahren keinen Rappen zurückbezahlt."

Wie das Gericht entscheiden wird, zeigt sich morgen Mittwochnachmittag. Präsident Eglin hat vorsorglicherweise ein Fünfer- statt ein Dreiergericht aufgeboten, da dieses gegebenenfalls eine Strafe von mehr als drei Jahren aussprechen könne. In der Verhandlung fielen die aktive Teilnahme aller fünf Rechtsprechenden, aber auch die präzise und hartnäckige Fragestellung des Präsidenten auf.




Weiterführende Links:
- Beistand zehrte vom Vermögen des invaliden Schwagers
- Mündel-Vermögen: Beistand räumt teilweise Unrecht ein
- Mündel-Geld: Zweieinhalb Jahre für ungetreuen Beistand
- Mündel-Vermögen: Verurteilter Beistand appelliert


 Ihre Meinung zu dieser News
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)

www.onlinereports.ch - Das unabhängige News-Portal der Nordwestschweiz

© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigene Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

Auf dieser Website gibt es Links zu Websites Dritter. Sobald Sie diese anklicken, verlassen Sie unseren Einflussbereich. Für fremde Websites, zu welchen von dieser Website aus ein Link besteht, übernimmt OnlineReports keine inhaltliche oder rechtliche Verantwortung. Dasselbe gilt für Websites Dritter, die auf OnlineReports verlinken.

Veranstaltungs-Hinweis

 

Ein zärtlicher Irrsinn

Nach achtjähriger Abwesenheit kehrt Avery Sutton mit seiner Verlobten Gillian zu seiner Familie zurück. Was von da an passiert, muss man gesehen haben.

Mit "37 Ansichtskarten" von Michael McKeever winkt den Zuschauerinnen und Zuschauern eine zauberhaft schwarze Komödie mit berührenden Momenten und angenehmer Unterhaltung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Vorverkauf hier:
www.theater-rampenlicht.ch

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

Werbung






In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).