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"Ein ordentlicher Sprung": Liestaler Brandschadenobjekt "Kanonenkugel"
Bei der Bemerkung "Keine beso. Ereignisse" kommt Freude auf
Schwarze Zahlen: Die Basellandschaftliche Gebäudeversicherung blieb 2017 von Grossschäden verschont
Von Peter Knechtli
Ein kleiner Betriebsgewinn und eine Erhöhung der Reserven sind zwei markante Eckpunkte im Geschäftsjahr 2017 der Basellandschaftlichen Gebäudeversicherung (BGV), die erstmals der neue Direktor Sven Cattelan präsentierte. Möglich wurden sie, weil die staatliche kontrollierte Firma keine grossen Schadenereignisse zu beklagen hatte.
Vieles ist neu in der Basellandschaftlichen Gebäudeversicherung, seit Sven Cattelan von Bernhard Fröhlich den CEO-Posten übernommen hat: Eine Reorganisation mit den vier Geschäftsbereichen Dienstleistungen, Prävention, Feuerwehr und Versicherungen, ein angepasstes Logo, der Geschäftsbericht in neuem Auftritt – und eine Medienkonferenz, in welcher der Chef ausdrücklich bittet, ihn mit Fragen zu unterbrechen. Das ist erfrischend. Cattelan scheint es ein Anliegen zu sein, dass immer unmittelbar Klarheit herrscht.
Ein Jahr im Glück
Sein um fünf Mitarbeitende gewachsener 73-köpfiger Monopolbetrieb, der von einer Verwaltungskommission unter dem Präsidium von CVP-Finanzdirektor Anton Lauber strategisch geführt wird, ist dann erfolgreich, wenn die Medien keine spektakulären Meldungen über Brände, Hochwasser, Hagel oder Erdrutsche zu verbreiten haben. Das Jahr 2017 fiel in eine solche Periode. Von OnlineReports nach dem "grössten Schadenfall" gefragt, musste Cattelan kurz nachdenken: "Es ist nichts speziell aufgefallen."
Im Gegensatz zum Vorjahr, in dem die Sintflut von Muttenz ins Tuch ging und der BGV einen Betriebsverlust von 12,5 Millionen Franken bescherte, weist das vergangene Jahr einen Betriebserfolg von 2,8 Millionen Franken aus. Mit 25,2 Millionen Franken lag die Schadensumme fast um die Hälfte unter jener des Vorjahres (42,1 Millionen Franken). Die Prämieneinnahmen betrugen gesamthaft 42 Millionen Franken.
Steigende Reserven – teurere Bauten
Sehr erfreulich ist der Gewinn aus den Kapitalanlagen – insbesondere Immobilien – in Höhe von 41,2 Millionen Franken (Vorjahr 17,2 Millionen). Dank dieses Ergebnisses wuchsen die Reserven auf eine Höhe von 682 Millionen Franken an. Cattelan ("das ist ein ordentlicher Sprung") strebt aber "relativ hohe" Soll-Reserven von 840 Millionen Franken an, deutlich mehr als der Zielwert seines Vorgängers.
Die Notwendigkeit eines solch stattlichen Polsters siehr Cattelan darin, dass sein Unternehmen weder über eine Staatshaftung noch eine Staatsgarantie verfüge. Ausserdem würden die Gebäude heute nicht zuletzt energietechnisch "teurer gebaut". Sind die Zielreserven erreicht, können die Überschüsse den Kunden im folgenden Jahr zurückerstattet werden.
Zu den in der Öffentlichkeit am stärksten wahrgenommenen Ereignissen zählen der Brand der Liestaler Liegenschaft "Kanonenkugel" oder eine Feuersbrunst in einer Prattler Industriehalle.
Neue Gesetzesgrundlage
Zu den markantesten Abweichungen vom Courant normal gehörte die operative Vorbereitung auf das Brand- und Naturgefahren-Präventionsgesetz, das am 1. Januar dieses Jahres in Kraft trat und zur Verminderung von Schäden beitragen soll.
Kernpunkt: Neue Bauten und Anlagen müssen künftig strenger vor Erdbeben, Überschwemmungen, Murgängen und Felssturz geschützt werden. Bezüglich der Elementarschäden (bisher nur beratende Funktion) prüft sie, ob bei Bauvorhaben Schutzmassnahmen wie Stützmauern, Fangnetze, Aufschüttungen oder gar eine kleine Hausverschiebung nötig sind, und gibt gegenüber der Bewilligungsbehörde Vorschläge von Auflagen ab.
Bisher seien diese Vorschläge, die "wirtschaftlich und angemessen" sein müssen, vom Bauinspektorat "zu hundert Prozent übernommen" worden. Grundlage zur Beurteilung sind die Naturgefahrenkarten, die sich laut Cattelan als "sehr gut stimmend" herausgestellt haben.
Verändert haben sich die Verantwortlichkeiten im BGV-Brandschutz-Inspektorat: War es früher für Verfügung und Kontrolle von Auflagen zuständig – vergangenes Jahr beurteilte es 2'100 Baugesuche –, stellt es neu analog einer kantonalen Fachstelle Antrag.
Mammut-Aufgabe Regionalisierung
Im Bereich der Feuerwehr, für welche die Gebäudeversicherung als Schirmherrin fungiert, ist "die Regionalisierung das Thema", wie Cattelan ausführte: Sieben festangestellte Profis sollen als dezentrale Ersteingreiftruppe agieren und für die Ausbildung tätig sein. Das Problem sei, dass die 2'300 Feuerwehrangehörigen im Kanton zwar fleissig üben, aber es im Ernstfall zwangsläufig an Routine vermissen lassen.
Mit der Regionalisierung möchte der BGV-Chef auch teure ungenutzte Kapazitäten vermeiden, die mit der historisch gewachsenen kommunalen Feuerwehr-Organisation zu tun haben: "Auf 1'100 Einwohner kommt im Baselbiet ein einsatzbereits Löschfahrzeug."
Um sich selbst ein Bild der Materie zu verschaffen, lässt sich Cattelan auch an einem Sonntagmorgen früh an einen Brandort aufbieten. Grundkenntnisse sind für ihn unabdingbar, da er mit der Regionalisierung ein heisses Eisen anfasst und auch Widerstände aus Feuerwehrkreisen einräumt.
Lohn-Realität: 4:1
Dem erstmals in dieser Form vorliegenden separaten Finanzbericht ist wiederholt ein vorsichtiger Wille zur Lohntransparenz zu entnehmen, die der abgelehnten 1:10 Juso-Initiative alle Ehre macht: Danach steht bei der BGV das höchste Einkommen der Angestellten (nämlich jenes des CEO) im Verhältnis 4:1 zum tiefsten Einkommen (einer ausgebildeten jüngeren kaufmännischen Arbeitskraft).
Im Abschiedsjahr Bernhard Fröhlichs, der 22 Jahre an der BGV-Spitze stand, betrug das Verhältnis bei 6:1.
In der Verwaltungskommission liegt bei einer Gesamtvergütung von 161'000 Franken der höchste Einzelbezug bei 23'000 Franken.
3. Mai 2018
Weiterführende Links:
"Gelernt, Zusammenhänge zu erkennen"
Meine Standpauke an Ihre Adresse, Herr Speiser, fusst nicht nur auf Ihrem Klagelied wegen der gehassten Erhöhung der Grundstückversicherung der BGV, nein: Ich habe mir Ihre egoistischen, einäugigen und eben gemeinschaftsfeindlichen Äusserungen schon seit Jahren gut gemerkt. Ihr Tenor: Recht(s) ist, was mir nützt und was vom Staat kommt, ist in jedem Fall des Teufels. Nur ein Beispiel (von vielen) zu Ihrer Erinnerung: Ihre Ergüsse im Zusammenhang mit der No-Billag-Initiative.
Aber Sie leiden ja unter der ächzenden Last der bösen staatlichen Institutionen, welche Ihnen das Geld aus Ihrer Tasche ziehen und da hat man halt mit Verlustängsten zu kämpfen. Ich brauche mich auch nicht zu rechtfertigen, bin ich doch selber auch Hausbesitzer und den olle Marx habe ich noch nie gelesen. Interessant in diesem Zusammenhang: An Oekonomen-Kaderschmieden, wie der HSG (Hochschule St.Gallen) gehört dieses Standardwerk zur Pflichtlektüre. Auch kann ich längst nicht alles gutheissen, was in unseren Bundes- und Staatsbetrieben angerichtet wird, da habe ich einschlägige eigene Erfahrungen!
Hingegen habe ich in meinem Leben gelernt, Zusammenhänge zu erkennen und Verursacher von Missständen auch kritisch zu hinterfragen und zu benennen.
Ueli Pfister, Gelterkinden
"Unfundierter Rundumschlag"
Mit einem ein derart gehässigen, völlig unfundierten, unsachlichen und ehrverletzenden Rundumschlag disqualifiziert sich Herr Pfister nur selbst. Ich bin seit 1975 hochzahlender "Kunde" beim Kanton, der Gemeinde, der Kirche und eben auch der BGV!
Hätte Herr Pfister seine "Marxsche Ideologiebrille" abgelegt, hätte er eventuell gelesen, dass meine Kritik allein der "Grundstückversicherung" gegolten hat. Seinen Hass auf die Hausbesitzer kann er diesmal weglassen. Auf einen Schlag (ab 1.1.2018) treibt die BGV nun mindestens 1,7 Millionen zusätzliche Prämien ein (vorher waren es rund 1,5 Millionen, neu plus 1,7 Millionen. Die Begründung der überrissenen Erhöhung war, man habe 2016 beim Boden hohe Schäden (von 1,4 Millionen, man lese den Bericht 2016, 2017 ist ja noch nicht online) gehabt. Eine angebliche "Versicherung" treibt den einmalig erfahrenen Schaden gleich in nur einem Jahr wieder von den Besitzern ein. Ist da die Bezeichnung Versicherung noch gerechtfertigt?
Soll nun mit dem neuen Management auch die GBV wie ein Hedgefonds betrieben werden (siehe andere Staatsbetriebe, SBB, Post etc.). Und dies in Baselland, welches eh schon die schweizerischen Vermögenssteuerhölle ist (nur GE ist höher, Nachbarn AG und SO sind um Faktor 2 bis 3 Mal günstiger).
Jakob Speiser, Gelterkinden
"Mittelalterliches Raubrittertum"
Der eifrig-giftige Schreiber Jakob Speiser entlarvt sich als einäugiger, egoistisch gefederter Anhänger der "Gruus-und-Hundeigentümer-Fraktion", der obendrein noch schlecht informiert ist. Damit sitzt er im gleichen Boot mit Markus Meier, dem Noch-Vizechef der Wirtschaftskammer am Altmärt. Letzterer wird bald nationaler Steuermann dieser Hüslipest-Allianz sein, die mitverantwortlich ist für die brutale Landschaftszerstörung in unserer Schweiz – keine schönen Zukunftsaussichten!
Sein verzweifelter Hilferuf nach der "Liga der Steuerzahler" zeigt ganz simpel, wohin seine Ambitionen zielen: Abschaffung des Gemeinwesens und Aufhebung sämtlicher solidarischer Finanzierungen von Allgemeininteressen.
Nimmt mich wunder, ob dieser Anhänger des mittelalterlichen Raubrittertums noch ins gleiche Horn blasen würde, wenn mal seine Residenz in Schutt und Asche liegen oder sein Grundstück durch Hochwasser weggetragen sein sollte. Dann wäre er vielleicht noch froh um die rasche und unkomplizierte Unterstützung durch die solidarisch finanzierte Gebäudeversicherung Baselland.
Ueli Pfister, Gelterkinden
Redaktioneller Hinweis
Dass der Hauseigentümerverband zur Prämienerhöhung schwieg, wie es Leserbriefschreiber Jakob Speiser unten behauptet, trifft nicht zu. Hier der Beleg.
Redaktion OnlineReports.ch, Basel
"Grabestiefes Schweigen"
Das klingt ja allzu schön für die Mehrheit der Leute (Stimmvieh), die nicht diesem kantonalen Zwangsmonopol unterliegen! Für letztere aber ist es eine zynische Watsche ins Gesicht! Gerade wurde per Rundschreiben an die "Kunden" gejammert, die Schäden seien so extrem hoch gewesen, weshalb man die Prämien für 2018 beim Boden um satte 63 Prozent erhöhen musste! Und absolut gar niemand hatte sich öffentlich dazu geäussert.
Nebst der Tatsache, dass sich der Kanton als Monopolist jeweils an den Überschüssen labt, muss man ernsthaft den Namen "Versicherung" infrage stellen, denn das ist sie somit nicht mehr, wenn ein kleines Malheur sofort bei den Kunden in Cash eingefordert wird. Diese Organisation, wie viele andere auch, hat sich somit als reine (Zwangs-)Finanzgesellschaft vom edlen Gedanken der Gründer abgemeldet. Zweitens: Wo bleiben da die Grund- und Hausbesitzer (zum Beispiel auch der HEV), aber speziell, wo bleibt da die Liga der Steuerzahler?? Grabestiefes Schweigen.
Jakob Speiser, Gelterkinden
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