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"Für Akku-Produktion geplant": Neubau der Renata in Itingen BL

Millionenschwerer Störfall in Hayeks Ertragsperle

Akku-Flop ruft in der Swatch-Tochter Renata die Gewerkschaften mit Forderungen auf den Plan


Von Peter Knechtli


Die Swatch-Group-Tochter Renata in Itingen hat ein Problem: Die mit Millionenaufwand und einem neuen Gebäude vorangetriebene Produktion von aufladbaren Akkus für WAP-Handies geriet zum Flop, weil die grossen Anbieter kleinere Akkus bevorzugen. Jetzt stösst die Ertragsperle aus dem hause Hayek auf Kritik der Gewerkschaften: Sie fordern bessere Information, eine Personalkommission und höhere Löhne.


Nicolas Hayek, Chef der Swatch Group, hat sich in der Batteriefabrik Renata AG in der Oberbaselbieter Gemeinde Itingen kürzlich ein kleines Büro eingerichtet. Derzeit hat er allen Grund, sich intensiver um seine Tochterfirma zu kümmern, der er als Verwaltungsratspräsident vorsteht und die täglich eine Million Knopfbatterien vor allem für Uhren und Hörgeräte produziert: Soeben hat die Firma einen zweistelligen Millionenbetrag verbrannt.

Grund: Mit der Diversifizierung in wieder aufladbare Akkus für WAP-Handies hat sich Renata krass verspekuliert, wie "Cash" berichtete. Noch letzten Sommer freute sich der damalige Direktor und frühere Fabrikbesitzer Kurt Zehntner angesichts des Handy-Booms über die Pläne, dank Investitionen von 47 Millionen Franken in Neubau und Produktionsanlagen den Personalbestand in den nächsten vier Jahren von heute 430 um 200 zu erhöhen. 1998 wurden weltweit 180 Millionen Handies verkauft, bis ins Jahr 2003 rechnete Renata mit über einer Milliarde. "An diesem Markt wollen wir zu fünf Prozent partizipieren", umschrieb Zehntner damals gegenüber OnlineReports das mittelfristige Verkaufsziel von 50 Millionen Stück pro Jahr. Schon dieses Jahr hätten jährlich zehn Millionen Lithium-Ionen-Akkus LP9 den voll automatisierten Itinger Neubau verlassen sollen.

Doch daraus wurde nichts: Nachdem zwei von sechs Produktionsstrassen in Betrieb genommen worden waren, wurden die Arbeiten auf Geheiss aus Biel "Knall auf Fall eingestellt" (so ein Insider). Seither stapeln sich in Itingen mehrere hunderttausend LP9-Akkus, 12 Mitarbeitende wurden entlassen, weitere gingen aus eigenem Entscheid oder erwägen diesen Schritt. Grund: Handy-Anbieter wie Nokia, Motorola, Ericsson oder Siemens haben ihr Interesse an den zu grossen LP9 verloren - der Trend geht Richtung kleinere Geräte und Akkus.

Für die Information ist "Biel" zuständig

Wer in Itingen bei Direktor Dieter Woschitz offizielle Auskünfte einholen will, stösst auf entladene Info-Akkus: Der gebe keine Auskunft, wird beschieden, dafür sei "Biel" zuständig. Swatch-Sprecherin Beatrice Howald bemüht sich redlich, doch "Itingen", das sie nur gerade von zwei oder drei Besuchen kennt, ist ihr nur am Rande vertraut. So, wie die Akkus jetzt produziert worden seien, "werden sie nicht herauskommen". Bei den "Handy-Batterien der Zukunft" (Hayek), die laut internen Angaben teils noch unter technischen Mängeln litten, habe es sich um Pilotprodukte ("Musterteile, um Versuche zu machen") gehandelt.

Laut der Sprecherin werde jetzt "mit den Handy-Anbietern über ihre neuen Bedürfnisse diskutiert". Entsprechend werde das neue Produkt ausfallen, auf das die Produktionsstrassen umgerüstet werden. Diese bis in vier Monaten vollzogene Anpassung werde "den Umsatz von Renata im Jahr 2001 nicht tangieren". Renata bleibe "eines der rentabelsten Unternehmen der Swatch Gruppe".

Wie weit die Produktionsplanung auf Abnahmegarantien der Handy-Produzenten beruhten und ob die Swatch Group nun Entschädigungsforderungen stelle, wollte Beatrice Howald nicht kommentieren: "Ueber Geldforderungen reden wir nicht in der Öffentlichkeit." Für die Neuorientierung der Anbieter hat die Sprecherin keine Erklärung: "Ich weiss nicht, weshalb es plötzlich zum Wandel in der Telekomm-Industrie und im Markt kam."

Gewerkschaften fordern Personalkommission

Die vernachlässigte Informationspolitik blieb im Betrieb, der nächstes Jahr sein 50jähriges Jubiläum fordert, nicht ohne Folgen. Die Belegschaft - zur grossen Mehrheit Frauen - kennt die Umsatzzahlen nicht, die zwischen 50 und 100 Millionen Franken liegen dürften. "Der Informationsaustausch zwischen Geschäftsleitung und Belegschaft ist katastrophal", sagt Marco Trevisan, Sekretär der Gewerkschaft SMUV Nordwestschweiz. Doch die gewerkschaftliche Organisation sei noch gering. Weil viele Mitarbeitende mit Betriebsbussen zur Arbeit und wieder nach Hause gefahren werden, sei es "schwierig, überhaupt an die Leute heran zu kommen". Doch jetzt wollen die Gewerkschaften aktiv werden und in den nächsten Wochen ein Gespräch mit der Betriebsleitung verlangen. Eine der zentralen Forderungen: Einsetzung einer von den Mitarbeitenden gewählten Personalkommission.

Unzufriedenheit ruft im Betrieb laut Trevisan auch die Lohnpolitik hervor. Zwar halte sich Renata an den Gesamtarbeitsvertrag der Uhrenindustrie. Aber dennoch würden insbesondere vielen Frauen Löhne zwischen 3'000 und 3'500 Franken bezahlt. Einzelne Nettolöhne lägen unter 3'000 Franken. Auch hat sich das Betriebsklima seit dem Verkauf der Renata an die Swatch Group verändert. Der frühere Inhaber Kurt Zehntner habe einen "patronalen, aber sozialen Stil" gepflegt, Gehälter auch mal von sich aus erhöht und einen Jubiläums-Bonus ausbezahlt, ist aus guter Quelle zu erfahren. Seit dem Verkauf an Swatch bestehe bezüglich Lohn "kein Spielraum" mehr.

Der Itinger Gemeinderat will sich Anfang April aus erster Hand über die Entwicklung beim Top-Steuerzahler Renata informieren lassen. Gemeindeverwalter Thomas Schaub ist heute schon "davon überzeugt, dass Renata die Kurve nehmen wird".

5. März 2001


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