Werbung


Labor der Chemiekonzerne fällt durch

Muttenz beauftragt Auftragnehmer von Greenpeace mit Grundwasser-Analysen


Von Martin Forter


Wendepunkt im Streit um die Chemiemülldeponien in der Region Basel: Bei den Grundwasser-Untersuchungen in Muttenz, wo sich das Laboratorium von Novartis, Syngenta und Ciba zum ersten Mal in einer öffentlichen Ausschreibung bewähren musste, fiel es durch. Grund: Die Analyse-Technik der chemischen Industrie ist schlechter als jene, die das von Greenpeace beauftragte Labor verwendet.


Der Basler FDP-Nationalrat Johannes Randegger behauptete es in seiner Funktion als Geschäftsführer der chemienahen "Interessengemeinschaft Deponiesicherheit Region Basel" (IG DRB) immer wieder: Das für die Industrie tätige Laboratorium Solvias AG arbeite bei den Grundwasseruntersuchungen im Umfeld der Chemiemülldeponien in der Region Basel nach den Qualitätskriterien des unabhängigen Experten Professor Michael Oehme von der Universität Basel.


Doch wie sich jetzt bei der öffentlichen Ausschreibung von Grundwasser-Analysen im Umfeld der drei Chemiemülldeponien in Muttenz zeigte, ist die Solvias AG nicht in der Lage, das von den Behörden der Region, der Industrie und den Umweltorganisationen 2002 anerkannte Qualitätssicherungsprogramm von Professor Oehme umzusetzen. Keinerlei Probleme mit diesem Konzept hatte dagegen das bisher von Greenpeace beauftragte Laboratorium RWB SA im jurassischen Porrentruy. Es setzte sich in der Evaluation ohne Probleme durch und erhielt den Zuschlag, die Muttenzer Grundwasser-Untersuchungen durchzuführen. Dies gab die Gemeinde am Donnerstag bekannt.

Andreas Meyer, zuständiger Gemeinderat in Muttenz: "Die unabhängige Beurteilung durch Professor Oehme war im ganzen Ausschreibungsverfahren zentral. Nun hat der Beste gewonnen."

Zweifel an Analyse-Qualität ausgeräumt

Dass der Beste ausgerechnet das Laboratorium ist, das häufig im Auftrag von Greenpeace arbeitet, dürfte die chemische Industrie nicht erfreuen. Denn die IG DRB hatte in den letzten Jahren die Analyseresultate von Greenpeace zu Wasserverschmutzungen bei den Chemiemülldeponien in den elsässischen Gemeinden Hagenthal-le-Bas und Neuwiller immer wieder stark angezweifelt. Zum letzten Mal im September 2003, als Randegger Greenpeace-Analysen in einem Brief als "so nicht haltbar" bezeichnete. Das Industrielaboratorium Solvias dagegen, so behauptete Randegger, habe im Elsass nach den Qualitätskriterien des Experten Oehme gearbeitet. Randegger suggerierte so, das Laboratorium der Chemie habe besser gearbeitet als jenes von Greenpeace.

Die Folge: Oehme distanzierte sich in einem Interview mit der "Basler Zeitung" von Randeggers Interpretation seiner Gutachten und hielt fest, dass er sein Qualitätskonzept zum Zeitpunkt der von Randegger angesprochenen Analysen noch gar nicht verfasst hatte.

Vorbehalte gegen Industrie-Analysen

Nachdem sich das von Greenpeace beauftragte Laboratorium in Muttenz gegen dasjenige der Industrie durchgesetzt hat, verstärken sich die Zweifel an den Analysen der Chemiekonzerne im Elsass: "Unsere bisherigen, schwer wiegenden Vorbehalte gegenüber den Industrie-Analysen von Grund- und Oberflächenwasser im Elsass werden durch den Ausgang der öffentlichen Ausschreibung in Muttenz bestätigt. Die bisherigen Untersuchungen im Elsass wurden ferner nicht wie in Muttenz von einem Projektteam mit unabhängigen Experten, sondern von der Chemie als Verschmutzerin selbst durchgeführt", sagt Hans Z’graggen vom regionalen "Aktionskomitee Chemiemüll weg!".

Der Sprecher kritisiert weiter, dass die Industrie die Untersuchungsberichte des französischen Geologiebüros Antea überarbeitet habe. Diese Berichte gehen der Frage nach, ob und wie die Chemiemülldeponien in Hagenthal-le-Bas und Neuwiller Wasser verschmutzen. Sie dienen unter anderem als Grundlage für spätere Sanierungsentscheide.

Tatsächlich: In einem Brief an das chemiemüll-kritische Komitee bestätigte die IG DRB, dass die Antea-Berichte "in einem permanenten Erfahrungs- und Meinungsaustausch" mit der Industrie "verschiedene Entwurfsstadien" durchliefen, bevor die definitive Version den Behörden übergeben werde. Alain Talbot von Antea in Strassburg bestätigt, dass provisorische Berichtsversionen an die IG DRB gehen. Die Industrie nehme an den Texten aber, so Talbot, "keine bedeutenden Veränderungen" vor. Ähnlich wie heute im Elsass bei den Antea-Berichten war die IG vor zwei Jahren auch in Muttenz vorgegangen: Dort hatte sie Einfluss auf einen Bericht eines Geologiebüros zur Geschichte der Muttenzer Chemiemülldeponien genommen, bevor er an die Behörden ging.

Kein Kommentar von Randegger

Nach verschiedenen Presseberichten, die die Unabhängigkeit dieses Berichts in Frage stellten, übernahm die Gemeinde Muttenz das Zepter und zog unabhängige Analytik- und Hydrogeologie-Experten bei. Erst dieser Schritt ermöglichte es, den Auftrag für die Untersuchung der Grundwasserverschmutzung öffentlich auszuschreiben und die Offerten durch Professor Oehme begutachten zu lassen.

OnlineReports bat Johannes Randegger um eine Stellungnahme zum Ausgang der Ausschreibung in Muttenz, zu den Folgen für die Untersuchungen bei den Chemiemülldeponien in Elsass und zum Vorwurf, die IG nähme im Elsass unstatthaft Einfluss auf die Berichte des Geologiebüros Antea. Randegger zu den Fragen: "Kein Kommentar."

19. Januar 2004


 Ihre Meinung zu diesem Artikel
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/echo.gif

Von "guten" und "bösen" Labors

Im Artikel "Labor der Chemie fällt durch" in OnlineReports vom 19. Januar 2004 ist die Rede von einem Wendepunkt im Streit um die Chemiemülldeponien in der Region Basel. So weit so gut – allerdings erfolgte die Wende in eine andere Richtung als die beschriebene. Das angegriffene Labor ist nicht nur unabhängig, es erfüllt auch die Qualitätsanforderungen!

 

Zu den Fakten: Das von der Interessengemeinschaft Deponiesicherheit Regio Basel (IG DRB) beauftragte Analytik-Labor Solvias hat bei den jüngsten Untersuchungen der Altlasten im Elsass das Qualitätssicherungskonzept von Professor Oehme erfüllt. Die letzte Messkampagne im Oktober 2003 bei den Deponien Roemisloch und Le Letten wurde von Herrn Oehme überwacht und auch die Auswertung und die Analyseberichte wurden von ihm begutachtet. Die IG DRB wendet im Elsass die gleichen Qualitätssicherungskriterien an wie sie in Muttenz vorgesehen sind. An einer trinationalen Sitzung mit den Umweltschutzämtern aus dem Elsass, dem Landkreis Lörrach sowie den Kantonen Basel-Stadt und Baselland, die am vergangenen 28. Januar in Basel mit der IG DRB stattgefunden hat, wurde mit Genugtuung zur Kenntnis genommen, dass das Qualitätssicherungskonzept Oehme "im Elsass im Oktober 2003 von der Probeentnahme bis zur Auswertung bereits umgesetzt wurde und auch bei den Deponien in Baselland angewandt wird".

 

Es gibt nicht "gute" Auftragnehmer von Greenpeace und "schlechte" Chemie-Labors, wie der Autor suggeriert, sondern es gibt eine Reihe von Speziallabors, welche das für die Abklärung von Deponien in der Region Basel von Professor Oehme entwickelte Qualitätssicherungskonzept anwenden können. Insgesamt kamen im Rahmen der öffentlichen Ausschreibung für den Analytik-Auftrag in Muttenz vier Labors in die engere Auswahl, alles qualifizierte Analytik-Unternehmen. Zu den Bewerbern zählten auch das Labor RWB in Porrentruy und die Solvias. Beide können das Qualitätssicherungskonzept von Professor Oehme erfüllen. Das von der IG DRB beauftragte Labor Solvias hat dies im Oktober 2003 im Elsass schon bewiesen, das Labor RWB wird dazu in Muttenz die Gelegenheit haben.

 

Falsch ist aber auch die Aussage, Solvias sei ein Labor der Chemieindustrie, genauso falsch wie der im Artikel erweckte Eindruck, RWB sei das „Stammlabor“ von Greenpeace. Richtig ist: Sowohl das Labor RWB als auch die Solvias sind eigenständige und angesehene Analytik-Unternehmen mit einem breiten Kundenspektrum im In- und Ausland.

 

Die „Qualitäts-Wende“ ist also effektiv eingetreten, aber eben nicht in die beschriebene schlechte, sondern in die effektiv gute Richtung!


Conrad Engler, Interessengemeinschaft Deponiesicherheit Region Basel (IG DRB), Basel



Weitere aktuelle News

www.onlinereports.ch - Das unabhängige News-Portal der Nordwestschweiz

© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigene Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

Auf dieser Website gibt es Links zu Websites Dritter. Sobald Sie diese anklicken, verlassen Sie unseren Einflussbereich. Für fremde Websites, zu welchen von dieser Website aus ein Link besteht, übernimmt OnlineReports keine inhaltliche oder rechtliche Verantwortung. Dasselbe gilt für Websites Dritter, die auf OnlineReports verlinken.

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

Werbung






In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).