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"Respekt und grosse Freude": Siegerin Schweizer, Gratulant de Courten
Baselbieter SP mit Kathrin Schweizer zurück in der Kantonsregierung
SVP-Nationalrat Thomas de Courten hatte keine Chance / Alle Bisherigen wiedergewählt
Von Peter Knechtli
Die Baselbieter SP kehrt nach vier Jahren mit der Muttenzer Landrätin und Gemeinderätin Kathrin Schweizer in die Baselbieter Regierung zurück. Ihr Gegenkandidat Thomas de Courten (SVP) erreichte knapp das Absolute Mehr, fiel aber als überzählig aus der Wahl. Die Bisherigen Anton Lauber (CVP), Isaac Reber (Grüne), Monica Gschwind (FDP) und Isaac Reber (Grüne) schafften die Wiederwahl.
• 16.00 Uhr, 83 von 86 Gemeinden: Wahlbeteiligung sinkt auf 34,4 Prozent. Auffällig: Über 21'000 Proteststimmen (14'700 für den parteilosen Samuel Mathys, 6'500 Diverse).
• 15.00 Uhr, Kathrin Schweizer, die erste SP-Regierungsrätin des Baselbiets, erscheint freudestrahlend im Regierungsgebäude. Sie erzielt das drittbeste Ergebnis. Thomas de Courten gratuliert ihr sofort und wünscht ihr für Ihr neues Regierungsamt "viel Erfolg und Kraft".
• 14.45 Uhr, Thomas de Courten erscheint im Medienzentrum und gesteht seine Niederlage ein. Auch in seinem Wohnort Rünenberg liegt er hinter Kathrin Schweizer auf Platz sechs.
• 14.02 Uhr, 49 von 86 Gemeinden: Lauber wieder vor Reber. Rest unverändert. De Courten abgeschlagen auf Platz sechs. Wahlbeteiligung: 35, 4 Prozent (höher als vor vier Jahren).
• 13.15 Uhr, 33 von 86 Gemeinden: Reber wieder vor Lauber, Schweizer und Gschwind. Weber auf Platz fünf. Nr. Nobody Samuel Mathys vereinigt bereits über 3'800 Stimmen, hinter de Courten mit 5'700 Stimmen.
• 12.50 Uhr, 28 von 86 Gemeinden: Schweizer auf Platz vier wieder vor Gschwind, mit 1'300 Stimmen vor de Courten, der immer stärker an die Grenze des Absoluten Mehrs sinkt.
• 12.15 Uhr, 21von 86 Gemeinden ausgezählt. Trend unverändert. Aber Anton Lauber setzt sich vor Isaac Reber auf Platz eins. Reihenfolge: Lauber, Reber, Weber, Gschwind, Schweizer, de Courten (deutlich hinter Schweizer), Mathys. Im Bezirk Sissach liegt Schweizer knapp vor Weber. In Gelterkinden liegt sie hinter Reber auf Platz zwei. Wahlbeteiligung 35,8 Prozent.
• 12 Uhr: 14 von 86 Gemeinden ausgezählt. Kathrin Schweizer (SP) deutlich über dem Absoluten Mehr auf Platz vier. Thomas de Curten (SVP) über dem Absoluten Mehr, fällt aber auf Platz 6 als überzählig aus der Wahl. Das beste Ergebnis erzielt der grüne Sicherheitsdirektor Isaac Reber, gefolgt von Finanzdirektor Anton Lauber (CVP), Gesundheitsdirektor Thomas Weber (SVP) und Erziehungsdirektorin Monica Gschwind (FDP) auf Platz fünf. Der parteilose Samuel Mathys liegt rund ein Drittel hinter de Courten. Wahlbeteiligung 37 Prozent.
• Vor 12 Uhr stehen die Blumenbouquets in einer schattigen Ecke des Landratssaals bereit. In wenigen Minuten werden die Ergebnisse der Regierungsratswhalen aus den ersten Gemeinden bekannt.
Schweizer: "Soziale Stimme"
"Sehr happy" sei sie, sagte die frisch gewählte SP-Regierungsrätin Kathrin Schweizer bei ihrem ersten Medientermin mit der Regierung in neuer Zusammensetzung. Ein so deutliches Ergebnis habe sie nicht erwartet, sagte sie gegenüber OnlineReports. Viele Rückmeldungen, Mails und Leserbriefe von Leuten, die sie nicht persönlich kenne, hätten ihr in den letzten Wochen ein "gutes Gefühl" gegeben.
Das für ihre Wahl eintretende Mitte-Komitee habe das "Signal" verstärkt, dass sie für das Regierungsamt qualifiziert sei. Der Wahlkampf sei "grossmehrheit fair" verlaufen, sagte Schweizer weiter. Getroffen haben dürfte sie der Vorwurf von bürgerlichen Gemeindepräsidien, sie sei nicht teamfähig.
Offen sei sie für jede Direktion, auch würde sie gern "den Bau machen", den möglicherweise jedoch der bisherige Gesundheitsdirektor Thomas Werber "machen" wird. Falls sie Gesundheitsdirektorin würde hätte sie es in der Frage der Spitäler-Zukunft mit einer "rechten Kiste" zu tun. Sie traute sich dieses Amt aber zu.
Vor Amtsantritt will Kathrin Schweizer mit ihrem Ehemann (einem Pfadi-Kollege von Thomas de Courten) Ferien in Griechenland geniessen. Sodann wird sie auch von ihren Ämtern als Gemeinde- und Landrätin zurücktreten. Vor ihrem neuen Amt habe sie "Respekt und grosse Freude".
Mit ihrer Wahl werde die Bevölkerung spüren, dass die Regierung jetzt "breiter aufgestellt" sei und über eine "soziale Stimme" verfüge.
De Courten: "Tolles Resultat"
Der unterlegene SVP-Kandidat Thomas de Courten attestierte sich ein "tolles Resultat, nur hat es halt nicht ganz gereicht". Der SP sei es "mit aller Kraft gelungen, in die Regierung zurückzukehren", sagte de Courten. "Meine Anstrengungen haben da nicht gereicht. Aber wer von Konkordanz redet, muss anerkennen, dass die stärkste politische Kraft im Kanton eigentlich Anspruch auf zwei Sitze hätte."
Laut de Courten "haben die Bürgerlichen ihre Ziele in diesem Wahlkampf nicht erreicht". Das liege daran, "dass die andern stärkere Argumente hatten". Der auch im Baselbiet sehr stark spürbare politische Trend gehe heute "vermehrt in Richtung Umwelt und grüne Politik".
Gegenüber OnlineReports sagte de Courten, er habe "bis heute Morgen daran geglaubt, dass ich die Wahl schaffen könnte". Er habe im persönlichen Umfeld gespürt, dass er "gestossen und getragen" wurde. Es sei aber immer klar gewesen, "dass es schwierig wird".
Die Schluss-Ergebnisse:
1. Anton Lauber CVP Finanzdirektor Allschwil 41'417 Stimmen
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2. Isaac Reber (Grüne) Sicherheitsdirektor Sissach 40'561 Stimmen
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3. Kathrin Schweizer
(SP) neu Muttenz 37'187 Stimmen
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4. Monica Gschwind (FDP) Bildungsdirektorin Hölstein 33'551 Stimmen
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5. Thomas Weber (SVP) Gesundheitdirektor Buus 32'338 Stimmen |
6. Thomas de Courten (SVP), 23'617 Stimmen
7. Samuel Mathys (parteilos), 16'913 Stimmen
8. Diverse, 7'566 Stimmen
Absolutes Mehr: 23'317 Stimmen
Wahlbeteiligung 34,1 Prozent
31. März 2019
Weiterführende Links:
"Ein bisschen gewöhnungsbedürftig"
Die Wahl-Logik von Thomas de Courten ist schon ein bisschen gewöhnungsbedürftig, um nicht ein anderes Wort zu brauchen: "Aber wer von Konkordanz redet, muss anerkennen, dass die stärkste politische Kraft im Kanton eigentlich Anspruch auf zwei Sitze hätte." Dabei meinte er seine Partei. Scheinbar hat er noch nicht bemerkt, dass die SVP im Baselbiet nicht mehr die stärkste Partei ist und dass der einzig verbliebene SVP-Kandidat Thomas Weber nur als letzter in den Regierungsrat gewählt wurde. Die Wähler sehen das eben anders.
Hat de Courten das Gefühl, das Volk bemerkt die Schönrederei nicht? Es fehlt nur noch die Ausrede der SVP von Zürich, das SRF sei schuld an der Wahlschlappe.
Bruno Heuberger, Oberwil