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© Foto by Peter Knechtli, OnlineReports.ch


Abenteuer im Urlaub: Die C-, F- und G-Dur-Gitarristen

Überall, 3. Juli 2019

Ob auf dem Camping-Platz, im Familienhotel oder nach dem Schnorcheln am Fusse des Leuchtturms: Zum Sommerurlaub gehört die Inszenierung der temporären und pflichtfreien Unbeschwertheit. Es bilden sich spontane Bekanntschaften (insbesondere mit zufälligen Nachbarn), die schon nach wenigen Tagen zu Freundschaften metamorphieren, in denen man sich persönliche Details austauscht, die man zu Hause nicht engsten Freunden anvertraute.

Eine Ausprägung solcher Spontanverkuppelungen ist das Zelebrieren eines kollektiven Glücksgefühls durch musikalische Inspiration. Man sitzt im Kreis auf dem Erdboden, lässt Ameisen und Mücken ihr Werk ungehindert verrichten, Hauptsache: wir ("We are family").

Denn einer hat immer eine Gitarre dabei, ohne die solche Gruppen-Riten kaum möglich wären, denn so gut sind die Urlaubs-Vokalisten nun meist auch wieder nicht, dass sie ohne Saiten-Support in der Lage wären, die Führungsfunktion der menschlichen Orgel zu übernehmen.

Diesen Gitarristen zuzuhören, ist meist das perfekte Glück. Sie sind zwar nicht das, was man in gehobeneren Musikerkreisen ironisch als "Satan der Saiten" bezeichnet. Aber sie beherrschen, und das reicht für den perfekten Abend, die Akkorde C, F und G.

Die führen sie nächtelang vor – in jeder erdenklichen rhythmischen Variationen (mal als Rock, mal als Blues oder als Bossa Nova, was sich für diese Akkordstufe allerdings nicht eignet, aber egal, mal aber auch in der Reihenfolge F-G-C, C-G-F, G-C-F oder schlicht C-G).

Ist die Stimmung dann heiss genug, wagen sich die Mutigen unter den Saiten-Akrobaten in den Moll-Bereich vor und versuchen sich mit dem beliebten C-Moll-F-Riff an den A-Teil  von "Venus" ("Shocking Blue"). Dessen Intro enthält dann schon eine einzige etwas gehobenere Akkord-Komponente, über die aber bei hinreichendem Enthusiasmus hemmungslos hinweg geklimpert werden kann.

An den Höhepunkt der Lagerstimmung-Freunde wagen sich allerdings nur die Arrivierten: "Hotel California" ("Eagles"), dem unerreichten Klassiker von Achtundsechzigern und Sechsundachtzigern. Meist wird nach Anstimmen die Identität des Songs halbwegs erkennbar, wenn auch weniger durch akkurate Harmonieanwendung, sondern weil die Feiernden ganz einfach glückselig den Refrain "Welcome to the Hotel California" intonieren, der restlichen Lyrics aber nicht mächtig und deshalb froh sind, wenn der Refrain erneut ertönt.

Nanu? Ist doch alles in bester Ordnung. Hauptsache, die verschworene Gemeinschaft des Urlaub-Chors sagt sich am Tag danach: "Das war eine Hammer-Nacht!"



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