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"Überzeugter Freelancer": Filmer und Journalist Frank Matter

Ein 13-jähriger Traum in New York

Mit seinen in den USA produzierten Filmen sicherte sich der Basler Frank Matter starke Beachtung und zahlreiche Preise


Von Peter Knechtli


Vor 13 Jahren zog der Basler Filmer und Journalist Frank Matter nach New York. Jetzt kehrt er vom Hudson River ans Rheinknie zurück. In der Zwischenzeit produzierte er in der Millionenstadt mehrere Filme und holte insbesondere mit "The Definition of Insanity" zahlreiche Preise ab. Zurück in der Schweiz beginnt für ihn alles wieder von vorn.


Jetzt streift er wieder durch die Strassen Basels und nimmt die Veränderungen in seiner Abwesenheit wahr. Deutlich mehr als ein Jahrzehnt verbrachte Frank Matter (41) in New York, diesem grenzenlos pulsierenden Schmelztiegel. Und nun dieser "Kultur- und Energieschock", wie er sein derzeitiges Befinden umschreibt. "Ich fühlte mich wie in einer Blase, in der dauernd alles los ist, und die dann plötzlich platzt." Wenn er nun abends, "süchtig nach Energie geworden" und in seiner zweiten US-Heimat noch kaum richtig abgemeldet, durch Basel geht, kommt ihm "die Ruhe gespenstisch und die Stadt ein bisschen tot" vor.

Selbst die Branchenbibel zollte Respekt

Das Gefühl von Leere ist nachvollziehbar. Denn Matter war es, in einem Haus mitten im vorwiegend von Schwarzen bewohnten Virtel des Stadtteils Brooklyn wohnend, gelungen, in der Acht-Millionen-Einwohner-Stadt sozial und professionell Fuss zu fassen - in seinem Wunsch-Metier Film. Mit "Morocco" (1997), "The Beauty of My Island" (1999), einem sensiblem Porträt über den in New York arbeitenden Schweizer Künstler Klaus Lutz, in dem kein Wort gesprochen wird, und "The Definition of Insanity" (2004) schuf Matter drei bemerkenswerte Low-Budget-Filme, die sowohl in amerikanischen Fachkreisen wie im Publikum auf beträchtliches Interesse stiessen. Besonders die jüngste Produktion, die auch an den Solothurner Filmtagen zu sehen war, holte schmeichelhafte Prädikate selbst aus der von Produzenten umworbenen Fachpresse.

"Brillant" und "unverfroren unabhängig", lobte "Variety", die Branchenbibel der amerikanischen Unterhaltungsindustrie, den 5'000-Dollar-Streifen. Das Stück, das die im verblüffenden Graubereich zwischen Dokumentation und Fiktion gehaltene Verzweiflung des real existierenden Schauspielers und Koproduzenten Robert Margolis (Bild) auf der Suche nach einer Star-Rolle zeigt und durch authentische Nähe Glaubwürdigkeit ausstrahlt, holte nicht weniger als ein Dutzend Auszeichnungen ab - so jüngst den Jury- und den Publikumspreis für den besten Film ohne Verleiher am Filmfestival von Virgina.

Aus Träumerei wurde erfüllter Traum

Eigentlich wollte Matter Theaterregisseur werden. Schon als 13-Jähriger schrieb er einen Theater-Krimi für ein Schülerfest in seinem damaligen Wohnort Sissach. Als Gymnasiast liess er keine Schauspielproduktion am Basler Theater aus. Doch sein beruflicher Werdegang führte ihn erst in die Presse. Als Freier Journalist schrieb er für die "Basellandschaftliche Zeitung", später arbeitete er für die "Tessiner Zeitung" und war anschliessend Mitbegründer des Basler Stadt-Magazins "Dementi" (später "Stadtzeitung". Für den Journalismus entschloss er sich, weil diese Arbeit einen realen "Gebrauchswert" habe, während er Theater und Film, seiner eigentlichen Leidenschaft, nur "hoffnungslose Träumerei" mit marginalen Erfolgschancen zubilligte. Doch noch während er zusammen mit Martin Herter am - nicht realisierten - Projekt einer "Neuen Zeitung" für Basel arbeitete, fand er den Weg zum Basler Filmer Peter Aschwanden, mit dem er 1992 "Unzucht", einen Dokumentarfilm über Pädophile in der Schweiz, als Koautor und Regieassistent drehte.

Zum ersten Kontakt mit der Big-Apple-Stadt kam es 1993, als Frank Matter seinen Bruder während dessen Bank-Praktikum in Manhattan besuchte. "Mich packte diese Stadt auf Anhieb", erinnert er sich. Kaum in der Schweiz zurück, packte er die Koffer, fest entschlossen, in der Ostkünsten-Grossstadt fortan Filme zu drehen. Mit dem Besuch einer dreimonatigen Weiterbildung an der Filmschule der New Yorker Universität begann das, was er früher als "Träumerei" einschätzte, allmählich sein erfüllter Traum zu werden.

Nach Basel zurück kam Matter denn auch nicht aus freien Stücken. Grund war vielmehr, dass die Arbeitsbewilligung seiner Frau Britta Graf, einer Historikerin und Mitarbeiterin am "Lower East Side Tenement Museum", auslief und er ihrer Rückkehr in die Schweiz folgte. "Ich wäre gern noch ein bisschen länger in New York geblieben", sagt Frank Matter, der auch in den USA weiterhin intensiv die Haupteinnahmequelle Journalismus betrieb. Schweizerische und deutsche Zeitungen belieferte er vor allem mit Reportagen, Hintergründen und Interviews.

"Vielleicht gibt es keine Kinos mehr"

"Jetzt fängt alles neu an", beschreibt Matter ähnlich illusionslos wie sein Freund und Dreh-Partner Margolis im Film seinen neuen Lebensabschnitt: Alte Kontakte aktivieren, neue knüpfen, den Markt und die Finanzierung abklären, Ausschau halten nach Produzenten und begabten Schauspielern. "Ich arbeite bereits an drei bis vier Projekten", sagt der Rückkehrer. Viel möchte er über seine Pläne noch nicht verraten. Es geht im einen Fall um die Zukunft der Schweiz, im andern um Spuk und Übersinnliches. Fest steht für ihn aber - und dies sagt er frank und frei -, dass "ich mir auch mit vierzig meine Freiheit noch ein bisschen bewahren will". Wo steht er denn in zehn Jahren? "Keine Ahnung. Es ist gut möglich, dass es dann keine Kinos mehr gibt."

Vielleicht gibt es dann den Journalismus noch, den Frank Matter immer noch als Neben-Standbein pflegt. Eben erst kehrte er aus Brasilien zurück, wo er eine Story über Schweizer Auswanderer recherchierte. Eine sichere Stelle in einem grösseren Unternehmen strebt er nicht an: "Trotz aller Nachteile bin ich ein überzeugter Freelancer." Man dürfte von ihm noch hören.

24. Januar 2006


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