![]() Die Schein-Stories auf InstagramIn den Ferien habe ich viel gesehen und erlebt, doch wer mir auf Instagram folgt, dem brauche ich eigentlich gar nichts mehr zu erzählen. "Hätte ich nicht alles schon gepostet, gäb es viel zu berichten", heisst es auch in einem neuen Song von Alligatoah.
In den Stories werden also auschliesslich die schönsten Momente der Ferien gezeigt. Beim Campieren in Südfrankreich postete ich Lavendelfelder, keine Bilder vom täglichen Luftmatratzen-Pumpen. Auch den Anblick all der Camper, die mit Toilettenpapier-Rollen in der Hand in Richtung WC marschierten, ersparte ich meinen Followern. Zurück in der Stadt im Ausgang teilte ich kurze Videos von farbigen Lichtergirlanden und wummernden Bässen an der Uferstrasse. Dass mich ein Hund später vom Wagenplatz vertrieb, als ich notgedrungen an einen Zaun pisste, sollte besser niemand erfahren. Und schon gar nicht über "Instagram". Sogar zurück im Schulalltag präsentieren wir auf Social Media die idyllischsten Momente unserer Tage: morgens Kaffee, nachmittags Rheinschwimmen. Aus dem Unterricht zu posten ist langweilig. Glück für den Lehrer, der nicht begreift, dass es nicht stylish, sondern nur peinlich ist, wenn er sein Hemd unten so offen trägt, dass sich seiner Klasse die Bauchhaare offenbaren. Auf Social Media inszenieren wir eine Scheinwelt, das wissen wir schon lange. Und klar – Ferien bestehen nicht nur aus vergnüglichen Momenten, der Alltag schon gar nicht. Umso mehr aber bin ich erstaunt, dass die Funktion auf "Instagram", die sich Geschichten nennt, zur Folge hat, dass wir uns weniger erzählen. Vielleicht sollten wir, statt auf Kommentare zu unseren Instagram-Stories zu warten, direkt jemanden anschreiben und die wirklichen Geschichten erzählen. Die sind spannender als sonnengebräunte Beine am Sandstrand. 27. August 2018
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