Werbung

© Foto by OnlineReports.ch


Das Baselbiet soll Schaffung eines Zukunftsrats prüfen

Eine prominent besetzte Tagung versuchte gestern Samstag in Sissach die Frage auszuloten, in welcher Verfassung sich das Baselbiet im Jahr 2030 befindet. Dabei kristallisierten sich die Möglichkeiten eines "Zukunftsrates" als auch einer Verfassungsrevision heraus.
Sissach, 22. April 2012

"Ein Zukunftsrat wäre ein erster wichtiger Schritt." Mit diesen Worten fasste Bildungsdirektor Urs Wüthrich (SP) seine Eindrücke zusammen. Die seiner Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion zugeteilte "Kommission Recht und Politik", die für das verfassungsrechtliche Schrifttum des Kantons verantwortlich zeichnet, hatte eingeladen, gemeinsam über "Baselland 2030" nachzudenken. Die Beiträge sollen Ende Jahr in einem Band publiziert werden.

Zugleich soll damit ein Anstoss für eine Revision der Kantonsverfassung von 1984 gegeben werden, was allerdings eher beiläufig erwähnt wurde. Wie ein Zukunftsrat konkret ins Leben gerufen werden könnte, liessen sowohl Wüthrich wie auch Sicherheitsdirektor Isaac Reber offen.

"Kein Tabuthema", so Wüthrich, wurde am Samstag ausgespart: Vieles andiskutiert, und die Fortsetzung dieser "wunderbaren Tagung" so deren Moderator und Geschäftsleiter des Basler Beratungsbüros "Ecos", Daniel Wiener, ins Auge gefasst. Dabei wurde die mögliche Entwicklung des Kantons aus vier Blickwinkeln geprüft: dem staatsrechtlichen, soziologischen, wirtschaftlichen und raumplanerischen. In Arbeitsgruppen wurden die Thesen vertieft und anschliessend im Plenum diskutiert. Zum Schluss herrschte – erwartungsgemäss – Einigkeit darüber, dass das gemeinsame Nachdenken über die Zukunft nottue. Die Einführung eines Zukunftsrates, wie ihn etwa der Kanton Waadt kennt, wurde wiederholt gefordert.

Baselbiet soll Universitäts-Standort werden

Während von grüner Seite wiederholt die Bildung eines Kantons "Nordwestschweiz" gefordert wurde, schälte sich am Samstag die Gewissheit heraus, dass Baselland zum Vollkanton aufgewertet werden müsse. Denise Buser, Staatsrechtlerin an der Universität Basel, begründete dies durch die zunehmende Europäisierung des nationalstaatlichen Rechts, die eine fast zwangsläufige Aufwertung der Kantone beziehungsweise Gliedstaaten mit sich bringe. Gemeinsam mit den Gemeinden, die durch Fusionen und Kooperationen effizienter würden, gelte es sich darauf vorzubereiten.

Für den Basler Soziologieprofessor Ueli Mäder gilt es die Weichen für eine "andere Welt" als der von "Konsum und Erwerb" zu stellen. Die Baselbieter Geschichte ermutige dazu, "Ambivalenzen" und "sowohl-als-auch" Lebensbedingungen zuzulassen, so Mäder. Aus Wirtschaftssicht, so die Swisscom-Kommunikationsverantwortliche und frühere Baselbieter CVP-Nationalrätin Kathrin Amacker, gelte es, den Kanton auf wenige Schwerpunkte festzulegen ("Alleinstellungsmerkmale") und gegenüber der Stadt darauf zu drängen, die Universität Basel auf einem zentralen Gelände ("Campus") im Baselbiet anzusiedeln und dort ein für Wirtschaftsgründungen generell freundliches Klima zu schaffen.

"Vision" stiess kaum auf Resonanz

Insgesamt reichten die nach der Vertiefung in Arbeitsgruppen vorgetragenen Forderungen vom "Stimmrecht für die Ungeborenen" über Nachhaltigkeit, bis zur aktuellen "Salina Raurica"-Planung. Es ist die letzte grosse Siedlungsfläche im Kanton, die gegenwärtig für Speditionsunternehmen und deren Fuhrpärke statt für "hochwertschöpfende Industrien", wie von der Regierung gewünscht, zugebaut werde. Einigkeit herrschte unter den rund 100 Tagungsteilnehmerinnen und Teilnehmern – vorwiegend aus Politik und Behörden und praktisch keinen aus der unabhängigen Wirtschaft –, dass es dem Baselbiet an Schwung und Pfiff mangle. Die vom Regierungsrat im Februar mit viel Selbstbeweihräucherung präsentierte "Vision" zeigte kaum Resonanz.

Ein Teilnehmer beobachtete, die Baselbieter Verwaltung sei gegenwärtig so "verkrustet" wie es die der Stadt vor zwanzig Jahren gewesen sei. Dem widersprach alleine der grüne Regierungsrat Isaac Reber in seinem Eintrittsreferat: "Wir sitzen alle in einem Boot", sagte er, zugleich ein "radikaleres Denken" fordernd. Denn, nach Reber gelte es, "den Hafen" für den Kanton zu bestimmen. Der grüne Bewegungspolitiker zitierte den Stoiker Seneca: "Wenn man nicht weiss, welchen Hafen man ansteuert, ist kein Wind günstig." Bleibt im stoischen Sinne anzumerken: Bei Flaute ist selbst dies Theorie.




Weiterführende Links:
- Mit Team-Therapie zu neuen Steuer-Batzen


 Ihre Meinung zu dieser News
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/echo.gif

"Einzige Aufgabe ist die Wiedervereinigung"

Die einzige Aufgabe eines Baselbieter "Zukunftsrates" ist die Wiedervereinigung der beiden Basel vorzubereiten. Alle andern Aufgaben können nur noch regional, das heisst zusammen mit allen anderen Nachbarkantonen, gelöst werden. Einzelaktionen sind sinnlos. Das Anstreben eines Vollkantons ein Irrweg. Die Zeit zum Prüfen und Nachdenken ist vorbei. Jetzt muss gehandelt werden.

 

Die Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter (CVP BL) sagte am 14.4.2012 in der Basellandschaftlichen Zeitung kurz und bündig: "Unsere politischen Grenzen sind nicht mehr zeitgemäss und schaden der Region. Was wir brauchen sind sinnvolle Gemeindefusionen, die Wiedervereinigung der beiden Basel und zu einem späteren Zeitpunkt den Kanton Nordwestschweiz." Das ist keine Vision, sondern ein klares Konzept.


Peter P. Bauer, Basel




"Es ist immer dasselbe"

Das Problem beim Formulieren von Visionen und Strategien ist immer dasselbe: Man fängt irgendwo beim Mittelteil an und die mit der Prozesssteuerung betraute Person verfügt über wenig Erfahrung in Sachen Strategieentwicklungsprozessen. Was die Teilnehmer an dieser Tagung scheinbar gemacht haben, ist mehr oder weniger ein Orakeln über die Zukunft: Wahrscheinlich werden Wasser und Strom knapper. Und der Lebensraum enger. Evtl. müsste man die Universität zusammenfassen irgendwo im Baselbiet und nicht in Basel. Das alles hat nichts mit einer Vision zu tun. Niemand hat sich da eine Vision erdacht, auch nicht der Regierungsrat mit seinem Visionspapier, welches im Februar präsentiert wurde. Da wird von 2000-Watt-Gesellschaft geschrieben. Oder etwa "Gut ausgebaute und betriebsbereite Verkehrsnetze sind die unver­zichtbare Basis für das Funktionieren einer modernen Gesellschaft und einer prosperierenden Wirtschaft".

 

Das sind Theorien, undiskutiert als Fakten präsentiert werden – aber keine Vision. Eine Vision als Individuum ist relativ einfach zu formulieren: Man überlege sich, wie man 2030 einen Arbeitstag verbringen MÖCHTE. Wie man wohnen MÖCHTE. In welcher Umgebung, in welcher Stimmung, mit welchen Nachbarn, mit welchem Lohn in welcher wie administrierten Wohngegend/Dorf/Distrikt…. Wenn das viele Einzelpersonen machen – wie das an einer solchen Tagung der Fall ist – könnte man einen Konsens finden, wie eine für alle mehr oder weniger erstrebenswerte Zukunft aussehen müsste. Ist man sich in dieser Vision einig, kann man Strategien entwickeln, wie diese Vision zu erreichen ist, kann diese zu strategischen Schwerpunktfeldern zusammenfassen und Massnahmen ableiten, Teilziele erstellen, einen Controllingkreislauf installieren etc., etc.

 

Also - nicht erst Massnahmen beschliessen (Autobahn 8spurig, Minarette nur ausserhalb des Dorfkerns, Wassersparen), wie das leider immer wieder von "Strategen" gemacht wird. Vielleicht könnte ein Zukunftsrat diesen strategischen Entwicklungsprozess besser bewerkstelligen als ein Regierungsratsgremium. Aber wäre es nicht eine oder sogar DIE Kernaufgabe einer Exekutive, eben solche strategische Prozesse in regelmässigen Abständen durchzuführen, zu überprüfen und anzupassen? Das nennt sich vorausschauend führen.


Lars Mazzucchelli, Sissach



www.onlinereports.ch - Das unabhängige News-Portal der Nordwestschweiz

© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigene Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

Auf dieser Website gibt es Links zu Websites Dritter. Sobald Sie diese anklicken, verlassen Sie unseren Einflussbereich. Für fremde Websites, zu welchen von dieser Website aus ein Link besteht, übernimmt OnlineReports keine inhaltliche oder rechtliche Verantwortung. Dasselbe gilt für Websites Dritter, die auf OnlineReports verlinken.

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Bais steht vor Gewissens-Entscheid"

OnlineReports.ch
Im Titel des Newsletter-Textes vom 18. April 2024 über die SVP-Basis.
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Auch Nomen sind Glückssache.

RückSpiegel

 

Das Regionaljournal Basel veweist in einem Beitrag über die Probleme der Kitas im Baselbiet auf OnlineReports.

Der Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über Roger Blums Buch über die Basellandschaftliche Zeitung auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.
 

Weitere RückSpiegel

Werbung







In einem Satz


Die Baselbieter Regierung hat Kathrin Choffat und Roger Müller als neue Mitglieder des Bankrats der BLKB für die laufende Amtsperiode bis Mitte 2027 gewählt. 

Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).