Lieber Einbrecher und Kriminaltourist ...
Checkpoint Liestal, 12. Oktober 2013
Als Tourist sind Sie der deutschen Sprache vielleicht nicht oder nicht perfekt mächtig. Als Einbrecher vielleicht schon eher. Falls nicht, sei dies hier eine ernsthafte Warnung, deren öffentliche Verbreitung keinerlei Geheimnisverrat ist, sondern die Legitimation der Polizei Basel-Landschaft besitzt, die schon fast in Neusprache kaschierte, was seit Tagen die Medien beschäftigt.
Also: Wir machen Sie – ob nun Kriminaltourist oder lumpiger einheimischer Einbrecher – darauf aufmerksam, dass im Baselbiet eine "Polizei-Offensive bei der Bekämpfung von Einbrüchen" im Gange ist, wie ein offizielles und somit auch Ihnen zugängliches Polizei-Communiqué verkündet. Es würden dabei "neue Wege beschritten". Genau genommen handelt es sich bei den "neuen Wegen" weniger um eine "Polizei-Offensive" als um eine schwerpunktmässige Kooperation der Baselbieter Polizei mit der Schweizer Armee. Im Monat Oktober werden nämlich bewaffnete Angehörige des Militärpolizei-Bataillons 1 die kantonalen Ordnungshüter "während einer gemeinsamen Einsatzübung aktiv in Erscheinung treten".
Vorsicht: Checkpoint Baselbiet
Doch Vorsicht, meine Herren Einbrecher und Kriminaltouristen! Hier geht es nicht um eine kleine Übung während der Dämmerung. Hier geht es um Strassenkontrollen, an denen Polizei und Militärs genau nach Ihnen Ausschau halten. Die Militär-Polizei wird an ihrer Kämpfer-Uniform und ihrer Bezeichnung "MP" oder "Militär-Polizei" zu erkennen sein. Das Baselbiet wird sich in diesem Monat als Checkpoint darbieten.
Wer wollte dagegen schon etwas einzuwenden haben – allein schon deshalb nicht, weil die BDP diesen Einsatz "für verfassungskonform" hält. Meine Herren Einbrecher und Kriminaltouristen, glauben Sie ja nicht, diese Kooperations-Initiative sei nur ein Minderheiten-Hirngespinst von Verfolgungswahn-getriebenen Gauner-Jägern. Vielmehr besteht ein breiter Konsens von Grün bis SVP, diesem Einbruchs-Unwesen mit unkonventionellen Mitteln und einheimischen Kräften Einhalt zu gebieten. Die Basler SVP lobte jedenfalls den grünen Baselbieter Sicherheitsdirektor (der im Fall kein Linker ist) über den grünen Klee. Zu Recht, wie uns scheint. Denn wer schon unwillkommene Fremde im Hause hatte wie der baselstädtische Sicherheitsdirektor (der zur Einbruchs-Bekämpfung freilich auf die Militärpolizei verzichten will), wird sich alles andere wünschen als einen Wiederholungsfall.
Auch exterritoriale Umwege unter Kontrolle
Es wäre, meine Herren Einbrecher und Kriminaltouristen, auch nicht ratsam, die Hauptverkehrsachsen zu meiden und beispielsweise Rünenberg nicht über Gelterkinden anzupeilen, sondern über das exterritoriale solothurnische Wisen. Solche Ausweichmanöver dürften im Einsatzdispositiv des polizeilich/militärischen Kontrollkomplexes vorgesehen sein. So könnte auch im kurzen Waldstreifen zwischen Wisen und Zeglingen unerwartet eine rote "Halt Polizei!"-Lampe im Militär-Verbund aufleuchten.
Mit andern Worten: Im Oktober wird im Baselbiet kein Durchkommen sein. Darum, meine Herren Einbrecher und Kriminaltouristen, verschont uns darum vor Besuchen und bleibt, wo Ihr seid. Am besten für immer. Sonst wird die polizeilich-militärische Kooperation noch zum Normalfall.
"Wir müssen wieder lernen, uns zu wehren"
Grundsätzlich verspreche ich mit von diesen vermehrten Verkehrskontrolle keinen gravierenden Erfolg in Sachen Verbrecher. Diese sind nämlich auch nicht dumm und agieren in Gruppen. Wir gelten in Europa, vor allem im Osten, als erstrebenswertes Ziel für Einbrecher und Verbrecher. Machen wir es ihnen doch so einfach. Keine Grenzkontrollen, luxuriöse Gefängnisse und eine Strafprozessordnung welche mehr dem Täter hilft als dem Opfer. Wieso denn also noch die anderen Länder heimsuchen? Hier ist der Wohlstand auf dem wir uns ausruhen.
Es wäre sinnvoller, die Armee zur Unterstützung der Grenzwache einzusetzen und endlich wieder die Grenzen zu sichern, dann würde das Übel bereits im Vorfeld abgeschreckt. 100 Prozent Sicherheit gibt es nicht, aber wir müssen wieder lernen, uns zu wehren und wenn es nur an der Urne ist.
Raymond Wetzel, Reinach
"Viel Lärm um nichts"
Das ist doch alles bloss viel Lärm um nichts. Dass die Militärpolizei gelegentlich ein "Praktikum" bei der zivilen Polizei absolviert, ist absolut nichts Neues; das gab es schon vor Jahrzehnten. Vielleicht ist neu, dass nun auch gezielt nach Verdächtigen und Einbruchswerkzeugen oder gar Beute gesucht wird, und nicht nur nach Verkehrssündern. Das ist eine gute Sache! Die von uns allen getragenen Kosten der WKs und Rekrutenschulen der Militärpolizei werden so in doppelter Hinsicht sinnvoll eingesetzt: für bessere Ausbildung der Soldaten und Sicherheit der Bevölkerung. Wenn die Linke endlich ihr Feindbild gegenüber uns allen dienende Polizeimassnahmen aufgeben würde, die über Abzocke im Autoverkehr hinausgehen, könnten wohl tatsächlich mal Erfolge gegen die steigende Kriminalität erzielt werden, die über jene der nicht an Kantonsgrenzen gebundene Grenzpolizei hinausgehen.
Peter Waldner, Basel
"Dienst- und Schiessbüchlein nicht vergessen!"
Liebe EinbrecherInnen und KriminaltouristInnen...
... für Ihre beabsichtigten Baselbieter Einbrüche empfiehlt es sich deshalb auch das Dienst- und Schiessbüchlein auf sich zu tragen und auf Verlangen vorzuweisen.
Sollten Sie Ihre Taten allerdings lieber in Basel zum Beispiel im Gundeli begehen wollen, möchten wir Sie höflichst darum bitten, sich wenigstens an die üblichen Ladenöffnungszeiten zu halten, da der zuständige, neu renovierte Polizeiposten am Tellplatz sonst geschlossen ist und Sie nicht bedienen kann. Ob es dort auch noch Betriebsferien gibt, ist uns nicht bekannt.
Am besten wäre es ohnehin, für die beabsichtigten Einbrüche vorher ein (Um-)Baugesuch einzureichen. Die entsprechende Bewilligung wird Ihnen dann, zusammen mit dem Entscheid über eine allfällige Subventionsberechtigung, "rechtzeitig" zugestellt. Falls die Stadtbildkommission keine Einwände hat.
Peter Ensner, Basel