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© Foto by Historisches Museum Basel, Philipp Emmel
"Das Objekt im Mittelpunkt": Die Kunstkammer als Museumsthema

Historisches Museum Basel: Alte Bestände neu eingerichtet

Die neue Dauerausstellung ist ein Beispiel für eine rundum geglückte Gestaltung


Von Aurel Schmidt


Die neue Präsentation der Sammlungsbestände des Historischen Museums Basel umfasst in drei Abeilungen mittelalterliche Bildteppiche, archäologische Funde aus der Region Basel sowie die Schau "Eine Welt im Kleinen", die sich unter anderem auf die Bestände der Vorläufer des Museums, das Amerbach-Kabinett und das Museum Faesch, stützen.


Dass das Historische Musem Basel seine neue Dauerausstellung, in der es seine Sammlungsbestände präsentiert, "Wege der Welterkenntnis" nennt, umschreibt den Auftrag, den es zu erfüllen hat: Es richtet mit den Objekten, Artefakten und Erinnerungsstücken, die es ausstellt, den Blick auf die materielle Kultur der Vergangenheit und hilft, die vergangenen Zeiten, Taten, Fertigkeiten und Mentalitäten zu verstehen.

Unterstellt wird dabei, dass Welterkenntnis sich aus dem Verständnis der Vergangenheit ableitet. In einer Gegenwart, in der Biologie und Elektronik dominieren und alles in ein und demselben Augenblick geschieht, die geisteswissenschaftlichen und kulturellen Diszplinen also eher vernachlässigt werden, ist das kein geringer Anspruch.

Hier setzt das Historische Museum ein. Was schon war, ist die Bedingung dessen, was erst kommt. Ohne Vergangenheit ist Selbstverständnis und ist der Weg in die Zukunft nur schwer vorstellbar.

Mit der Eröffnung der neu eingerichteten Dauerausstellung im Untergeschoss ist die vierte Umgestaltung des Museums in seiner Geschichte abgeschlossen und können seine Schätze jetzt in einer Weise gezeigt werden, die der Bedeutung des Museums als grösstem am Oberrhein angemessen ist.

Das Museum im Mittelpunkt

Im Mittelpunkt steht das Museum selber. Der Rückgriff auf die Bestände des Amerbach-Kabinetts und des Museums Faesch bilden die pièces de résistance. Darüber hinaus ist der Geist der Kunstkammern aus der Renaissance selbst zum Thema geworden und im Museum in einer sich anverwandelnden Nachbildung rekonstruiert worden.

Mit der beginnenden Neuzeit erwachte das Interesse an der äusseren Welt. Fürsten sammelten Objekte, in denen sich die Welt in ihrer Vielfalt spiegelte, die aber auch den erstaunten Blick auf das Neuartige ausdrückten, das die Welt bereit hielt. Natürliche Objekte, antike und neuere Kunstgegenstände, Reliquien, Münzen, wissenschaftliche Geräte, Musikinstrumente, alles rare und deshalb kostbare Einzelstücke, von nah und aus fernen Gegenden zusammengetragen und in einer unbekümmerten Mischung zusammengestellt und präsentiert, waren in den Wunderkammern und Kuriositätenkabinetten zu finden. Bücher und Bibliotheken gehörten ebenfalls zu den Schätzen.

Für Burkhard von Roda, den Direktor des Historischen Museums, stellen die Wunderkammern einen frühneuzeitlichen Vorläufer der heutigen Wissensgesellschaft dar.

Was Fürsten durch die Geburt beanspruchten, musste das sich seiner selbst bewusst werdende Bürgertum durch Bildung und Wissen wettmachen. Auch es legte sich bedeutende oder weniger bedeutende Sammlungen zu. In einem Reisebericht aus dem Jahr 1780 werden in Basel 50 solcher Kunstkammern als Sehenswürdigkeiten zum Besuch empfohlen. Das ist eine erstaunliche Zahl, die zeigt, auf welches Fundament die heutige Museumsstadt Basel sich besinnen kann.

Die Amerbach und Faesch: Die ersten Basler Sammler
 
Die ersten Basler Sammler, die bekannt sind, waren Bonifacius Amerbach (1495-1562) und sein Sohn Basilius (1533-1591), die das auf den Nachlass von Erasmus von Rotterdam zurückgehende Amerbach-Kabinett aufbauten. 1662 ging es an die Stadt Basel über und wurde in den Besitz der Universität aufgenommen.

Bedeutender war die als "Museum" bezeichnete Sammlung von Remigius Faesch (1595-1667), die Remigius Sebastian Faesch und André Salvisberg 2005 detailliert dokumentiert haben. Die beiden Autoren haben zugleich den Weg durch die Zeit verfolgt, den die einzelnen Objekte genommen haben, die 1823 ebenfalls im Universitätsbesitz Eingang fanden und 1849 in das Museum an der Augustinergasse gelangten. Als dessen Bestände an Umfang immer mehr zunahmen, wurden sie an das Historische Museum, an die Unversitätsbibliothek und etwas später an das Kunstmuseum verteilt.

Was diejenigen Gegenstände betrifft, die ins Historische Museum kamen, werden sie jetzt nicht in ihrer ursprünglichen Einheit, aber im alten Geist der Wunder- und Kunstkammer neu präsentiert. Die Besucher, die sich in das Untergeschoss des Museums begeben, bekommen den Eindruck, in eine solche Kunstkammer der Vergangenheit zurückversetzt zu sein.

Museologischer Glücksfall

Was die Museumsverantwortlichen und die Gestalterin Ursula Gillmann bei der Gestaltung der Dauerausstellung realisiert haben, ist ein museologischer Glücksfall, wenn man daran denkt, wie Museen heute umgebaut und zu Kinderspielplätzen pädagogisiert werden. Im Historischen Museum steht das Objekt im Fokus (im Ganzen sind es 2'500, darunter viele Münzen), es ist es, das die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Auffallend ist die Dichte der zur Schau gestellten Gegenstände (siehe Bild oben), die den denkbar radikalsten Gegensätz etwa zur neuen Konzeption des Museums der Kulturen bildet.

Aber die Objekte ergeben auch, weil sie im Kontext mit allen anderen stehen, ein übergeordnetes Ganzes, und das ist in diesem Fall das Museum im Museum beziehungsweise das Museum als solches, das immer noch eine geheimnisvolle Institution ist, ein Sammelort natürlich, aber insgeheim so etwas wie ein umfassendes Gehirn, das die Wunderwelt aufnimmt, reflektiert, deutet und darstellt.

Sammeln ist eine merkwürdige Leidenschaft

Wenige knapp gehaltene und doch informative Beschreibungen begleiten die Besucher durch die Räume. Die Medienstationen erlauben, einzelne Objekte herauszugreifen und mehr über sie zu erfahren.

Die Bildteppiche des 15. Jahrhunderts gehören als weiterer Bereich der Neukonzeption auch zur Dauerausstellung, ebenso die gothischen Stuben und die Burgunderbeute. Das Gleiche trifft für die keltischen und römischen Bodenfunde zu, die den dritten Teil des neu eingerichteten Untergeschosses bilden und nach zehn Jahren ebenfalls in neuer Präsentation wieder zugänglich sind.
 
An der Eröffnung am kommenden Freitag wird auch ein Bildband vorgestellt, der das Sammelwesen in Basel mit ihren hervorragendsten Vertretern behandelt und wunderbar dezent gestaltet ist.

Und jetzt? Wir haben einen wohlweislichen Grund bekommen, uns wieder etwas mehr mit der Vergangenheit zu befassen. Umsonst wäre es nicht. Und zudem stellen wir uns die Frage, was das Sammeln für eine immer noch unergründete, merkwürdige Leidenschaft ist.

Historisches Museum Basel: Wege der Welterkenntnis. Neue Dauerausstellung. Eröffnung Sonntag, 13. November, um 11 Uhr.
Die grosse Kunstkammer. Bürgerliche Sammler und Sammlungen in Basel. Christoph Merian Verlag. 68 Franken. Buchpräsentation Freitag, 11. November, 18 Uhr, im Historischen Museum.
Remigius Sebastian Faesch, André Salvisberg: Das Museum Faesch. Eine Basler Kunst- und Raritätensammlung aus dem 17. Jahrhundert. Christoph Merian Verlag. 29 Franken.

9. November 2011

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