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© Foto by Ruedi Suter, OnlineReports.ch
"Bluffertyp mit Sonnenbrille": Asylwohnheim an der Basler Murbacherstrasse

Verdacht auf Drogenhandel in staatlichem Basler Asylwohnheim

An der Murbacherstrasse brodelt's - Anwohner wollen Unterschriftensammlung starten


Von Beat Stauffer


Im einem staatlichen Asylwohnheim im Basler St.Johann-Quartier herrscht seit ein paar Monaten ein ungewohnter Betrieb. Anwohner sind überzeugt davon, dass in dem Wohnheim, das dem Basler Fürsorgeamt untersteht, im grossen Stil mit Drogen gehandelt wird. Dasselbe behauptet auch ein Asylbewerber, der mehrere Monate in diesem Wohnheim untergebracht war.


An der Murbacherstrasse im Basler St.-Johannquartier macht sich Empörung breit. Grund: Das Wohnheim für Asylbewerber mit Hausnummer 37, das dem Amt für Fürsorge untersteht. Verschiedene Anwohner sind felsenfest davon überzeugt, dass einige Bewohner des grauen, unscheinbaren Wohnblocks mit Drogen handeln. Und sie sind bereit, sich in dieser Sache öffentlich zu exponieren.

Belästigung bis fünf Uhr morgens

Anrainerin Erna Winter berichtet von unhaltbaren Zuständen an der Murbacherstrasse. Nachts und in erhöhtem Mass an den Wochenenden finde im Wohnheim für Asylbewerber ein unglaublicher Besucherverkehr statt. Bis um fünf Uhr in der Früh würden die Anwohner belästigt durch laute Rufe, durch Autoverkehr, durch zuschlagende Türen und anderen Lärm. Die Nummernschilder der Autos liessen darauf schliessen, dass diese "Besucher" zum Teil von weit weg kämen.

Gleichzeitig konnte Erna Winter beobachten, wie Drogenkonsumenten, die das Gassenzimmer an der Spitalstrasse aufgesucht hatten, anschliessend an die Murbacherstrasse "pilgerten". "Im Gänselimarsch ziehen sie durch die Lothringerstrasse und decken sich dort mit Drogen ein", behauptet die Anwohnerin. Dies sei derart auffällig, dass man blind sein müsste, um es nicht zu bemerken.

Erna Winter findet ihre Behauptung durch die Aussagen von Drogenkonsumenten gestützt. Einer, der im Kleinbasel gelebt habe, soll sich überrascht gezeigt haben, dass der Drogenhandel im St. Johann noch viel offener sei als auf der anderen Seite des Rheins.

Geschirr und Mobiliar fliegen aus den Fenster

Schon seit einigen Jahren mussten die Anwohner der Murbacherstrasse Immissionen in Kauf nehmen. Da wurde ab und zu mal Geschirr oder gar Mobiliar aus dem Fenster geworfen, und regelmässig ging es laut zu und her. Doch seit rund einem halben Jahr, sagt Erna Winter, habe sich die Lage massiv verschlimmert. Im mittleren Teil der Murbacherstrasse sei es momentan kaum mehr auszuhalten.

Andere Anwohnerinnen jenes Bereichs bestätigen die Darstellungen von Erna Winter. Eine junge Mutter, die sich namentlich nicht exponieren möchte, fühlt sich duch die "Drögeler", die bis spät in die Nacht hinein vor dem Wohnheim auf "Stoff" warten und die dauernden Betrieb bis in alle Nacht verursachen, "furchtbar gestört". Auch sie ist überzeugt, dass hier gedealt wird: In allen Details beschreibt sie einen elegant gekleidete "Blufferyp" mit Sonnenbrille, Gel im Haar und Handy am Ohr, der regelmässig dort ein und aus gehe und "sehr gut deutsch" spreche. Er treffe sich, so ihre Beobachtung, mit Asylbewerbern aus Schwarzafrika, die im Wohnheim einquartiert sind.

Unabhängig davon berichtete ein arabischer Asylbewerber, der einige Zeit an der Murbacherstrasse gewohnt hatte, dass dort im grossen Stil mit Kokain gedealt werde. Es seien, behauptete der Informant gegenüber OnlineReports, fast immer junge, modische gekleidete Männer aus Schwarzafrika.

Unterschriftensammlung an der Murbacherstrasse

Viele Anwohner der Murbacherstrasse haben gegenwärtig die Nase voll von den dubiosen Geschäften und den Belästigungen, die das Wohnheim verursacht. In den nächsten Tagen, so berichtet Erna Winter, soll eine Unterschriftensammlung gestartet werden.

Erna Winters Wut ist gross. Denn sie hat das Gefühl, der Staat lasse sie und die anderen Anwohner, welche um ihre Lebensqualität kämpfen, im Stich. Schon einige Male hat sie Regierungsrat Jörg Schild in dieser Sache geschrieben und immerhin eine Antwort erhalten. Empört war Winter hingegen von der Bemerkung, des Leiter des Amts für Sozialfürsorge: Was im Wohnheim an der Murbacherstrasse geschehe, sei Sache der Polizei und des Fürsorgeamtes und gehe sie genau genommen nichts an.

Erna Winter ist mittlerweile überzeugt davon, dass irgendwo im Fürsorgeamt oder bei der Polizei eine "undichte Stelle" vorhanden sei. Denn wiederholt stellte sie fest, dass, kaum hatte sie telefoniert, Dealer und Süchtige blitzschnell verschwunden waren. So, als hätte sie jemand gewarnt.

Mindestens drei Razzien

Untätigkeit kann man der Polizei allerdings nicht vorwerfen: Seit dem 2. Juni fanden mindestens dreimal Razzien an der Murbacherstrasse 37 statt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist offiziell allerdings nichts über die Resultate der Hausdurchsuchungen zu erfahren. Klaus Mannhart, Pressesprecher der Basler Polizei, bestätigte gegenüber OnlineReports die Polizeieinsätze, sah sich aber ausserstande, zurzeit weitere Details bekanntzugeben. "Wir kennen die Probleme an der Murbacherstrasse und sind daran, nach einer Lösung zu suchen", erklärte Mannhart. Gegenwärtig habe die Staatsanwaltschaft die Federfühung in diesem Fall übernommen.

Zumindest für die Anwohner haben die Polizeieinsätze bereits erste Resultate gezeigt: "Das vergangene Wochenende", so eine Anwohnerin zu OnlineReports, "ist so ruhig gewesen wie schon lange nicht mehr."

8. Juni 2002

Weiterführende Links:


SVP: "Heim muss verschwinden"

Die katastrophelen Zustände rund um das staatliche Asylwohnheim an der Murbacherstrasse, die OnlineReports bekannt machte, will die Basler SVP nicht hinnehmen: In einem Communiqué zeigt sich die Partei "empört über die Zustände, die im St. Johanns-Quartier in einem staatlichen Asylwohnheim herrschen". Einmal mehr hätten die Verantwortlichen die Situation nicht im Griff. Dies zeige sich schon bei der Wahl des Standortes mitten in einem dichtbewohnten Quartier. Ganz in der Nähe existiere bereits eine offene Drogenszene. Es scheine das Motto zu gelten "Dealer zu ihren Kunden". Es sei erstaunlich, dass das Betäubungsmitteldezernat die Sachlage als "nichts Besonderes" einschätze. Und dies in Kenntnis, dass diese "Gäste" in unserem Land ihre Identität verleugneten und ihre Papiere bewusst nicht bei sich hätten. Da das Asylwohnheim dem "ohnehin überlasteten Fürsorgeamt" unterstellt sei und die verantwortlichen Stellen "nicht in der Lage" seien, für Ordnung zu sorgen, müsse "einmal mehr der Gedanke eines streng kontrollierten Auffanglagers für solche 'Gäste' diskutiert werden". die Basler SVP wörtlich: "Dieses Asylheim muss aus dem Quartier verschwinden." Das Treiben sei für die dort lebenden Menschen und vor allem kinderreichen Familien unzumutbar. (16. Juni 2002)


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