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AKW-Gegner: "Straflosigkeit bei Atomunfällen muss enden"

Das unsichere AKW Fessenheim soll sofort geschlossen und die Kernkraftbetreiber in Zukunft bei Unfällen ins Gefängnis wandern. Dies zwei Forderungen einer internationalen Kundgebung am Ostermontag auf der Fussgängerbrücke zwischen dem französischen Huningue und dem deutschen Weil am Rhein.
Huningue, 25. April 2011

Die alternative Energie schien unerbittlich vom Himmel, als sich heute zur Mittagszeit schätzungsweise über 2'000 Atomkraft-Gegnerinnen und -Gegner am französischen Rheinufer bei und auf der kühn geschwungenen Fussgängerbrücke zwischen Huningue und dem deutschen Weil am Rhein einfanden.

 

Dorthin waren sie zum internationalen Protest aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz mit Fahrrädern oder zu Fuss gelangt, um die unverzügliche Schliessung des "störungsanfälligen" und "altersschwachen" Kernkraftwerks beim elsässischen Fessenheim zu beschwören.


Repi Guy Morin watscht Stadtbildkommission


Mit dabei auch Guy Morin, Regierungspräsident des Kantons Basel-Stadt. In gespielter Opferrolle versicherte der eingefleischte Atomkraftwerk-Gegner während seiner Rede, er sei heute gezwungen, nicht "nur gegen Fessenheim, sondern auch gegen alle Atomkraftwerke in der Schweiz" Widerstand anzumelden: "Die Kantonsverfassung zwingt mich, hier zu reden!" Tosender Applaus.

 

Eine Zukunft ohne Energie sei fraglos möglich, sofern "der politische Wille da ist", meinte Morin. Dann gab er der Basler Stadtbildkommission eine verbale Watsche, weil sie dem Chemiekonzern Lonza untersagte, an der Fassade seines Hauptsitzes eine Photovoltaik-Anlage anzubringen (OnlineReports berichtete). Guy Morin versprach den Stadbildwächtern Nachhilfeunterricht: "Die Zukunft unseres Stadtbildes sind Solarpanels!" Abermals Applaus. 


Die Männer, Frauen und Kinder der Kundgebung hatten es sich auf der Brücke und einer grossen Wiese am Rhein bequem gemacht. Ein paar Fahnen und Kleber mit gelben Sonnen wie auch Anti-AKW-Plakate zeigten, wo es nach Ansicht der Teilnehmenden lang gehen sollte in Zukunft. Auch auf dem Rhein schien eine Versammlung einberufen worden zu sein: 20 Schwäne schwammen auf dem Wasser, als wollten sie gerade an die zahlreichen Tiere um das japanische Havarie-AKW Fukushima erinnern, die jetzt getötet werden müssen, weil die Menschen vor der radioaktiven Verstrahlung geflohen sind und die Tiere kein Futter mehr erhalten.


"Auch aus dem Erdöl aussteigen"


Für alle bisherigen Opfer der Nuklearindustrie bat Jacques Muller, der Bürgermeister von Wattwiller und einstige Senatsabgeordete des Departements Haut-Rhin um eine Gedenkminute der Stille und Besinnung. Dann warnte Muller vor den Beteuerungen der Atomlobby und ihrer Vertreter in der Politik. Sie würden "Lügen" verbeiten, Risiken verniedlichen und gerade auch in Frankreich des Geschäftemachens wegen weiter der "unverantwortbaren" Atomenergie huldigen.


Ins gleiche Horn stiess die grüne  Nationalrätin und Biobäuerin Maya Graf aus Sissach: Vielen Politikern müsse in Sachen Atomnutzung misstraut werden. Es gebe heute für alle Kernkraftwerke nur noch einen Weg, der längst hätte zu Ende gegangen werden müssen: "Schaltet sie endlich ab!" Graf schlug den Bogen zum Erdöl, aus dessen fataler Abhängigkeit ebenfalls ausgestiegen werden müsse.

 

Bei Kernschmelze "mindestens" 20 Jahre Knast


Dann, etwa 12.30 Uhr, machten sich die Atomkraftgegner auf, um in aller Ruhe über die Brücke ans deutsche Rheinufer zu schlendern. Dort forderten Josha Frey, neu gewähltes Mitglied des Landtags Baden-Württemberg und des Bündnis 90/Die Grünen wie auch Rainer Stickelberger, Mitglied Landtag Baden-Württemberg, SPD, den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie-Pproduktion. Für eine musikalische Auflockerung am rechten Rheinufer sorgte der singende Atomgegner und Liedermacher Aernschd Born, der schon in Kaiseraugst alas Aktivist dabei war.

Der Basler Energiespezialist und alt Nationalrat Rudolf Rechsteiner gab der Kundgebung mit konkreten und teils neuen Forderungen das notwendige Profil. Er stellt zehn Punkte vor (siehe Textbox unten), mit denen die Atomwirtschaft in die Pflicht zu nehmen sei. So müssten neue Atomkraftwerke  "gesetzlich verboten", der  Ausstieg "innert zehn Jahren" realisiert,  "Fessenheim" augenblicklich  und das letzte schweizerische Atomkraftwerk 2020 geschlossen werden. Rechsteiner zudem:  "Die Straflosigkeit von Atomkatastrophen muss enden!"

So müssten die Direktoren von Firmen, die eine Kernschmelze verursachen, im Strafgesetzbuch "für mindestens 20 Jahre ins Gefängnis". Ausserdem schlägt Rudolf Rechsteiner vor, die  minimale Haftpflichtversicherung durch einen Fonds der Atomindustrie von "2 auf 100 Milliarden Franken zu erhöhen" und die öffentliche Atomforschung zu beenden,  um die frei werdenden 50 Millionen Franken in die Forschung von erneuerbaren Energien stecken zu können.


Petition gegen "Fessenheim" mit 63'000 Unterschriften


An diesem Ostermontag – fast genau auf den Tag genau 25 Jahre nach dem Unfall im AKW Tschernobyl (26. April 1986) – demonstrierte die trinationale Anti-AKW-Bewegung entlang dem Rhein zwischen Strassburg und Basel auf insgesamt 11 Brücken gegen den "Risiko-Reaktor Fessenheim", die Atomindustrie und für den schnellen Ausstieg aus der nuklearen Energieproduktion. 

 
Die Kundgebung auf der Fussgängerbrücke zwischen Weil am Rhein und Huningue organisierten "Nie wieder AKW" (NWA) Region Basel und das Bündnis 90/die Grünen Landkreis Lörrach, unterstützt von verschiedenen Organisationen und Parteien der Region. Wie die Organisatoren mitteilen, haben 63'000 Personen aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz bislang die Petition "Arrêter Fessenheim" unterschrieben. Diese will  die rasche Schliessung des ältesten Atomkraftwerks Frankreichs durchsetzen. Es soll in der letzten Dekade neben Atomstrom auch 240 Störfälle "produziert" haben.




Weiterführende Links:
- Staat verbietet Solar-Panels am Lonza-Hochhaus
- Der zähe Kampf des Bio-Winzers Frick gegen das AKW Fessenheim


Rechsteiners 10 Punkte-Plan

1. Neue Atomkraftwerke müssen gesetzlich verboten werden.

2. Der Ausstieg ist innert zehn Jahren zu schaffen. Das letzte Atomkraftwerk in der Schweiz soll 2020 geschlossen werden. Fessenheim ist sofort zu schliessen.

3. Der Deckel bei den Einspeisevergütungen, der die erneuerbaren Energien blockiert, ist sofort aufzuheben.

4. Die Straflosigkeit von Atomkatastrophen muss enden. Die Chefs von Firmen, die eine Kernschmelze verursachen, sollen im Strafgesetzbuch für mindestens 20 Jahre ins Gefängnis; die minimale Haftpflichtversicherung durch einen Fonds der Atomindustrie ist von 2 auf 100 Milliarden Franken zu erhöhen.

5. Die öffentliche Atomforschung ist zu beenden, die frei werdenden 50 Millionen Franken sollen die Forschung von erneuerbaren Energien aufstocken. Atomforschung sollen die Atomkonzerne bezahlen.

6. Wir verlangen den Austritt der Schweiz aus Euratom.

7. Die IAEA soll den Auftrag erhalten, die Nutzung der Atomenergie zu beenden, ebenso die Verwendung von Atomwaffen und von uranhaltiger Munition.

8. Für alle neuen elektrische Geräte  soll der beste Verbrauchsstandard obligatorisch werden.

9. Wir verlangen auch das Ende von Gas- und Kohlekraftwerken bis 2030. Der Umstieg auf erneuerbare Energien ist durchaus machbar, wenn man ihn will.

10. Wir verlangen die Freigabe aller Dächer in der Schweiz zur Nutzung mit Photovoltaik sowie die Ausscheidung von angemessenen Nutzungszonen für Windenergie in der Schweiz und in Europa.


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"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
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Wer bildet was oder wen?

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Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

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Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

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In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

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