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Michel Montaigne: Das Ende der Gewissheit

Michel de Montaigne ist ein Philosoph, über dessen Gedanken viele Menschen nachgedacht haben. Wiederholt ist auch hier schon auf ihn hingewiesen worden. Warum noch einmal auf ihn eingehen?
Basel, 15. Oktober 2014

Michel Montaigne lebte von 1533 bis 1592 in Frankreich, in einer von blutigen religiösen Konflikten beherrschten Zeit. In der sogenannten Bartholomäusnacht 1572 veranstalteten die Katholiken einen Pogrom gegen die Hugenotten (französische calvinistischen Protestanten), bei dem Tausende Menschen ums Leben kamen. Von diesem Ereignis wurde Montaigne stark geprägt. Um ungefähr die selbe Zeit – nach Jahren politischer und diplomatischer Tätigkeit – fing er an, seine "Essays", die sein Werk bilden, zu verfassen.

Sicherheit gibt es nirgends, alles wankt und schwankt. "Selbst die Beständigkeit ist ein verlangsamtes Schaukeln", sagt Montaigne (die Abbildung zeigt sein Porträt auf dem Grabmal in der Ortschaft Montaigne bei Bordeaux). Genau genommen ist nur Unbeständigkeit das einzige Beständige. Nicht das Sein interessiert ihn, sondern das Unterwegssein. Sicherheit gibt es nirgends, ist die Schlussfolgerung, die er zieht. Die Menschen müssen damit zurecht kommen, so gut es geht.

Was wir tun, ist Possenspiel

Für den Skeptiker Montaigne ist alles im Fluss, alles wandelt sich, nichts bleibt, wie es war. Jedes Wissen hat seine Grenzen, seine Umkehrbarkeit, Zweideutigkeit, Widersprüchlichkeit. Umso mehr lehnt er jede Form von Gewissheit ab. Immer wieder in Zeiten, wenn Ideen zu Überzeugungen werden und fanatische Züge annehmen, erlangt Montaigne seine periodische Aktualität. Weil nicht Wahrheit gefragt ist, sondern Wahrhaftigkeit.

Zuletzt meinte Mntaigne, alles, was wir tun würden, sei nichts anderes als Possenspiel. Hier spricht der Skeptiker als Moralist: Nehmt euch nicht zu wichtig.

Nicht nur die Religionskriege begründeten seinen Skeptizismus, sondern auch die Umschwünge der sich überstürzenden Zeit, in der er lebte. Nur kurz vor Montaignes Geburt war Amerika entdeckt worden und hatte das Weltbild gehörig durcheinander gebracht. Die Erschütterung war phänomenal. Wiederholt geht der Philosoph darauf ein. Woran kann man sich halten? Als brasilianische Indianer 1562 in Rouen vorgeführt wurden, meinte er, sie würden uns genauso sehr in Erstaunen versetzen wie wir sie.

Anregungen für den Tag

Während des Sommers 2012 hat der französische Montaigne-Kenner Antoine Compagnon für den französischen Sender "France Inter" vierzigmal in kurzen, drei- bis vierminütigen Sendungen über den Philosophen gesprochen. Vierzig Themen aus seinem Werke griff er flashartig auf. Plaudereien würde man auf Deutsch sagen, "causerie" auf Französisch, das tönt eleganter. Anregungen für den Weg durch den Tag, damit er nicht in Routine untergeht, oder für Menschen, die auch während der Ferien – im Hotel, im Restaurant, am Strand – etwas geistige Nahrung brauchen.

Die so entstandenen vierzig Miniaturen sind etwas später in Buchform zugänglich gemacht worden und liegen jetzt auch in deutscher Übersetzung vor. Ein neues Montaigne-Bild legt Compagnon nicht vor, aber die kleine Form hat etwas Spielerisches, Experimentelles, Anregendes.

Überraschender Erfolg

Am Hörer lag es und jetzt auch am Leser liegt es, damit etwas anzufangen. Eine Werkzeugkiste wird angeboten, um näher auf Montaignes Werk einzugehen, das in unterschiedlichen Wellenbewegungen die Menschen immer wieder in seinen Bann gezogen hat. Sagen wir so: Compagnons kurze Betrachtungen können ideal als Einführung in und Vorbereitung auf die Begegnung mit dem seit 400 Jahren aktuellen Philosophen gelesen werden.

Ach ja, noch ein Wort zu Montaignes Wirkung. Der französische Verlag Equateurs hatte für die französische Erstausgabe eine Auflage von 3'500 Exemplaren vorbereitet. Inzwischen sind allein in Frankreich über 150'000 Stück verkauft worden, und das Buch ist in mehrere Sprache übersetzt worden. Es ist immer gefährlich, die Menschen zu unterschätzen.

Literatur
Antoine Compagnon: Ein Sommer mit Montaigne. Aus dem Französischen von Lis Künzli. Ullstein. 170 Seiten. ca. Fr. 26.90



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