Werbung
© Fotos by OnlineReports.ch
Gut, Schweiss und Tränen: "Es fällt mir schwer, heute Abschied zu nehmen"An seiner Abschieds-Generalversammlung rechnete Crossair-Gründer Moritz Suter mit der Swissair ab Von Peter Knechtli Die Crossair-Aktionärsschlacht von St. Jakob ging verloren: In einer hochemotionalen ausserordentlichen Generalversammlung nahm Crossair-Verwaltungsratspräsident Moritz Suter am Donnerstag in der Basler St. Jakobshalle von seinen Aktionären und seinem Unternehmen Abschied. Gleichzeitig übte er in seiner Grundsatzrede aber scharfe Kritik an der Swissair und insbesondere am Vorgehen des Steuerungsausschusses um Rainer E. Gut. In seiner immer wieder von Applaus unterbrochenen Hauptrede zu Beginn der ausserordentlichen Generalversammlung zeigte sich Crossair-Verwaltungsratspräsident Moritz Suter kämpferisch und versöhnlich zugleich. Streckenweise war sein Votum eine Abrechnung mit allen, die ihm in den letzten Wochen und Monaten Steine in den Weg gelegt haben. "Wir dürfen unsere Emotionen auch zeigen", sagte Suter, der die Regionalfluggesellschaft mit einem Startkapital von 65'000 Franken gegründet hatte: "Es geht nicht um Schuldzuweisungen, aber es gibt keine Zukunft ohne historisches Bewusstsein. Ich hatte einmal eine Idee, einen Traum, daraus ist die Crossair entstanden. Ich war nie gegen die Swissair." "Ein noch längerer Streit um Verwaltungsräte
Suters Rede liess rasch erkennen, dass es der alte Verwaltungsrat nicht auf einen Showdown ankommen lassen will: Am Morgen vor der Generalversammlung habe der Verwaltungsrat – Moritz Suter, Elisabeth Simonius, Ralph Lewin, Thierry Lombard und Alfred Wiederkehr-- "aus eigenen Stücken" entschieden, in corpore zu demissionieren, gab Suter bekannt, was mit lauten Unmutsbezeugungen quittiert wurde ("Pfui Gut", "Skandal!", "Fehlentscheid!"). "In einer Aktiengesellschaft
Piffe und Buhrufe erntete Forstmoser auch mit seinem Hinweis, dass ja zwei der sieben bisherigen Crossair-Verwaltungsräte auch im Verwaltungsrat der neuen Crossair mitwirkten. Er rechne es dem "alten" Gremium hoch an, dass es sich zur Demission entschlossen habe, obwohl es seine Aufgbe gut gemacht habe. Damit werde ein Neubeginn ermöglicht. Forstmoser rang um Verständnis dafür, dass die privaten Investoren Moritz Suter nicht im neuen Verwaltungsrat sehen wollten: "In einer Aktiengesellschaft herrscht eben eine Kapitaldemokratie." Im neuen Verwaltungsrat werde es aber "weder Filz noch Teig geben". "Moritz Suter lässt niemanden gleichgültig.
Im Namen des Basler Regierungsrates dankte Finanzminister Ueli Vischer dem Verwaltungsrat dafür, dass er mit der Demission den Weg für eine Restrukturierung der Schweizer Zivilluftfahrt möglich gemacht habe. Vischer betonte, dass die regionalpolitischen Aspekte nicht ausser acht gelassen werden könnten: "Regionale Interessenvertretung und Lokalchauvinismus sind nicht das Gleiche." 6. Dezember 2001
Zwei Wetten zur neuen Schweizer Airline Der Ausgang der Crossair-Generalversammlung war für mich überhaupt keine Überraschung. Um so überraschender, wie viele noch an die grosse Wende geglaubt hatten. Allerdings: Bei allen Schuldbenennungen, die gestern in der St. Jakobshalle vorgetragen wurden, fehlte eine ganz wichtige Instanz: Jene Personen (auch im Bundeshaus), die den Steuerungsausschuss nominierten und dabei Rainer E. Gut zum Primus inter pares ernannten. Damit war auch das gestrige Ergebnis quasi vorgespurt - aber auch der Image- und Vertrauensschaden, den die neue Airline bei unzähligen früheren Fans von Swissair und Crossair nun erlitten hat - im Minimum bei den 60'000 Unterschreibenden. Eine weitere Hypothek für das ohnehin schwierige Take-Off der neuen Gesellschaft. Zum Schluss noch zwei Wetten. Erstens: Die heutige GL unter André Dosé wird in Bälde ausgewechselt, wodurch dann die Crossair-"Macht" endgültig eliminiert ist. Und zweitens: Die Sonderprüfung zum Swissair-Crash wird nicht zu Ende geführt, sondern mit einem Begräbnis erster Klasse unter den Teppich gekehrt. Der neue Verwaltungsrat mit dem Schattenkabinett "Steuerungssausschuss" und mit wohlwollender Sekundanz aus dem Bundeshaus werden es sicher richten. Was wollen wir wetten? Edi Borer, Basel Beschämender Lokalpatriotismus Der Verlauf der Generalversammlung der Crossair lässt nun zumindest die Hoffnung aufkommen, dass das "Schwarz-Weiss-Denken" endlich ein Ende hat. Trotz des unbestrittenermassen falschen Entscheides, Herrn Gut mit der Besetzung des Verwaltungsrates zu betrauen, ist es kaum nachvollziehbar, was sich vor allem in der Region Basel in den letzten Wochen "zusammengebraut" hat. Lokalpatriotismus, Intoleranz und eindimensionales Denken prägten die Stimmung der letzten Tage. Den Höhepunkt bildete der beschämende Auftritt von Nationalrat Johannes Randegger im "Zyschtigs-Club". So gab es in den letzten Wochen Momente, in denen ich mich geschämt habe, in Basel zu wohnen. Gerade in einer Zeit, da die Welt etwas näher zusammen rücken sollte. Wir sind scheinbar nicht einmal bereit, dies in der kleinen Schweiz vorzuleben. Heinrich Moser, Basel "Seilschaften existieren seit Jahrzehnten" Der inszenierte und erzwungene Abgang von Moritz Suter und seinem erfolgreichen Team erstaunt mich nicht, überraschend ist nur, dass solche Machenschaften nun öffentlich ausgefochten werden. In der Schweiz bestehen seit Jahrzehnten solche Seilschaften - und sie funktionieren bestens. Die empfehlenswerte Lektüre „Die unheimlichen Patrioten“ von Frischknecht, Haldimann und Niggli geben über dieses "Schweizer System" erschöpfend Auskunft. Nun hoffe ich, dass solche Fronten auch zukünftig bröckeln. Ruedi Basler, Liestal "Swissair: Verwaltungsrat und Geschäftsleitung waren unfähig" Das Schmierentheater im Gefolge des Swissair-Desasters ist, in einer der ältesten Demokratien der Welt, einmalig. Diejenigen Kräfte, welche einen genialen Unternehmer wie Moritz Suter kaltstellen konnten, waren unmittelbar am Niedergang der Swissair beteiligt. Jeder halbwegs normale und intelligente Oberschüler bekam das Grausen beim Studieren der Vorgaenge um die Hunter- Strategie der Swissair-Verantwortlichen. Von Fahrlässigkeit kann keine Rede sein, da stecken vermutlich Dinge dahinter die man - ohne strafbar zu werden - nicht aussprechen kann. Sollte unser allseits "geschätzter" und "strikte neutraler" Bundesrat Villiger in zwei Jahren bei Nestlé im Verwaltungsrat sitzen, würde das niemanden verwundern. - Ich fliege seit 30 Jahren Swissair und bin erstaunt ob der unangebrachten Überheblichkeit und dem Standesdünkel einiger weniger Swissair-Angestellter gegenüber der Crossair. Nicht die Crossair hat die Swissair gegroundet, sondern ein unfähiger Swissair-Verwaltungsrat und eine noch unfähigere Geschäftsleitung. Bis vor wenigen Jahren waren wir sehr stolz auf unsere nationale Fluggesellschaft und hatten nie Zweifel an deren Fortbestehen. Wir identifizierten uns total mit Swissair. Hoffentlich werden wir dies in Zukunft mit der neuen Fluglinie auch wieder tun können. - Moritz Suter hatte nach einer ganz einfachen Weisheit die Crossair zu einem fnanziell gesunden Weltunternehmen hochgetrimmt, indem er feststellte, dass man nur soviel Geld ausgeben kann wie man einnimmt. Die übrig bleibenden Swissair-Angestellten wären gut beraten, wenn sie in der neuen Fluggesellschaft mit den Crossair-Angestellten kooperierten und nicht aus falschem Stolz gegen sie arbeiteten. Kein normaler Schweizerbuerger, egal aus welcher Landesgegend, ist vom Swissair-Niedergang nicht emotionell beruert. Es war "unsere" Swissair! Niemand gönnt den arbeitslos gewordenen ehemaligen Swissair-Angestellten ihr hartes Los. Nur ein Akzeptieren der neuen Situation aller Beteiligten, erlaubt einem absolut fähigen Manager, wie André Dosé, einen erfolgreichen Neuanfang mit der neuen Schweizerischen Fluggesellschaft. Markus Zitzer, Riehen |
www.onlinereports.ch - Das unabhängige News-Portal der Nordwestschweiz
© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.
Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigene Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.
Auf dieser Website gibt es Links zu Websites Dritter. Sobald Sie diese anklicken, verlassen Sie unseren Einflussbereich. Für fremde Websites, zu welchen von dieser Website aus ein Link besteht, übernimmt OnlineReports keine inhaltliche oder rechtliche Verantwortung. Dasselbe gilt für Websites Dritter, die auf OnlineReports verlinken.