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Wind um AKW-Ausstieg: Rechsteiner in der Höhle des Löwen

Die Debatte um die Zukunft der fünf Schweizer Atomkraftwerke ist neu entflammt: An einem von über 400 Zuhörenden verfolgen kontroversen Diskussion des "Gesprächskreises Energie und Umwelt" am Mittwochabend im Basler Kongresszentrum blieben die Standpunkt von AKW-Befürwortern wie Gegnern kontrovers. Mit der Abstimmung über zwei Volksinitiativen am 18. Mai fällt das Schweizer Volk einen Richtungsentscheid.
Basel, 16. Januar 2003

Zur Debatte stehen die Volksinitiative "Strom ohne Atom" sowie "Moratorium plus", die beide im Kern den Ausstieg der schweizerischen Energiepolitik aus der Atomenergie zum Ziel haben. Um diese beiden Volksbegehren ging es am Podium, das die vier regionalen Elektrizitätsunternehmen EBM, EBL, IWB und Atel veranstalteten. Es ist immerhin bemerkenswert, dass die traditionell kernkraftfreundlichen Unternehmen mit SP-Nationalrat Rudolf Rechsteiner (Bild rechts) dem wohl schärfsten - und mitunter auch arrogantesten - Kritiker der Atomkraft in der Schweiz ein prominentes Forum boten. Die Folge war eine spannende Auseinandersetzung, die deutlich die unterschiedlichen Ansätze herausschälte.

Laut Rechsteiner, der sofort messerscharf auftrat ("Atomkraft tötet") und seine Podiumsteilnehmer aggressiv in die Kompetenzmangel nahm, müssten die Schweizer Atomkraftwerke aus Sicherheitsgründen schon heute "sofort geschlossen" werden. Anspielend auf Unfälle, Katastrophen oder potenzielle Terror-Attacken sagte Rechsteiner: "Wir wollen die Atomkraftwerke schliessen, bevor ein Unfall passiert. Es ist höchste Zeit, diese Schweinerei zu beenden." Zudem könne sich die Atomenergie ("Planwirtschaft"), in die "kein Privater investieren würde", in offenen Märkten nicht durchsetzen: "Wo der Markt geöffnet wird, wird aus der Atomenergie ausgestiegen." Rechsteiner kritisierte auch die Schweizer Parlamentsmehrheit, die im neuen Atomgesetz die Mitsprache der Kantone streichen wolle und die Schaffung eines Krebsregisters zur Erfassung der Krebskranken rund um Atomanlagen verhindern wolle. Statt dessen setzte der promovierte Basler Ökonom auf die Wind-Energie als "billigste Stromerzeugungstechnik". Die Windkraft wachse mit 28 Prozent "so schnell wie das Internet".

Dies war einer der Ansatzpunkte, mit denen die Gegner der Ausstiegs-Initiativen ihrem verbalrabiaten Kritiker ans Leder gingen. Noch vor einigen Jahren habe Rechsteiner die Photovoltaik propagiert, jetzt seien plötzlich die Windfarmen das alternative Allerheilmittel, sagte etwa der Basler Ökonomieprofessor Silvio Borner, der die Kosten eines Ausstiegs ("eine Kapitalvernichtung") auf mehrere Dutzend Milliarden Franken schätzte. Borner wandte sich nicht prinzipiell gegen Wind und Solarenergie, pries die Kernkraft aber als "natürliche Verbündete der Alternativenergien", weil sie zuverlässige Grundlast liefere. Zudem sei die Kernenergie die einzige Energieart, die ihre Entsorgung vorfinanziere. Rechsteiner konterte darauf, die Endlagerung erfordere eine Kontrolle von 100'000 Jahren: "Das sind unmenschliche Zeiträume."

Der ETH-Professor Wolfgang Kröger, Direktionsmitglied des Paul Scherrer Instituts, betonte, die Kernenergie sei "kein Auslaufmodell". Weltweit seien 440 Anlagen in Betrieb, vor allem im asiatischen Raum werde stark ausgebaut. Die Atomenergie ("eine Erfolgsstory") sei "faktisch sicher", habe kein Ressourcenproblem, sei frei von C02-Emissionen und die Endlagerung sei "technisch machbar". Die Windenergie dagegen leiste nur einen kleinen Beitrag zur Stromversorgung; problematisch sei es, Windmühlen in der Ostsee aufzustellen, wie es Rechsteiner vorschlug: "Wir müssen da in die Naturschutzgebiete rein." In einem Publikumsvotum wurde Rechsteiner vorgeworfen, die Transportprobleme des Stromtransfers von der Nord- und Ostsee in die Schweiz zu verkennen.

Hans Luzius Schmid (Bild links), der stellvertretende Direktor des Bundesamtes für Energie, erläuterte, weshalb der Bundesrat die beiden Initiativen ablehne und die "Option Kernenegie offen halten will". Ohne Atomstrom könnten die CO2-Ziele nicht eingehalten werden. Schmid räumte ein, dass "Alternativen zu Kernkraftwerken bestehen"; es brauche aber Zeit und Geld, um sie zu entwickeln. Auf eine Frage aus dem Publikum nach der Höhe der staatlichen Forschungsbeiträge für die Atomenergie und die einheimische erneuerbare Energie konnte Schmid keine Zahlen nennen.

Die Diskussion zeigte, dass sich AKW-Gegner und Kernenergiebefürworter seit den letzten grossen Auseinandersetzungen in ihren Standpunkten kaum angenähert haben. Die spannende kontradiktorische Debatte machte mindestens Gesprächsfähigkeit deutlich - und das ist nicht wenig.



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"Das 100'000-jährige Reich"

Die Arroganz der Atomlobby ist nicht mehr zu überbieten: Das 1000-jährige Reich hatten wir schon, jetzt wird wegen der Atomabfälle das 100'000-jährige propagiert - entlarvend-degoutant!


Dieter Stumpf-Sachs, Basel



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vom 26. März 2024
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